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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2018

Wenn Nebencharaktere ihre eigene Geschichte bekommen

Verliebt bis in die Fingerspitzen
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„In der oberflächlichen Haltung, die seiner Jugend geschuldet war, hatte er vor seiner Beziehung mit Fliss geglaubt, Intimität wäre etwas rein Körperliches. Nackte Körper, animalische Erkundungen. Erst ...

„In der oberflächlichen Haltung, die seiner Jugend geschuldet war, hatte er vor seiner Beziehung mit Fliss geglaubt, Intimität wäre etwas rein Körperliches. Nackte Körper, animalische Erkundungen. Erst mit Fliss hatte er entdeckt, dass echte Intimität etwas Emotionales war. Es war das Teilen von Gedanken, Vorstellungen und Geheimnissen, die eine Beziehung au eine Weise vertiefte, wie heißer Sex allein es niemals könnte.“ (S.131)

Wer Verliebt bis über beide Herzen gelesen hat, erinnert sich bestimmt noch an Daniels Schwestern, Fliss und Harriet. Die Zwillinge führen ein sehr erfolgreiches Hundegassiführ-Unternehmen in Manhattan. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser auch noch an Seth, der unverhofft in Manhattan aufgetaucht ist und Fliss völlig durcheinander gebracht hat. Für alle, die bisher nur Bahnhof verstehen:

Fliss und Harriet führen seit 10 Jahren Die Bark Rangers mehr als erfolgreich. Doch nun ist Setz in Manhattan aufgetaucht und Fliss will sich ihm und ihrer gemeinsamen Vergangenheit nicht stellen. Deswegen kommt der Anruf ihrer Großmutter sehr recht und Fliss flieht in die Hamptons. Doch schon am ersten Tag begegnet sie dem einzigen Menschen, vor dem sie eigentlich fliehen wollte: Seth. Und aus einem Reflex heraus, gibt sie sich als ihre Zwillingsschwester Harriet aus. Und verstrickt sich so immer mehr in einem Netz voller Lügen.
Setz ist erfolgreicher Tierarzt in den Hamptons und hat kurzerhand einem Freund in Manhattan ausgeholfen. Natürlich wusste er, dass er früher oder später Fliss begegnen würde und ein großer Teil hat es sich auch gewünscht. Zu viele Fragen sind offen geblieben, der Schmerz ist immer noch da. Und die Gefühle. Als sie dann vor ihm steht und sich als Harriet ausgibt, wittert er eine Chance.

Sarah Morgan schreibt einfach schön. Die Menschen sind keine reichen, abgehobenen Charaktere, die nichts mit der Realität zu tun haben. Sie schreibt wie aus dem echten Leben. Und dass nach dem Happy End für Daniel und Molly nun die Geschichte zu Fliss folgt, lässt mich auch hoffen, dass Harriet auch ein Happy Ende haben wird.
Fliss ist ein wirklich komplizierter Charakter. Wenn ich bisher dachte, ein Charakter hätte undurchdringliche Mauern um sich aufgebaut, hat Fliss mich eines besseren gelehrt. Ihre Mauern sind unerschütterlich. Aber der Leser erfährt auch, woher ihre Mauern kommen, was eine gute Ergänzung zu den Anspielungen aus Verliebt bis über beide Herzen ist.
Wie Seth es nun schafft, diese Mauern einzureißen? Denn das er es schafft, steht außer Zweifel. Immerhin habe ich von einem Happy End gesprochen. Doch finde ich ihre Geschichte, gerade weil Fliss so verschlossen ist, besonders berührend und spannend und witzig und traurig und aufregend und emotional. Mauerneinreißend.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Steampunk Agenten im britischen Empire

Books & Braun
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Eliza Braun ist nicht nur eine gute Geheimagentin für das britische Empire, sie kennt sich auch gut mit Dynamit aus. Wellington Books ist Archivar und wurde entführt. Agentin Braun rettet ihn aus den Fängen ...

Eliza Braun ist nicht nur eine gute Geheimagentin für das britische Empire, sie kennt sich auch gut mit Dynamit aus. Wellington Books ist Archivar und wurde entführt. Agentin Braun rettet ihn aus den Fängen der Feinde des Hauses Usher, und als Belohnung wird sie ins Archiv strafversetzt. Das gefällt ihr so gar nicht, denn sie arbeite lieber aktiv an Fällen, anstatt die Ergebnisse zu archivieren. Doch dann stößt sie auf einen abgelegten Fall ihres ehemaligen Partners und Agent Books hat alle Hände voll zu tun, sie von den Ermittlungen abzuhalten. Als sie jedoch auf ein mysteriöses Zeichen stoßen, ist sogar Books Neugier geweckt.

In diesem Steampunk-Buch treffen zwei Welten aufeinander: Brauns aktiver Dienst und Books aktive Archivierung. Während Braun auf Fakten und Dynamit baut, möchte Books lieber erstmal recherchieren. Dementsprechend widersprüchlich sind ihre Ansichten, und doch ergänzen sie sich ganz wunderbar.
Das britische Empire im 19. Jahrhundert mit seinen vielen Kolonien ist in der Welt des Steampunk gleich viel spannender. Die Feinde sind natürlich ebenso zahlreich, wie die Zeppeline am Himmel.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, Braun und Books sind spannende Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Trotzdem können sie auch sehr harmonisch zusammen arbeiten. Sie ergänzen sich einfach perfekt. Wie Dynamit und Zündschnur. ;)
Auch die Aufmachung des Buches fällt auf. Das Cover hat mich natürlich sofort angesprochen mit den Brauntönen und den Zahnrädern, welche auch am Anfang der Kapitel zu sehen sind. Das einzige was mich irritiert hat, sind die Kommentare direkt zu Beginn des Kapitels. Unter der Überschrift steht ein Satz, was den Helden im Kapitel widerfahren wird. Eine Art Teaser. Spoiler? Ich habe sie nach einigen Kapiteln einfach überlesen. Alles in allem ist es eine fesselnde Agentengeschichte und ich freu mich schon auf Band 2.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Fesselnd

Die Damen der Geschichte
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In diesem wunderschönen Buch geht es um Dark-Fantasy Geschichten mit historischem Hintergrund, vorrangig eben um die Damen der Geschichte. Neben Mary Shelley, der Königin von England Maria Stuart oder ...

In diesem wunderschönen Buch geht es um Dark-Fantasy Geschichten mit historischem Hintergrund, vorrangig eben um die Damen der Geschichte. Neben Mary Shelley, der Königin von England Maria Stuart oder der der Kaiserin von Österreich Elisabeth von Österreich, lernt man auch etwas über Lucrezia Borgia, deren Familienname vielleicht eher bekannt ist, oder auch Malinche. Kurzum, es geht um sehr berühmte Frauen, die im Mittelpunkt ihrer Epoche stehen, und um Frauen, die eher im Hintergrund die Fäden gezogen haben. Trotzdem ist jede Geschichte spannend und aufregend, und manchmal auch etwas düster.
Besonders gefallen hat mir Des Todes kleiner Bruder von Tina Somogyi, in der es um Madame de Pompadour und ihre Schlafstörung geht. Der Schreibstil ist sehr flüssig und die Geschichte sehr spannend. Besonders die Mischung, wie die Hexe beschrieben wird, hat mir sehr gefallen, da sie einerseits als magische Hilfe, andererseits als Kind gesehen wird.
Auch Kalte Spiegel von Isabel Schwaak über Sisi, die Kaiserin von Österreicht, fand ich sehr spannend. Auf der einen Seite klagt die Kaiserin über die Vergänglichkeit der Schönheit, doch ist sie nicht bereit dafür jeden Preis zu zahlen. Zumindest macht sie den Eindruck.
Zum Schluss hat mich Die Engel der Krim von Markus Cremer sehr beeindruckt und mitgenommen. Von dem Autor von Archibald Leach eine so düstere und grausige Geschichte zu lesen, war eine Art Offenbarung.
Alles in allem ist diese Anthologie sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Es geht eben nicht nur um Vampire und Werwölfe, es geht auch um Dämonen und andere Wesen der Nacht. Die geschichtlichen Hintergründe fand ich dabei besonders spannend. Ich hoffe wirklich, dass da noch eine weitere Anthologie folgen wird.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Mir fehlen die Worte

Die Stille meiner Worte
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„Gut ist gerade ziemlich wenig und wir wissen alle, dass das Wort okay nichts weiter ist als eine große Lüge. Ein Lückenfüller für Gefühle, die wir ohnehin nicht beschreiben können und bei denen wir es ...

„Gut ist gerade ziemlich wenig und wir wissen alle, dass das Wort okay nichts weiter ist als eine große Lüge. Ein Lückenfüller für Gefühle, die wir ohnehin nicht beschreiben können und bei denen wir es gar nicht erst versuchen.“ (S.277)

Wie soll ich Worte für dieses Buch finden, wenn so viele es schon getan haben? Ohne den spontanen Besuch von Avas spontaner Signierstunde in Berlin, hätte ich dieses Buch jetzt noch nicht und jetzt noch nicht gelesen. Ich habe so viel darüber gelesen, dass es definitiv auf meiner Wunschliste stand, aber erst die Signierstunde hat es zu mir nach Hause befördert. Und was bin ich glücklich über dieses Buch. Es ist so voller Wahrheiten, Gefühle, und Stille.

„Du bist Hannah die liebst Katzen und dies ist dein erstes Jahr in Sankt Anna. Du hast deine Zwillingsschwester verloren. Ihr Name war Izzy.“ (S. 178)

Hannah ist verstummt. Sie hat so viele Worte und Gefühle in sich und kann sie nicht aussprechen. Deswegen wird sie nach Sankt Anna geschickt. In der Hoffnung, dass es besser wird. Oder sie sich besser fühlt.
Dies ist mein erstes Buch von Ava Reed, das nicht Fantasy ist. Ich liebe ihre Spiegelsplitter/ SpiegelStaub-Diologie und ihren Schreibstil, der in diesem Buch natürlich auch locker leicht ist, und doch voller Gefühle. Ich habe dieses Buch gelesen, als gäbe es nichts wichtigeres und es hat mich mitgenommen wie lange keins mehr. Ich kann es einfach nicht genau beschreiben, ihr müsst es selber lesen.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Phantastisch

Steam Master - Schwarzer Aether
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„Schwarzer Aether? Davon habe ich noch nie gehört.“ […] „Selbstverständlich nich! Es ist eine der seltensten Arten von Aether. Der schwarze Aether kommt mit einem Preis, einem nicht geringen! Dcoh seine ...

„Schwarzer Aether? Davon habe ich noch nie gehört.“ […] „Selbstverständlich nich! Es ist eine der seltensten Arten von Aether. Der schwarze Aether kommt mit einem Preis, einem nicht geringen! Dcoh seine Möglichkeiten sind nicht nur weit stärker als das, was man mit normalem Aether erreichen kann, es sind auch gänzlich andere! Fantastische Möglichkeiten. Möglichkeiten, die es wert sind.“ (S. 242)

Dieses Buch ist phantastisch! Es hat alles, was ein gutes Steampunk-Buch meiner Meinung nach braucht. Es gibt verschiedene Charaktere, die alle ihre eigenen Geschichten haben und am Ende irgendwie zusammengeführt werden.
An erster Stelle haben wir natürlich den Aetheringenieursstudent Markos, der durch einen Zufall das Mädchen Alicia rettet. Dann gibt es noch die Komtess Irina, eine Adelige, und den Kommandant Von Kladen. Das sind nur ein Teil der Persönlichkeiten, aber alle auf ihre Art wichtig.
Das Buch spielt in Prag. In einem Prag, das nur äußerlich an das heutige erinnert, da es vom Aether lebt. Doch Von Kladen hat andere Pläne und bedroht die ganze Stadt.
Neben Aether und den Spielchen der Adeligen gibt es aber auch Geheimgesellschaften die im Krieg miteinander stehen und mythologische Wesen, bei denen niemand weiß, ob sie wirklich existieren.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, sehr detailliert. Vor allem die Ingenieurskunst wird sehr genau beschrieben und fasziniert mich sehr. Anfangs gab es unwahrscheinlich viele Sexszenen, zumindest kam mir das so vor, die ein falsches Bild auf dieses Buch geworfen haben. Doch das legt sich im Verlauf der Geschichte und im Großen und Ganzen ist es eine perfekte Mischung.
Nur die Mythologie und Geschichten um die Ammoniten kam mir etwas zu kurz, darüber hätte ich gerne mehr erfahren. Vielleicht gibt es ja ein Handbuch zu diesen Wesen :D

Lass euch von Markos auf ein Abenteuer mitnehmen! Doch passt auf, ganz ungefährlich ist es nicht.