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Veröffentlicht am 10.05.2018

Roman mit Schwächen

Das Geheimnis des Winterhauses
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Vor einigen Jahren habe ich die Bücher der Autorin verschlungen. Da ich ein großer Neuseelandfan bin, war vor allem die Weiße Wolke Saga mein absolutes Highlight. Die letzten Romane haben mir dann schon ...

Vor einigen Jahren habe ich die Bücher der Autorin verschlungen. Da ich ein großer Neuseelandfan bin, war vor allem die Weiße Wolke Saga mein absolutes Highlight. Die letzten Romane haben mir dann schon weniger gefallen und vorallem "Eine Hoffnung am Ende der Welt" fand ich richtig schlecht. Deswegen hatte ich eine Sarah Lark Pause eingelegt.
Nachdem dieser Roman wieder sehr gute Bewertungen erhalten hat, habe ich ihn mir aus meiner Bücherei mitgenommen. Leider hat er meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Das begann damit, dass die ersten Kapitel in Wien spielen, die Autorin aber überhaupt keinen Wien-Bezug herstellen konnte. Der Roman hätte genauso in Deutschland, England oder den USA spielen können. Das fand ich schade! Dann führt der Weg unser Hauptprotagonistin nach Dalmatien ins ehemalige Jugoslawien, dem heutigen Kroatien. Ellionor (auch ein sehr "österreichische Name"!) ist Historikerin und weiß nicht, als sie in Kroatien ankommt, dass diese Gegend einmal zu Österreich gehört hat?! Ich dachte ich lese nicht richtig! Bei uns in Österreich weiß jedes kleine Kind, welche Länder einmal zur Habsburger-Monarchie gehört haben. Und die Autorin willl mir erzählen, dass eine österreichische Historikerin das NICHT weiß?!! Hier hätte ich das Buch fast in die Ecke gepfeffert! Man sollte nicht nur über Neuseeland richtig recherchieren, sondern auch über andere Gegenden, über die man schreibt Bescheid wissen bzw. der Protagonistin die richtigen Worte in den Mund legen!

Aber beginnen wir mit der Geschichte, die uns die Autorin hier erzählen will. Wie schon erwähnt befinden wir uns zuerst in Wien, wo Ellionor durch eine schwere Nierenerkrankung (die sich im späteren Verlauf irgendwie in Luft aufgelöst hat!) ihrer Kusine Karla erfährt, dass sie nicht mit dem Rest der Familie verwandt ist. Ihre Großmutter Dana wurde damals adoptiert und in Ellionor erwächst der Wunsch ihre wahren Wurzeln zu suchen. Der erste Weg führt sie nach Dalmatien, wo sie auf Geschichten über ihren Urgroßvater Franjo Zima stößt. Dieser hat Liliane, die Tochter einer großen Winzerfamilie, zuerst geschwängert und dann sitzen gelassen. Gemeinsam mit seinem Freund verschwand er in einer Nacht-und-Nebel Aktion nach Neuseeland, um als Gumdigger das große Geld zu verdienen. Liliane wurde verheiratet und ihr das Kind weggenommen (Großmutter Dana). Ellionor reist daraufhin mit ihrem unsympathischen Ehemann Gernot, der sich von ihr aushalten lässt, weil er als Künstler noch immer auf seinen Durchbruch wartet, nach Neuseeland. Gernot möchte in Auckland in einer Galerie seine Bilder ausstellen, während sich Ellionor auf die Suche nach Spuren ihres Urgoßvaters macht. Ellionor verliert sich immer mehr in die Geschichte ihrer Vorfahren. Sie findet im Tagebuch von Dana, ihrer Großmutter, viele Hinweise, doch führen auch einige Spuren lange Zeit nirgendswohin. Alte Briefe und ein Autor, der über die Geschichte einer Geliebten von Franjo ein Buch geschrieben hat, decken weitere Geheimnisse auf....

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und der Vergangenheitspart, der bis ins Jahr 1904 zurückreicht, ergibt sich aus Tagebucheinträgen und Briefen. Schreibstil und Schriftart sind dementsprechend verschieden und angepasst.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, wobei die Männer diesmal eher schlecht wegkommen. Franjo, der seinen Namen später auf Frank Winter ändert, ist ein Hallodri. Mit seinem Charme und seiner sprachlichen Überzeugungskraft fällt er immer wieder auf die Füße und bricht sämtliche Frauenherzen. Trotzdem ist ihm das Glück nur teilweise hold. Ich fand seine Beschreibung gelungen.
Gernot, Ellionors Ehemann in der Gegenwart, ist ein Ich-bezogener Schmarotzer, der auf Kosten seiner Frau lebt und es versteht sie zu manipulieren und klein zu halten. Er ist eitel und empfindet kaum Empathie für andere Menschen.
Ellionor hingegen ist eine sehr sympathische, jedoch zu leichtgäubige Frau, die wenig Selbstwertgefühl hat. Ihr sehnlichster Wunsch nach einem Kind hat sich ebenso nicht erfüllt, wie ein fixes Standbein für Gernot.

Der Part in der Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Der Gegenwartsstrang konnte mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Hier war doch vieles vorhersehbar und fühlte sich nicht immer ganz rund an. Der Epilog fiel außerdem sehr kitschig aus und wäre meiner Meinung nicht wirklich mehr vonnöten gewesen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und sehr bildhaft. Jedoch finde ich, dass die Autorin diesmal ihren Roman anders angelegt hat. Mich hat das nicht gestört, denn ich finde es gut, wenn man sich verändert. Da Sarah Lark bereits viele Neuseelandromane geschrieben hat, war auch das Thema der Harzgewinnung und der Kauribäume etwas ganz Neues und sehr interessant zu lesen. Die Autorin erklärt den Beruf des Gumdiggers anschaulich. Viele junge Männer aus dem Süden sind damals nach Neuseeland ausgewandert. Ähnlich den Goldgräbern wurde auch ihnen das schnelle Geld versprochen, war jedoch Schwerstarbeit und nur für die ersten Arbeiter auch gewinnbringend.

Die Landschaftsbeschreibungen sind wie immer überaus gelungen und sehr bildgewaltig. Hier hat Sarah Lark wieder Bilder im Kopf entstehen lassen.

Fazit:
Ein Roman mit einigen Schwächen. Der Gegenwartsstrang war vorhersehbar, konnte mich nicht überzeugen und war auch noch schlecht recherchiert. Der Vergangenheitsstrang konnte mich jedoch überzeugen und hat mich auch an der Geschichte dranbleiben lassen.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Prächtige Landschaftsbeschreibungen, aber zu vorhersehbar

Die Kamelien-Insel
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Sylvia ist eine richtige Karrierefrau, die mit ihrem ebenso erfolgreichen Ehemann Holger in einem Penthaus in München wohnt. Meistens sehen sich die Beiden nur zwischen Tür und Angel, doch sie sind mit ...

Sylvia ist eine richtige Karrierefrau, die mit ihrem ebenso erfolgreichen Ehemann Holger in einem Penthaus in München wohnt. Meistens sehen sich die Beiden nur zwischen Tür und Angel, doch sie sind mit ihrem luxuriösen Leben zufrieden. Als Sylvia überraschend eine Gärtnerei in der Bretagne erbt, erfährt sie erst davon, als ihr Ehemann sie vor vollendende Tatsachen stellt und ihr erzählt, dass er diese bereits zum Verkauf angeboten hat. Sylvia ist anfangs erleichtert nicht noch mehr Arbeit aufgehalst zu bekommen, doch dann fällt ein Kunde aus und sie hat endlich einige Wochen Freizeit. Ihre verstorbene Tante Lucie spukt ihr im Kopf herum und so macht sie sich kurzentschlossen auf nach Frankreich. Dort findet sie keineswegs eine heruntergekommende Gärtnerei vor, wie ihr Holger berichtet hat, sondern eine atemberaubende Kamelienzucht. Sylvia ist gefangen von der Pracht der Blumen, der wildromantischen Szenerie und den urtypischen Bretonen. Doch dann erfährt sie, dass hier ein Hotelkomplex gebaut werden soll und sie diejenige ist, die die Zukunft der Insel zerstören wird....

Das erste Drittel des Romans hat mich bezaubert und ich fand wunderbar in die flüssig geschriebene Handlung. Die örtlichen Beschreibungen, insbesonders die der wildromantischen Bretagne und der Kamelieninsel, waren einfach prächtig und verzauberten alleine beim Lesen des Buches. Gemeinsam mit Sylvia verliebt man sich in die Blumenschönheiten und die liebenswerten Menschen der Insel.
Während die Autorin die Gezeiten, die Blumen und die atemberaubende Landschaft mit viel Gefühl und Liebe beschrieb, fehlte mir dies bei einigen ihrer Figuren. Manche Charaktere waren greifbar, andere wiederum kaum. Ebenso hatten die meisten kaum Ecken und Kanten, sondern waren einfach gut oder böse. Auch Sylvia war für mich nicht glaubswürdig. Sie war für mich ein sehr gegensätzlicher Charakter, den ich einige Handlungen im späteren Verlauf der Geschichte nur schwer abnahm. War sie doch anfangs die toughe Karrieferau mit Durchblick, mutieret sie plötzlich zu einer Figur, die äußerst naiv handelt und sich von ihrem Ehemann für dumm verkaufen lässt.

Der Roman lebt vom Schreibstil der Autorin. Die Landschaften werden sehr bildhaft beschrieben und man wähnt sich beim Lesen auf der Insel umgeben von Meeresrauschen. Ich hörte das Tosen der Wellen, roch den Duft der Blumen und war überwältigt von der Wildheit der Gezeiten. Doch nach einiger Zeit kam mir vieles der Handlung zu vorhersehbar und zu gewollt vor. Der große Minuspunkt ist die unnötige Liebesgeschichte zu Mael. Diese hätte der Roman weder gebraucht, noch war für mich dieser Charakter greifbar. Ich konnte mir weder ein Bild von Mael machen, noch konnte ich die sehr plötzlichen Gefühle für ihn nachvollziehen.

Ich lese gerne Geschichten wie diese, doch sollten sie nicht zu gewollt sein, zu vorhersehbar (Happy End lasse ich gelten, aber nicht, wenn ich schon 100 Seiten vorher weiß, was passieren wird!) oder unbedingt eine Liebesgeschichte beinhalten....
Die Kamelieninsel wäre ohne diese drei Punkte ein wirklich wunderbarer Roman geworden, da sowohl das Setting, als auch der Schreibstil passen. Die Umsetzung ist aber leider nur teilweise gelungen...

Fazit:
Ein kurzweiliger Roman mit bezaubernden Landschaftsbeschreibungen für zwischendurch. Leider etwas zu vorhersehbar und gewollt. Die Liebesgeschichte fand ich unnötig und meiner Meinung nach wäre der Roman ohne dieser überzeugender gewesen.

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Veröffentlicht am 16.02.2018

Leider enttäuschend nach den guten Rezensionen

Die Liebenden von Leningrad
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Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, über das ich schon im Vorfeld soo viele begeisterte Meinungen gelesent hatte. Der Roman wurde Anfang der 2000er Jahre bereits bei Weltbild veröffentlicht und ...

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, über das ich schon im Vorfeld soo viele begeisterte Meinungen gelesent hatte. Der Roman wurde Anfang der 2000er Jahre bereits bei Weltbild veröffentlicht und ist nun als Taschenbuch bei Heyne neu aufgelegt worden.

Ich muss zugeben, dass mir das Schreiben meiner Rezension zum Buch sehr schwer gefallen ist und ich Tage daran gesessen bin. Ich hatte sehr große Erwartungen, was vielleicht falsch war.

"Die Liebenden von Leningrad" ist der Auftakt einer Trilogie.
Die ersten Leseabschnitte ließen sich gut lesen und ich war bald mitten in der Geschichte. Wir schreiben das Jahr 1941. Die Deutschen erobern Landstrich um Landstrich und stehen vor den Toren Leningrads. Noch geht in der Stadt alles seinen gewohnten Weg. Es ist ein Tag vor Tatiana Metanowas 17. Geburtstag, als ihr Vater sie zum Einkaufen von Lebensmittelvorräten schickt. Dabei begegnet sie dem jungen Offizier Alexander Below. Für Beide ist es Liebe auf den ersten Blick. Ich war überrascht, dass sich Tatiana und Alexander bereits auf den ersten 50 Seiten trafen. Die Liebesgeschichte nimmt bereits sehr früh viel Raum ein. Das hat mich etwas enttäuscht, da ich mir mehr Kriegserlebnisse erwartet hatte.

Tatiana wohnt gemeinsam mit ihren Eltern, der älteren Schwester Dascha, Zwillingsbruder Pavel (Pascha) und den Großeltern auf kleinem Raum. Als Dascha ihr von ihrer neuen Liebe erzählt, ahnt Tatiana nicht, dass sie ebenfalls von Alexander spricht. Tatiana bittet Alexander Dascha nicht das Herz zu brechen, denn ihre Schwester bliebe immer ihre Schwester und kein Mann sollte diese geschwisterliche Beziehung zerstören. Um weiterhin in Tatianas Nähe sein zu können, stimmt Alexander ihren Vorschlag zu. Doch bald bricht der Krieg auch über die Stadt herein....
Rund 300 Seiten liest man nun über eine Dreiecksgeschichte zwischen Tatiana, Dasha und Alexander, was mich mit der Zeit zu nerven begann. Das ewige Hin und Her und Tatianas Selbstaufopferung begannen mich immer mehr zu stören.

Wahnsinnig beeindruckend fand ich allerdings die cirka 200 Seiten der Beschreibung der Belagerung von Leningrad und das fürchterliche Ausmaß für die Bewohner der Stadt. Der bittere Kampf ums Überleben, der Hunger und das Leid beschrieb die Autorin so wahnsinnig authentisch, dass ich während des Lesens sogar beim Kaffee trinken Schuldgefühle bekam. Ich litt mit Tatiana und ihrer Familie, während die Menschen wie die Fliegen starben. Einfach grandios erzählt. Bis jetzt habe ich noch keinen Roman gelesen, der diese Szenen besser umsetzen konnte und mir gleichzeitig die Tränen die Augen trieb. Wahnsinng gut recherchiert!
Doch danach beginnt der zweite Teil des Buches, der anfangs in Lazarewo spielt, und der mich den Roman fast abbrechen ließ! Ich hatte das Gefühl, hier schreibt eine andere Autorin! Plumpe Sexszenen und derbe Wörter beherrschten die nächsten 100 Seiten. Der Stil einfach nur furchtbar flach! Jegliche Romantik fehlte und ich hatte das Gefühl im falschen Buch gelandet zu sein.
Das Weiterlesen bereitete mir große Schwierigkeiten. Auch der Kitsch hielt hier Einzug und ich musste mich wirklich überwinden die letzten 200 Seiten zu lesen. Diese waren dann relativ spannend und konnten mich teilweise zurück in die Geschichte holen....der fahle Nachgeschmack blieb jedoch!

Neben der Dreiecksgeschichte, die mich nicht wirklich überzeugen konnte, fand ich auch Tatiana und Alexander nicht unbedingt liebenswert. Tatiana ist anfangs sehr naiv, was man allerdings ihrem Alter zuschreiben kann. Ihre Selbstaufopferung und ihr Talent sich von allen Menschen ausnutzen zu lassen, ließen mich immer wieder den Kopf schütteln. Während ihre Familie teilweise überhaupt nichts arbeitete und sich von vorne bis hinten bedienen ließ, stemmte sie als Jüngste und Schmächtigste alles auf ihren schmalen Schultern. Sie entwickelt zwar bis zum Ende hin eine unglaubliche innerliche Stärke, aber diese Selbstaufopferung blieb ihr erhalten.
Alexander ist oft unbeherrscht und jähzornig. Was mich aber am meisten an ihm störte, war seine Unzuverlässigkeit und sein Verhalten Tatiana gegenüber. Wenn man im Nebenzimmer sitzen muss, während er mit ihrer Schwester im Schlafzimmer zugange ist...das geht bei mir gar nicht!!!!
Ich denke, ich werde den zweiten Teil wohl nicht mehr lesen.

Und nun mein Dilemma mit der Bewertung.... So empfand ich die Teile des Buches:
Einstieg 3-4/5
Aushungerung Leningrads 5/5
Teil 3: Lazarewo 1/5
Teil 4: 3 von 5

Im Endeffekt gebe ich nun doch 3 statt 3 1/2 Sterne, da 200 sehr gute Seiten von 800 einfach zu wenig sind.

Schreibstil:
Der Roman lässt sich flüssig lesen, jedoch sind einige Dialoge öfters etwas holprig. In einigen Rezensionen las ich, dass dies der Übersetzung geschuldet sei, die bei der Neuauflage nicht verbessert wurde. Das ist sehr schade!
Die Geschichte ist in vier Teile mit den Überschriften: Weiße Nächte, Die grimmige Umarmung des Winters, Lazarewo und Todesmutig, geteilt. Die Schrift ist sehr klein und die Seiten sind dicht beschrieben.

Fazit:
Der Roman lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Die erste Hälfte ist großteils gelungen, auch wenn ich auch hier einige Kritikpunkte habe. Die Belagerung Leningrads und der bittere Kampf ums Überleben wurden von der Autorin allerdings wirklich grandios und authentisch beschrieben. Doch die zweite Hälfte des Buches ist schlicht und einfach schlecht. Vielleicht hatte ich mir nach den guten Bewertungen einfach zu viel erhofft. Für mich leider eine Enttäuschung. Die Folgebände werde ich nicht mehr lesen.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Entlang der Route 66

Das Leuchten der Erinnerung
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Bei Lovelybooks habe ich diesen Roman zur Buchverfilmung mit Donald Sutherland und Helen Mirren gewonnen. Ich war schon sehr gespannt auf diese Geschichte, in der es um ein über 80-jähriges Ehepaar geht, ...

Bei Lovelybooks habe ich diesen Roman zur Buchverfilmung mit Donald Sutherland und Helen Mirren gewonnen. Ich war schon sehr gespannt auf diese Geschichte, in der es um ein über 80-jähriges Ehepaar geht, dass sich auf eine allerletzte Reise in ihren Oldtimer-Wohnmobil "The Leisure Seeker" aufmacht. Ihre Kinder und die Ärzte sind absolut dagegen, denn Ella hat Krebs und John leidet an schwerer Demenz.

Was mir gleich aufgefallen ist, obwohl ich den Film nicht gesehen habe, sondern mir nur den Trailer dazu angeschaut habe ist, dass sich im Buch und Film das Ziel der Reise, als auch die Strecke komplett unterscheiden. Während sich John und Ella im Film entlang der Ostküste von Boston bis nach Florida auf den Spuren von Ernest Hemingway begeben und in Key West sein Haus anschauen wollen, fahren die Beiden im Buch auf der Route 66 von Chicago nach Kalifornien.
Dabei finde ich eigentlich die Idee im Film besser, denn warum das alte Ehepaar Disneyland als Ziel gewählt hat, war mir nicht wirklich klar.

Die Route 66 ist wohl den meisten ein Begriff. Dass es sie eigentlich gar nicht mehr vollständig gibt und befahrbar ist, war mir nicht bekannt und finde ich sehr schade. Die verfallenen Raststätten und die heruntergekommenden Orte entlang der berühmten Straße, die flirrende Hitze und der Staub, die trockene und öde Landschaft - all das verbreitet eine eher trostlose Stimmung im Roman. Dazu kommt natürlich auch die schwere Krebserkrankung von Ella und die Demenz von John. Trotzdem schwingt immer wieder ein Schuss Humor mit, den Ella ist trotz ihrer Krankheit ein toughe Frau, die auch schwierige Situationen, wie einen Überfall, meistert.

Der Roadtrip der beiden alten Menschen besteht größtenteils aus Aneinanderreihungen von denselben Begebenheiten oder ähnlichen Ereignissen. Auf dem Weg nach Santa Monica machen die Beiden, mit einer Ausnahme, immer wieder auf Campingplatzen Halt, wo sie auf ihrer Leinwand Fotos von früheren Reisen mit ihrem Wohnmobil anschauen. Für Ella ist es eine schöne Erinnerung an ihr gemeinsamen Leben und die Kinder. Außerdem gedenkt sie an gemeinsame Reisen mit bereits verstorbenen besten Freunden. Ella möchte aber auch mit den Bildern Johns Erinnerung überprüfen und ihn immer wieder an seine Kinder und schöne gemeinsame Momente erinnern. Die starke Persönlichkeit von Ella trägt die beiden dabei durch die Handlung.

Die gesamte Reise ist nicht nur wegen des Settings sehr amerikanisch, sondern mir fällt bei US-Autoren immer wieder auf, wie anders wir hier eigentlich in Europa leben bzw. wie uns die Amerikanierung immer mehr und mehr einholt. Ich fragte mich während der Lektüre, ob es in den USA eigentlich nichts anderes als Burger zu essen gibt. Man wird zwar darauf hingewiesen, dass Burger Johns Lieblingsessen ist und er darauf besteht. Bei Demenzkranken ist eine tägliche Routine sehr wichtig...doch muss man diese Besuche in Burgerketten immer wieder und vorkauen? Ich finde auch, dass Johns Demenzerkrankung zu leicht dargestellt wird. Wenn ich an meine verstorbene Mutter denke, die noch keine schwere Demenz, aber ab und zu richtige Aussetzer hatte, wo sie vollkommen in eine andere Welt abtauchte, mit Johns Verhalten vergleiche, kommt die Krankheit hier für einen schwer Demenzkranken zu leicht daher.

Die beiden Hauptprotagonisten sind sehr liebevoll beschrieben, wirken lebendig und authentisch. Ella ist eine patente Frau mit einem großen Herz und viel Mitgefühl für andere Menschen. Ihren sarkastischenr Humor mochte ich sehr. John hat hingegen keine Ahnung von Ellas schweren Krankheit. Für ihn ist es einfach nur eine weitere Reise mit dem Wohnwagen, wie er sie die letzten Jahrzehnte immer wieder gemacht hat. Die Liebe zwischen den beiden ist trotz ihrer Krankheit greifbar. Auch wenn John nicht immer den Namen seiner Frau weiß, erkennt er in ihr seine Geliebte.
Ellas Wunsch für diese Reise konnte ich nachvollziehen. Mit der ansteigenden Zahl an gefahrenen Kilometern, schwinden die Kraftreserven besonders von Ella immer mehr und ich habe bei ihren Beschwerden mitgelitten. Das Ende war für mich zwar traurig, aber stimmig. Trotzdem hat mir das gewisse Etwas gefehlt.
Mir hat der Roman gefallen, aber richtig berührt hat er mich leider nicht. Das lag vorallem an den immer wiederkehrenden Aneinanderreihungen gleicher Begebenheiten, das "zu Amerikanische" und manche Ungereimtheiten. Außerdem plätscherte mir die Handlung einfach zu viel dahin.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autoren ist leicht und flüssig zu lesen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten und sind nach der Reiseroute von Ella und John angeordnet. So begleitet man die Beiden von einem Bundesstaat zum nächsten bis sie in Disneyland ankommen. Die Dialoge zwischen John und Ella sind liebevoll, heiter, aber auch zornig und deprimierend.
Eine Karte mit den Etappen im Buch wäre ebenfalls nett gewesen.

Fazit:
Leider konnte mich die eigentlich rührende Geschichte nicht ganz abholen. Es ist ein leiser Roman ohne große Höhen und Tiefen, der trotzdem die Empfindungen von Ella sehr gut widerspiegelt. Bei mir kamen die Emotionen dennoch nur teilweise an und der ganze Roman war mir etwas "zu amerikanisch" (aufgebauscht).

Veröffentlicht am 06.01.2018

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Beim Leben meiner Mutter
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Von Rowan Coleman habe ich leider immer noch ihren Bestseller "Einfach unvergesslich" im SuB Regal stehen. Damals wollte ich das Buch unbedingt lesen und wie es so oft passiert mit meinen selbst gekauften ...

Von Rowan Coleman habe ich leider immer noch ihren Bestseller "Einfach unvergesslich" im SuB Regal stehen. Damals wollte ich das Buch unbedingt lesen und wie es so oft passiert mit meinen selbst gekauften Büchern ...sie bleiben im Regal und verstauben. Zuerst kommen Leserundenbücher und Rezensionsexemplare an die Reihe und dann auch noch die Büchereibücher....so wie dieses hier.
Nun habe ich "Beim Leben meiner Mutter" als ersten Roman der Autorin gelesen, der mich aber leider etwas zwiespältig zurücklässt.

Das Buch ist zwar ein Roman, hat aber auch einen Touch Fantasy, da wir uns auf eine Zeitreise begeben. Ich liebe Zeitreisen und auch hier gefiel sie mir...nur leider nicht bis zum Ende der Geschichte.

Marissa leidet seit Jahrzehnten an Depressionen und beschließt ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie verbirgt ein dunkles Geheimnis, das sie mit ins Grab nimmt. Ihren beiden erwachsenen Töchtern, Luna und Pia, hinterlässt sie einige Videos. Darauf offenbart sie Luna, dass Pia und sie nicht denselben Vater haben. Luna ist entsetzt und die beiden Frauen beschließen sich auf die Spuren von Marissas Vergangenheit zu begeben. Gemeinsam machen sie sich von London auf nach Brooklyn, New York, dem Heimatort ihrer Mutter. Neben dem Geheimnis um Lunas Vater, müssen sich Luna und Pia auch um ihr Erbe kümmern: eine Haushälfte von Marissas Elternhaus. Dieses ist seit Jahren unbewohnt und in einem schlechten Zustand. Die andere Hälfte gehört Marissas Schwester Stephanie, zu der sie keinen Kontakt mehr pflegte, seit sie Broolyn verlassen hat, um den Engländer Henry zu heiraten.

Als sich Luna das Haus ihrer Mutter ansieht, verspürt sie ein sonderbares Gefühl. Plötzlich steht sie inmitten von jungen Menschen - mittendrin ihre Mutter. Es ist das Jahr 1977 und Marissa ist eine fröhliche, unbeschwerte und wunderschöne junge Frau, umgeben von Freunden und ihrer Schwester Stephanie. Luna erkennt ihre Mutter kaum wieder - diese Frau, die zeitlebens nur depressiv war, ist hier der Mittelpunkt der jungen Menschen und strahlt nur vor Lebensfreude. Was ist ihr nur passiert?
Luna versucht daraufhin öfters ins Jahr 1977 zu reisen, doch sie kann Zeitpunkt und Dauer ihrer Zeitreise nicht beeinflussen. Bald fühlt sie sich wohl unter Marissas Freunden und versucht herauszufinden, was dasmals passiert ist, dass aus diesem lebenfrohen Mädchen eine junge Frau mit schweren Depressionen wurde. Luna versucht den Grund zu finden und etwas dagegen zu unternehmen....

Anfangs war ich noch begeistert von den Zeitreisen und den Treffen von Luna mit ihrer Mutter und deren Clique. Zu schnell wurde allerdings das Geheimnis aufgedeckt und dadurch verlor die Geschichte etwas an Spannung. Dies wurde zum Ende hin mit einer überraschenden Wendung kompensiert, die nochmals Spannung verhieß. Leider konnte mich dann aber der fantastische Part nicht mehr richtig überzeugen. Es wurde etwas verwirrend und zu unglaubwürdig.

Die Charaktere sind schwer zu beschreiben, da sich durch die Zeitreise einige Begebenheiten in der Zukunft verändern. Daraus folgend hatte eine Person auch verschiedene Charakterzüge, maßgeblich durch ihre Vergangenheit beeinflusst. Das macht es etwas schwer eine gute Verbindung aufzubauen. Bei Luna gelingt es größtenteils, bei Pia nicht wirklich.

Die zeitgenössische Familiengeschichte unterscheidet sich zu "gewöhnlichen" Romanen durch die fantastischen Elemente, auf die man sich einlassen muss. Auch wenn Luna als Physikerin anfangs nicht an verschiedene Zeitebenen glaubt, muss sie sich dieser "Realität" stellen. Fand ich die Zeitreise zurück ins Jahr 1977 anfangs noch sehr interessant und liebenswert, wurde sie zum Ende hin leider zu verworren und konfus.

Schreibstil:
Rowan Coleman schreibt sehr angenehm. Obwohl es im Mittelteil etwas an Spannung fehlte und mir der letzte Abschnitt zu verworren war, ließ sich die Geschichte trotzdem flüssig lesen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.


Fazit:
Die Grundidee und der Schreibstil der Autorin ist toll - und ich liebe Zeitreisen. Trotzdem konnte mich der Roman nicht richtig abholen. Vorallem die letzten hundert Seiten waren zu verworren und haben das Konzept der Autorin irgendwie zerstört.