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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2018

Spannend bis zur letzten Seite

Tod am Nord-Ostseekanal
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Dieser historische Krimi ist die Fortsetzung von „Fortunas Schatten“ und begleitet Hauke Sötje im Detail und Sophie Struwe am Rande auf ihren nächsten Lebensabschnitt.

Hauke ist inzwischen Kriminalsergeant ...

Dieser historische Krimi ist die Fortsetzung von „Fortunas Schatten“ und begleitet Hauke Sötje im Detail und Sophie Struwe am Rande auf ihren nächsten Lebensabschnitt.

Hauke ist inzwischen Kriminalsergeant in Kiel. Seinem schweigsamen Naturell entsprechend hat er sich in die neusten Methoden zur Aufklärung von Verbrechen eingearbeitet. Er verwendet als einer der ersten die Daktyloskopie um Verbrecher dingfest zu machen. Allerdings steht er bald mit seinem Vorgesetzten auf Kriegsfuß. Als er Zeuge eines Mordes an einem Arbeiter wird, wird er nicht ernst genommen, sondern mit Innendienst bestraft.
Daher ist es klar, dass Hauke den augenscheinlichen Unfall des Ingenieurs Strasser auf der Baustelle des Nord-Ostseekanals untersuchen soll. Nur ja weit weg, vom Vorgesetzten Bahnsen, der sein eigenes Süppchen kocht.

Was Hauke dann auf der Baustelle entdeckt, passt gar nicht zu Bahnsen Vorstellungen. Schnell wird Hauke in die örtlichen Intrigen verwickelt. Er gerät an die Familie Jennings, deren Töchter Elisabeth und Margarethe Teil des Intrigenspiels sind.

Wird Hauke den vermeintlichen Unfall Strassers aufklären? Welche Rolle spielen Vater und Töchter Jennings?

Was hat es mit dem rotbärtigen Mann, dem der rechte Mittelfinger fehlt, und der immer dann auftritt, wenn es Tote unter den Arbeitern gibt, auf sich?

Fragen über Fragen, die im Laufe des Krimis bravourös und sauber beantwortet werden.

Wieder hat Anja Marschall ein großartiges Bild der Zeit gemalt. Die elenden Bedingungen der Arbeiter, die ihren Arbeitgebern ausgeliefert sind, werden ebenso, wie die gleichfalls nahezu rechtlosen Schicksale der (reichen) Töchter behandelt.
Gut gelungen ist die Verwandlung von Sophie von einem einstmals reichen und hübschen Töchterl in eine engagierte, fortschrittliche junge Frau. Sie wird ihren Weg gehen. Dass sie dabei unseren wackeren, aber wortkargen Hauke auf die Sprünge helfen muss, ist Stoff für den nächsten Band.

Wieder fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Hauke Sötje steht im SChatten Fortunas

Fortunas Schatten
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In „Fortunas Schatten“ entführt Anja Marschall ihre Leser an die Nordsee um 1893/94.

Das Städtchen Glückstadt ist Schauplatz mehrerer Tragödien. Da sind zum einen die Familie Struwe und zum anderen der ...

In „Fortunas Schatten“ entführt Anja Marschall ihre Leser an die Nordsee um 1893/94.

Das Städtchen Glückstadt ist Schauplatz mehrerer Tragödien. Da sind zum einen die Familie Struwe und zum anderen der ehemalige Kapitän Hauke Sötje, der nachdem sein Schiff mit Mann und Maus untergegangen ist, seinem Leben ein Ende setzen will.
Doch bevor Hauke seinen Entschluss in die Tat umsetzen kann, wird er in einen Mordfall verwickelt. Nur Sophie Struwe glaubt an seine Unschuld. Dann wird die Familie Struwe in einen Strudel von Intrigen hinein gerissen, der Hermann Struwe das Vermögen, seine Reputation und letztlich sein Leben kostet.
Wer hat Interesse daran Hermann Struwe zu desavouieren? Und was hat das alles mit Hauke Sötje zu tun? Denn bald ist klar, dass es zwischen Haukes und Sophies Schicksal einen Zusammenhang gibt.

Anja Marschall zeichnet ein realistisches Bild der Zeit. Machthungrige Intriganten vernichten ohne Rücksicht Existenzen. Fein gezeichnete Charaktere – im Guten wie im Bösen – machen diesen historischen Krimi lebendig. Man kann die Rauchschwaden der brennenden Fabrik, den Geruch des Meeres und den Gestank der Menschen förmlich riechen.

Eine wunderbare Geschichte, die Lust auf mehr macht. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Eintauchen in die Welt von 1896

Verrat am Kaiser-Wilhelm-Kanal
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Der vorliegende historische Krimi ist der 3. Fall für den geradlinigen Kommissar Hauke Sötje. Nach wie vor beschäftigt ihn der Untergang seines Schiffes “Revenge”, der seiner gesamten Mannschaft den Tod ...

Der vorliegende historische Krimi ist der 3. Fall für den geradlinigen Kommissar Hauke Sötje. Nach wie vor beschäftigt ihn der Untergang seines Schiffes “Revenge”, der seiner gesamten Mannschaft den Tod brachte und ihm selbst nagende Gewissensbisse, einen Aufenthalt im Gefängnis und in der Irrenanstalt. Noch immer fehlt ihm die letzte Gewissheit, was damals vorgefallen ist.
Auch in diesem Kriminalfall wird die Such nach der Wahrheit zu Haukes Vergangenheit zum zentralen Thema.

Doch schnell zum aktuellen Fall:

Gleich im Prolog wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die obwohl ärmlich wie ein Dienstmädchen gekleidet, ein vier preußische Ellen langes Stück kostbarster Brüsseler Spitze um den Arm gewickelt hat. Obwohl sowohl Haukes Vorgesetzter Kleinschmidt und der dröge Rechtsmediziner den Tod der jungen Frau als Selbstmord möglichst schnell zu den Akten legen möchten, fallen Sötje Ungereimtheiten auf, denen er nachgehen will.
Allerdings wird er mit einem geheimen Auftrag ins Kieler Schloss beordert: Er soll einen Agenten, den er persönlich lieber tot sehen möchte, beschützen. Diese Mann ist der Schlüssel zu Haukes Vergangenheit. Getrieben vom Wunsch endlich die Wahrheit zu erfahren, lässt sich Hauke für die Zwecke des Geheimdienstes einspannen, nicht wissend, dass er dabei nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Mitarbeiter Levi Bloch und seine Verlobte Sophie in höchste Gefahr bringt.
Wird es Hauke Sötje gelingen, den Agenten zu beschützen und gleichzeitig die Wahrheit über den Untergang der “Revenge” herauszufinden? Und wie passt das tote Dienstmädchen dazu?

Meine Meinung:

Anja Marschall kann wunderbare historische Krimis schreiben. Schon in den beiden Vorgängern („Fortunas Schatten“ und „Tod am Nord-Ostseekanal“) hat sie dies unter Beweis gestellt. Die Geschichten haben Hand und Fuß, sind penibel recherchiert und lassen den Leser ob der vielen historischen korrekten Details in die Zeit von 1896 eintauchen. Genau diese akribisch herausgesuchten Details, wie Ausschnitte aus den damals aktuellen Zeitungen wie der „Kanalzeitung“ und der „Kieler neuesten Nachrichten“ machen den Krimi authentisch.
Der einsame Wolf Hauke hat in seinem Schreiber, dem Juden Levi Bloch, einen großartigen Helfer. Doch auch der scharfe Verstand von Sophie hilft bei den Ermittlungen. Allerdings muss Hauke noch ein wenig „Nachhilfe“ zu Thema „was Frauen wünschen“ erhalten. Da hilft Haukes liebenswürdig schrullige Vermieterin, Fräulein Bender, die sowohl ihn als auch Sophie ins Herz geschlossen hat, gerne aus.
Der Kriminalfall selbst ist gut durchdacht und der Leser wird gerne einmal in die Irre geschickt. Lange sind die Zusammenhänge nicht klar, bis die Hinweise und Querverbindungen sich zu einem kompakten Ganzen vereint werden. Persönliche Rache, politische Intrigen und verräterische Umtriebe – das alles sind Zutaten für einen fesselnden historischen Kriminalroman. Auch die Liebe, ein Anflug von Eifersucht sowie das eine oder andere Fettnäpfchen dürfen nicht fehlen – so spielt das Leben einfach.
Kurze Kapitel, rasante Szenen- bzw. Perspektivenwechsel lassen den Spannungsbogen hochhalten. Die Leser können mit den Personen so richtig schön mitfiebern.
Kurze Kapitel und schnelle Szenenwechsel schaffen zudem enorm Fahrt und die Seiten fliegen nur so dahin. Auch die kleine Liebelei mit Sophie samt Eifersucht, Grant und das eine oder andere Fettnäpfchen so am Rande der Ermittlungen machen richtig Spaß.
Mir gefällt auch sehr gut, wie die Autorin größere und kleiner historische Details elegant und subtil in die Geschichte verwebt. Allein das Zwiegespräch Hauke mit Levi über die feine Brüsseler Spitze und die Maßeinheiten „vier Alte Preußische Ellen sind 2 Meter 67“ ist historisch korrekt und liebevoll geschrieben. Geschickt flicht Anja Marschall auch die politischen Strömungen ein, ohne dass der Leser den Eindruck hat, Geschichte zu lernen.
Wieder ist eine Karte des Kaiser-Wilhelm-Kanals auf den Vorsatzseiten abgedruckt, sodass der Leser die Orte der Handlungen selbst verfolgen kann.

Fazit:

Ein komplexer, fesselnder Kriminalroman, der uns authentisch in eine längst vergangene Zeit entführt. Gerne gebe ich 5 Stern und eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Habe ich gerne gelesen

Mit Michael Ende am Schreibtisch
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Diese Kurzbiografie ist mein drittes Buch aus der Reihe von Gernot Uhl.

Wie alle diese Bücher, fasst der Autor das Leben und Wirken von Michael Ende auf gerade einmal 63 Seiten zusammen. Sehr lebendig ...

Diese Kurzbiografie ist mein drittes Buch aus der Reihe von Gernot Uhl.

Wie alle diese Bücher, fasst der Autor das Leben und Wirken von Michael Ende auf gerade einmal 63 Seiten zusammen. Sehr lebendig verknüpft Gernot Uhl die Lebensgeschichte von Michael Ende mit dem Entstehen "Der unendlichen Geschichte".
Wir erfahren sehr persönliche Details aus Michael Endes Familiengeschichte.

Diese Kurz-Biografien eignen sich hervorragend als Unterrichtsbehelfe, weil kurz und prägnant auf wichtige Ereignisse im Leben des Porträtierten eingehen, ohne die Leser zu langweilen.
Das Buch macht Lust, sich sowohl mit Michael Ende als auch mit seinen Werken zu beschäftigen.

Fazit:

Es ist wirklich eine Kunst, ein so erfülltes Leben auf so wenige Seiten zu komprimieren. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.05.2018

"Großartiges Porträt einer untergegangenen Welt."

Das sowjetische Jahrhundert
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Historiker Karl Schlögel hat uns mit seinem 960 Seiten schweren Wälzer ein umfassendes Bild der Sowjetunion vorgestellt.
Auch wenn wir den 100. Geburtstag dieses Staates (glücklicherweise) nicht feiern ...

Historiker Karl Schlögel hat uns mit seinem 960 Seiten schweren Wälzer ein umfassendes Bild der Sowjetunion vorgestellt.
Auch wenn wir den 100. Geburtstag dieses Staates (glücklicherweise) nicht feiern konnten, bleibt ein bisschen die Frage offen, ob die Entwicklung nach dem Zerfall der UdSSR, die bessere Variante ist oder nicht. Vor allem für wen besser? Die Staatsbürger oder die Welt? Doch das ist wohl ein anderes Thema.

Anders als in ähnlichen Werken nimmt sich der Autor der Menschen an, die im sowjetischen System leben an. Es werden weniger die Machthaber, sondern die vielen kleinen Rädchen, die die Maschine Sowjetunion am Laufen hielten, beschrieben.
So gibt es ein Kapitel, das sich der Sprache der Tätowierungen widmet. In einer Zeit, in der fast jeder irgendwo ein „Peckerl“ (wienerisch für Tatoo) hat, ohne sich der Bedeutung der Bildersprache zu bewusst zu sein, ein interessanter Teilaspekt.
Auch auf die Gigantomanie mancher Staatschefs und dem damit verbundenen Personenkult wird eingegangen.
Die Idee der sozialistischen Machthaber, einen neuen Menschen zu formen, ist eindrucksvoll dargestellt.

Gut gefällt mir, dass das umfangreiche Buch in übersichtliche Themenblöcke und Kapitel gegliedert ist. Das 9 - seitige Inhaltsverzeichnis ermöglicht dem Leser den Einstieg genau dort wo es seinen Interessen am Nächsten kommt. Einzelne Texte sind in sich abgeschlossen. Dadurch kann der Leser das eine oder andere überspringen, ohne den roten Faden zu verlieren.

Die knapp 90 Fotos liefern einen imposanten Eindruck der untergegangenen Alltags- und Konsumkultur in der ehemaligen Sowjetunion.

Obwohl gewichtig, ist der Inhalt des Buches nicht erdrückend. Es schwingt eine Leichtigkeit beim Lesen mit, die schon ein wenig poetisch anmutet, die für mich aber kein Widerspruch zum Thema ist. Der Autor bindet eigene Erlebnisse und Beobachtungen geschickt in seine Texte ein, woraus sich ein interessantes Alleinstellungsmerkmal des Werkes ergibt.

Fazit:

Ein eindrucksvolles zeitgeschichtliches Dokument, für das der Autor zu Recht den Buchpreis 2018 der Leipziger Buchmesse erhalten hat.