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Veröffentlicht am 23.07.2018

Lappland und die Samen

Helle Tage, helle Nächte
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sind das Ziel von Friederikes unvorhergesehener Reise. Selbst frisch geschieden und mit etlichen noch offenen seelischen Wunden versehen, reist sie nun bereits seit einem halben Jahr durch die Weltgeschichte ...

sind das Ziel von Friederikes unvorhergesehener Reise. Selbst frisch geschieden und mit etlichen noch offenen seelischen Wunden versehen, reist sie nun bereits seit einem halben Jahr durch die Weltgeschichte und versucht, sich darüber klarzuwerden, was sie nun, nachdem ihr Lebenstraum geplatzt ist, mit sich anfangen will. Bisher war der Süden Europas ihr Ziel, den sie mit ihrem neu angeschafften VW-Bus befährt. Sie fühlt sich frei, aber alles andere als glücklich.

Bis der Anruf ihrer Tante Anna sie auf eine andere Fährte bringt - sie soll nach Schweden, genauer gesagt, ganz hoch in den Norden, nach Lappland, reisen. Anna hat Friederike nach dem frühen Tod ihrer Eltern aufgezogen, doch ist das Verhältnis der beiden Frauen nicht so nah, wie man meinen sollte. Nun ist bei Anna Lungenkrebs entdeckt worden und sie bittet Friederike um einen Gefallen: sie soll in Lappland einen Brief abliefern, der an einen gewissen Petter, einen Samen, der Rentiere züchtet, gerichtet ist.

Nach und nach wird klar, dass es um Liebe geht - um langjährige Liebe, um unerfüllte Liebe, um Erfüllte, darum, auf ewig nur eine bzw. gleichzeitig zwei Personen zu lieben. Ein ewig junges Thema also, das hier in den unterschiedlichsten Facetten beleuchtet wird.

Aber: Bald schon wird die Geschichte absehbar und kann - obwohl sich nicht alles Angenommene 100%tig bewahrheitet - diese Schiene auch nicht mehr verlassen. Was die Entwicklung der Ereignisse anbelangt, ist dieser Roman also sehr wenig originell: Alles ist schon mal dagewesen, in irgendeiner Form jedenfalls!

Dennoch habe ich das Buch wirklich sehr genossen, da sowohl die Figuren sehr eindringlich gezeichnet als auch die Lokalitäten - vor allem die Natur im hohen Norden - sehr atmosphärisch gezeichnet wird. Die Autorin kann also schreiben und wenn das Geschehen nicht so vorhersehbar gewesen wäre, könnte dieser Roman ein echtes Highlight sein.

So jedoch ist es solides Mittelmaß: ein Schmöker, den man beispielsweise im Urlaub - vor allem wenn es in den hohen Norden geht - mit Genuss verschlingen kann, dessen Geschichte sich aber wohl, im Gegensatz zu den Protagonisten und den Orten - nicht sehr tief im Gedächtnis des Lesers verwurzeln wird.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Paris - die Stadt der Liebe und der Morde

Die Toten von Paris
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steht hier im Mittelpunkt und zwar in einer düsteren Zeit, nämlich im Jahr 1944, unmittelbar nach dem Ende der Vichy-Ära - die Deutschen und ihre Freunde sind zwar geschlagen, doch immer noch herrscht ...

steht hier im Mittelpunkt und zwar in einer düsteren Zeit, nämlich im Jahr 1944, unmittelbar nach dem Ende der Vichy-Ära - die Deutschen und ihre Freunde sind zwar geschlagen, doch immer noch herrscht Krieg und eine ziemliches Durcheinander in der Stadt. Und so richtig klar ist das mit den Gewinnern und den Verlierern sowieso noch nicht.

In dieser Zeit begegnen wir Pauline, einer Tochter der Stadt, die für die Résistance aktiv war und ist und in dieser Position aktuell dazu gezwungen ist, mit einem Nazi anzubandeln - und mehr. Der ist kurz darauf tot, ein Fall, der dem jungen Kommissar Ricolet, einem Südfranzosen, der neu in der Stadt und dazu noch Protestant ist, übertragen wird.

Schnell wird klar, dass möglicherweise eine Menge Geld im Spiel ist und zwar in Form von Kunst, also von Gemälden. Ricolet und Pauline hängen sich beide hinein in die Ermittlungen - und kommen sich näher.

Was aus meiner Sicht vollkommen überflüssig ist, denn ab hier verkommt der Fall und damit das bislang ganz spannende und vor allem atmosphärische Geschehen zum Schundroman. Pauline wird mehr und mehr zu einer Art kriegsgestählter Mata Hari und Ricolet geht das Ermitteln stellenweise so leicht von der Hand, dass eigentlich Zauberkräfte im Spiel sein müssten. Ich fühlte mich sehr stark an Hanni Münzer erinnert, die ich aus genau dem Grund seit längerem meide.

Aus meiner Sicht ein vielversprechender historischer Krimi, der leider nicht hält, was er verspricht, der aber dennoch vor allem für Frankophile und Parisreisende (wie mich) den ein oder anderen stimmungsvollen Moment birgt. Aber bitte nicht zu viel erwarten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 13.06.2018

Ein Deutscher im australischen Busch

Die Schlingen der Schuld
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Und dazu noch tot! Dieter Schäfer, der seine besten Jahre bereits überschritten hat und als ehemaliger Polizist inzwischen in Australien seinen Ruhestand genießt, ist auf brutalste Weise ermordet worden. ...

Und dazu noch tot! Dieter Schäfer, der seine besten Jahre bereits überschritten hat und als ehemaliger Polizist inzwischen in Australien seinen Ruhestand genießt, ist auf brutalste Weise ermordet worden. Aber warum? Der Hamburger und bekennender HSV-Fan, der in der - zugegebenermaßen nicht gerade überbevölkerten - weiteren Umgebung bekannt war wie ein bunter Hund, war eigentlich recht beliebt und selbst denen, bei denen er nicht ganz so hoch im Kurs stand, kann Ermittler Clement beim besten Willen kein deutliches Mordmotiv sehen. Oder erkennt er da einige ganz wesentliche Zusammenhänge nicht?

Denn der Cop - seinerseits ganz klar im besten Mannesalter und nicht gerade unattraktiv - ist nicht immer ganz bei der Sache. Grund dafür ist die Trennung von seiner Frau Marilyn, an der er noch immer hängt - und vor allem das dadurch nicht mehr ganz unkomplizierte Verhältnis zu seiner Tochter Phoebe, an der er sehr hängt. Dass er ihre Entwicklung nun nicht mehr auf Schritt und Tritt begleiten kann - damit kommt er nur sehr schwer zurecht.

Zudem hat sein Vorgesetzter auch noch ein Auge auf ihn - die Sache ist also nicht ganz einfach. Es gibt eine Menge Zeugen und damit mögliche Tatverdächtige, so dass der Leser munter mit spekulieren kann.

Aber: so eindringlich, wie die Beschreibungen der australischen Landschaft und ihrer Bewohner sind, so behäbig gestaltet sich die Entwicklung des Kriminalfalls. Zumindest meiner Ansicht nach. Ich musste mich von Zeit zu Zeit sogar zum Weiterlesen zwingen, denn so richtig neugierig war ich trotz des durchaus sympathischen und attraktiven Protagonisten nicht immer.

Teile der Auflösung waren aus meiner Sicht dann auch durchaus vorhersehbar und diejenigen, die wirklich überraschend kamen, waren alles andere als spektakulär. Weit davon entfernt jedenfalls, mich für meine Geduld zu belohnen.

Aus meiner Sicht ein mittelmäßiger Krimi, der Australienfans aber sicher Spaß bringen wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Charaktere
  • Geschichte
Veröffentlicht am 26.05.2018

Auf zu neuen Ufern

Die Inselgärtnerin
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egibt sich Sonja, nachdem sie sich - noch nicht ganz in der Mitte des Lebens angelangt - vor einem Scherbenhaufen wiederfindet: Alles, was für sie von Bedeutung war, ist zerbrochen. An der Seite ihres ...

egibt sich Sonja, nachdem sie sich - noch nicht ganz in der Mitte des Lebens angelangt - vor einem Scherbenhaufen wiederfindet: Alles, was für sie von Bedeutung war, ist zerbrochen. An der Seite ihres Ehemannes steht nun eine andere, jüngere Frau und trotz langen Jahren ihrer Tätigkeit dort und der Loyalität zu der Firma verliert sie ihre Arbeitsstelle.

Da passt es ganz gut, dass sie von Sandy, der kürzlich verstorbenen älteren Schwester ihrer Mutter, die sie kaum kannte, ein Haus in Florida geerbt hat - dort begibt sie sich in der bisher dunkelsten Stunde ihres Lebens hin. Was zunächst nur als Ausbruch aus dem Alltag in Norddeutschland gedacht war, wird bald zu einer längerfristigen Lösung, zumindest was Sonja, nun Sunny, angeht. Denn neben wunderbaren neuen Freunden entdeckt die Gartenarchitektin eine Möglichkeit, ihren beruflichen Traum, die Gestaltung umweltfreundlicher und naturnaher Gärten, zu realisieren.

Auch ihr Privatleben erhält durch völlig neue Aktivitäten, bspw. als Background-Sängerin in einer Motown Band, neue Impulse - und das nicht zu knapp. Zudem ist sie völlig gefangen von ihrer neuen Umgebung in Florida - und zieht den Leser gleich mit.


Denn die Beschreibung der Landschaft und der Lebensbedingungen, des Alltags und des gesellschaftlichen Miteinanders in Florida, ist eindeutig eine der Stärken des Romans - zumindest aus meiner Sicht. Auch wenn natürlich nicht mehr als ein kleiner Auszug geboten wird, hat mich Autorin Sylvia Lott so sehr mitgerissen, dass ich mich schon beim Planen meines nächsten Urlaubs - selbstverständlich in Florida - wiederfinde. Pflanzen, ewig lange Sandstrände und nicht zuletzt die Schilderung der regionalen Fauna - ich sage hier nur "Delphine" - und das alles immer mit einem warmherzigen Blick auf das Thema Umweltschutz haben mich nicht kalt gelassen.

Leider gab es jedoch in der Geschichte selbst immer wieder Entwicklungen, die für mich in der dargestellten Form nicht nachvollziehbar waren - Sunnys Weg ins neue Leben erschien stellenweise zu vereinfacht, sie selbst zu naiv - das alles passte nicht so ganz. Einerseits hat sie sich - aus Norddeutschland kommend - ohne das kleinste Problem in Bezug auf sprachliche oder soziale Neuorientierung in einer völlig fremden Umgebung - quasi nahtlos in das neue Umfeld eingefügt. Andererseits läuft sie mit großer Naivität - die überhaupt nicht zu den anderen Entwicklungen passen will - immer wieder in ganz offensichtliche Fallen.

Also ein sehr facettenreiches und vielschichtiges Leseerlebnis, das ich alles in allem genossen habe. Vor allem, weil es mir Florida geschenkt hat. Eine Region, die für mich bisher unter ferner liefen rangierte, nun aber definitiv in den Fokus meines Interesses gerückt ist. Noch mehr jedoch wegen der Bedeutung von Umwelt und Natur, die wie ein roter Faden die Handlung durchdringt: eine Fürsprache zur Achtsamkeit, von der sich andere Autoren eine ganz dicke Scheibe abschneiden können. Trotz meiner Kritik an anderer Stelle werde ich das Buch dadurch lange in Erinnerung halten, verbunden mit dem Wunsch, dass es ins Englische übersetzt und einem gewissen Herrn in Washington D.C. (ja, richtig: orangefarbene Haut und gelbe Haare) als Pflichtlektüre vorgelegt wird.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Eine Art Nachruf

Eine Liebe, in Gedanken
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Aber ein ganz besonderer ist es, den hier eine Tochter auf ihre gerade erst verstorbene Mutter Antonia, genannt Toni, hält: sie spürt einer längst vergangenen Beziehung Tonis nach, die sich lange vor ihrer ...

Aber ein ganz besonderer ist es, den hier eine Tochter auf ihre gerade erst verstorbene Mutter Antonia, genannt Toni, hält: sie spürt einer längst vergangenen Beziehung Tonis nach, die sich lange vor ihrer eigenen Geburt zutrug.

Edgar und Toni, Toni und Edgar: das lief mehrere Jahre, aber dann... Die - namenlose - Tochter macht sich ihre eigenen Gedanken, ihr Abschied von der plötzlich verstorbenen Mutter, der in der Gegenwart spielt, bildet sozusagen den Rahmen um längst Vergangenes. In einer Art Tagebuch, das sie mosaikartig aus im Nachlass Gefundenem und eigenen Gedanken zusammengesetzt hat, setzt sie ihrer Mutter, bzw. dieser einen Beziehung ihrer Mutter ein Denkmal, versucht sie, die in gewisser Weise Rastlose zu verstehen. Daraus geht hervor, dass Toni bereits in den 1960ern auf eine bestimmte Art und Weise ihrer Zeit voraus war. Kein Heimchen am Herd war sie, nein, eine berufstätige Frau, die Edgar ein schönes Leben zeigte. So sieht Edgar selbst es nach fünfzig Jahren. Und ging aus beruflichen Gründen nach Hong Kong - auch er gewissermaßen ein Rastloser. Warum es dann kein Miteinander, keine gemeinsame Lebensplanung gab, das bleibt in weiten Teilen im Dunkeln.

Eigentlich ein geschickter Schachzug, den ich sehr zu würdigen gewusst hätte, wenn die weiteren Bestandteile gestimmt bzw. gepasst hätten. Einige Elemente, zum Beispiel die Wahrnehmungen der Tochter beim Räumen der mütterlichen Wohnung, sind sehr eindringlich dargestellt, aber sehr vieles bleibt zu statisch, es gibt zu wenig Handlung gerade auch in Bezug auf Emotionen - und das, obwohl der Stil keineswegs Kühle transportiert. Da wiederholt sich vieles.

Toni und Edgar - zwei rastlose Gestalten, die aneinander vorbeigeeilt sind? Irgendwie schon, so wie die Handlung teilweise auch an mir vorbeigeglitten ist. Mir hat dieser Roman um einiges besser gefallen als der Erstling der Autorin Kristine Bilkau, aber trotzdem, so ganz warm werde ich mit ihr nicht.