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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schockierend, beklemmend und doch genial erzählt

Hotel Iris
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Mari ist 17. Die Mutter ist herrschsüchtig, dominant, gängelt Mari jede Minute. Lässt ihr keinen Freiraum. Maris Vater erging es ähnlich, er flüchtete in den Alkohol und kam ums Leben als Mari 8 Jahre ...

Mari ist 17. Die Mutter ist herrschsüchtig, dominant, gängelt Mari jede Minute. Lässt ihr keinen Freiraum. Maris Vater erging es ähnlich, er flüchtete in den Alkohol und kam ums Leben als Mari 8 Jahre war. Dennoch sind Maris besten Kindheitserinnerungen diejenigen, in denen ihr Vater und ihr Großvater eine Rolle spielten. Als ein wesentlich älterer Mann, der ihr Großvater hätte sein können, im Hotel Iris, dem Hotel ihrer Familie, nachts einen lautstarken Streit mit einer Prostituierten bekommt, der eskaliert, ist Mari nicht abgeschreckt, sondern fasziniert. Als sie ihm kurze Zeit später zufällig wiederbegegnet, entwickelt sich zwischen diesen beiden ungleichen Personen eine Beziehung der ganz besonderen Art. Mari lässt sich von ihm demütigen, sado-maso Spiele beflügeln ihre Lust. Immer weiter hinein gerät sie in den Strudel der fast unerklärlichen Anziehung zu diesem alten Mann........

223 Seiten, die durch die ganz besondere Erzählweise der japanischen Autorin Yoko Ogawa schnell gelesen sind. Faszinierend, wie sich das Geschehen langsam aufbaut, der Strudel, in den sich Mari verfängt, sie immer mehr an den Abgrund treibt. Erzählt wird in der Rückblende aus der Sicht von Mari, nüchtern berichtet sie, schonungslos und der Autorin gelingt es in die Haut der jungen, unbedarften, unerfahrenen und von der Dominanz der Mutter geprägten Protagonistin zu schlüpfen. Auch wenn man sich nicht mit ihr identifizieren kann, ja teilweise abgeschreckt von ihr ist, hat mich die Geschichte gefesselt. Die weiteren Protagonisten bleiben in ihrer Art weitgehend im Dunkel - was ihre Beweggründe waren, was ihre Vergangenheit, ihre Gefühle betrifft. Dies zeichnet sich schon an ihren fehlenden Namen ab - die Mutter, der Übersetzer, der Neffe, die Zugehfrau, namenlos, schattenlos und nur durch die Wahrnehumung von Mari dargestellt.

Viele Szenen dunkler Begierde gehen unter die Haut, schrecken ab, beunruhigen, sind aber dennoch irgendwie nüchtern und gefühllos beschrieben, so dass sie bizarr und mit der ausdrucksstarken Schreibweise der Autorin dennoch lesbar und ertragbar sind.

Fazit:
Ein gut gezeichnetes Psychogramm eines jungen Mädchens, das in einen dunklen Strudel aus Lust, Begierde und Schmerz gerät.
Schockierend, beklemmend und doch genial erzählt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kinderbuch mit Spannung und ernsten, aber auch lustigen Elementen

Pelle von Pimpernell, 1, Der Geisterhund
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Pelle von Pimpernell war der Lieblingshund von Winnie von Pimpernell. War ? Ja war, denn Pelle ist gestorben. Doch, was Winnie nicht weiß, er lebt als Geisterhund weiter in Haus Sternenblick. Zusammen ...

Pelle von Pimpernell war der Lieblingshund von Winnie von Pimpernell. War ? Ja war, denn Pelle ist gestorben. Doch, was Winnie nicht weiß, er lebt als Geisterhund weiter in Haus Sternenblick. Zusammen mit anderen ehemaligen Lieblings-Tieren, die im Verlauf der letzten Jahrhunderte in dem alten Haus lebten und auch bereits gestorben sind. Winnie´s Familie ist ein bisschen chaotisch und weltfremd, daher ein leichter Fang für Nora Sockpuppet, der Dame von der Stadtverwaltung, die das Haus unbedingt haben möchte und daher den Pimpernells eine an den Haaren herbeigezogene Rechnung über eine Million Pfund zuschickt, die die Pimpernells natürlich nicht bezahlen können. Gut, dass es die GVS (Geistertiere von Sternenblick) gibt, denn sie setzen sich mit aller Macht für den Verbleib der Pimpernells ein - wird es ihnen gelingen ?


Ich habe das Buch meinem 8jährigen Sohn noch vorgelesen. Es ist eine Geschichte, die erst einmal traurig anfängt, denn Pelle erzählt, wie er gestorben ist. Er lebt zwar als Geisterhund weiter, aber das weiß Winnie nicht. Ein guter Einstieg, um auch mit seinen Kindern über den Tod zu reden. Denn wer ein Tier besitzt, muss irgendwann auch damit rechnen, dass er stirbt. Mein Sohn kam aber mit dem Einstieg gut klar und wollte immer, dass ich weiterlese.
Es gibt dann auch lustige Szenen, bei denen mein Sohn laut gelacht hat, denn die Tiere in dieser Geschichte machen auch Unsinn.
Es ist eine spannende Geschichte, denn die Pimpernells werden ganz schön hintergangen und ihnen droht der Verlust des Hauses. Und auch die Tiere sind in Gefahr als ein sogenannter Geisterjäger ins Haus kommt. Doch Pelle und die anderen Geistertiere halten zusammen und hinterher geht natürlich alles gut aus.


Das Format des Buches ist klasse, irgendwie ziemlich kompakt, daher gut zum mitnehmen, zum in der Hand halten. Die Geschichte ist schwarz-weiß bebildert, aber die Geistertiere sind darauf immer in hellblau gezeichnet, das macht die Bilder zu etwas besonderem.

Fazit:
Ein Buch aus tierischer Sicht - uns hat die Geschichte gefallen, es ist nicht nur lustig, sondern auch spannend und man möchte einfach immer weiter lesen. Es ist ein bisschen überdreht (was meinem Sohn am besten gefallen hat), aber auch ernste Themen wie der Tod (von Haustieren) werden hier gut verarbeitet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mischung aus Liebe und Spannung

In einer Sommernacht wie dieser
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Leo ist 17, sie besucht ihren Vater in den Sommerferien an seinem neuen Wochenendsitz am Potsdamer See. Das alte Haus liegt einsam und noch sind die Arbeiter am renovieren. Gerade als Leo ankommt, fällt ...

Leo ist 17, sie besucht ihren Vater in den Sommerferien an seinem neuen Wochenendsitz am Potsdamer See. Das alte Haus liegt einsam und noch sind die Arbeiter am renovieren. Gerade als Leo ankommt, fällt einer der Arbeiter vom Baugerüst. Der Bauleiter Bender reagiert ziemlich heftig auf Leos Ansinnen, einen Krankenwagen holen zu wollen. Schnell findet Leo den Grund dafür heraus: die Arbeiter sind Schwarz-Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien. Fasziniert ist Leo hingegen gleich von Alexei, der ihr in der Szene beisteht,
In den nächsten Tagen versucht Leo mehr über Alexei herauszufinden, er arbeitet als Gehilfe des Gärtners auf dem Grundstück ihres Vaters. Sie fühlt sich von Anfang an angezogen von ihm, doch viel weiß sie über ihn nicht. Als es dann einen Toten gibt und Alexei unter Verdacht steht, muss sie sich entscheiden, ob sie ihrem Instinkt trauen kann.

Dies ist ein Jugendthriller, der mit den Elementen Liebe, Spannung, aber auch Flashbacks punktet, auch wenn der Spannungsbogen nicht konstant hoch gehalten werden kann. Am Anfang muss man sich erst einmal etwas reinlesen, bis man mit den Personen vertraut ist, doch schnell sind die Hauptfiguren eingeführt und man erfährt durch Leo, oder in manchen Abschnitten, durch Alexei, was diejenigen fühlen, erleben und was um sie herum passiert. Anfangs ist das noch nicht so spannend, eher ein Abtasten untereinander, Doch immer wieder gibt es diese Rückblenden, die Waldszenen, die den Leser fragen, was ist da passiert ?
Gegen Mitte des Romans werden die Fragen und damit die Spannung immer größer, wer ist der Mörder ? Kann Leo Alexei vertrauen ? Warum ist er so, wie er ist ?
Am Ende dann überschlagen sich die Ereignisse.

Ganz warm bin ich mit den Protagonisten alledings nicht geworden, daher ziehe ich einen Stern bei meiner Bewertung ab. Ich kann es nicht ganz greifbar machen, was mir gefehlt hat, denn eigentlich sind auch Entwicklung der Protas, Geheimnisse, Spannung und immer neue Wendungen vorhanden. Vielleicht liegt es an meinem Alter, das nicht der Zielgruppe entspricht oder an dem Ende, dass mich trotz allem finalen Feuerwerk, nicht 100% zufrieden zurück ließ.

Der Schreibstil der Autorin ist immer flüssig, ich kam gut mit dieser Geschichte mit, es gab keine Ungereimtheiten und die 363 Seiten lieseen sich gut lesen.


Fazit:
Jugendkrimi mit Mischung aus Liebe und Spannung und unerwartetem Ende

Veröffentlicht am 15.09.2016

Beklemmend, erschreckend und faszinierend

The Girls
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Evie Boyd ist 14, sie fühlt sich ungeliebt und einsam. Ihre Eltern trennen sich, sie bleibt bei ihrer Mutter, mit ihr und ihren neuen Freunden versteht sie sich nicht, will es auch gar nicht , ihr Schwarm ...

Evie Boyd ist 14, sie fühlt sich ungeliebt und einsam. Ihre Eltern trennen sich, sie bleibt bei ihrer Mutter, mit ihr und ihren neuen Freunden versteht sie sich nicht, will es auch gar nicht , ihr Schwarm will nichts von ihr wissen und dann kommt noch ein Zerwürfnis mit ihrer Freundin. Als sie im Park das erste Mal Suzanne Parker sieht, ist sie fasziniert von dem freien und scheinbar wilden Leben, von der Souveränität, der Austrahlung eines Mädchens, dass stark und frei erscheint. So kommt Evie zu dieser wilden Hippie-Clique am Rande der Stadt, es ist das Jahr 1969, die Zeit der Hippies, Aussteiger, die Zeit vom Traum eines freien Lebens, aber auch von Drogen und freier Liebe. Russell umgibt sich auf diesem alten, zerfallenen Hof mit jungen Menschen, Aussteigern und Aussreissern. Er hat eine Art sie an sich zu binden und Evie kommt durch ihre Faszination für Suzanne in Kreise, die ihr einerseits endlich das Gefühl von Liebe geben, aber den eigenen Willen immer mehr ins Abseits stellen werden.....


Ich habe eine Weile gebraucht um in dieses Buch, in diese Geschichte hineinzufinden. Mir klar zu werden, was für ein Mädchen Evie ist, was in ihrem Leben schief läuft, oder warum sie das Gefühl hat. Ihre Art zu verstehen.
Wir blicken durch die Augen der jungen 14jährigen Evie, die verzweifelt Liebe und Halt sucht und überall abgewiesen, zurückgewiesen oder einfach nicht genug beachtet wird. Die ein leichtes Opfer sein wird.
Doch irgendwann fängt es an, dass es Andeutungen gibt, Vorahnungen, leichte Blicke in die Zukunft - vor allem dadurch, dass die Autorin in zwei Zeitebenen die Geschichte erzählt - 1969 und in der heutigen Zeit, von einer älteren Evie, die immer noch nicht glücklich ist. Immer noch eine Frau, die sich nicht zur Wehr setzen kann und sich vor Angst verkriecht. Die mit ihrer Vergangenheit nicht abschließen kann.

Es ist einerseits faszinierend, anderseits aber auch sehr erschreckend, wie leicht Evie und vor allem die anderen in die falschen Fänge geraten, wie leicht es einem einzelnen gelingt, andere um sich zu scharren, sie zu beeinflussen, sie mit Drogen und Worten, mit Abhängigkeit langsam zu brechen und willenlos die eigenen (dunklen) Plänen am Ende ausführen zu lassen.

Ein Buch, das mich ab einem bestimmten Punkt an nicht mehr losgelassen hat, dass durch seine Parallelen zu der Manson Family nicht nur ausgedacht, nicht nur fiktiv erscheint, sondern leider realistisch klingt.

Nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat er mich auch gefesselt. Es hat eine Weile gebraucht um damit warm zu werden, mit den Andeutungen, mit den Verschachtelungen, mit den Nachsätzen. Die Autorin, Jahrgang 1989, hat m.E. aber eine sehr große Reife, um sich so ausdrücken zu können.

Den Sog - den Evie durch diese Gruppe spürt, hat die Autorin so umgesetzt, dass er beim Lesen spürbar ist.

Beklemmend, erschreckend, fesselnd.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Leben betrachten

Die Frau, die allen davonrannte
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Aggie, eigentlich Aganetha, wächst mit Halbgeschwistern und Schwestern auf einer einsam gelegenen Farm in Kanada auf. Schon früh hat sie den Rausch des Laufens kennen gelernt, am Anfang war es nur ein ...

Aggie, eigentlich Aganetha, wächst mit Halbgeschwistern und Schwestern auf einer einsam gelegenen Farm in Kanada auf. Schon früh hat sie den Rausch des Laufens kennen gelernt, am Anfang war es nur ein davonrennen, doch es sind viele Faktoren, die sie rennen lassen. Ein Spiel im Wettkampf mit anderen, eine Kräfte messen, die Freude an der Geschwindigkeit, aber auch immer wieder auch eine Flucht nach vorne oder eine Flucht vor Erlebnissen.

Es ist kein leichtes Leben, das Aggie führt. Viele ihrer Halbgeschwister sterben früh, Aggie, Jahrgang 1908, lernt schon früh Abschied zu nehmen. Mit 16 folgt sie einer Schwester nach Toronto und kommt in ein Trainingsteam, die für Olympia trainieren. Sie hat Ergeiz und Biss.

Die Geschichte ist ein Wechsel aus aktuellem Geschehen im Jahr 2012 und Erinnerungen. Aganetha ist inzwischen 104, als sie von einem Mächchen und ihrem Bruder aus dem Altersheim "entführt" wird. Die beiden planen einen Film über sie. Warum, was verbindet die beiden, was steckt dahinter ? Diese Fragen klären sich erst nach und nach. Aggie ist körperlich am Ende, dennoch, ihre Gedanken schweifen während des Ausflugs mit den beiden immer wieder ab in ihre Vergangenheit. Nicht immer linear, nicht immer wird alles erzählt. Dennoch, die wichtigsten Lebensabschnitte, an die kann sich Aggie erinnern und lässt uns teilhaben an ihrem Leben. Wir sind zwar als Leser eher der Betrachter von außen, die Gefühle blieben mir teilweise zu stark außer acht, aber nach und nach entfaltet sich das Leben von Aggie und was sie noch verbirgt vor uns und den anderen, die sie im Leben begleitet haben.

Es ist wie ein Wollkäuel, das sich erst langsam entwirrt. Manche Passagen hätte ich gerne ausführlicher gehabt, manche waren mir zu lang. Aber die Autorin hat es geschafft, ein fiktives Leben darzustellen, angefangen mit den frühesten Erinnerungen, als die Protagonistin 7 Jahre alt war, bis zur Gegenwart, im Jahre 2012. Es sind mehr Tiefs als Hochs, die verarbeitet werden müssen.

Ich bin noch ziemlich unschlüssig, wie gut mir alles gefallen hat. Wie gesagt, die Emotionen waren mir etwas zu schwach dargestellt, dennoch, habe ich das Buch ganz gerne gelesen, es ist vielschichtig, am Ende überraschend, das Spektrum der Erlebnisse ist weit angelegt, wir bekommen einen guten Einblick in das fiktive Leben einer Frau, die 1904 geboren wurde.
Dennoch, gerade die Passagen zu Olympia waren sehr knapp, der Focus liegt eindeutig auf anderen Abschnitten. Das Laufen zieht sich aber wie ein Band durch den ganzen Roman.

Von mir 3,5 Sterne für eine interessante Lektüre, die mich nicht ganz 100 %tig überzeugen konnte, hier aufgerundet auf 4 Sterne.