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Veröffentlicht am 11.05.2018

Tödliche Nähe

Zu nah
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So hat sich Frankie Sheehan ihre Rückkehr in den Polizeidienst sicherlich nicht vorgestellt. Die bekannte und geachtete Wissenschaftlerin Eleanor Costello wird erhängt aufgefunden. Zunächst sieht alles ...

So hat sich Frankie Sheehan ihre Rückkehr in den Polizeidienst sicherlich nicht vorgestellt. Die bekannte und geachtete Wissenschaftlerin Eleanor Costello wird erhängt aufgefunden. Zunächst sieht alles nach einem Selbstmord aus. Doch schon bald glaubt nicht nur Frankie daran, dass jemand bei der Toten war. Nachdem eine junge Frau aus Frankies Heimatdorf bestialisch ermordet wurde, führen die Ermittlungen sie in ein Geflecht aus sadistischen Neigungen und Geheimnissen.

Der bisweilen nüchterne Schreibstil gefällt mir gut, ebenso wie der trockene Humor, der immer wieder durchblitzt. Für Frankie Sheehan habe ich schnell Sympathie empfunden und die Autorin hat es geschafft sie durchgängig empathisch, menschlich, geradlinig und authentisch zu beschreiben. Ihr Trauma ist ein Thema, das immer wieder während der Suche nach dem Mörder auftaucht und der Leser erfährt bruchstückhaft langsam mehr über Frankie und die Umstände, die sie beinahe das Leben gekostet hätten. Die Informationen sind zwar präsent und erklären Frankies Vergangenheit, aber sie lenken nicht vom Fall ab.

Den Titel „Zu nah“ finde ich sehr gelungen. Im Laufe des Lesens habe ich mich oft gefragt, wer hier wem zu nah kommt: Frankie dem Täter oder der Täter Frankie. Letztlich hat es keine Rolle gespielt, aber klar ist, dass es für die Ermittlerin eine persönliche Geschichte wurde.

Ich finde, dass der Autorin hier ein sehr spannendes, düsteres Debüt gelungen ist. Die Auflösung der Morde ist gelungen, denn es war eine große Überraschung und sehr schlüssig. Die unterschiedlichen Spuren waren oftmals so wenig ergiebig, so dass es für mich nie einen bestimmten Verdächtigen gab. Ich schwankte immer hin und her. Dieses Rätselraten um den Mörder hat den Spannungsbogen über alle Seiten hinweg aufrecht erhalten und ich konnte mich kaum von dem Buch trennen. Allerdings vergebe ich nicht die volle Punktzahl, da ich die Handlung einer Protagonistin absolut nicht nachvollziehen konnte und ich es als unnötige Effekthascherei empfand. Den Thriller kann ich trotzdem weiterempfehlen und ich hoffe, dass es ein Wiedersehen mit Frankie Sheenan geben wird.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Der "Kini" in seiner eigenen Welt

Die phantastische Welt des Märchenkönigs
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Diese Biografie zeigt, dass vom liebevoll genannten „Kini“ Ludwig II nicht nur seine Prachtbauten sprich Schlössen geblieben sind. Vielmehr hat er als Visionär und Träumer so manche Errungenschaft auf ...

Diese Biografie zeigt, dass vom liebevoll genannten „Kini“ Ludwig II nicht nur seine Prachtbauten sprich Schlössen geblieben sind. Vielmehr hat er als Visionär und Träumer so manche Errungenschaft auf den Weg gebracht und war der damals modernen Technik sehr zugetan. So hat er die Gründung der TU München und das erste Elektrizitätswerk Bayern ins Leben gerufen. Wie viele technische Bücher er wohl verschlungen hat? Andererseits war er ein „Eigenbrötler“, der sich in seinen Fantasien verlor, sich in die Bergwelt und das einfache Leben zurückzog, um bei nächster Gelegenheit mit einem Prachtschlitten durch die Lande zu fahren. Sein Gefolge war ständig damit beschäftigt, seine Wünsche zu erfüllen, z.B. ein orientalisches Fest, bei dem alle in entsprechende Gewänder gehüllt zu sein hatten, um möglichst alles originalgetreu zu gestalten. Zudem stellte er seinen eigenen Tagesablauf auf den Kopf: Frühstück um 19 Uhr, Mittagessen um 1 Uhr und Abendessen um 7 Uhr.
Das Leben Ludwig II mutet schon seltsam an: auf der einen Seite die unglaublich prächtigen Schlösser, in denen sich der König zurückzog und seine Ruhe haben wollte und auf der anderen Seite die bescheidenen, kargen Berghütten, in denen er sich ebenfalls wohl fühlte. Er würde sich doch sehr wundern, wie viele Menschen inzwischen seine Schlösser besucht haben. Denn er wollte sie nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Mit seinen teure Anbauten, Schlössern und der prunkvollen, verschwenderischen Einrichtung hat er seinen Finanzminister sicherlich so manch schlaflose Nacht gekostet.
Das Buch ist leicht und unterhaltsam zu lesen und gibt tiefe Einblicke in das Leben des einstigen Märchenkönigs, der heute noch zahlreiche Fans hat. Seine Stärken und Schwächen treten deutlich zu Tage und machen ihn bei allem Prunk und den Legenden, die sich um ihn ranken, sehr menschlich. In diesem Buch kommen viele Zeitzeugen des Märchenkönigs zu Wort, was die Lektüre sehr spannend und unterhaltsam macht. Besonders gut haben mir auch die vielen Bilder gefallen, die eine wunderbare Ergänzung - wie auch die Zeittafel am Ende des Buches - ergeben.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass mir der Aufbau des Buches stellenweise zu wirr war und ich den roten Faden vermisste.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Leicher historischer Krimi

Tod im Höllental
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Freiburg im November 1416:
Aus der neugierigen, eigenwilligen und klugen Begine Serafina soll in Kürze die Ehefrau des Stadtarztes Adalbert Achaz werden. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen auf Hochtouren ...

Freiburg im November 1416:
Aus der neugierigen, eigenwilligen und klugen Begine Serafina soll in Kürze die Ehefrau des Stadtarztes Adalbert Achaz werden. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Brautleute freuen sich schon sehr auf die Feier. Es könnte alles so schön sein, wenn … ja, wenn da nicht die aufkommende Hetze gegen die Beginensammlung wäre. Serafina lebt nach wie vor in Gemeinschaft mit ihren Schwestern, die sich liebe- und aufopferungsvoll um die Armen und Sterbenden in und um Freiburg kümmern. Ihre weltoffene Lebensweise – sie gehören keinem Orden an – ist allerdings nicht nur diversen Ratsherren ein Dorn im Auge, sondern auch ein dreister und gefährlicher Wanderprediger samt Scholar will die Beginen vertreiben. Zunächst wird mit Tierblut „Ketzerinnen“ an die Hauswand der Beginen geschmiert, doch kurz darauf wird eine junge Schwester, die der Lämmlein-Sammlung angehört, tot in einer Gasse aufgefunden. Ehe es sich Serafina und Adalbert versehen geraten sie in Gefahr, als sie nach 2 weiteren Beginen suchen, die sich auf den Weg nach Villingen machten, um dort den Konstanzer Fürstbischof um Hilfe zu bitten. Ihr Weg führt sie ins gefürchtete Höllental, in dem es angeblich spuken soll.
Vorweg sei gesagt, dass ich die 3 Vorgängerbände rund um die Begine Serafina nicht kenne. Dennoch hatte ich keine nennenswerten Schwierigkeiten, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Der Schreibstil ist wunderbar leicht, ohne langweilig zu sein. Die historischen Gegebenheiten sind gut recherchiert und die damalige Zeit wird beim Lesen lebendig. Aberglaube, Angst, Missgunst und starre Konventionen werden von Astrid Fritz ganz eindrücklich geschildert. So konnte ich der Geschichte um Serafina recht gut folgen und befand mich schließlich gedanklich im Mittelalter und im Höllental wieder. Dass zur damaligen Zeit Gebete als Zeitspanne, z. B. „Ein Vaterunser später …“ genutzt wurden, war mir neu.
Am Anfang des Buches befindet sich ein Namensregister mit teils ganz lustigen Anmerkungen zu den handelnden Personen, welche sich im Laufe des Buches erschließen. Ganz hilfreich ist auch das Glossar zu verschiedenen Begriffen am Ende des Buches.
Die Geschichte nimmt einige Wendungen, leider ohne große Überraschungen und manchmal war ich über die Blauäugigkeit der Protagonisten genervt. Aufgefallen ist mir dabei auch die mehrfache Wiederholung des Satzes „Ihr Schicksal war besiegelt.“ Doch alles in allem ist „Tod im Höllental“ ein ganz kurzweiliger Krimi mit historischem Hintergrund, der für Unterhaltung sorgt und leicht zu lesen ist.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Das eiskalte Geschäft mit Menschen

In eisiger Nacht
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Tony Parsons lässt seinen Charakter DC Max Wolfe vom West End Central in London die Geschichte um Menschenschmuggel, Gangsterlegenden, alte Zuhälter, Pflegekräftemange und ein Flüchtlingslader in Dünkirchen ...

Tony Parsons lässt seinen Charakter DC Max Wolfe vom West End Central in London die Geschichte um Menschenschmuggel, Gangsterlegenden, alte Zuhälter, Pflegekräftemange und ein Flüchtlingslader in Dünkirchen erzählen. Max Wolfe hat trotz seines harten Jobs ein gutes und weiches Herz. Nicht nur seine kleine Familie – seine Tochter Scout, Spaniel Stan und die treusorgende Mrs Murphy – liegen ihm am Herzen. Er sorgt sich ebenfalls um seine Kollegen Billy Greene und Edi Wren. Als er eines Tages nach Chinatown gerufen wird, findet er dort einen Kühllaster mit 11 toten Mädchen ganz unterschiedlicher Herkunft vor. Nur eine – Hana Nowak aus Rumänien – lebt, stirbt aber kurze Zeit später im Krankenhause, während er an ihrem Bett sitzt. Bei seinen Ermittlungen ergeben sich immer neue Spuren oder Ansätze und das brutale und schmutzige Geschäft mit Mädchen aus kriegsgebeutelten und/oder armen Ländern rückt immer mehr in den Fokus. Nicht nur der Tod vieler Mädchen, sondern auch die ungewöhnliche Kälte seiner Vorgesetzten DCI Pat Whitestone setzen Max Wolfe zu. Trotz seines harten Jobs und der Brutalität, der er fast täglich begegnet, hat er sich seine Menschlichkeit und Empathie bewahrt. So ist es wenig verwunderlich, dass Max im Laufe des Falles an seiner Berufung zweifelt und die Vorgehensweise seiner Vorgesetzten hinterfragt.
In diesem Krimi werden ganz aktuelle Themen aufgegriffen und geschickt miteinander verbunden. Der Autor ist auch nicht zimperlich bei blutigen Auseinandersetzungen, da finde ich es ganz erfreulich, dass Max Wolfe einen starken Charakter hat und dadurch einen Gegenpol bildet. Viele Protagonisten in Kriminalromanen sind verschrobene Typen, die das Gesetz oft auf ihre ganz eigene Art auslegen oder total kaputt und selbstmörderisch daherkommen. So ist es angenehm, einen geradlinigen Polizisten mit Tochter, Hund und einer irischen Haushälterin mit Familienanschluss kennenzulernen. Für mich war der Schreibstil ganz angenehm zu lesen und die meisten Handlungen gut zu verstehen. Mit DCI Whitestone hatte ich so meine Probleme. Zwischendurch fiel der Spannungsbogen ab, was aber der Geschichte keinen Abbruch tat. Einige Charaktere neben Max, Edie und Nesha, z.B. den tätowierten, falschen Troy konnte ich mir dank der guten Beschreibung recht lebhaft vorstellen. Auch die Gepflogenheiten in Chinatown wurden für mich wie auch Keit Li und Ginger Gonzales lebendig. Es lohnt sich bestimmt, auch die vorherigen Bücher von Tony Parsons zu lesen. Obwohl ich die Vorgeschichte von Max Wolfe nicht kannte, hatte ich nie das Gefühl, der Geschichte nicht folgen zu können. Der Krimi „In eisiger Nacht“ kann gut als alleinstehender Roman gelesen werden.
Wäre es kein Krimi, könnte man von einem schönen Ende sprechen – wie Max Wolfe vor Edies Wohnung steht und schließlich bei ihr läutet.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 12.01.2018

Im hohen Alter noch auf Zack

Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige!
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Mit 107 Jahren weiß Oma Maria immer noch das Leben zu genießen und getreu dem Motto “Immer weitergehen und nicht stehen bleiben“ sorgt sie für ein buntes Familienleben. Davon kann ihre Enkelin Anja so ...

Mit 107 Jahren weiß Oma Maria immer noch das Leben zu genießen und getreu dem Motto “Immer weitergehen und nicht stehen bleiben“ sorgt sie für ein buntes Familienleben. Davon kann ihre Enkelin Anja so manche Anekdote erzählen und das Lachen kommt nie zu kurz. Da gerät schon mal das Einkaufen mit den beiden Omas zu einem Spießrutenlauf oder der Kirchenbesuch endet im Verlassen der Kirche, bevor der Gottesdienst beginnt.
Das fröhliche Cover des Buches mit dem Foto von Oma Maria und Enkelin Anja sprüht nur so vor Lebensfreude und das kommt auch auf jeder Seite des Buches zum Ausdruck. Gekonnt hat die Autorin (Enkelin Anja) die vielen lustigen Begebenheiten aus dem Leben ihrer bunten Familie (Oma Maria, Oma Mia, Papa Jochen, Mama und Anja) zu einer schönen, gefühl- und humorvollen Lektüre zusammengefasst. Der Schreibstil ist einfach gehalten, was aber durchaus passt und das Lesen sehr kurzweilig macht. Ich musste sehr oft lachen und habe mich köstlich amüsiert. Oma Maria scheint sich selber nicht so ernst zu nehmen und hält zusammen mit Oma Mia die Familie ganz schön auf Trab. Ich finde es schön, dass es heute noch so enge Familienbande gibt.
„Im Prinzip hat man mit Omas die gleiche Situation wie mit kleinen Kindern: Man muss ihnen Essen machen, sie an die Hand nehmen, und wenn sie zu wenig Schlaf bekommen, werden sie nörgelig. Hinzu kommt, dass man sie natürlich auch unterhalten muss, denn viel können sie ja nicht mehr machen.“ Das kenne ich ähnlicher Form, denn mein Vater ist mittlerweile mit seinen 83 Jahren wie mein zweites Kind. Wobei nicht immer klar ist, wer nun anstrengender ist: meine 19jährige Tochter oder mein Vater!?