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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2018

Guter Krimi mit einem interessanten Konzept

Mordsg'schicht
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In "Mordsg'schicht" stößt Juliana Kallberger, die sich in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne mit Ahnenforschung beschäftigt, auf einen Eintrag, der sie neugierig macht. Dem Sterbebuch zufolge ist Joseph ...

In "Mordsg'schicht" stößt Juliana Kallberger, die sich in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne mit Ahnenforschung beschäftigt, auf einen Eintrag, der sie neugierig macht. Dem Sterbebuch zufolge ist Joseph Mayerhofer 1902 nur wenige Tage nach dem Tod seiner Frau erhängt aufgefunden worden; da ein Selbstmord damals ein Skandal gewesen wäre, möchte sie mehr darüber herausfinde, doch bei ihren Recherchen kommen ihr Zweifel daran, dass es sich wirklich so zugetragen hat, und sie sucht weiter nach Anhaltspunkten. Dabei fand ich sehr interessant, dass diese 'Ermittlungen' als eine Art Ahnenforschung aufgezogen wurden; die Protagonistin versucht, mehr über die Familie Mayerhofer und ihre Nachfahren herauszufinden, um diese dann zu befragen und es war faszinierend, welcher Quellen und Datenbanken sie sich bedienen konnte, um an diese Daten heranzukommen.

In der Geschichte selbst wird ihr mehrfach die Frage gestellt, ob sie wirklich glaubt, einen Vorfall, der vor so langer Zeit passierte, aufklären zu können, und es scheint tatsächlich schwer vorstellbar. Die Autorin hat es aber meiner Meinung nach recht realistisch dargestellt und ich fand es toll, welche Methoden eingesetzt wurden, um an Informationen zu kommen. Es gibt zwar ein paar Zufälle und glückliche Fügungen und ich habe mich manchmal gewundert, dass fast alle so gesprächsbereit zu sein schienen, doch das lässt sich damit erklären, dass die Angehörigen gerne mehr über ihre Vorfahren wissen wollten und deshalb hat es mich nicht gestört.

Durch die Nachforschungen der Protagonistin entsteht mit der Zeit ein immer klareres Bild von der Familie und ich fand es toll, nach und nach mehr über die verschiedenen Zweige des Stammbaums und ein paar der lange gehüteten Geheimnisse zu erfahren. Im Laufe der Handlung fallen sehr viele verschiedene Namen, da Juliana ja unter anderem versucht, einen vollständigen Stammbaum zu erstellen, doch der Autorin ist es gelungen, dies übersichtlich darzustellen. Die Einblicke in das Leben der Vorfahren und die geschichtlichen Hintergründe haben mir ebenfalls gefallen, obwohl diese eher am Rande eine Rolle spielen, und die Spekulationen darüber, wer ein Motiv gehabt haben könnte, waren interessant. Ein bisschen schade fand ich aber, dass Juliana so sehr in diesem Hobby und ihren Nachforschungen aufgeht, dass die anderen Aspekte ihres Lebens fast vollständig dahinter zurücktraten, da ich gerne mehr darüber gelesen hätte. Trotzdem war sie mir sympathisch und ich könnte mir vorstellen, weitere Bücher über sie zu lesen, obwohl es da natürlich darauf ankommt, ob glaubwürdig gemacht werden kann, wieso sie erneut ermittelt.

"Mordsg'schicht" ist ein insgesamt eher ruhiger Krimi, der den Fokus klar auf die Recherchen um die Todesumstände von Mayerhofer und die daraus entstehenden Erkenntnisse und Spuren legt, doch das Buch konnte mich definitiv fesseln. Zudem kann man durchaus neugierig darauf werden, seine eigene Familiengeschichte genauer zu untersuchen, und dazu gibt es hilfreiche Informationen im Anhang. Das hat mir sehr gefallen.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Schöne Liebesgeschichte voller Gefühlschaos

Mein wundervoller Antikladen im Schatten des Eiffelturms
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In "Mein wundervoller Antikladen im Schatten des Eiffelturms" geht es um Anouk, die ein Antiquitätengeschäft betreibt und sich voll und ganz auf ihre Arbeit konzentriert, die sie aufrichtig liebt. Für ...

In "Mein wundervoller Antikladen im Schatten des Eiffelturms" geht es um Anouk, die ein Antiquitätengeschäft betreibt und sich voll und ganz auf ihre Arbeit konzentriert, die sie aufrichtig liebt. Für eine romantische Beziehung bleibt da nicht viel Platz... doch da ihr Exfreund sie ausgenutzt und betrogen hat, ist sie in Bezug auf Männer unglaublich vorsichtig geworden und nicht bereit, wieder jemandem so zu vertrauen und sich zu verlieben.

Anouk ist eine sympathische Protagonistin, allerdings war es manchmal schwer zu lesen, wie sehr sie sich selbst im Weg stand. Sie ist eindeutig ein gebranntes Kind und es ist offensichtlich, dass sie verletzt wurde und Angst hat, dass dies wieder passieren könnte, vor allem, da ihr Exfreund nach wie vor versucht, ihr Leben zu sabotieren. Deshalb ist sie skeptisch und abweisend, als sie Tristan kennen lernt, der offen Interesse an ihr zeigt, jedoch Geheimnisse zu haben scheint. Ihr innerer Zwiespalt war sehr gut dargestellt und ich konnte verstehen, wieso sie immer gleich das schlechteste dachte und nicht riskieren wollte, dass ihr das Herz wieder gebrochen wird, gerade, weil Tristan sich lange bedeckt hält und nicht unbedingt öffnet. Zugleich war ich aber ganz der Meinung ihrer Familie und Freunde, die ihr geraten haben, in die Zukunft zu blicken. Ich habe definitiv mit ihr mitgefiebert und auf ein glückliches Ende für sie gehofft und die Liebesgeschichte hat mir dann auch gut gefallen.

Besonders interessant fand ich jedoch die Arbeit mit den Antiquitäten und die verschiedenen Geschichten, die hinter all den Gegenständen stecken. Es war faszinierend zu sehen, wie Anouk versucht hat, für jedes Objekt einen neuen Besitzer zu finden, der es auch tatsächlich wertschätzen kann, und ihre Leidenschaft für diesen Beruf war offensichtlich und fast schon ansteckend. Zudem gibt es hier noch einen recht spannenden Handlungsstrang um rätselhafte Vorkommnisse, der zwar etwas vorhersehbar, aber gut mit der Romanze verknüpft war und zu ein paar Spekulationen angeregt hat.

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne. Es hat mich gut unterhalten, ich mochte die Protagonistin sehr und die Liebesgeschichte konnte mich ebenfalls überzeugen.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Wieder ein guter Krimi

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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"Das Grab unter Zedern" ist der vierte Band der Reihe um Leon Ritter, einen Rechtsmediziner. Dieses Mal arbeitet er an einem alten Fall, weil der zuvor als Täter verurteilte Mann vom Berufungsgericht freigesprochen ...

"Das Grab unter Zedern" ist der vierte Band der Reihe um Leon Ritter, einen Rechtsmediziner. Dieses Mal arbeitet er an einem alten Fall, weil der zuvor als Täter verurteilte Mann vom Berufungsgericht freigesprochen wurde und deshalb eine neue Untersuchung eingeleitet wird, um zu erfahren, was damals passiert ist. Allerdings gibt es nach wie vor viele Menschen, die von der Schuld des Mannes überzeugt sind, und dadurch entsteht eine angespannte, aufgeladene Situation. Der Autor hat dies sehr gut dargestellt und ich fand es faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Charaktere die Lage bewertet haben und wie sie damit umgegangen sind. Nicht alle waren dabei sachlich oder begeistert davon, andere Ansätze bearbeiten zu müssen, doch diese Dynamik hat die Ermittlungen für mich gerade interessanter gemacht, denn als Leser fragt man sich dabei selbst, wie die Tat sich nun wirklich zugetragen hat.

Im Laufe der Handlung stößt Ritter darauf, dass es noch weitere Verbrechen geben könnte, doch kaum jemand will ihm glauben. Natürlich ist es logisch, dass die Polizei nicht nur aufgrund eines vagen Verdachtes oder einer Ahnung großräumige Ermittlungen einleiten kann, aber dass er die ganze Zeit in Frage gestellt wurde, war nach einer Weile ein wenig frustrierend - gerade, da er in den letzten Bänden schon gezeigt hat, dass seine Intuition und seine Erkenntnisse meistens bedeutsam sind. Trotzdem waren die eigenen Nachforschungen, die der Protagonist angestellt hat, gut dargestellt und verliefen realistisch, ohne dass die Polizei dabei inkompetent gewirkt hätte. Das hat mir gut gefallen.

Insgesamt ist "Das Grab unter Zedern" ein eher ruhiger, unaufgeregter Krimi, aber gerade gegen Ende gibt es ein paar spannende Momente und man muss um die Figuren bangen. Auch davon abgesehen ist die Geschichte definitiv durchgängig fesselnd; der Fall ist, wie bereits erwähnt, interessant und gut aufgebaut, obwohl er teilweise ein wenig konstruiert wirkt, und ich fand die Mischung aus Arbeit und Privatleben wie in den Vorgängern gelungen.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Eine schöne, realistische Liebesgeschichte

Herzflüstern
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"Herzflüstern" erzählt die Liebesgeschichte von Julian, der der Ich-Erzähler ist, und Markus. Die beiden begegnen sich zufällig im Park, nur um sich dann wiederzusehen, als Markus ein Praktikum an Julians ...

"Herzflüstern" erzählt die Liebesgeschichte von Julian, der der Ich-Erzähler ist, und Markus. Die beiden begegnen sich zufällig im Park, nur um sich dann wiederzusehen, als Markus ein Praktikum an Julians Schule beginnt. Das verkompliziert die Situation zwischen ihnen natürlich, aber auch so ist die Situation verwirrend, denn der Protagonist hat sich noch nie zuvor zu Männern hingezogen gefühlt und weiß deshalb nicht, wie er mit den Emotionen umgehen soll, die er nun plötzlich hat. Die Autorin hat dieses Gefühlschaos sehr gut dargestellt; Julian hat sich damit nicht unbedingt wohl gefühlt und hat einige Zeit gebraucht, um sie wirklich zu akzeptieren, aber das fand ich realistisch. Er hatte Probleme damit zu verstehen, was in ihm vorgeht und was alles bedeutet und der Weg zu seiner Erkenntnis war meiner Meinung nach sehr echt beschrieben. Ich konnte auf jeden Fall mit ihm mitfühlen und sein manchmal widersprüchliches, aufgewühltes Handeln nachvollziehen. Markus war dagegen lange eher undurchschaubar, da er sich gerade in Bezug auf seine Vergangenheit nicht geöffnet hat, aber er war mir trotzdem von Anfang an sympathisch.

Die Entwicklung der Beziehung der beiden hat mir gefallen. Es gibt einige sehr süße und generell viele emotionale Momente zwischen ihnen und man hat gesehen, dass sie zusammen passen. Toll fand ich vor allem, dass der Altersunterschied von 6 Jahren thematisiert wurde, und die sich daraus ergebenden Unsicherheiten waren glaubwürdig dargestellt. Auch, dass Julian zu Beginn noch minderjährig ist, spielt eine Rolle, ohne dass die Dynamik zwischen den Charakteren dadurch problematisch gewesen wäre. Die beiden gehen liebevoll miteinander um und die romantischen Szenen waren einfach schön. Es war ein bisschen schade, dass sie gelegentlich Kommunikationsprobleme hatten oder etwas überzogen reagierten, aber das lässt sich auf die Jugend der Figuren zurückführen und hat mich deshalb nicht gestört.

In "Herzflüstern" werden auch Themen wie Homophobie angesprochen und die potentiellen Konsequenzen eines Coming Outs wurden realistisch und meiner Meinung nach einfühlsam dargestellt. Aus der Inhaltsangabe geht ja schon hervor, dass die Mutter des Protagonisten nicht von der Vorstellung angetan ist, dass ihr Sohn schwul sein könnte, und in diesem Zusammenhang gibt es ein paar Szenen, die nicht gerade leicht zu lesen waren. Es ist schade, dass das Coming Out noch immer eine große Sache sein kann, aber mir hat gefallen, wie die Autorin damit umgegangen ist. Die Liebesgeschichte, die sie in diesem Buch erzählt, ist insgesamt wirklich schön und auf jeden Fall bewegend.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Guter erster Band

Mit ganzer Seele
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In "My Soul to Take" geht es um Kaylee, ein scheinbar ganz normales junges Mädchen... das weiß, wann jemand in ihrer Umgebung sterben wird und dann den beinahe unwiderstehlichen Drang verspürt, zu schreien. ...

In "My Soul to Take" geht es um Kaylee, ein scheinbar ganz normales junges Mädchen... das weiß, wann jemand in ihrer Umgebung sterben wird und dann den beinahe unwiderstehlichen Drang verspürt, zu schreien. Sie versteht nicht, was mit ihr passiert und macht sich Sorgen, dass mit ihr etwas nicht stimmt, vor allem, als diese Momente sich häufen. Diese scheinbare Eingebung zu wissen, wann jemand dem Tod nahe ist, ist ihr nicht geheuer und das kann ich sehr gut verstehen - wie furchtbar muss es sein zu wissen, dass es passieren wird und man nichts dagegen tun kann? Die Autorin hat das wirklich gut dargestellt und es gab ein paar Szenen, die mir die Tränen in die Augen getrieben haben, weil die Hilflosigkeit und die ganzen negativen Gefühle der Protagonistin einfach so echt wirkten. Gerade gegen Ende kommt sehr viel zusammen und die Ereignisse überstürzen sich beinahe, sodass Kaylee und ihren Mitmenschen einiges zugemutet wird. Ich vermute, dass das alles noch Konsequenzen haben wird, die im zweiten Band eine Rolle spielen, doch schon in diesem Buch wurde gut aufgezeigt, wie verheerend die Vorkommnisse sind. Dabei hat mir der Idealismus und der feste Wille der Protagonistin, irgendetwas zu tun gut gefallen, auch wenn ihre Vorstellungen nicht unbedingt realistisch sind.

Gefallen hat mir, dass der Fokus nicht auf der Liebesgeschichte lag. Die Romanze zwischen Kaylee und Nash fand ich süß, sie hat sich glaubwürdig entwickelt und die Beziehung der beiden ist für die Handlung wichtig, aber von größerer Bedeutung sind die mysteriösen Geschehnisse und die potentielle Gefahr, die sich daraus ergibt - ganz zu schweigen davon, was das alles für die Protagonistin selbst bedeutet. Obwohl ich schon wusste, was eine der Enthüllungen sein würde, war es dennoch interessant zu sehen, wie sie die Wahrheit erfahren hat, obwohl ihre Reaktion für mich fast schon zu harmlos war.

Das World Building wurde bisher hauptsächlich angedeutet, doch es gibt einige Aspekte, die ich sehr interessant finde; ich hoffe, dass man im zweiten Band weitere Informationen über die übernatürlichen Wesen und ihren Platz in der Welt bekommen wird und auch über ein paar der Nebenfiguren würde ich gerne mehr erfahren. Hier steckt viel Potential. Die Handlung selbst konnte mich fesseln, es gab ein paar emotionale Stellen, die mich berühren konnten und durch den angenehmen, lockeren Schreibstil hatte ich das Buch schnell ausgelesen. Es hat mich gut unterhalten und ich bin gespannt auf Band 2.