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Veröffentlicht am 12.05.2018

Das chaotische Planungsjahr

Annas (fast) perfekte Hochzeit
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Als Freund Bernd ihr endlich auf Silvester einen Heiratsantrag macht, wähnt sich Anna im siebten Himmel. Schon lange wünscht sie sich insgeheim eine absolute Traumhochzeit und macht sich deshalb sofort ...

Als Freund Bernd ihr endlich auf Silvester einen Heiratsantrag macht, wähnt sich Anna im siebten Himmel. Schon lange wünscht sie sich insgeheim eine absolute Traumhochzeit und macht sich deshalb sofort an die Planung der selbigen. Doch nicht immer kommt es so, wie man es sich erträumt hat, schon bald herrscht absolutes Chaos und Anna weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Einzig ihren kleinen Laden „Vintage-Salon“ konnte Anna zum Thema Hochzeit perfekt umgestalten. Aber ihre Eltern hegen immer noch einen Groll miteinander, obwohl sie seit einer Weile geschieden sind, und auch Bernd teilt nicht gerade ihre Euphorie, was Anna eigentlich erwartet. Als wenn das nicht reichen würde, um kurz vor dem Ziel schlapp zu machen, steht auf einmal Annas Ex-Freund Simon vor der Tür. Der hat ihr gerade noch gefehlt…
Marion Stieglitz hat mit ihrem Buch „Annas (fast) perfekte Hochzeit“ einen sehr turbulenten und gleichzeitig romantischen Roman vorgelegt, der den Leser oft zum Lachen, aber auch zum Mitfiebern bringt. Der Schreibstil ist witzig-spritzig und wunderbar flüssig zu lesen. Der Leser landet mitten in der Handlung und folgt Anna auf Schritt und Tritt durch ein Jahr voller Überraschungen und jede Mende Chaos, wobei ebenso viel Gefühl und Romantik mit im Spiel sind. Die Beschreibungen des „Vintage-Salons“ sind so bildhaft und farbenfroh, dass der Leser sich das Geschäft gut vor dem inneren Auge vorstellen kann mit seinen alten Schränken und der zauberhaften Deko, in der man sich einfach nur wohlfühlen muss. Durch geschickte Wendungen und facettenreiche Überraschungen sowie Familiengeheimnisse wird in der Geschichte schön Spannung aufgebaut und lassen den Leser immer wieder den Atem anhalten, was wohl auf der nächsten Seite passieren wird. Wüsste man im Vorfeld, woran man für eine perfekt geplante Hochzeit alles denken und was man bedenken muss – wahrscheinlich würde man Reißaus nehmen und alles hinter sich lassen. Hervorzuheben sind auch die schönen Zitate, die jedem Kapitel vorangestellt sind und zum Nachdenken animieren.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie bestechen durch ihre Individualität und lassen sie glaubhaft und authentisch erscheinen. Anna ist eine absolute Romantikerin, die schon seit ihrer Kindheit von der perfekten Hochzeit geträumt hat. Sie ist eine sympathische Frau, die nichts dem Zufall überlassen will und sich auch nicht so schnell unterkriegen lässt. Leider ticken die Menschen um sie herum etwas anders, so dass sie manchmal auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht wird und ernüchtert feststellen muss, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie zuvor schienen. Bernd ist der eher pragmatische und nüchterne Typ Mann, der nicht viel mit Romantik anfangen kann. Überhaupt ist er in vielen Dingen ganz anderer Meinung als Anna, wie sich nach und nach herausstellt. Ob eine gemeinsame Ehe da so eine gute Idee ist? Annas Eltern sind ebenfalls eine Klasse für sich, die beiden sind schon lange getrennt und haben sich nichts mehr zu sagen, vor allem Annas Mutter ist da unerbittlich. Und dann gibt es da noch Simon, der einfach so auftaucht und Annas Leben vollends durcheinander bringt.
„Annas (fast) perfekte Hochzeit“ ist ein wunderbarer, romantischer und chaotischer Liebesroman, der sich mit den Höhen und Tiefen im Vorfeld einer Traumhochzeit ganz zauberhaft und sehr lebendig ins Herz des Lesers schleicht. Die Geschichte ist spritzig und fesselnd erzählt und beschert dem Leser eine tolle Auszeit vom Alltag. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.05.2018

Identitätswechsel

Das Flüstern des Mondfalters
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1931 Indien. Die 17-jährige Estelle Thompson ist die Tochter eines Engländers und einer Halbinderin, ein sogenanntes Mischlingskind, obwohl man dies Estelle nicht ansieht und ihre Erziehung auch streng ...

1931 Indien. Die 17-jährige Estelle Thompson ist die Tochter eines Engländers und einer Halbinderin, ein sogenanntes Mischlingskind, obwohl man dies Estelle nicht ansieht und ihre Erziehung auch streng nach englischem Vorbild stattfand. Sie träumt von einer großen Karriere als Leinwandstar, kann ihren Traum aber erst einmal nur im Kino frönen. Durch die Liebe zu einem Amerikaner gelangt sie erst nach London, wo es ihr unter dem Pseudonym Merle Oberon und einer erfundenen Biographie tatsächlich gelingt, zu einer großen Schauspielerin zu werden und auch in Amerika erfolgreich zu sein. Endlich ist ihr Traum wahr geworden, aber Estelle muss dafür einen hohen Preis zahlen. Niemand darf von ihren indischen Wurzeln erfahren, dafür tut sie alles, was nötig ist und lebt doch in ständiger Angst, doch entdeckt zu werden.
Lindsay Jayne Ashford hat mit ihrem Buch „Das Flüstern des Mondfalters“ einen sehr fesselnden historischen Roman vorgelegt, der fiktive und biographische Dinge sehr schon miteinander verbindet. Der Schreibstil ist bildhaft, gefühlvoll und flüssig, der Leser wird in das letzte Jahrhundert versetzt und darf mental eine spannende Reise gemeinsam mit Estelle antreten, die ihren Traum leben möchte und dabei gesellschaftlichen Zwängen und kulturellen Differenzen ausgesetzt ist, die ihr Leben immer wieder in Frage stellen und ihr somit nichts anderes übrig bleibt, als eine Lüge zu leben. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund sowie das Leben von Merle Oberon sehr schön mit fiktiven Elementen verwebt. Sie lässt die glamouröse Welt Hollywoods der 30er und 40er Jahre wieder auferstehen und beschreibt sehr bildhaft die Stationen von Estelle von Indien über London nach Amerika. Ebenfalls eindrucksvoll sind die Ausführungen über die damaligen gesellschaftlichen Ansichten, die Estelle dazu zwangen, ihre wahre Identität dauerhaft zu verschleiern und sich von ihrer Familie und allem, was zu ihrem „alten“ Leben gehörte, loszusagen, um dem gesellschaftlichen Bild zu entsprechen. Dass diese Opfer auch gefühlsmäßig nicht leicht für eine junge Frau waren, wird sehr deutlich hervorgehoben.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken sehr authentisch und lassen den Leser an ihrem Leben teilhaben. Die Person Estelle Thompson/Merle Oberon ist historisch belegt und war die erste und einzige indische Schauspielerin, die 1936 für den Oskar nominiert wurde. Zeit ihres Lebens hat Estelle ihre indische Herkunft verleugnet. Sie war ein Mischlingskind, die sich ihren Traum von einer Schauspielkarriere erträumte und letztendlich durch viel Arbeit und Disziplin auch verwirklichte. Aufgrund der strengen Gesetzgebung in Amerika, aber auch durch die gesellschaftlichen Zwänge in England schuf sie sich eine neue Autobiographie und eine neue Identität, schminkte sich hellhäutiger, um als weiße Frau zu gelten. Zeit ihres Lebens stand sie unter dem Druck, entlarvt zu werden und damit für einen handfesten Skandal zu sorgen bzw. von ihrer Umwelt geächtet zu werden. Dies muss für Estelle sehr verstörend gewesen sein und mit viel Angst vor Ablehnung behaftet. Sich immer verstellen zu müssen, nie sein wirkliches Ich zum Vorschein kommen zu lassen und immer darauf bedacht, der Welt etwas vorzuspielen, was man nicht ist, prägt auf Dauer sowohl die Gefühlswelt als auch das Bild von sich selbst.
„Das Flüstern des Mondfalters“ ist ein sehr faszinierendes und fesselndes Buch über eine spannende Persönlichkeit und die glitzernde Welt der Schauspielerei, aber auch ein Querschnitt der Gesellschaft und ihre Ansichten zur damaligen Zeit. Ein absolutes Lesehighlight, deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.05.2018

Gefühle sind nichts für Weicheier!

Traummänner und andere Wundertüten
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Seit sie als Teenager dem Polizisten Archer Hunt bei einer Razzia begegnet ist, ist sie insgeheim in diesen smarten und harten Kerl verliebt, der sie damals gerettet hat. Damals musste Archer wegen ihr ...

Seit sie als Teenager dem Polizisten Archer Hunt bei einer Razzia begegnet ist, ist sie insgeheim in diesen smarten und harten Kerl verliebt, der sie damals gerettet hat. Damals musste Archer wegen ihr den Polizeidienst quittieren und sich ein neues Arbeitsumfeld suchen. Nun ist Elle zu einer toughen Geschäftsfrau mutiert und arbeitet ausgerechnet Tür an Tür mit Archer, der seine Security-Firma im gleichen Haus in San Francisco betreibt wie Elle ihr Unternehmen als Hausverwalterin. Ab und zu hilft sie Archer bei einigem seiner Aufträge als Lockvogel, aber sonst versuchen die beiden, sich aus dem Weg zu gehen, denn immer, wenn sie aufeinandertreffen, ist die Luft voller elektrischer Spannung und die zwei umkreisen sich in einem imaginären Ring. Ihrer Außenwelt ist schon lange klar, dass die beiden zusammen gehören, doch Elle konzentriert sich lieber auf ihre Online-Kurse, Schuhe und ihre Freunde, während Archer weiterhin Risiken eingeht. Leider funktioniert das Gehirn allerdings anders und sowohl Elles als auch Archers kreisen ständig um den anderen. Werden sie sich endlich ihre Gefühle gestehen und als Paar zusammenfinden?
Jill Shalvis hat mit ihrem Buch „Traummänner und andere Wundertüten“ den dritten Band rund um das Haus in der Heartbreaker Bay vorgelegt, das den Vorgängern an Spannung, Unterhaltung und prickelnden Szenen in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, gefühlvoll und gleichzeitig mit einer Prise Erotik gespickt. Der Leser zieht mit den ersten Zeilen in den Wohn- und Geschäftskomplex in San Francisco ein und lernt neben Elle und Archer auch all die anderen netten, schrulligen oder chaotischen Bewohner dort kennen, die meist alle miteinander befreundet sind oder Schicksale teilen. Der Leser fühlt sich schnell als Teil der Gemeinschaft. Durch witzige, schlagfertige Dialoge und ungewöhnliche Wendungen gelingt es der Autorin, die Spannung zwischen Elle und Archer immer mehr zu erhöhen, so dass man regelrecht mitfiebern muss, wann die beiden sich endlich mal ehrlich miteinander auseinandersetzen und ihre Gefühle sprechen lassen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Durch ihre individuellen Eigenheiten wirken sie herrlich normal und lebendig. Elle ist eine Frau, die schon so einiges in ihrem Leben durchmachen musste und Dinge getan hat, auf die sie nicht stolz ist. Aber sie ist dadurch auch eine mutige, starke und zähe Persönlichkeit geworden, die sich zu behaupten weiß. Ihr einzig schwacher Moment ist Archer und die Gefühle für ihn, die sie sehr gut vor ihrer Umwelt verbergen möchte. Sie ist fleißig und hat nur eine kostspielige Leidenschaft für Schuhe. Elle ist ehrgeizig und will es im Leben zu etwas bringen. Archer ist ein smarter Kerl, der sich seit seinem Ausstieg aus dem Polizeidienst ein eigenes Unternehmen aufgebaut hat. Nach außen gibt sich Archer als harter Typ, doch innendrin hat er einen ganz weichen Kern, der beim Anblick von Elle völlig zerläuft. Doch er versucht das zu unterbinden, was ihm nur sehr kläglich gelingt. Auch die übrigen Protagonisten kennt man zumeist schon aus den Vorgängerbüchern, sie alle bilden eine große Gemeinschaft und einen Freundeskreis, der sich immer unterstützt oder wenn nötig, dem einen Schubs gibt, der in braucht. Erwähnt werden sollte auch der alte Brunnen, der im Innenhof steht und der als münzensammelnder Wunschbrunnen fungiert, so manch einer hat danach seine Liebe gefunden.
„Traummänner und andere Wundertüten“ ist ein toller Liebesroman mit abwechslungsreicher Handlung und vielen spritzigen Momenten und scharfzüngigen Dialogen, die einfach viel Spaß beim Lesen machen. Absolute Leseempfehlung, denn hier passt wieder alles zusammen!

Veröffentlicht am 06.05.2018

Der Traum von der Spieldose

Träume aus Silber
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Nachdem Lilian mit Hilfe der silbernen Spieldose ihres Großvaters endlich ihre Familie wiedergefunden und einige Zeit mit Vater, Großmutter und Freunden in deren neuer Heimat Kapstadt verbracht hat, lassen ...

Nachdem Lilian mit Hilfe der silbernen Spieldose ihres Großvaters endlich ihre Familie wiedergefunden und einige Zeit mit Vater, Großmutter und Freunden in deren neuer Heimat Kapstadt verbracht hat, lassen sie die Gedanken an ihre ältere Schwester Margarethe alias Emma nicht los. Sie möchte diese unbedingt ebenfalls finden und reist mit Freund Sam und Vater Peter nach London, um dort mit der Suche zu beginnen, während sie mit Sam ihre Brücken in London abbaut, um gemeinsam nach Kapstadt überzusiedeln. Durch das rote Kreuz erfahren sie, dass Emma bei der Familie Murphy als Pflegekind gewohnt hat und bei einem Bombenangriff ums Leben kam. Doch diese Informationen sind nicht einwandfrei, da sich auch die Polizei für den Fall interessiert, denn Emmas Totenschein wurde von einem Arzt ausgestellt, der wegen Dokumentenfälschung ins Gefängnis musste. Bei der Suche begegnet Lilian weiteren Pflegekindern der Murphys und erhält immer mehr Spuren, das Emma doch noch am Leben ist. Werden sich die Schwestern doch noch einmal in den Armen liegen und die Familie endlich vereint sein? Und welche Rolle hat die silberne Spieldose diesmal?
Mina Baites hat mit ihrem Buch „Träume aus Silber“ die Fortsetzung ihres Romans „Die silberne Spieldose“ vorgelegt, der dem Vorgänger in punkto Spannung und Gefühl in Nichts nachsteht. Der Handlung kann man zwar ohne Kenntnisse des ersten Bandes gut folgen, aber es wäre zu empfehlen, den ersten Teil zu lesen aufgrund der familiären Geschichte und der Beziehungen der Protagonisten untereinander. Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd, bildhaft und ebenso gefühlvoll, der Leser steigt schon mit dem spannenden Prolog in die Handlung ein, der einem während der atemberaubenden Handlung immer wieder ins Gedächtnis kommt. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, die eine lässt den Leser teilhaben an Lilians Nachforschungen in England, der zweite berichtet von Großmutter Lottes Leben in Kapstadt und der dritte gibt Einblick in das Leben der irischen Schreinerin Ceara Foley. Durch den Wechsel der Perspektiven wird die Spannung immer weiter in die Höhe geschraubt und gleichzeitig fügen sich nach und nach alle Puzzlesteine zu einem vollständigen Bild zusammen. Die Autorin hat auch für diesen Roman wieder gründliche Hintergrundrecherche betrieben und neben Themen wie traumatische Verdrängung durch einschneidende Erlebnisse, den Verkauf von Kriegswaisen auch den Rassismus in Südafrika Teil ihrer Handlung werden lassen. Mina Baites alias Ines Klockmann ist eine Meisterin darin, den Leser die Gefühlswelt ihrer Protagonisten auf sehr einfühlsame und lebendige Weise zu beschreiben, dass diese beim Lesen fast greifbar sind.
Die Charaktere wurden liebevoll und individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen. Sie wirken durchweg real und authentisch, der Leser fühlt sich ihnen auf besondere Weise verbunden, als wären sie enge Freunde oder Familienangehörige und kann sich gut in sie hineinversetzen. Lilian ist eine liebenswerte und lebenslustige Frau, die endlich den Großteil ihrer Familie wiedergefunden hat. Der Verlust ihrer älteren Schwester nagt an ihr wie ein Stachel, was ihr genug Hartnäckigkeit verleiht, die Suche nach ihr zu intensivieren. Aufgrund ihrer freundlichen Art öffnen sich ihr schnell einige Türen, hinter denen sie Hilfe findet. Sam ist ein warmherziger Mann, der seine zukünftige Frau in jeder Lebenslage unterstützt. Vater Peter lässt den Verlust seiner ältesten Tochter nicht los, er hofft, sie doch noch einmal in die Arme zu schließe. Lotte ist eine resolute Frau, die sich aufopferungsvoll für die Schwachen und Benachteiligten einsetzt, aber nicht gefeit ist vor dem Hass und dem Neid der anderen. Friedrich weicht nicht von ihrer Seite und hat in Lotte auf seine alten Tage noch die Liebe gefunden. Ceara lebt mit Ehemann Aidan und Mutter Rhonda in Ballygall, einem Vorort von Dublin. Sie hat Gedächtnislücken und große Narben am Körper. Sie fürchtet sich vor Menschenmengen und hat sich bisher sämtlichen Behandlungen in Bezug auf ihre Ängste und Albträume verweigert, so dass fast ihre Ehe auf dem Spiel steht. Die anderen Protagonisten stützen die Handlung und geben ihr weitere Spannung. Die absolute Hauptrolle aber hat wieder einmal die silberne Spieldose inne, die sich mal als Original, mal als Nachbildung aus Holz wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und das Bindeglied für die Familienzusammenführung ist.
„Träume aus Silber“ ist ein wunderschöner historischer Roman über die Suche nach geliebten Menschen, alte Erinnerungen und schwere Schicksalsschläge. Die Geschichte berührt von der ersten Zeile an und klingt noch lange nach, wenn die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für eine besonders gelungene Lektüre!

Veröffentlicht am 06.05.2018

Mut zum Kampf

Morgen gehört den Mutigen
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Dass ihre Cousine Rose angeblich im Zweiten Weltkrieg gestorben ist, überzeugt die junge Amerikanerin Charlotte „Charlie“ St. Claire nicht. Sie selbst ist ungewollt schwanger und 1947 in Begleitung ihrer ...

Dass ihre Cousine Rose angeblich im Zweiten Weltkrieg gestorben ist, überzeugt die junge Amerikanerin Charlotte „Charlie“ St. Claire nicht. Sie selbst ist ungewollt schwanger und 1947 in Begleitung ihrer Mutter auf dem Weg in die Schweiz, um dort ihr Kind unauffällig zur Welt zu bringen. Doch Charlie möchte die Gelegenheit nutzen, um nach ihrer Cousine Rose zu suchen. Sie erhofft sich die Unterstützung von Eve Gardiner, einer Frau, die im Krieg einen Frauenspionagering namens „Alice“ angehörte. Doch Eve sperrt sich zuerst, jedoch hat Charlie ein schlagendes Argument, denn der Mann, in den Eve einmal sehr verliebt war, scheint ebenfalls eine Verbindung zu Rose gehabt zu haben. Die beiden Frauen machen sich gemeinsam auf, Nachforschungen anzustellen, wobei jede von ihnen einen ganz eigenen Grund für die Suche verfolgt…
Kate Quinn hat mit ihrem Buch „Morgen gehört den Mutigen“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt, der sich als wahrer Pageturner entpuppt. Der Schreibstil ist fließend und gleichzeitig fesselnd, der Leser wird regelrecht in die Handlung hineingesogen. Die Handlung teilt sich in zwei Zeitebenen auf, der eine umreißt die Jahre 1915 bis 1947 und gibt dem Leser einen genauen Einblick in Eve und ihr Leben. Der andere beginnt mit dem Jahr 1945 und berichtet über Charlie und ihr Schicksal, bis die beiden Frauen sich begegnen und sich gemeinsam auf die Suche machen. Durch die geschickt gelegten Perspektivwechsel steigert sich die Spannung innerhalb der Geschichte immer mehr und gibt erst nach und nach Geheimnisse preis. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund sowie einige geschichtlich belegbare Personen mit in ihre Handlung eingeflochten. Sehr geschickt sind hier Realität und Fiktion miteinander verwoben worden. Die Informationen über das Spionagenetzwerk und die Ausbildung der Frauen sowie den Gefahren, denen sie sich aussetzten, sind faszinierend zu lesen und zeugen von viel Stärke und ihren Glauben an das, für das sie zu kämpfen bereit waren.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig und lebendig ausgestaltet und überzeugen durch ihre individuellen Eigenschaften. Sie wirken durchweg sehr realitätsbezogen, menschlich und vor allem authentisch. Eve Gardiner ist eine toughe Frau, sie ist ungemütlich und benimmt sich oftmals eher wie ein Kerl, indem sie trinkt und raucht und derb ist, sich abschottet, um in dem Grauen um sie herum zu bestehen. Ständig in Angst leben fordert seinen Preis. Aber sie ist auch eine mutige und strake Frau, die mal geliebt hat und betrogen wurde. Dieser Betrug nagt an ihr und lässt sie Rache verspüren, die sie schon lange in sich trägt. Charlie ist mit ihren 19 Jahren noch recht jung, trotzdem kann man ihr nichts vormachen. Wenn man sie für naiv hält, täuscht man sich. Sie wuchs zwar behütet auf, aber lebt in einem Gefängnis, das von ihrer Familie geführt wird. Charlie will ausbrechen und die Suche nach Rose ist ihr erster Schritt in Richtung Selbständigkeit. Auch die weiteren Protagonisten wie Finn, Violett oder auch René tragen mit ihrem Auftreten dazu bei, die Spannung weiter zu steigern und der Handlung weitere Authentizität zu verleihen.
„Morgen gehört den Mutigen“ ist ein fesselnder historischer Roman, den man, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Es geht um Geheimnisse, Liebe, Verrat und den Krieg und seine Folgen, die hier auf besondere Weise zu einer tollen Geschichte verwebt wurden. Absolut verdiente Leseempfehlung für alle, die sich für dieses Genre begeistern könnten!