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Veröffentlicht am 10.05.2018

Zu gut, um wahr zu sein?

The Wife Between Us
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Zwei Frauen – die Eine bereitet sich auf die Hochzeit mit ihrem Traummann vor, die Andere hat ihre Ehe mit ihrem Traummann gerade hinter sich. Ist oder war es wirklich ein Traummann?

Die New York Times ...

Zwei Frauen – die Eine bereitet sich auf die Hochzeit mit ihrem Traummann vor, die Andere hat ihre Ehe mit ihrem Traummann gerade hinter sich. Ist oder war es wirklich ein Traummann?

Die New York Times schreibt über diesen Roman: „Ein atemberaubender Roman mit faszinierenden Figuren – ein Pageturner, den man lesen muss!“

Ich habe diesen Roman (442 Seiten) in zwei Tagen gelesen und kann der New York Times nur beipflichten. Selten hat mich ein Buch so in den Bann gezogen.
„Ein teuflisch kluger Katz-und-Maus-Thriller,“ noch ein Zitat aus der New York Times. Für mich ist es auch ein Thriller, und zwar einer von den guten, einer in dem kein Blut fließt, der dem Leser aber ständig Gänsehaut bereitet. Zum Inhalt möchte ich gar nicht viel sagen. Man muss es lesen.
Den beiden Autorinnen ist es gelungen auf 442 Seiten eine viele Jahre währende Tragödie aufzudröseln, die jahrelange Erniedrigungen, seelische und körperliche Verletzungen beinhaltete. Anfangs war es etwas verwirrend aus welcher Perspektive die Rückblicke und Gegenwartssituationen erzählt werden. Doch mit zunehmender Seitenzahl klärt sich alles. Die Geschichte durchläuft einige überraschende Wendungen und dem Leser offenbaren sich viele schockierende Enthüllungen, die ihn gefangen nehmen bis zum Schluss. Besonders gelungen finde ich die starke Charakterisierung der Frauenfiguren, die innerlich wie äußerlich mehrere Wandlungen durchlebt haben.
Man merkt, ich stehe noch ganz im Bann dieses Buches. Ich werde es mit einer unbedingten Leseempfehlung an eine gute Freundin weitergeben und freue mich schon auf das nächste Buch dieser beiden Autorinnen.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Beichtgeheimnis!?

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Martin Bauer, Polizeiseelsorger, vollauf damit beschäftigt, die Folgen seines letzten Falls auszubügeln, die Risse in seinem privaten Leben zu kitten, wird überraschend an einen Tatort gerufen. Eigentlich ...

Martin Bauer, Polizeiseelsorger, vollauf damit beschäftigt, die Folgen seines letzten Falls auszubügeln, die Risse in seinem privaten Leben zu kitten, wird überraschend an einen Tatort gerufen. Eigentlich wäre sein katholischer Kollege Polizeidekan Vaals zuständig gewesen, aber dieser erlitt einen Herzanfall als er einem Polizisten am Tatort beistehen wollte. Bauer begleitet seinen Kollegen ins Krankenhaus und wird auf verstörende Art und Weise von seinem Kollegen um Hilfe gebeten. Der Tatort bzw. der Fundort der Leiche befindet sich in einem stillgelegten Bergwerk. Die Leiche ist von Stichwunden übersäht und mit Honig übergossen worden. Bauer ist sich nicht im Klaren was Vaals derart entsetzt hat und warum er einen alten Freund oder Bekannten des Dekans suchen soll. Hat dieser Fall etwas mit der Vergangenheit des Polizeidekans zu tun?

Wenn man den ersten Kriminalroman mit Polizeiseelsorger Martin Bauer gelesen hat, ist es wie ein nach Hause oder ins Haus guter Freunde kommen. Es ist alles wie gehabt. Martin Bauer ist nicht nur Polizeiseelsorger, sondern auch eine Seele von Mensch. Die Rede, die er zu Beginn der Geschichte für die Polizeianwärter hält, zeigt ganz deutlich, wie er tickt und die Welt sieht. Bei seiner Seelenlage kann er sich einfach nicht teilen und es jedem Recht machen. Er kämpft um seine Ehe und macht trotzdem alles falsch, ist nie wie versprochen vor Ort, aber gibt alles um den Menschen, die ihm wichtig sind, zu helfen. An der Seite von Hauptkommissarin Verena Dohr, die um ihre Position im Kommissariat kämpfen muss, versucht er der Vergangenheit auf der Spur zu kommen.
Die Ermittlungsarbeit im Kommissariat, die Intrigen, das Ausbremsen wegen Zuständigkeitskonflikte und der Konkurrenzkampf werden eindringlich aufgezeigt.
Als Leser hat man das Gefühl mittendrin zu sein und manchmal würde man gerne die Protagonisten in die eine oder andere Richtung schupsen. Die Lösung dieses außergewöhnlichen Falls erscheint mir sehr realistisch. Ich denke, auch in der Realität führt nicht immer nur ein Weg zum Ziel. Zufall und unkonventionelle Methoden sind sicher oft von Nöten.
Dieser fiktive Krimi aus meiner realen Heimat war spannend, unterhaltsam und nachvollziehbar. Nachvollziehbar ist etwas, dass mir wichtig ist. Wenn plötzlich ein Mörder aus dem Hut gezaubert wird, finde ich das immer sehr unbefriedigend.

Bei Martin Bauer freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Ein starker Auftakt

Krokodilwächter
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Polizeiassistent Jeppe Körner erholt sich überaus langsam von seinem Zusammenbruch, den er erlitt hat, nachdem er von seiner Frau Therese überraschend verlassen wurde. Nur mit Hilfe schmerzstillender ...

Polizeiassistent Jeppe Körner erholt sich überaus langsam von seinem Zusammenbruch, den er erlitt hat, nachdem er von seiner Frau Therese überraschend verlassen wurde. Nur mit Hilfe schmerzstillender Tabletten ist er in der Lage seinen Dienst gemeinsam mit seiner Kollegin Anette Werner zu verrichten.
Ausgerechnet jetzt geschieht ein grausamer Mord an der jungen Julie. Schnell stellt sich heraus, dass dieser Mord in einer Romanvorlage der im gleichen Haus lebenden Hauseigentümerin Ester di Laurenti genau beschrieben wurde. Die beiden Ermittler glauben an schnelle Aufklärung, aber da geschieht ein zweiter Mord........


Dieses Buch ist der Beginn einer neuen dänischen Thriller-Serie und hat mir sehr gut gefallen.
Direkt zu Anfang wird eine gute Hintergrundgeschichte der Ermittler aufgebaut, die sich wahrscheinlich durch alle künftigen Fälle ziehen wird. Der verletzliche, reichlich angeschlagene, empathische Jeppe, der sich schnell als Versager sieht und immer um Hygiene bemüht ist und im Gegensatz dazu, die glückliche, zufriedene, etwas rundliche und burschikose Anette. Sie bilden zusammen ein optimales Team, auch wenn sie selber davon nicht überzeugt sind.

Der Fall selbst ist verzwickt. Viele menschliche Tragödien und psychopatischer Abschaum werden offengelegt. Jeppes und Anettes Intuitionen werden gefordert, von den Kollegen wieder und wieder angezweifelt, aber letztlich haben sie immer die richtige Spürnase.
In typisch dänischer oder auch skandinavischer Art werden die Zweifel oder auch die Verzweiflung der Ermittler, die kleinen Fortschritte wie auch Rückschritte beschrieben. Der Leser bekommt immer wieder neue Fakten an die Hand um sich seine eigenen Gedanken zu machen und mit zu ermitteln.
Ich fand diese Serieneröffnung spannend und fesselnd und freue mich auf neue Fälle.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Düstere Vergangenheit

Nachts am Brenner
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Commissario Grauner und sein neapolitanischer Kollege Ispettore Saltapepe haben es mit einen mysteriösen Fall zu tun, in dem sie anfänglich keine Zusammenhänge finden können. Zwei alte Männer, Mitglieder ...

Commissario Grauner und sein neapolitanischer Kollege Ispettore Saltapepe haben es mit einen mysteriösen Fall zu tun, in dem sie anfänglich keine Zusammenhänge finden können. Zwei alte Männer, Mitglieder einer Kartenspielgruppe, die ihr Leben gelebt haben, werden auf brutale Weise nach einander ermordet. Sind die anderen beiden Mitglieder der Gruppe, die täglich zusammen sitzen, auch gefährdet? Ist etwas in der Vergangenheit dieser Männer passiert, das den Beiden jetzt zum Verhängnis wurde? Sind die veränderten Strukturen und Lebensbedingungen am Brenner die Ursache?
Grauner befürchtet aufgrund einer am Tatort gefundenen Visitenkarte, dass auch der nie geklärte Mord an seinen Eltern etwas mit diesen Verbrechen zu tun hat. Eine zermürbende und die Seele belastendende Ermittlungsarbeit beginnt.

Schon das Cover gibt einen Einblick in die Stimmung dieses Krimis. Ich habe selten einen Krimi mit so viel Lokalkolorit gelesen. Lenz Koppelstätter versteht es meisterlich die Seele und Gedankenwelt der Südtiroler insbesondere der Einheimischen vom Brenner aufzufächern. Die Sehnsüchte und Vorstellung des aus Neapel stammenden Kollegen Saltapepe zeigen deutlich den Unterschied zu den anderen Regionen Italiens.
Für mich als Niederrheinerin waren die Karten am Anfang und Ende des Buches besonders hilfreich und interessant. Die vielen Informationen über die ehemalige Grenzstation und die strukturellen Veränderungen nach dem Öffnen der Grenzen und den Autobahnbau waren für mich völlig neu und haben zum besseren Verständnis der heutigen Situation geführt.

Dieser Krimi aus Südtirol ist tiefgründig und vielschichtig. Die Spannung, die sich nach den beiden brutalen Morden aufbaut verliert nie an Intensität, weil nach jeder Sackgassenspur eine neue Spur, ein neuer Hinweis in Erscheinung tritt. Die Qualen, die Grauner während seiner privaten Ermittlungen erleiden muss, machen das Erspüren neuer Schlussfolgerungen immer dringlicher. Die Figur des etwas eigensinnigen Ermittlers Grauner ist ganz genau gezeichnet. Man hat das Gefühl die Person vor sich zu sehen und zu hören.

Es hat Spaß gemacht diesen Krimi zu lesen. Es war mein erster Krimi von Lenz Koppelstätter, aber bestimmt nicht mein letzter.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Dunkel, Gefährlich, Erbarmungslos

SOG
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Der zweite Fall für Kommissar Huldar und Kinderpsychologin Freyja. Zunächst geht es um einen „Dummen-Jungen-Streich“. In einer Zeitkapsel wird ein Aufsatz mit Mordankündigungen gefunden. Steckt mehr dahinter? ...

Der zweite Fall für Kommissar Huldar und Kinderpsychologin Freyja. Zunächst geht es um einen „Dummen-Jungen-Streich“. In einer Zeitkapsel wird ein Aufsatz mit Mordankündigungen gefunden. Steckt mehr dahinter? Kommissar Huldar geht der Sache auf den Grund. In der Folge macht die Mordkommission grausame Funde. Abgetrennte Hände, eine Leiche mit kuriosem Auffindungsszenarium, abgetrennt Füße, niemand hat etwas gesehen und niemand sieht Zusammenhänge.
Wird Kommissar Huldar einen Weg durch dieses Chaos finden, nachdem er nach seinem letzten Fall degradiert wurde?

Dunkel, gefährlich, erbarmungslos, genauso kommt dieser Thriller daher.
Zunächst wird die Hintergrundgeschichte von Kommissar Hulda und Kinderpsychologin Freyja weiter beleuchtet, aber schon bald holt den verunsicherten Huldar das grausame Szenarium ein. In mühevoller Kleinarbeit kommt er Stück für Stück den Zusammenhängen auf die Spur. Neben den grausamen Verbrechen, die immer mehr zu Tage treten, wird viel von der erfolglosen und zermürbenden Ermittlungsarbeit sichtbar gemacht. Es zeigt sich schnell, dass Kommissar Huldar zwar nicht der geborene Chef in der Mordkommission ist, aber dass er flexibel in seinen Ermittlungen ist und dadurch Zusammenhänge erkennt, die andere nicht wahrhaben wollen. Während er akribisch jede Spur verfolgt, stolpert er tollpatschig durch seine Privatleben. Immer wieder wird im Kontrast zu den grausamen Verbrechen die emotionale Gedankenwelt von Huldar und Freyja eingeblendet. Wobei die Dramatik ihrer Beziehung unbedeutend anmutet in Hinblick auf die zu ermittelnden Grausamkeiten, aber sie lassen den Leser kurz durchatmen bei den zu lesenden Abscheulichkeiten.

Der Thriller ist spannend bis zur letzten Seite. Die Sprache ist einfach und gut zu lesen.
Die Lösung beziehungsweise Täterermittlung ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut.
Manche Szenen waren zu hart und brutal für mich, aber das eigentlich brutale war nicht die Beschreibungen der Autorin, sondern das Kopfkino, was sie auslösten.

Yrsa Sigurdardóttir hat hier einen liebenswerten, aber auch stahlharten Ermittler geschaffen, der sicher noch viele Fälle mit der Kinderpsychologin lösen wird.