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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2018

ein Stück Geschichte der Medizin

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Die frühen Romane (Die Tochter des Salzsieders, Das Kreidekreuz) von Ulrike Schweikert waren großartige Leseerlebnisse im Genre des historischen Unterhaltungsromans. Lange habe ich die Autorin nicht mehr ...

Die frühen Romane (Die Tochter des Salzsieders, Das Kreidekreuz) von Ulrike Schweikert waren großartige Leseerlebnisse im Genre des historischen Unterhaltungsromans. Lange habe ich die Autorin nicht mehr gelesen. Die Charite zeigt einen geschmeidigen, gut lesbaren Stil. Schauplatz ist Berlin 1831, dessen Bevölkerung von der Cholera bedroht ist. Es gibt eine ganze Reihe interessanter Figuren: Die junge Krankenwärterin Elisabeth, Dr.Alexander Heydecker, der begnadete Chirurg Dr.Dieffenbach, die Gräfin Ludovica und die Hebamme Martha.
Sie alle gefallen mir ausgesprochen gut. Manche von ihnen sind belegt, andere fiktiv.
Hoffnung und Schicksal ist ein passender Untertitel für den Roman. Nicht selten sind die Erkrankungen und die Heilmethoden drastisch und im Detail beschrieben, jedoch wird es nie gefühllos. Sowohl Patienten wie auch die Ärzte und ihr Personal müssen einiges durchmachen.

Der Leser erfährt ein Stück Geschichte der Medizin. Ärzte mussten mit teilweise primitiven Mitteln arbeiten und Patienten litten oder starben an Operationen, die heute Routine sind.

Mein Fazit: Ein gründlich recherchierter Roman, gehaltvoll und dicht erzählt. Ein Buch, dass ich wirklich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 16.06.2018

Setzt Fock und Großsegel!

Kanonenfutter
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Kanonenfutter ist ein weiterer und vielleicht der bisher beste aus der Reihe um den jungen Richard Bolitho, der im 18.Jahrhundert für die englische Admiralität zur See fährt. Er ist 17 und inzwischen Leutnant.
Auf ...

Kanonenfutter ist ein weiterer und vielleicht der bisher beste aus der Reihe um den jungen Richard Bolitho, der im 18.Jahrhundert für die englische Admiralität zur See fährt. Er ist 17 und inzwischen Leutnant.
Auf der “Destiny” wird er dritter Offizier. Durch seine Verschlossenheit hat er es zunächst nicht leicht, doch der Kapitän ist ihm zugeneigt. Durch Richards Geradlinigkeit gewinnt er bald auch die bedingungslose Treue der Seemänner. Ein paar von ihnen stechen da besonders vor. Der bullenstarke Stockdale, ein ehemaliger Preisboxer, dem Bolitho geholfen hatte.. Oder der erfahrene Josh Little und der 14jährige Midshipman Jury. Sie sind loyal ohne unterwürfig zu sein und das macht sie zu wertvollen Gefährten bei den kommenden Gefahren.
Die Handlung umfasst die Reise der Destiny zunächst nach Madeira, später nach Rio de Janeiro. Der Grund für die Reise bleibt zunächst ein Geheimnis.

Kanonenfutter halte ich für einen wenig passenden Titel, der Originaltitel “Stand into Danger” ist besser. Erschienen ist das Buch im Original 1980. Es hat viele Stärken, zu denen überraschenderweise auch mehrere Beschreibungen von Seeschlachten mit direkten Kämpfen mit Säbeln gehören, wie man sie eigentlich nur aus Piratenfilmen kennt.
Auch einen romantischen Einschlag gibt es, als Richard Bolitho von der schönen Aurora fasziniert ist, aber sie ist verheiratet.

Der Roman überzeugt durch seine konzentrierte Art, bei der überflüssiges ausgespart wird und dabei doch nicht an Lesbarkeit einbüsst.
Kanonenfutter ist komplexer angelegt als die direkten Vorgänger und überzeugt deswegen bisher am meisten.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Kraftvoll und poetisch

Himmel und Hölle
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Eine isländische Geschichte über Fischer und das Meer, kraftvoll, sehr dicht und poetisch geschrieben. Dabei relativ unspektakulär, angesiedelt wahrscheinlich anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts in Island.
Im ...

Eine isländische Geschichte über Fischer und das Meer, kraftvoll, sehr dicht und poetisch geschrieben. Dabei relativ unspektakulär, angesiedelt wahrscheinlich anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts in Island.
Im Mittelpunkt stehen Bardur und der Junge, zwei die nicht so ganz sind wie die anderen Fischer, zum Beispiel lesen sie viel und zitieren aus Miltons Das verlorene Paradies. Sie sind eigentlich nicht dafür geschaffen zur See zu fahren. Dennoch sind sie ganz im Geschehen verankert.
Doch das Leben auf dem Meer ist rau und gefährlich und als schließlich nur einer der beiden lebend zurückkehrt ist er wie betäubt und allein. Wie der Junge allmählich Teil des Dorfes wird, in das er geht, bestimmt die zweite Hälfte des Romans.

Ein guter Roman von 2009, dem noch zwei Teile rund um das Leben des Jungen folgte.
Diese Buch beweist, Jon Kalman Stefansson ist einer der großen Stimmen Islands!

Veröffentlicht am 05.05.2018

Kurz, aber fein

Ans Meer
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Ans Meer ist ein vergnüglicher Roman, der sich liest als wenn man einen unterhaltsamen Film sieht.
Durch die Kürze des Buches von nur 140 Seiten ist die Dauer auch vergleichbar.
Ich bin versunken im Buch ...

Ans Meer ist ein vergnüglicher Roman, der sich liest als wenn man einen unterhaltsamen Film sieht.
Durch die Kürze des Buches von nur 140 Seiten ist die Dauer auch vergleichbar.
Ich bin versunken im Buch und habe es einfach nur genossen.

Der Plot ist characterdriven. Rene Freund erschafft sympathische Figuren, die dem Leser am Herzen liegen werden.
Anton, der Busfahrer, lässt sich auf eine ungewöhnliche Bitte von Carla und ihrer Tochter Annika ein. Carla ist krebskrank und möchte ein letztes mal, das Meer sehen. Sie möchten, dass er sie mit seinem Linienbus ans Meer in Italien fährt. Weitere Jugendliche und eine ältere Frau sind mit im Bus. Es kommt zu einigen humorvoll erzählten Episoden, insbesondere bei Stopps. Durch ihre gemeinsame Fahrt wird die Gruppe zu einer Gemeinschaft, fast wie eine Familie.

Rene Freunds Stärke liegt in der Art des warmherzigen Erzählens, der Betonung der Menschlichkeit, dem dezenten Humor, der sich klar von Klamauk abgrenzt. Schon seinen Roman "Liebe unter Fischen" mochte ich und ich hoffe, ihn bald wieder lesen zu können.

Veröffentlicht am 28.04.2018

eindringlich

Peacemaker
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Simon Jacob erzählt von seinem Leben und Erfahrungen in kriegsgeschüttelten Ländern wie Syrien oder Irak, in die er Journalisten begleitete oder selbst journalistsich tätig wurfe und von seinem Peacemaker-Projekt, ...

Simon Jacob erzählt von seinem Leben und Erfahrungen in kriegsgeschüttelten Ländern wie Syrien oder Irak, in die er Journalisten begleitete oder selbst journalistsich tätig wurfe und von seinem Peacemaker-Projekt, in dem er viele Länder durchstreifte. Syrien, Irak, Libanon, Türki, Ägypten, Iran. Jacob will denen eine Stimme geben, die selber nicht gehört werden. Seine Mission ist der Frieden.

Entgegen den naiven Vorstellungen, die man sich vom Leben der vom Krieg betroffenen Menschen macht, sind Jacobs Schilderungen von der Realität und seinen Erfahrungen geprägt. Er erkennt eine Vielzahl von Gründen, die zu Krisen beitragen und macht deutlich, dass es keine einfache Lösung gibt.
Durch seine Familien- und Clanzugehörigkeit hat er die nötigen Kontakte, in die richtigen Gegenden zu kommen und die Menschen zu treffen. Simon Jacob beschreibt auch viel seine Emotionen, wie sich seine Gefühle im Laufe derJahre veränderten und wie er eine drohende innere Verhärtung, die verständlich ist, überwindet.

Jacob schreibt in einem konzentrierten, dichten Stil und mit viel Tempo. Mich hatte das Buch schnell gepackt und ich habe es mit interesse gelesen. Das Buch ist qualitativ hochwertige, gute Arbeit und sehr eindringlich!