✎ Christoph Koch - Ich bin dann mal offline
Ich bin dann mal offlineTagtäglich erstaunen mich meine Mitmenschen aufs Neue. Ich weiß nicht, ob es das Land ist, in dem ich mittlerweile lebe oder ob ich diese Beobachtung auch in Deutschland machen würde: Schon die Kleinsten ...
Tagtäglich erstaunen mich meine Mitmenschen aufs Neue. Ich weiß nicht, ob es das Land ist, in dem ich mittlerweile lebe oder ob ich diese Beobachtung auch in Deutschland machen würde: Schon die Kleinsten werden mit dem Handy ruhiggestellt. Da begegnen mir Eltern mit ihrem Kinderwagen und der Sprössling hat ein Handy in der Hand und schaut sich YouTube-Videos an.
Aber auch andere Szenen beobachte ich immer wieder: Da sitzt eine Mama in unserer Müttergruppe, stillt ihr Kleines und beschäftigt sich ausschließlich mit ihrem Handy. Da sitzen Leute in der Metro und nahezu jeder hat sein Handy in der Hand. Da sitzen Freunde draußen beisammen, wollen eigentlich eine Gemeinschaft bilden und trotzdem haben einige ihr Handy ständig am Wickel.
Diese Aufzählung könnte ich beliebig fortsetzen, denn sowohl draußen als auch in meinem näheren Umkreis muss ich des Öfteren feststellen: Es geht nicht mehr ohne Handy. (und Internet)
Und diese Entwicklung finde ich sehr traurig ...
Ich möchte beide Sachen gar nicht schlechtreden, denn ich finde, dass beides wirklich sehr gute Erfindungen sind. Selbst an mir merke ich es: Sie erleichtern das Leben teilweise sehr. Aber ich glaube auch, dass sich einige zu sehr von ihnen einnehmen lassen, das Leben zu sehr davon abhängig machen.
Daher war ich gespannt, was der Autor uns über seine Offlinezeit berichten wird - zumal ich bereits von Alex Rühle 'Ohne Netz' kenne.
Christoph Koch schildert seine anfänglichen Schwierigkeiten, zeigt auf, wie es ihm ergangen ist und was er für sich daraus mitgenommen hat. Dabei hat er eine wichtige Erkenntnis, die sicher auf sehr viele Handy- und Internetnutzer zutrifft:
»[...] was ein ganz entscheidender Faktor zumindest meiner Sucht nach Erreichbarkeit und Verbundensein mit den Netzwerken dieser Welt ist: die Angst, etwas zu verpassen.« (S. 32)
Er befragt auch einige andere Leute, die zum Beispiel gänzlich auf ein Handy verzichten. Oder die gar nicht ohne leben können. Diese Aspekte fand ich sehr interessant.
Mir war vor dem Lesen nicht bewusst, wie alt dieses Buch bereits ist. Der Autor spricht nämlich Sachen an (zum Beispiel Google Buzz), die gar nicht mehr existieren. Und was ich dabei gemerkt habe: Auch ich habe immer mal wieder zum Handy gegriffen, um solche Sachen zum Beispiel schnell zu erfahren / klären.
Leider muss ich sagen, dass mich seine abschließenden "Tipps" irgendwie genervt haben. Anfangs haben sie sich noch gut gelesen, aber er schlägt immer mehr einen Lehr(er)ton an, der mir gar nicht gefiel.
Alles in Allem eine solide Leistung, die man gelesen haben kann, jedoch nicht muss.
©2018