Wie Entscheidungen Leben beeinflussen
Kurzentschlossen lässt sich Martin auf den Wunsch seines Großvaters ein. Franz möchte noch einmal nach Texas zurück, an den Ort, an dem er nach seiner Gefangennahme im 2. Weltkrieg in einem Gefangenenlager ...
Kurzentschlossen lässt sich Martin auf den Wunsch seines Großvaters ein. Franz möchte noch einmal nach Texas zurück, an den Ort, an dem er nach seiner Gefangennahme im 2. Weltkrieg in einem Gefangenenlager untergebracht wurde. Hier teilte sich das Lager in zwei Gruppen: Soldaten, die darauf warten, dass der Krieg und die Schreckensherrschaft in Deutschland ein Ende finden, und die, die noch immer an einen großen Sieg glauben. Franz‘ Erinnerungen an diese Zeit öffnen ihn aber auch für die Menschen in seinem Leben, zu denen er bisher einen eher verschlossenen Kontakt hat: seine Tochter und seinen Enkel.
Franz und Martin zu begleiten hat mir Spaß gemacht. Der Opa, der erst auf der Reise in die USA mit seinem Enkel über die Erinnerungen an das Lager und die schönen und schlimmen Dinge redet, die während seiner Gefangenschaft passiert sind. Die Aussichten auf ein besseres, ein anderes Leben, die sich durch den Kontakt mit den Amerikanern ergeben haben, die allerdings nicht umgesetzt wurden und deshalb nur „ein mögliches Leben“ waren. Das Gefühl der Nachdenklichkeit, die diese Erinnerungen auch im Enkel und der Tochter ausgelöst haben, so dass die drei endlich notwendige Gespräche führen, lässt die Hoffnung auf eine Änderung zu.
Viele Dinge, die ich in diesem Roman erfahren habe, waren mir neu, obwohl ich mich sehr für das Thema interessiere. So wusste ich nicht, dass deutsche Kriegsgefangene in die USA verbracht wurden, wo sie in Lagern einsaßen und auch als Arbeiter auf Plantagen eingesetzt wurden. Die Kämpfe, die die deutschen Gefangenen gegeneinander geführt haben, weil sie an unterschiedliche Dinge glaubten bzw. nicht glaubten, waren für mich eher unverständlich, doch nach kurzem Nachdenken auch wieder nicht, da es diese Unverbesserlichen ja immer schon gegeben hat und immer geben wird.
Die Geschichte hat mich überrascht und ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Zunächst irritierten mich die langen Kapitel, die sich mit der Vergangenheit beschäftigten, doch die Erinnerungen waren so lebhaft und interessant erzählt, dass ich mich schnell in dieser Vergangenheit zurecht fand.
Ein Buch, das aufzeigt, wie Entscheidungen ein Leben und noch Generationen danach bestimmen können.