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Veröffentlicht am 08.05.2018

"Geliebter Freibeuter" ist eine unterhaltsame Piratenromance, die mit zwei liebeswerten Charakteren aufwartet

Geliebter Freibeuter
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Eloise und Ryan lieben sich sehr- doch ihre Eltern sind gegen die Verbindung und so wird Ryan von seinem Vater für ein Jahr zur See geschickt.
Doch er kehrt niemals zurück- stattdessen erreicht Eloise ...

Eloise und Ryan lieben sich sehr- doch ihre Eltern sind gegen die Verbindung und so wird Ryan von seinem Vater für ein Jahr zur See geschickt.
Doch er kehrt niemals zurück- stattdessen erreicht Eloise die tragische Nachricht, dass Ryan vom gefährlichen und skrupellosen Piraten Dark Flynn getötet wurde.
Die Jahre vergehen, doch Eloise kann ihren geliebten Ryan nicht vergessen. Erst die Mitteilung ihres Vaters, sie müsse den Heiratsantrag des reichen Plantagenbesitzers Sir David Morgan annehmen, um ihre Familie vor dem drohenden Bankrott zu retten, reißt sie aus ihrer Lethargie.
Sie willigt ein, den Mann zu heiraten und einige Zeit später befindet sie sich mit ihrer Zofe Kate auf einem Schiff in Richtung Karibik. Unterwegs wird das Schiff jedoch überfallen und Eloise und Kate werden als Geiseln mitgenommen.

Es ist kein geringerer als Dark Flynn, dem Eloise bald gegenübersteht- doch der Mann dessen Gesicht von einer schwarzen Maske verhüllt ist, wirkt viel sanftmütiger, als sein Ruf vermuten lässt und er wird von seinen Mannen überaus geschätzt.
Als Eloise ihm ihren Hass entgegenschleudert, reagiert er recht gelassen auf ihre Anschuldigungen, sucht jedoch trotz ihrer zurückweisenden Art immer wieder ihre Nähe...

"Geliebter Freibeuter" ist eine unterhaltsame Piratenromance, die mit zwei liebeswerten Charakteren aufwartet.

Eloise ist eine junge recht unbedarfte junge Frau, die ihre große Liebe früh verlor und eigentlich nie wieder einen anderen lieben will. Doch da sie ebenfalls eine Frau ihrer Zeit ist, gefangen in strengen gesellschaftlichen Konventionen, richtet sie sich selbstverständlich nach den Wünschen ihrer Eltern, als sie für sie eine Ehe arrangieren.

Trotz ihrer Nachgiebigkeit hat sie sich eine kleine Portion Abenteuerlust erhalten, die zu Tage tritt, als sie zusammen mit ihrer Zofe nach Jamaica reist. Als die Frauen nebst Besatzung von Piraten überfallen werden, reagiert sie mir jedoch eine Spur zu unerschrocken und burschikos, ihr Verhalten war mir etwas zu unrealistisch inszeniert, da sie eher aus einem sehr behüteten familiären Hintergrund stammt.

Dark Flynn ist ein geheimnisvoller Mann, der sensible Charakterzüge besitzt. Und was ich noch wichtiger bei Liebesromanhelden finde- er hat Humor! Es mag vielleicht auch am Namen des Helden liegen, doch jedes Mal, wenn ich die Dialoge zwischen dem Heldenpärchen verfolgte, sah ich vor meinem geistigen Auge Errol Flynn agieren.
Die Chemie zwischen Dark Flynn und Eloise stimmt, die Liebeszenen zwischen beiden sind prickelnd und es gibt zudem auch einige spannende Momente in dem Buch.

Ein wenig schade fand ich es, dass es zu keinen tiefschürfenderen Gesprächen zwischen dem Heldenpaar kommt- so kann man nicht so ganz nachvollziehen, wieso sich Eloise in Dark Flynn, den sie ja immerhin für den Mörder ihres Verlobten hält, so schnell verliebt, denn außer der gemeinsamen sexuellen Anziehungskraft und Berichten von Dritten über gute Taten seinerseits, gibt es keinerlei Aussprache oder Gespräche zwischen beiden, in denen sie Gemeinsamkeiten o.ä. entdecken.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Spannender, atmosphärisch dichter Thriller, der eine ausgewogene Mischung an Crime & Romance bietet

Todeskind
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Als FBI Special Agent Joseph Carter von seinem Vater den Auftrag bekommt, nach einem seiner Angestellten zu suchen, glaubt Joseph zunächst, der Vermisste Ford Elkhart hätte sich lediglich einen schönen ...

Als FBI Special Agent Joseph Carter von seinem Vater den Auftrag bekommt, nach einem seiner Angestellten zu suchen, glaubt Joseph zunächst, der Vermisste Ford Elkhart hätte sich lediglich einen schönen Abend mit dessen Freundin Kim machen wollen, doch nachdem Joseph kurz darauf Fords Bodyguard grausam getötet in einer Gasse auffindet und auch Fords dort zurückgelassenes Auto blutbeschmiert ist, fürchtet Joseph das Schlimmste und macht sich auf den Weg um Ford Mutter Daphne Montgomery, die Staatsanwältin ist, darüber zu informieren, dass ihr Sohn entführt oder womöglich sogar getötet wurde. Doch die ahnungslose Daphne, die sich zur selben Zeit im Gerichtssaal befindet, hat zunächst noch ganz andere Sorgen. Ein Gerichtstermin bei dem ein junger Doppelmörder vor der Geschworenenjury und dem Richter sitzt, endet in einem Blutbad und nachdem auch Joseph Carter vor Ort ist und mit den Ermittlungen begonnen hat, kristallisiert sich schnell heraus, dass es scheinbar eine Verbindung zwischen Fords Verschwinden und diesem Fall geben muss. Joseph und Daphne arbeiten eng zusammen, doch jedes Mal wenn sie ein Puzzleteilchen gefunden haben, eröffnen sich ihnen neue Fährten. Fährten, die bereits in Daphnes Vergangenheit einen Anfang nahmen und die sehr schmerzhaft für die Staatsanwältin sind. Doch Joseph ist nicht nur ein blitzgescheiter FBI Agent sondern auch ein Mann mit einer starken Schulter zum Anlehnen und so kommen sich beide näher…

Karen Rose aktueller Roman „Todeskind“ ist ein 720 Seiten starker Roman geworden, der jedoch als gebundene Ausgabe sehr gut in der Hand liegt und mich auch inhaltlich zu überzeugen wusste. Obwohl typisch für die Bücher der Autorin die Krimihandlung und die Ermittlungsarbeit natürlich wie immer im Fokus stehen, kann sich der Romanceanteil meiner Meinung ebenfalls gut sehen lassen. Die Liebesgeschichte zwischen dem Heldenpaar entwickelt sich den äußeren Umständen entsprechend behutsam, da sowohl Daphne als auch Joseph in ihrer Vergangenheit einige traumatische Erlebnisse bewältigen mussten, doch vielleicht macht die Sensibilität, mit der Karen Rose diesbezüglich zu Werke geht, gerade das Tüpfelchen auf dem „i“ aus, da die Liebesgeschichte sehr glaubwürdig wirkt.

In der ersten Hälfte des Romans lernt man als Leser allerdings erst einmal den Täter und sein Tatmotiv besser kennen. Er spielt mit Daphne und den Ermittlern Katz und Maus, da seine Schachzüge ziemlich ausgeklügelt sind, doch leider gab es hier auch einen kleinen Wermutstropfen für mich zu beklagen: Da die Autorin den Leser praktisch von Beginn an mit der Gedankenwelt des Täters vertraut macht, können seine ausgeklügelten Pläne leider keine großen Überraschungsmomente mehr bieten, weil man mit dem Täter fast immer gleich auf liegt vom aktuellen Wissensstand des Falles her. Lediglich was die Herkunft des Täters angeht, eröffnet sich dem Leser am Ende des Buches doch noch ein kleiner Aha- Effekt.

Kurz gefasst: Spannender, atmosphärisch dichter Thriller, der eine ausgewogene Mischung an Crime & Romance bietet und den man einfach nicht eher weglegen kann, bis man sämtliche Geheimnisse aus Daphnes Vergangenheit erfahren hat.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Spannender Abschluss der Vartanian Reihe; ein echter Pageturner

Todesspiele
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Der Tipp, der der Polizei zugespielt wird, kommt leider für fünf junge Frauen, die einem skrupellosen und grausamen Mädchenring in die Hände gefallen sind zu spät. Sie werden vom Ermittlerteam erschossen ...

Der Tipp, der der Polizei zugespielt wird, kommt leider für fünf junge Frauen, die einem skrupellosen und grausamen Mädchenring in die Hände gefallen sind zu spät. Sie werden vom Ermittlerteam erschossen und in einem verwahrlosten schlechten Zustand aufgefunden, während sich einige Mitglieder des Ringes mit weiteren Mädchen auf der Flucht befinden.

Alls Luke Papadopoulos mit der Schwester von Daniel Vartanian, Susannah, am Tatort eintrifft, finden sie ein schwer verletztes Mädchen, das für tot gehalten und daher zurückgelassen wurde, auf.
Endlich scheint es so, als ob Luke und seine Kollegen in dem Fall Fortschritte machen können, denn nun haben sie eine Augenzeugin, die eventuell diverse Namen von Köpfen des Mädchenhändlerringes kennt. Doch kaum ist die junge Frau auf der Intensivstation, droht ihr schon Gefahr! Der Boss des Ringes besitzt Kontakte zur Polizei und will unbedingt verhindern, dass das Mädchen redet.

Währenddessen stellt Luke fest, dass er sich zu Susannah hingezogen fühlt. Zwar umgibt sie nach wie vor eine unterkühlte Aura, dennoch spürt Luke, dass sie innerlich alles andere als reserviert ist und schwer mit ihren seelischen Narben zu kämpfen hat. Auch Luke zahlt einen hohen Preis für seinen Job und in gewisser Weise kann er Susannahs seelische Pein sehr gut verstehen.

Während Susannah und Luke um jeden Preis Licht ins Dunkel des Falles bringen wollen, scheint es, als ob der Drahtzieher des Mädchenringes mit ihnen Katz und Maus spielt. Immer ist er einen Schritt voraus und Leichen pflastern seinen Weg. Wird es der Polizei, Luke und Susannah gelingen, den Kopf der Bande ausfindig zu machen und zu stellen?

Der Abschluss der Reihe handelt nun über Daniels Vartanians Schwester Susannah und diesmal geht Karen Rose besonders auf ihre innere Gefühls-und Gedankenwelt ein, so dass man sie als Leser nun viel besser kennenlernen und Mitgefühl für sie aufbringen kann.

Die Autorin setzt die sich entwickelnde Liebesgeschichte behutsam um und geht dabei sehr sensibel zu Werke, was in diesem Fall unabdingbar war, da Susannah in ihrer Vergangenheit sehr viele schlimme Dinge erleben musste und es ihr verständlicherweise dadurch schwer fällt Vertrauen zu einem Mann aufzubauen.

Luke ist eine sehr starke männliche Hauptfigur und der perfekte Partner für Susannah, der verständnisvoll ist, aber auch eine dunkle Seite in sich versteckt hält und ebenfalls Hilfe benötigt, seine Qualen zu überwinden. Doch die Liebesgeschichte entwickelt sich zunächst am Rande, denn "Todesspiele" führt die Vorgeschichte der Vorgängerbände "Todesschrei" und "Todesbräute" stetig und sehr komplex weiter.
Allerdings wirft Karen Rose ihren Lesern immer nur "kleine Häppchen" hin und so bleibt die entscheidende Frage bzw. das Rätsel, wer der Drahtzieher des Mädchenhändlerringes ist, fast bis zum Schluss gewahrt.

Zwar ist die Thematik des Roman schwierig und es werden meiner Meinung nach im Laufe der Story einfach eine Spur zu viele Menschen getötet, dennoch ist es der Autorin gelungen, den Spannungsbogen konstant aufrecht zu erhalten und besonders die Recherche der Polizei sehr realitätsnah und interessant zu vermitteln.

Eine Warnung möchte ich jedoch an die Leser aussprechen, die die beiden Vorgängerbände noch nicht kennen sollten. Um einen Einstieg in "Todesspiele" erhalten zu können, ist es unablässig, dass man die Vorgeschichten kennt, da die Story zu komplex ist und ihre Anfänge bereits in diesen Bänden erzählt wurden. "Todesspiele" baut praktisch darauf auf.

Sehr gelungen finde ich die Umschlag und Covergestaltung von "Todesspiele". Ein echtes optisches Schmuckstück, das sich ganz toll im Regal macht!

Kurz gefasst: Spannender Abschluss der Vartanian Reihe; ein echter Pageturner!

Veröffentlicht am 08.05.2018

Trotz einiger Kritikpunkte, eine unterhaltsame und teilweise auch sehr amüsante historische Liebeskomödie, die allerdings in der zweiten Hälfte sehr erotiklastig ist und in der der Heldin ein wenig mehr Rückgrat nur gut getan hätte.

In den Armen der Erbin
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Louisa Stratton steckt in einem Dilemma. Die moderne und freiheitsliebende junge Frau, die gerne mit ihrem Automobil über die Lande braust, hat eine schrecklich unsympathische Familie. Und noch mehr als ...

Louisa Stratton steckt in einem Dilemma. Die moderne und freiheitsliebende junge Frau, die gerne mit ihrem Automobil über die Lande braust, hat eine schrecklich unsympathische Familie. Und noch mehr als das: Ihre Tante, die angeblich sehr krank sein soll, hofft darauf, dass Louisa sich endlich wieder zu Hause blicken lässt. Doch Louisa, die in dem Bewusstsein aufwuchs, dass ihre Tante Grace, die sie nach dem Tode ihrer Eltern erzog und der Rest der Familie, sie für untauglich und peinlich halten, scheut sich davor, sich allein in die Höhle des Löwen zu wagen, denn ihre Tante führt ein hartes Regiment, sieht Louisas Erbe und auch den Besitz Rosemont, als den ihrigen an und würde Louisa auch zu gerne in finanzieller Hinsicht an der kurzen Leine halten.

Überhaupt tauchten, in letzter Zeit, gewisse Unregelmäßigkeiten auf Louisas Bankkonto auf- ein weiterer Grund, der sie nach Rosemont führt.
Der aus einer Agentur engagierte ehemalige Soldat Charles, soll für einen Monat, also während des Aufenthalts in Rosemont, Louisas liebenden, frisch gebackenen Ehemann Maximilian North spielen, den Louisa bereits einige Zeit zuvor erfand, um nicht von ihrer Familie belästigt zu werden.
Als beide in Rosemont ankommen, stellen sie schnell fest, dass Louisas Familie ihnen alles abverlangt und das sie unbedingt zusammenhalten müssen, damit die Scharade nicht auffliegt. Und das ist gar nicht so einfach, denn Tante Grace scheut noch nicht einmal vor Bestechung zurück. Als auch noch Anschläge auf Charles verübt werden, ist das Maß langsam voll, doch Charles weigert sich Louisa im Stich zu lassen, da er sich längst in die junge Frau verliebt hat, die als einzige Frau im Stande zu sein scheint, ihn von seinen schrecklichen Kriegstraumata zu heilen. Werden sie das Komplott gegen Louisa aufdecken können und auch als Paar zueinander finden?
Der erste Teil der neuen „Ladies Unlaced“ Reihe von Maggie Robinson, die auch unter dem Pseudonym Margaret Rowe Liebesromane schreibt, spielt in einer, für eine Historical Romance untypische Zeitepoche; kurz nach der Jahrhundertwende im Jahre 1903. Die Geschichte lässt sich auf den ersten 200 Seiten sehr spritzig und kurzweilig an, die Dialoge des Heldenpaars sind amüsant und zwischen ihnen stimmt auch die Chemie.

Während die erste Hälfte des Romans dennoch sehr Historical-typisch geraten ist, verliert sich die Autorin in der zweiten Hälfte des Romans meiner Meinung nach ein wenig in den sehr zahlreich geschilderten Liebesszenen, die zwar durchaus für prickelnde Momente sorgen, aber mir schon ein wenig zu viel des Guten wurden- vor allem, weil die Story dadurch litt und belangloser wurde. Wurde anfangs noch die Spannung gehalten, weil jemand in Rosemont Charles nach dem Leben trachtete, erfuhr man viel zu früh und vor allem recht unspektakulär,
wer hinter den Anschlägen steckt, bis es plötzlich von anderer Seite zu weiteren kam. Aber selbst die Auflösung des anderen „Attentäters“ ließ mich dann so enttäuscht zurück, da es noch nicht einmal zu einer echten Bestrafung kommt, dass ich es wirklich kaum fassen konnte. Irgendwie scheint dann plötzlich scheinbar jede Demütigung, versuchte Vergewaltigung etc. gegenüber Louisa, verzeihbar zu sein, wenn es um Familienbande und ein gutes Verhältnis miteinander geht, was mir sehr sauer in dieser Geschichte aufstieß.

Enttäuscht wurde ich auch von Louisas Charakter. Erschien sie in der ersten Hälfte als taffe, selbstständige junge Frau, verwandelte sie sich in Rosemont plötzlich in eine ganz andere Person, die es zulässt, beleidigt und gedemütigt zu werden und sogar mit dem Gedanken spielt, feige das Feld zu räumen. Lediglich der Figur des Charles, kann man es verdanken, dass der Roman dennoch weiter unterhaltsam bleibt, da zumindest er „Tantchen“ und dem Rest von Louisas schrecklicher Familie die Stirn bietet.
Auch seine Kriegserlebnisse bringen ein wenig Ernsthaftigkeit in dem ansonsten sehr leichten Roman hinein, was der Geschichte sehr gut tut.

In Sachen Ausdruck wurde ich in der zweiten Hälfte des Romans des Öfteren unsanft aus der Geschichte herauskatapultiert, wenn die Protagonisten sich in zu modern geratener Umgangssprache austauschen. Ob das bereits im Originalroman der Fall war, oder der Übersetzung geschuldet ist, kann ich leider nicht sagen, doch ich empfand es als sehr störend, da der Roman ansonsten, sieht man einmal meine Kritikpunkte ab, sehr unterhaltsam war.

Kurz gefasst: Trotz einiger Kritikpunkte, eine unterhaltsame und teilweise auch sehr amüsante historische Liebeskomödie, die allerdings in der zweiten Hälfte sehr erotiklastig ist und in der der Heldin ein wenig mehr Rückgrat nur gut getan hätte.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Süffiger Historienschmöker, allerdings mit gewissen Schwächen, der dennoch die Neugierde auf die Fortsetzung wecken kann

Die letzte Stunde
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Meine Rezension:

Lady Anne ist nicht zu beneiden. Ihr Mann, Sir Richard, der Herr von Develish, ist ein grausamer, harter und egoistischer Zeitgenosse, der mit Vorliebe wehrlosen Frauen nachstellt; egal ...

Meine Rezension:

Lady Anne ist nicht zu beneiden. Ihr Mann, Sir Richard, der Herr von Develish, ist ein grausamer, harter und egoistischer Zeitgenosse, der mit Vorliebe wehrlosen Frauen nachstellt; egal ob Kind oder Erwachsene. Und auch ihre Tochter Eleanor ist ganz der Papa. Besonders gerne quält sie ihre Untergebenen und würde den jungen Thaddeus, der, wie man munkelt, ein Bastard ist, zu gerne unterjochen. Doch Thaddeus hat etwas, dass Eleanor und auch ihrem Vater bei Weitem fehlt und das ist Intelligenz.
Als Eleanor erfährt, dass sie bald heiraten soll; dazu auch noch einen schmächtigen, aber reichen Burschen vom Nachbargut, ist sie verärgert, glaubt gar, ihre Mutter hätte diese Verbindung in die Wege geleitet.

Doch dann wird Sir Richard zugetragen, Eleanors zukünftiger Gemahl habe sich womöglich eine schwere Krankheit zugezogen; schon einmal erkrankte er an den Pocken. Sir Richard macht sich auf, um dem Gerücht auf den Grund zu gehen. Mit im Gefolge befindet sich auch Lady Annes Vertrauter Gyles Startout, der schon bald begreift, dass seinem Herren und dessen Gefolge verheimlicht werden soll, wie gravierend das Ausmaß der Krankheit tatsächlich ist. Denn die Menschen im Ort sterben wie die Fliegen. Ob reich oder arm, keiner scheint immun dagegen zu sein. Gyles ist entsetzt, als er die Wahrheit erfährt, warnt Sir Richard eindringlich und rät ihm umgehend abzureisen, doch Sir Richard begreift mal wieder nicht den Ernst der Lage, bis es zu spät ist. Zwar kann sich der Tross noch auf den Heimweg machen, doch bringt er die Krankheit bis vor die Tore Develishs.

In der Zwischenzeit hat Lady Anne aber bereits Kunde über die rätselhafte Seuche erhalten und beschließt, um ihre Gefolgschaft zu schützen, die Zugbrücke zu zerstören und Sir Richard und seine Mannen, einer unfreiwilligen zweiwöchigen Quarantäne zu unterziehen. Sie lässt sich nicht umstimmen, auch nicht vom Verwalter, den sie bald darauf kurzerhand absetzt. An dessen Statt, soll nun Thaddeus die Tätigkeit des Verwalters übernehmen. Eleanor ist wütend auf Lady Anne, will unbedingt, dass ihr Vater behandelt wird, doch Lady Anne bleibt hart. Es dauert nicht lange, da sind Sir Richard und seine Gefolgsleute tot. Nur Gyles hat überlebt und versucht in seiner Quarantänezeit alles, um dem verlassenen Dorf den Anschein von Tot und Krankheit zu geben, damit mögliche plündernde Menschen, die des Weges kommen, glauben, auf Develish wäre nichts mehr zu holen. Währenddessen wird ein Junge ermordet aufgefunden. Thaddeus nimmt sich der Sache an, doch was er herausfindet, bringt ihn in eine knifflige Lage….

Ich kannte bislang nur die Krimis von Minette Walters; da aber historische Romane mein bevorzugtes Genre sind, war ich natürlich sehr neugierig auf Minette Walters Genrewechsel und ob es ihr gelingen würde, für ausreichend historisches Flair zu sorgen.
Nun, nach dem Lesen, muss ich sagen, dass ich etwas hin und hergerissen bin, bei meiner Bewertung. Ich tendiere zwischen 3.5 und 4 von 5 Punkten, entscheide mich aber doch für vier Punkte, weil die Autorin einen süffigen, sehr eingängigen Schreibstil an den Tag legt und ihr Roman, „Die letzte Stunde“, eine nicht alltägliche Geschichte erzählt.
Denn, auch wenn es am Rande um die Pest geht, die Lady Annes Gemahl und seine Mannen dahinrafft, ist es doch in erster Linie ein Buch, das die Geschichte einer cleveren Frau erzählt, die bereits sehr früh lernen musste, sich gegen die Widrigkeiten der Männerwelt zu behaupten und die die ihr auferlegten Probleme nun mit Bravour bewältigt.

Zugegeben, Lady Anne wirkt sehr modern in ihrem Verhalten, wenn nicht gar zu modern; weiß zum Beispiel Schlüsse zu ziehen, die Menschen dieser Zeitepoche höchstwahrscheinlich noch nicht einmal in Erwägung gezogen hätten (Stichwort Quarantäne) und erscheint überhaupt so, als ob sie jeden Schritt ihrer Widersacher bereits im Voraus erkennen würde. Genauso gestrickt ist auch Thaddeus, den sie zu ihrem Verwalter ernennt; wohingegen Thaddeus, zwischenzeitlich auch eine rätselhafte, harte Seite zeigt. Lady Anne und Thaddeus sind interessante Romanfiguren, allerdings fehlten mir ein wenig mehr Ecken und Kanten an ihnen. Manche Rezensenten bemängelten, dass sie die Akteure des Romans an sich, durchweg unsympathisch fanden, doch hier möchte ich ein energisches Veto einlegen. Ich fand Lady Anne und Thaddeus durchaus sympathisch; allerdings hatten sie es auch nicht leicht, sich gegen schwache, nervige Charaktere, wie zum Beispiel Eleanor durchzusetzen, bzw. an deren Vernunft zu appellieren. Einzig die ständigen Wiederholungen bezüglich Eleanors Unzulänglichkeiten, nervten mich nach einer Weile.

Nach dem ersten Drittel des Buches, schlichen sich kleine Längen ein, die Handlung trat auf der Stelle und auch die Untersuchung des Kriminalfalles gestaltete sich nicht unbedingt spannend. Dazu fand ich, dass die Ausdrucksweise der Romanfiguren teilweise zu modern wirkte. Aber, ab dem Moment, als sich die Story dann aus zwei Perspektiven weiterentwickelte und diverse Geheimnisse gelüftet wurden, wurde es wieder besser. Enttäuschend fand ich es allerdings, dass die Geschichte praktisch mittendrin endet. Es wäre schön gewesen, wenn man als Leser bereits im Klappentext darauf aufmerksam gemacht worden wäre, dass es sich hier um einen ersten Teil handelt. So hängt man nach dem Lesen leider für eine Weile in der Luft.
Einerseits bekommt man hier eine interessante Geschichte geboten, andererseits fand ich die Umsetzung nicht ganz gelungen und habe das typisch historische Flair noch ein wenig vermisst.

Fazit: Süffiger Historienschmöker, allerdings mit gewissen Schwächen, der dennoch die Neugierde auf die Fortsetzung wecken kann.