Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2018

Lesenswerter Krimiauftakt

Provenzalische Verwicklungen
0

Sainte-Valérie ist ein idyllisches Dorf in der Provence inmitten von Weinbergen und Olivenhainen. Für den ehemaligen Pariser Kommissar Pierre Durand könnte seine Wahlheimat so schön sein, doch mehrere ...

Sainte-Valérie ist ein idyllisches Dorf in der Provence inmitten von Weinbergen und Olivenhainen. Für den ehemaligen Pariser Kommissar Pierre Durand könnte seine Wahlheimat so schön sein, doch mehrere Dinge sorgen für Ärger. Er wurde gerade von seiner Freundin verlassen und im Dorf wurde der Lokalcasanova ermordet in einem Weinkeller aufgefunden neben einem Rezept für ein Coq au vin. War es ein makabrer Racheakt eines gehörnten Ehemanns?


Diese Krimireihe bringt südfranzösisches Flair mit sich, denn die Autorin vermag es wunderbar, die Schönheit der Landschaft, die speziellen Menschen und Häuser und die Ess- und Trinkkultur der Provence vor ihren Lesern entstehen zu lassen.


Dabei versieht Sophie Bonnet die beschriebenen Morde stets mit einem besonderen Bezug zu typischen Gerichten und man wird als Leser Zeuge der letzten Gedanken der Opfer. Der Frauenheld ertrinkt im Weinfass und stellt Überlegungen zur Qualität des Weines an. Schon etwas makaber, aber auch mit etwas schwarzem Humor unterlegt. Und so gelingt ihr der Versuch, einen Krimi zu schreiben, bei dem man nicht in Angst und Schrecken gerät, sondern eine entspannende Urlaubslektüre erhält, bei dem man dem Täter auf die Schliche kommen möchte und dennoch die Hintergrundschauplätze gut genießen kann.


Pierre Durand ist ein sympathischer Mensch, ein Polizist aus Paris, den Probleme während seiner beruflichen Vergangenheit genau hierhin, in diesen kleinen Ort in der Provence getrieben haben. Die besonderen Hintergründe erfährt man in der Geschichte. Pierre erfüllt das Klischee des typischen Franzosen, er isst und trinkt gern, spielt Pétanque und liebt die Frauen. Nachdem seine Freundin Celestine auf und davon ist, wendet er sich der nächsten Dame zu. In diesem Fall die begnadete Köchin Charlotte. Dank ihr liest man stets von ihren leckeren Gerichten, zu denen es auf der Verlagshomepage auch Rezepte gibt.

Die übrigen Charaktere decken alle Facetten ab und so ergibt sich ein abwechslungsreiches Personenbild.

Die Krimihandlung ist interessant aufgezogen, die Ermittlungen führen durch die Küche, über den Bouleplatz oder in die privaten Häuser der Beteiligten. Dadurch ergibt sich kein steifes Befragen, sondern man gewinnt Eindrücke über die Gegend, die Menschen und letztendlich die möglichen Tathintergründe.


Der Schreibstil ist sehr eingängig, die Handlung durch die Pétanque-Beobachtungen und der speziellen Einblicke in die französische Küche sehr verlockend. Manche französische Begriffe werden im Buch verwendet und es gibt dazu Erklärungen im Glossar.

Die Auflösung ist stimmig und das Ende macht neugierig auf die Folgebände und das Privatleben des Ermittlers.


Ein Urlaubskrimi aus der Provence mit kulinarischen Schmankerln, wunderschön gezeichneten Landschaftsbildern und netten authentischen Personen. Eine gelungene Unterhaltung mit Spannungselementen für die Urlaubszeit.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Ein zauberhaftes Buch zum Verschlingen!

Das Leben ist ein Seidenkleid
0

Wenn man Stoffe und Kleider liebt, sollte man sich dieses Buch näher ansehen. Dieses Buch ist ein Traum, es dreht sich um die magische Welt der Stoffe, der Mode und des Geschmacks. Ich habe es angefangen ...

Wenn man Stoffe und Kleider liebt, sollte man sich dieses Buch näher ansehen. Dieses Buch ist ein Traum, es dreht sich um die magische Welt der Stoffe, der Mode und des Geschmacks. Ich habe es angefangen und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Es ist romantisch, ein wenig altmodisch und doch voller Stil und Humor. Leicht und doch stilvoll!


Dieses Buch ist wunderschön geschrieben, man gleitet mit der jungen Maja durch ihre Welt der Stoffe und Kleider. Ihr Arbeitsalltag im Kaufhaus ist alles andere als toll, ihre Kollegin Hanneliese ist ein Besen, die ihren Kundinnen jeden Schund verkauft, dafür ist ihr jede Lüge recht. Maja ist anders, für sie hat ein Kleidungsstück eine Seele, bei dem Trägerin und Kleid füreinander gemacht sein müssen. Alles muss stimmen. Als sie Leo kennen lernt, den charmanten älteren Herren mit dem traumhaften Nähzimmer seiner verstorbenen Frau, freunden sie sich an und Leo ermutigt Maja zum Nähen ihrer Entwürfe. Maja wünscht sich einen Mann, der genauso ist wie Leo, nur 60 Jahre jünger.

Es geht natürlich nicht nur um Freundschaft, sondern auch um Liebe. Doch die entwickelt sich eher im Hintergrund und so genießt man beim Lesen die Atmosphäre der zauberhaft beschriebenen Welt der Stoffe, der Mode und des Nähens. Denn es ist anfangs nur ein Traum, aber Maja verwirklicht ihn sich allmählich und das mitzuerleben bringt richtige Wohlfühlstimmung. Wenn man Träume hat, sollte man sie auch umsetzen.

Die Charaktere sind allesamt liebevoll und stimmig beschrieben, es gibt fiese und gute Figuren, die wunderbar mit ihren Charakterzügen unterhalten. Gerade die fiesen sorgen für heitere Belustigung.

Folgt man der Handlung, ist manches vorhersehbar, doch bei diesem Roman stört das überhaupt nicht. Mit den zauberhaften Figuren träumt man sich in eine andere Welt und wäre gern mit der reizenden Maja befreundet.

Maja auf ihrem Weg zu begleiten, hat mir Spaß gemacht und schöne Lesezeit geschenkt. Ihre Emotionen gingen direkt auf mich über und man konnte sie nicht dagegen wehren. So fiebert man mit, wie sie ihren Traum umsetzt und ihr Leben verändert.



In diesem Buch geht es um die Verwirklichung eines Lebenstraums. Es geht um Freundschaft, Liebe und um Mode. Ein romantisches, wunderbares Buch voller Gefühle zum Wohlfühlen!

Veröffentlicht am 16.05.2018

Einfach nur großartig!

Der Mut zur Freiheit
0

1947 Madrid: Die drei Frauen Margarita Serrano, deren Tochter Valentina und Enkelin Olivia leben zur Zeit Francos in Madrid. Alle drei haben keine Männer, das ist im katholischen Spanien unüblich und äußerst ...

1947 Madrid: Die drei Frauen Margarita Serrano, deren Tochter Valentina und Enkelin Olivia leben zur Zeit Francos in Madrid. Alle drei haben keine Männer, das ist im katholischen Spanien unüblich und äußerst verpönt und alle drei kämpfen gegen die herrschenden Vorurteile ihrer Zeit.

Margarita wurde früh schwanger, hoffte auf eine Ehe, wurde enttäuscht und von ihrer streng gläubigen Familie verstoßen, sie musste ihre Tochter allein groß ziehen. Ihre Tante Leonora gab ihr eine neue Heimat. Doch auch den anderen Frauen wurde ihre Liebe zum Verhängnis. Valentina liebt einen verheirateten Mann, Olivia liebt einen Stierkämpfer, dabei ist sie Aktivistin im Kampf gegen den grausamen Sport. Meint es das Schicksal doch noch gut mit den Serrano-Frauen?


Die Liebe, die nicht sein darf



Dieser Roman hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Er spielt im katholischen Spanien während der Diktatur Francos, in einer Zeit, als Frauen nicht selbstbestimmt leben durften und ihr Handeln vom Vater oder Ehemann bestimmt wurde. Selbst einer Berufsausübung musste der Mann der Familie zustimmen. Die Serrano-Frauen sind durch ihr Schicksal anders, sie erkämpfen sich ihren Weg gegen die gesellschaftlichen Konventionen, weg von der Knute des Mannes und leben ein zielbestimmtes und freies Leben. Doch das hat auch seinen Preis, ohne männliche Hilfe und Schutz sind sie Außenseiter in der Gesellschaft und werden gedemütigt und geächtet. Doch die Frauen sind stark, sie lassen sich nicht unterkriegen und gehen ihren Weg.



Während Margarita sehr erfolgreich eine Kette von Großwäschereien aufzieht, beweist auch ihre Tochter Valentina sich im Berufsleben und Olivia wird eine gefeierte Tänzerin im Rampenlicht der Öffentlichkeit.

Sie leben unter einem Dach, ihre Liebschaften verbergen sie vor den anderen. Doch eines ist den Serrano-Frauen gemein, sie haben kein Glück in der Liebe und ihre Liebe trifft immer die falschen Männer. So verliebt sich Olivia als engagierte Tierschützerin in einen bekannten Stierkämpfer, auch diese Liebe steht unter keinem guten Stern.


Auch bei diesem Roman hat Katja Maybach starke Frauenfiguren in eine historisch schwierige Zeit gestellt und die Charaktere auf eine fesselnde Weise gezeigt. Sie beherrscht es wunderbar, solche Frauenschicksale darzustellen, die trotz aller Schwierigkeiten ihren Weg gehen und den Problemen ihrer Zeit trotzen. Die Serrano-Frauen sind voller Willenskraft und Mut und verbiegen sich nicht vor den herrschenden gesellschaftlichen Konventionen. Sie gehen ihren Weg, entscheiden selbst und sind frei von männlicher Vormundschaft, ein Frauenbild, das zur Zeit Francos in Spanien schon als anstössig galt. Diese schwierige Situation macht es umso interessanter, die Entwicklung der Frauen zu verfolgen und sich in ihr Leben hineinzudenken.

Wie sich im streng katholischen Spanien die Emanzipation erst spät, langsam, aber stetig entwickelt hat, kann man anhand dieses Buches gut nachvollziehen. Der Autorin sind die Figurendarstellungen eindrucksvoll authentisch gelungen. Einfühlsam und dramatisch erscheinen die Schicksalsschläge für die Serrano-Frauen und das weiß die Autorin auf berührende und einfühlsame Weise in Worte zu fassen.

Mich hat der bildhafte und wunderbar flüssige Schreibstil mit den dramatischen Wendungen an das Buch gefesselt und ich wurde in die Geschichte förmlich hineingesogen. Die Schauplätze und den Zeitgeist erlebt man authentisch und politisch genau mit. Die Begeisterung der Bevölkerung für Stierkämpfe, das Leben im Alltag und in der Wäscherei, in den Bars und Restaurants, alles lebt und man ist mitten drin. Dazu noch die Überwachung durch die Geheimpolizei Francos und den Auftritt der geliebten Evita Perón lassen die damalige Zeit mit all seinen Ansichten wiederaufleben.



Es ist ein fesselnder und unterhaltsamer Roman über den Sieg der Liebe über alle Bräuche und Konventionen hinweg. Es lohnt sich, den schwierigen Weg für die Liebe einzuschlagen.



Dieser gefühlvolle und außergewöhnliche Roman erhält meine vollste Leseempfehlung, denn er ist wunderbar geschrieben und zeitlich gut recherchiert.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Besser kann kein Krimi gestrickt sein

Totensonntag
0

Dies ist der fünfte Fall der beiden Ermittler, eigentlich ist es jedoch ihr erster gemeinsamer Fall, der hier vorgestellt wird. Denn hier treffen Wallner und Kreuthner zum ersten Mal aufeinander. Beide ...

Dies ist der fünfte Fall der beiden Ermittler, eigentlich ist es jedoch ihr erster gemeinsamer Fall, der hier vorgestellt wird. Denn hier treffen Wallner und Kreuthner zum ersten Mal aufeinander. Beide sind völlig gegensätzliche Charaktere. Wallner ist jung, recht bieder, voller Prinzipien und absolut gesetzestreu, Kreuthner ein Draufgänger, mit illegalen Methoden, die jeglicher Polizeiarbeit widersprechen und dennoch ein sympathischerTyp, dem alle Mittel recht sind, wenn es zur Aufdeckung von Kriminalfällen geht.

Aus ihrer Zusammenarbeit heraus ergeben sich Reibeflächen, die für Dramatik und auch für Komik sorgen. Kriminelle Vorgehensweisen der Polizei gerät hier schon zu einer Lachnummer und führt letzten Endes auch noch zum Erfolg in der Verbrechensbekämpfung, jedoch muss Wallner alle Mühe aufbringen, hier eine entsprechende Gesetzeskonformität zu beweisen.


Der vorliegende Fall führt ins Jahr 1945 zurück, es geht um Judenverfolgung und die Überwachung einer Gefangenengruppe an den letzten Kriegstagen. Eine junge Frau wurde ermordet, die Hintergründe liegen jedoch nicht klar zutage.

Die Ermittlung beginnt jedoch erst 1992 mit dem Hinweis auf den Sarg mit der Frauenleiche.

Andreas Föhr gelingt es hervorragende beide Handlungsstränge nebeneinander zu erzählen und damit dem Leser die entsprechenden Einblicke zu gewähren.



Bei diesem Schreibstil fliegt man nur so durch die Handlung, der Spannungsaufbau ist ebenfalls perfekt und am Ende gibt es noch einen echten Showdown. Mit reichlichen Wendungen und unvorhersehbaren Ereignissen werden Tatverdächtige entdeckt und ihre Motive untersucht. Die Ermittlungen sind sehr interessant mitzuverfolgen.


Mir haben besonders Wallner und Kreuthner gut gefallen, ihre charakterlichen Gegensätze sorgen für Ereignisse, die einfach humorvoll sind. Die Variante guter Cop und böser Cop bringen die Bösen hinter Gitter ist eben eine spezielle Art von Verbrechensbekämpfung.

Doch dieser Krimi bietet durch die vorgegebene Handlungszeit im Jahr 1945 auch für viel Dramatik und Tragik. Das schwierige Schicksal von Frieda Jonas schildert Andreas Föhr sehr mitfühlend und die Willkür der damaligen Soldaten wird sehr deutlich gemacht.



Dieser Krimi ist überragend gut, ein Highlight durch die speziellen Figuren und die interessante Handlung mit Verbindung zur SS-Zeit. Die besonderen Aktionen von Kreuthner sorgen für humorvolle und spannungsreiche Unterhaltung und die Einblicke in diese schwierige Phase deutscher Geschichte ermahnen eindrücklich. Besser kann kein Krimi gestrickt sein.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Wieder genial geschrieben.

Himmelhorn
0

Diesen Krimi habe ich wieder richig genossen, denn auch hier sorgt das Privatleben des Ermittlers wieder für ordentlich Gaudi. Es geht mal wieder rund in Kluftis Leben. Beruflich steckt er in einem schwierigen ...

Diesen Krimi habe ich wieder richig genossen, denn auch hier sorgt das Privatleben des Ermittlers wieder für ordentlich Gaudi. Es geht mal wieder rund in Kluftis Leben. Beruflich steckt er in einem schwierigen Fall einer Familienfehde von Wanderführern und Bergbauern, die nicht lange fackeln und gleich bei Unstimmigkeiten zu ihren Waffen greifen. Zuhause wartet auf ihn nicht nur Erika, sondern auch sein Sohn Markus, der sich gerade im Examen befindet und seine hochschwangere Schwiegertochter Yumiko. Und außerdem befinden sich die Langhammers in einer Ehekrise. Da soll er schon noch einen klaren Kopf bewaren!

Doch gerade dieser Trubel und der überaus sympathische Grantler Klufti mit dem Herz auf dem rechten Fleck ist es, was diese Buchreihe ausmacht.


Bei einer Bergtour mit Langhammer probiert Klufti sein neues E-Bike aus. Schon das ist eine große Gaudi, denn es kommt, wie es kommen muss, Klufti hat die neue Technik nicht wirklich im Griff. Diese Szene ist ein echter Lesespaß und man hat alles wunderbar bildhaft vor Augen. Doch es gibt noch einige humorvolle Episoden, bei denen man sich kaum mit Lachen zurückhalten kann. Ich möchte hier die ausdrückliche Medieninkompetenz des Kommissars erwähnen, dann den Briefwechsel mit dem japanischen Schwiegervater, die überfürsorgliche Betreuung der schwangeren Schwiegertochter, die Familienstunde mit Fotos auch aus Kluftis Kindertagen und die besondere Beratung von Kollegen und Annegret Langhammer in Liebesdingen.


Der Krimifall ist dieses Mal sehr unterhaltsam und tiefgründig, er dreht sich um einen mysteriösen Bergunfall, der schliesslich in die Vergangenheit führt. Wie sich hier arme Bergbauern vor 80 Jahren ihr Zubrot in Form von Bergführungen erarbeitet haben, wird eindringlich geschildert.

Passend zur Bergwelt trägt jedes Kapitel einen Spruch aus dem Gipfelbuch eines anderen Berges.


Während sich die ziemlich düstere Krimihandlung durch Befragungen von wortkargen Bauern erst allmählich entwickelt, bringt ein Blick in Kluftis Leben den nötigen auflockernden Spaß in die Geschichte.

Man muss sich erst ein wenig in die Familienverhältnisse einlesen, ehe man Mutmaßungen über eventuelle Mordgründe abgeben kann. Und so bleibt die Ermittlung schwierig und damit auch spannend. Am Ende gelingt es Klufti natürlich mit einem besonderen Schachzug, den Mörder aus der Reserve zu locken und zu enttarnen.


Für Krimifans mit Hang zu humorvollen und regionalen Büchern, kann ich hierfür nur meine vollste Leseempfehlung geben. Wer sich für die Bergwelt, Wandertouren und die Menschen in den Bergen interessiert, sollte erst recht zugreifen.

Ich bin jetzt schon gespannt auf den nächten Band. Diese Reihe wird mit der Zeit nie langweilig und scheinbar immer besser!