Die Liebenden von Siena
Mit „Die Liebenden von Siena“ legt die Autorin Melodie Winawer ihr Debüt vor.
Mit seinem Cover und nicht zuletzt mit seinem vielversprechenden Inhalt hat das Buch meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Beatrice ...
Mit „Die Liebenden von Siena“ legt die Autorin Melodie Winawer ihr Debüt vor.
Mit seinem Cover und nicht zuletzt mit seinem vielversprechenden Inhalt hat das Buch meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Beatrice Trovato ist Neurochirugin und lebt fast nur für ihren Beruf. Ihren Bruder Benjamin, der sie an Eltern statt aufgezogen hat, hat sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen und als sie seiner Einladung nach Siena endlich folgen will, stirbt er kurz vorher völlig unerwartet.
Um den Nachlass ihres Bruders zu ordnen, ist Beatrices Anwesenheit in Siena erforderlich und dort angekommen begibt sie sich auf Spurensuche, was ihren Bruder kurz vor seinem Tod beschäftigt hat. Der Historiker hat sich besonders für das Siena im 14. Jahrhundert und die Auswirkungen der Pest auf die Geschichte der Stadt interessiert. Auch Beatrice gerät in den Bann der Forschung und stösst bei ihren eigenen Recherchen u. a. auf den Maler Gabriele Accorsi. Als sie dann noch auf einem Kirchenfresko ihr eigenes Gesicht entdeckt, versteht Beatrice die Welt nicht mehr und ganz kompliziert wird es, als sie eines Tages im mittelalterlichen Siena erwacht.
Was erwartet sie in dieser für sie unbekannten Zeit und was macht sie, wenn in wenigen Monaten die Pest ausbricht?
Bei der Grundidee der Handlung denkt man unweigerlich an die mitreißende „Outlander“-Reihe von Diana Gabaldon, wobei man dieser Geschichte mit so einem Vergleich einen eher undankbaren Bärendienst erweist. Ich habe mich bemüht ohne irgendwelche Ansprüche oder Vergleiche im Hinterkopf an „Die Liebenden von Siena“ heranzugehen.
Die Autorin baut im Umfeld historischer Fakten eine interessante Geschichte auf und verbindet dabei geschickt eigene Fiktion mit geschichtlichen Ereignissen. Man spürt im gesamten Buch die gründlichen Recherchen der Autorin und dies kommt besonders in den Details des Schauplatzes Siena schön zum Tragen. So schält sich beim Lesen behutsam das historische Siena mit seiner mittelalterlichen Gesellschaft und deren damaligen Sitten & Gebräuchen aus dem Staub der Buchseiten und nimmt mich gefangen.
Der Handlungsbogen der Geschichte hätte zuweilen sicherlich etwas gestraffter sein können, aber ich bin ganz ehrlich, dass mir das eher gemächliche Tempo, in dem sich die Geschichte entfaltet, gut gefallen hat. Es hat seinen ganz eigenen Reiz, wenn einen die Handlung sanft an die Hand nimmt und man galant durch die Seiten geleitet wird und nicht wie im Rausch durch die Kapitel fliegt, wobei ich letzteres Gefühl natürlich auch liebe
Und spannend war es natürlich trotzdem
Für mich war „Die Liebenden von Siena“ ein schöner historischer Roman, der mich gerade mit seinen leisen und etwas gedämpften Erzähltönen bezaubert hat.