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Veröffentlicht am 13.07.2018

Hab Mut! Man ist nie zu jung oder zu alt, um was zu ändern!

Die Bremer Stadtmusikanten - was wirklich geschah: Oskar ganz nach oben
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Habt Ihr auch schon mal in Bremen vor der Statue der Bremer Stadtmusikanten gestanden und gestaunt, wie sie das hinbekommen haben? Wenn wir im Sportunterricht Menschenpyramiden erschaffen sollten, war ...

Habt Ihr auch schon mal in Bremen vor der Statue der Bremer Stadtmusikanten gestanden und gestaunt, wie sie das hinbekommen haben? Wenn wir im Sportunterricht Menschenpyramiden erschaffen sollten, war es auf jeden Fall alles andere als einfach und die Tiere im Märchen waren doch alt! Das war wohl auch der Grund für Gerlis Zillgens mach genauer nachzuforschen, wie das eigentlich wirklich war....

Hundejunge Oskar sitzt nichts ahnend zu Hause und knabbert an einem Knochen, als ihm seine Eltern, zwei berühmte Forscher nach Neufundland reisen müssen, er solle solange zu Opa nach Bremen, dort werde er auch eine Zeitlang zur Schule gehen. In Bremen ist es alles andere als schön. Opa hängt mit seinen alten Kumpels, die wie er ihre Arbeit verloren haben, weil sie zu alt sind, träge und frustriert in seinem Haus herum. Die Eselin, die dicke Katze und der alte Hahn fühlen sich ebenso nutzlos wie Oskars Opa. Am nächsten Tag in der Schule kommt es noch schlimmer. Er ist der Neue, kennt niemanden und hat keine Freunde. Klar, daß die zwei Klassenrabauken Rambo und Honda ihn drangsalieren, sobald er es mit dem Bockspringen bei ihm nicht klappt. Nur das zarte Pudelmädchen Tiramisu lässt sich von den zwei Rüpeln nicht einschüchtern und ist sogar nett zu Oskar. Mit ihr gemeinsam entwickelt er einen Plan, wie man es den zwei Klassentyrannen mal so richtig zeigen kann und Opa und seine Freunde müssen dabei mit machen. Tiramisu erweist sich als ziemlich unerbittliche Trainerin, aber trotzdem werden die alten Lebensgeister wieder wach!

Diese Geschichte zum Vorlesen und Selberlesen spielt mit den Fantasien der Kinder. Denn Märchen, so wie sie Kindern erzählt werden, werfen ja doch einige Fragen auf und sind bisweilen ziemlich gruselig. Hier werden keine gefährlichen Räuber verjagt, denn welches Kind ist schon bösen Räubern begegnet? Keins, eben, aber fiese Mitschüler kennen Kinder schon, leider. Doch wie soll man diesen begegnen? Sich bloß nicht unterkriegen lassen, wie die gewitzte Tiramisu dem eingeschüchterten Oskar zeigt und gemeinsam ist es sowie so viel leichter, mit Freunden traut man sich viel mehr. Tiramisu gibt Oskar aber nicht nur Selbstvertrauen, sie bringt auch Schwung in die frustrierte Rentnergang. Denn nachdem sie das Problem der zwei Schulhofrabauken analysiert haben, entwickeln sie einen listigen Plan, zu dessen Umsetzung sie die Hilfe der „Großen“ brauchen, doch die sind leider völlig aus der Form. Da hilft nur Übung und die fällt gerade am Anfang richtig schwer! Aber mit der Zeit wird es immer leichter und die Senioren sind auch echt stolz auf ihre beachtlichen Erfolge. Aber auch Oscar wird von Tiramisu nicht geschont. Ihre Trainingsmethode ist dabei sehr speziell und witzig, denn es erklärt mit frechem Augenzwinkern ein Wort, über das sich nicht nur Kinder bislang gewundert haben. Dabei macht Tiramisu auch den jungen Lesern Mut und Sport zum Durchhalten an. Auch Lesen ist anfangs anstrengend, fällt aber dann immer leichter!
Selbst ihre Kölner Wurzeln lassen sich beim Schulsport deutlich erkennen, gerade jetzt in wilden Fußballzeiten wird einigen großen oder kleinen Fußballfans auffallen, daß das Maskottchen des 1. FC Köln sich in die Geschichte hineingeschmuggelt hat. Keine Sorge, es ist nur ein kleines Bonbon am Rande und wird auch sicher Fußball uninteressierten nicht auffallen und nicht stören, für die anderen ist es weiter nur ein lustiges Extra.
Das Ende ist richtig klasse und lebensfroh! Es wird für alle eine sehr gute Lösung gefunden, die alle glücklich macht. Es wird den jungen Lesern vermittelt: hab Mut, trau Dich, halte durch Du schaffst es. Es lohnt sich in jedem Alter zu „kämpfen“, man ist nie zu alt oder zu jung, um etwas zu verändern.
Das Buch richtet sich an geübte Erstleser, das heißt, daß die Seiten wunderbar farbig illustriert sind, allerdings auch schon ordentlich Text auf den Seiten steht. Verwendet wird auch keine Fibelschrift und die Schrifttypen sind auch deutlich kleiner als in der Fibel oder auch im Lesebuch für das 2. Schuljahr. Die Seiten sind an und für sich schön groß, da wäre wirklich noch genug Raum für etwas größere und dickere Drucktypen, gerade wenn man bedenkt, daß Kinder oft weitsichtig sind. Die lesenden Kinder sollten also wirklich schon Spaß am Lesen gewonnen haben. Die lustige Geschichte, die mitten ins kindliche Forscherherz trifft, wird ihren Lesewillen belohnen.
Ach ja, was ich immer wieder vergesse, das Buch ist auch bei Antolin gelistet, wer also von der Schule her dort angemeldet ist, kann hiermit weitere Punkte sammeln.

Sowohl die Geschichte, als auch die umwerfenden Illustrationen von Katja Jäger sind wirklich toll. Witzig, frech und kurzweilig. Da aber aller Anfang schwer ist, ziehe ich einen Stern für den Schrifttypus und die Schriftgröße ab, weil meine Töchter anfangs Serifenschrift komplett verweigert haben und beide nun einhellig der Meinung sind, die Schrift wäre zu klein für Anfänger. Das ist ein Punkt, der uns sehr wichtig ist, weil meine Kinder deswegen ganz oft auf ebooks umsteigen, um die Schrift zu vergrößern und es hier nur die wunderschöne Printausgabe gibt, bei der es diese Möglichkeit leider nicht gibt.

Daher leider nur gute 4 von 5 Sternen, die Geschichte und die Illustration verdienen 5.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Spannung, Spaß und Spuk

House of Ghosts – Pension des Grauens (House of Ghosts 3)
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Nachdem Melli in den zwei Bänden zuvor den alten verfallenden Familienstammsitz auf dem Land von ihrer Urururgroßcousine Emilie geerbt hat, hat sie auch deren Erbe als Hüterin der Pforte ins Jenseits angetreten. ...

Nachdem Melli in den zwei Bänden zuvor den alten verfallenden Familienstammsitz auf dem Land von ihrer Urururgroßcousine Emilie geerbt hat, hat sie auch deren Erbe als Hüterin der Pforte ins Jenseits angetreten. Sie soll den reinen Seelen beim Übertritt ins Jenseits behilflich sein und vor Übergriffen des Fürsten des dunklen Jenseits beschützen. Gar keine so leichte Aufgabe, wenn man noch so jung ist und bislang stets in New York gelebt hat. Aber dank ihres neuen Freundes, des Nachbarjungen Hotte, einem jungen Geisterforscher und den Aufzeichnungen ihrer Vorgängerin, ist bisher noch immer alles gut gegangen. Zuletzt haben sie sogar den Goldschatz gefunden, mit denen die Seelen ihren Übertritt an die Hüterin entlohnen. Hiermit konnte ihre Familie alle Schulden bezahlen und die Villa vor dem Zugriff gieriger Spekulanten bewahren. Nunmehr soll die Villa in eine Pension umgewandelt werden, um das Familieneinkommen zu sichern. Der erste Gast trifft schon vor der Eröffnung ein und nur Melli ahnt, daß er kein Glücksfall ist: Prof. Schnöcks, der gerade in Schottland seinen Ruf als seriöser Geisterforscher völlig ruiniert ist und nun unbedingt eine Sensation braucht, um sich zu rehabilitieren. Dummerweise sind gerade die zwei Hausgeister Lodovico und Erasmus, ihre Gehilfen verschwunden und Melli und Hotte sind auf sich allein gestellt, na ja, bis auf Hottes tolpatschige Dogge Roddie.

Zu Beginn gibt es einen kurzen Rückblick, damit man schnell wieder in der Geschichte mittendrin ist, oder eben für Neueinsteiger. Das ist sehr hilfreich, da auch bei uns der zweite Band schon eine Weile zurückliegt. Schade fanden wir, daß Lodovico und Erasmus verschwunden sind, auch wenn es schon sehr geheimnisvoll und verdächtig erscheint, was ihnen da zugestoßen sein könnte. Bis auf den Einäugigen, den geheimnisvollen Helfer aus der Geisterwelt, der die Seelen vom Übertritt ins Jenseits abhalten und dem Fürsten der Finsternis übergeben soll, sind die bisherigen Übeltäter der Vorgängerbände aus dem Spiel. Das ist ein wenig schade, aber Professor Schnöcks hält die Freunde derart im Atem, daß sie auch keine Zeit hätten, sich noch um die Bürgermeisterin und ihre Brüder zu kümmern. Die Eröffnung der Pension und die Verheimlichung der verstärkten paranormalen Aktivitäten lässt die Zwei nicht zur Ruhe kommen. Melli ist auf der ganzen Linie gefordert, denn neben Professor Schnöcks, gibt es noch ein weiteres Problem, daß wir nicht verraten möchten.

Meine nunmehr 11-jährige Tochter liebt Geistergeschichten und Mellis und Hottes Kampf zur Rettung verirrter Seelen gefällt ihr wirklich gut. Die Ideen sind sehr fantasievoll und noch nicht so abgedroschen, dabei aber auch witzig. Gerade Dogge Roddie und Mellis kleiner Bruder Bobbyboy sorgen für allerlei komische Momente. Die Geisterberater Ludovico und Erasmus erinnern bei ihren Einmischungen, die natürlich letztendlich doch noch erfolgen werden, immer ein wenig an Waldorf und Stattler aus der Muppet Show. In diesem Band dreht es sich um eine Frage, die wir uns bislang immer gestellt haben: Wie wurde der Einäugige zu dem was er nun ist? Was hat er in seinem letzten Leben angestellt, daß er so enden mußte? Die Antwort darauf ist wirklich schlüssig und gefällt uns sehr gut. Da wir allerdings den Eindruck haben, daß dies der finale Abschlußband der Reihe ist, fanden wir das Ende etwas zu abrupt, da hätten wir uns noch die Klärung einiger offener Fragen gewünscht.

Illustriert wird das Buch zweifarbig vom Illustrationsmeister der Geister Fréderic Bertrand, der schon unzählige Geistergeschichten für junge Leser optisch aufgepeppt hat und dessen skurril-freundlich-gruseligen Stil wir sehr mögen.

Auch wenn Frank M. Reifenscheid sich der Leseförderung von Jungen verschrieben hat, können auch Mädchen dieses Buch sehr gut lesen, immerhin ist die Heldin der Geschichte ja ein Mädchen, denn die Hüterin der Pforte muß weiblich sein. Doch was wäre Melli ohne das langjährige Fachwissen von Hotte, der aus einer alten Familie von Geisterforschern stammt und der das Handbuch über Geistererscheinungen seines Urgroßvaters neu auflegen möchte? Da beide ohne den anderen aufgeschmissen wären, ist es also wirklich sehr ausgewogen und für alle Kinder geeignet, die auf Spukhäuser stehen.

Alles in Allem hat uns die Mischung aus Spannung, Spaß und Grusel wirklich gut gefallen und wir empfehlen auch diesen Band gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Kein Held wird als solcher geboren

Podkin Einohr, Band 1: Der magische Dolch
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Podkin wächst als ältester Sohn des Anführers der Kaninchen aus dem Gänseblumbau auf. Von daher steht bereits fest, daß er nach dem Tod des Vaters der Stammesanführer sein wird und den magischen Dolchsternenklaue, ...

Podkin wächst als ältester Sohn des Anführers der Kaninchen aus dem Gänseblumbau auf. Von daher steht bereits fest, daß er nach dem Tod des Vaters der Stammesanführer sein wird und den magischen Dolchsternenklaue, eine der 12 Gaben der großen Göttin hüten wird. Aber bisdahin wächst er sorglos und in Wohlstand auf. Er genießt seine Privilegien und übt sich im Nichtstun. Er schwänzt seinen Unterricht wo er nur kann, während seine ältere Schwester Paz ihm diese Privilegien neidet und daher an seiner Stelle seinen Unterricht nimmt. Nur der kleine Puk ist noch ein Baby, als an einer schönen Frostnacht der Stamm von den boshaften Gormkriegern überfallen wird. Durch eine List der Mutter können die 3 Kinder fliehen und bringen den magischen Dolch vor den Gorm mit den stahlharten Herzen in Sicherheit. Doch es ist kalt und die jungen Kaninchen sind unerfahren. Zum Glück bietet ihnen im Wald die Kaninchenhexe Bridgid Unterschlupf, lehrt Paz Kräuterkunde und alle Kinder die Geheimnisse ihrer Geschichte und ihrer Götter. Doch der Winter ist hart und die Vorräte nur für sie alleine angelegt, auch weiß sie, was das Schicksal für Podkin vorher bestimmt hat, so daß sie die Kinder auf die nächste Station ihrer Reise schickt, in den Bau einer Gruppe von Aussteigern und Aufrührern. Werden sie ihre Eltern jemals wiedersehen?

Die ersten paar Seiten mußte ich mich in das Kaninchenuniversum erst einmal einfinden, dann ging es aber richtig schnell. Es gibt eine Rahmenhandlung zu der in einer Frostnacht (die Kaninchenvariante von Weihnachten) ein Barde an die Tür der Höhle klopft, und um Einlass bittet. Kost und Logis soll er sich durch Geschichtenerzählen verdienen und die Kinder verlangen altbekannte Heldenepen. So beginnt der Barde die Geschichte des größten Kaninchenhelden, Podkin Einohr und erklärt, wie es kam, daß Podkin ein Ohr verlor. Doch unterscheidet sich seine Erzählung ganz deutlich von denen, die die Kinder bereits kennen. Ihr großer Held soll einst ein verzogenes Gör gewesen sein? Die Wandlung von Podkin gefällt mir sehr gut, da sie sehr langsam und nachvollziehbar von sich geht, das heißt, sie ist erst am Ende der Geschichte abgeschlossen. Mit jeder Herausforderung wächst er ein wenig charakterlich. Die eigentliche Heldin ist für mich seine Schwester Paz, die sich mit ihrer Frauenrolle nicht abfinden will und daher heimlich übt und trainiert und sowohl Mut als auch Einfallsreichtum beweist. Ohne sie wäre Podkin total aufgeschmissen gewesen und hätte wahrscheinlich nicht mal eine Nacht alleine überlebt. Wie sie sich um ihre jüngeren Brüder kümmert, finde ich toll. Auch die Helfer der Kinder mag ich sehr, die Kaninchenhexe und den blinden Krieger Crom. Sehr untypische Helden und dabei umso liebenswerter. Es wird eine ganz eigene Welt geschaffen, die auch im Einband mit Karte dargestellt ist. Die Kaninchen verehren eine Vielzahl von Naturgöttern, wobei es die große gute Göttin als Leben, ihre Zwillingsschwester den unvermeidlichen Tod und eine dritte böse Kraft gibt, die böse, zerstörerische Kraft des Eisens. Durch einen alten Pakt müssen sie im Gleichgewicht bleiben, doch dieses Gleichgewicht ist aktuell aus den Fugen geraten. Das erinnerte mich an Ying und Yang und wäre für mich auch wirklich mit dem christlichen Glauben vereinbar gewesen, was ich bei den Narnia Büchern so schön finde. Die übrigen Naturgötter, die verehrt werden, haben mir aber leider gar nicht so einleuchten wollen.
In den Zwischenkapiteln, in denen die Erzhählung zur Rahmenhandlung vor dem Kamin in der Kaninchenhöhle zurückfindet, können die kleinen Zuhörer ihre Gedanken mitteilen, sowie ihre Fragen, die ihnen gekommen sind, loswerden. Das mildert zum Teil die Spannung des Kampfes Gut gegen Böse für die Kinder ab, hilft ihnen aber auch ihre Gedanken zu ordnen, was einigen Lesern sicher gut gefallen wird.
Das Buch wird ab 10 Jahren empfohlen, auch wenn Podkin selbst erst 8 Jahre alt ist. Da dürfte an den Kampfszenen liegen, die nicht ganz unblutig, wenn auch meist nicht tödlich sind. Wer also Harry Potter ab Band 3 verkraftet, hat auch in jüngeren Jahren kein Problem mit Podkins Schlachten, bei sensibleren Kinder sollte man vielleicht mitlesen. Allerdings hat der Autor sich gerade in diesen Szenen viele Gedanken gemacht, wie man die Kämpfe kindgerecht darstellen kann, weswegen ich sie als meist nicht tödlich beschrieben habe. Daran mehr man, daß er seit vielen Jahren als Lehrer arbeitet. Auch ist der Gebrauch der Zeitformen vorbildlich. Die Rahmenhandlung ist im Präsens verfasst, das Heldenepos in der Erzählzeit des Präteritums.

Da diese Geschichte ab 10 Jahren ist, empfinde ich den Schriftsatz als sehr klein, mit großem Zeilenabstand. Etwas kleiner Zeilenabstand, aber größere Schrifttypen wären uns lieber gewesen. Bei der Schriftgröße verweigern meine Kinder das Lesen. Es ist also trotz der angenehmen Länge von 248 Seiten doch eher für leidenschaftliche Leser geeignet. Jedes Kapitel wird mit einer Vignette von Podkin Einohr gekennzeichnet, wobei dies stets die gleiche ist. Diese ist wirklich sehr gelungen, aber unterschiedliche Vignetten würden auch 10 Jährigen gefallen.

Die Geschichte ist sehr spannend, fantasievoll und ausgesprochen gut durchdacht. Daher wirklich zu empfehlen, trotz der wenigen Kritikpunkte. Ich gebe gerne 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Hart und zerbrechlich wie Glas, dieser Nik Pohl

Auf zerbrochenem Glas
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Kriminalkommissar Nik Pohl ist menschlich ganz unten. Nachdem er anfangs ein brillanter Ermittler mit besten Karriereaussichten war, kam es zu einem Bruch in seinem Privatleben, das auch seine Arbeitseinstellung ...

Kriminalkommissar Nik Pohl ist menschlich ganz unten. Nachdem er anfangs ein brillanter Ermittler mit besten Karriereaussichten war, kam es zu einem Bruch in seinem Privatleben, das auch seine Arbeitseinstellung mit runterriss. Nun ist er ein wandelndes Risiko für seine Vorgesetzten und wird nur noch dort eingesetzt, wo er nicht so viel Schaden anrichten kann. Er scheint völlig gefühlskalt geworden zu sein, doch eines Abends wird er in seiner Stammkneipe angesprochen und von einem Fremden zur Wiederaufnahme eingestellter Ermittlungen in einem Vermißtenfall erpresst. Dieser Jon hat seine Hausaufgaben gemacht und hat genau Niks einzige Schwachstelle erwischt, seine alleinerziehende Nachbarin und deren benachteiligten Sohn. Für sie ist Nik bereit alles zu tun, auch nach der verschwundenen Viola zu suchen, die ihn eigentlich gar nicht interessiert. Doch schnell merkt er, daß er bei seinen privaten Ermittlungen auf Widerstand stößt, auf Widerstand von oberster Stelle. Eine Ermittlungen werden sabotiert, sein Leben gerät mehr als einmal in Gefahr und nun wird es für Nik persönlich. Er gräbt immer tiefer und findet weitere verschwundene Frauen, die Viola äußerlich verblüffend ähnlich sehen. Doch seine Gegner ruhen ebenfalls nicht. Zum Glück ist Jon ein gewiefter Hacker, mit ausreichend Privatvermögen, um Nik bei seinen immer gefährlicheren Nachforschungen zur Seite zu stehen und auch noch einen privaten Pathologen hinzuzuziehen.
Nik Pohl ist einfach abgewrackt und heruntergekommen. Sympathie für ihn zu empfinden, fällt nicht so leicht, denn er selbst kann sich anscheinend auch nicht mehr viel abgewinnen, er hat sich aufgegeben. Doch der geheimnisvolle Jon hat erkannt was in ihm steckt und schafft es, Spuren seines alten Ichs hervorzukitzeln. Auch Jon ist mehr geheimnisvoll, als daß er große Nähe zu ließe. Ganz anders als der exzentrisch, exaltierte Pathologe Balthasar, der mit seiner schrillen Art, Farbe und Licht in diesen düsteren Thriller bringt und für ironische Aufheiterung sorgt.
Der Einstieg in Nik Pohls ersten Fall ist rasant und direkt und sofort wird dem Leser klar, daß Nik Pohl nicht der einfachste und liebenswerteste Ermittler ist. Nicht schrullig und behäbig, sondern gefühlsarm, direkt und ganz schön gnadenlos. Wenn er erst einmal ein Ziel hat, dann beißt er sich fest und lässt nicht locker, dabei geht er über Leichen, zumeist in Notwehr, was ihm auch in ausgesprochen miesen Ausgangspostionen noch verhältnismäßig mühelos gelingt (ich beneide ihn doch sehr um seine schnell heilende Nase, die hier so einiges abbekommt). Allerdings verübt er auch finale Selbstjustiz, in einem Fall, der meiner Ansicht nach in die immerwährende Sicherheitsverwahrung gehört, will man sich nicht mit einem Psychopathen auf eine Stufe stellen. Gut, Nik hat es in diesem Fall mit mehr als einem Psychopathen zu tun und nur einmal mordet er kaltblütig, dennoch ist mir auch dieses eine Mal zu viel, das kostet einen Stern Abzug, auch wenn der Thriller wirklich sehr spannend und undurchsichtig ist.
Im Epilog nähert man sich Nik und seinen persönlichen Dämonen an. Es ist wirklich geschickt eingefädelt und überrascht. Niks menschliche Seite wird sichtbar und man erhält einen Einblick in all das was möglich ist, sollte seine Suspendierung nicht aufgehoben werden.
Ich habe das Buch im Rahmen einer Lesenacht gelesen. Als ich immer müder wurde, bin ich auf das für Prime-Kunden kostenlose ebook umgestiegen, um dann auch noch für das für ebook-Leser kostengünstige Audible-Hörbuch umzusteigen. Sehr praktisch, so kann man seinen Thriller für 2,95 € auch noch bei der Hausarbeit weiter folgen. Die Amazonprodukte sind so aufeinander abgestimmt, daß ich immer angezeigt bekam, auf welcher Seite ich nun bei dem Buch wäre, so das ich nahtlos wechseln konnte. War der Akku des Kindle Fire leer, griff ich wieder zum Buch. Nicht zwingend nötig, aber ein lustiges Gimmick. Die Stimme des Sprechers war angenehm, aber kein Stimmakrobat. Insgesamt fand ich ihn in Ordnung.
Wer harte, spannende Thriller mag, ist hier genau richtig. Gefühl und Romantik kommen hier eher weniger auf, es ist Jagdtrieb pur! Wegen meiner Abneigung gegenüber Selbstjustiz, 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Dieser Eisladen macht glücklich!

Der zauberhafte Eisladen
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Um näher bei ihrem Nonno, dem italienischen Großvater Leonardo zu sein, der eine zauberhafte Eisdiele am Markt, im Herzen der Stadt betreibt, zieht Familien Sonntag aus ihrem alten baufälligen Haus auf ...

Um näher bei ihrem Nonno, dem italienischen Großvater Leonardo zu sein, der eine zauberhafte Eisdiele am Markt, im Herzen der Stadt betreibt, zieht Familien Sonntag aus ihrem alten baufälligen Haus auf dem Land, in eine chice Stadtwohnung. Sogar für ihre drei Familienhühner ist Platz auf der Dachterrasse und die 3 Kinder freuen sich über ihre neuen hellen Zimmer. Die 10 jährige Elli freut sich noch dazu, auf eine neue Klasse, denn ihre alten Mitschüler hatten nicht viel übrig für ihre selbstgenähten bunten Kleider und ihren individuellen Stil. Ein bisschen Bammel hat Elli vor der neuen Klasse aber schon und so macht sie vor der ersten Stunde noch einen Abstecher zu Nonno. Nach einem Eis bei ihm fühlt sie sich besser und sie stellt mit der Zeit verwundert fest, dass es nicht nur ihr so geht. Auch einer ihrer neuen Schulfreunde Benni, der richtig Bammel vor der Matheprüfung hat, ist nach einem Aufmunterungseis von Nonno Leonardo viel ruhiger und selbstbewußter. Ob das so alles mit rechten Dingen zu geht? Elli ist festentschlossen, das Geheimnis zu lüften, falls es eines gibt.
Die junge Protagonistin Elli ist sehr fröhlich und auch weiß schon genau was sie will und mag. Von dem Lästern ihrer alten Klassenkameraden hat sie sich ihren eigenen Stil nicht kaputt machen lassen, sie bleibt sich treu. Das finden wir gut. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und setzt sich für Menschen ein, die ihr am Herzen liegen. Doch bisweilen redet sie, ehe sie nachdenkt, manchmal handelt sie auch so. Das geht manchmal schief und Elli ist in echten Nöten, weil sie gegen wirklich gut begründete Verbote verstößt. Da sie das Herz am rechten Fleck hat, versucht sie natürlich den Schlamassel, den sie angerichtet hat, wieder gut zu machen, aber so richtig lernen, aus ihren Fehlern mag sie dann doch nicht, dafür ist sie zu dick köpfig. Das ist zwar verständlich, für ein Kinderbuch aber auch etwas schade. Andere müssen für Elli die Kohlen aus dem Feuer holen, ehe sie quasi wieder nachlegt. Ihr herzliches Verhältnis zu ihrem Nonno hat uns aber sehr gut gefallen. Durch die leckeren Eisrezepte im Anschluß an das Buch kamen wir wieder ins Eisfieber und haben kreiert was das Zeug hält.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und spielt sowohl an der Schule, im Eisladen als auch in Ells Familie, den Orten die ihr am wichtigsten sind. Neben dem Geheimnis des magischen Eises gibt es noch als Nebenstrang Ellis Eingewöhnung in die neue Schule und das Kennenlernen ihrer neuen Mitschüler und Ellis Zusammenstöße mit dem unsympathischen Konrektor.
Es ist ein wirklich schönes Kinderbuch, das leider etwas Potenzial verschenkt, weil es zu viel will und zu viele schöne kleine Gimmicks hat. Sehr liebenswert sind zum Beispiel die Hühner der Familie mit ihren lustigen Namen wie Lady Gacker oder Ente, die sich immer und überall, an den unmöglichsten Stellen der Wohnung verstecken oder einmischen. Auch Nerd-Bruder Tom hat seinen Reiz, dennoch hatten wir bisweilen den Eindruck, daß sie in der Flut der Ideen ein wenig untergingen. Die Geschichte ist als neue Serie angelegt und wir denken, daß die Hühner und die Geschwister ihr Potenzial in den Folgebänden werden zeigen können, ebenso wie Ellis neuen Freunde, die noch etwas differenzierter dargestellt werden könnten. Die Flut an Personen und Besonderheiten, haben bisweilen den Blick auf das Wesentliche verstellt. So gibt es noch einen fiesen querulantischen Nachbarn und Ellis Nähleidenschaft. Der fiese stellvertretende Schulleiter hätte uns als Bösewicht gereicht, des Nachbarn hätte es da nicht bedurft.
Richtig toll sind die Illustrationen von Daniela Kunkel. Selbst die Seiten, ohne größere schwarz-weiß Illustrationen werden immer noch am Rande von frechen kleinen Hennen oder ihren Krallenspuren verziert, das macht wirklich gute Laune beim Lesen. Auch das rote Lesebändchen ist wirklich toll, da verlieren die Kinder keine Zeit mit der Suche nach dem Lesezeichen. Die Schrift ist noch größer, aber schon nicht mehr in einer Anfängerschrift. Mit etwas über 200 Seiten richtet es sich vor allem an Kinder ab der dritten Klasse, die schon echte Leseratten sind, aber natürlich kann man es auch gut vorlesen, durch die Illustrationen, wir die Aufmerksamkeit gut gehalten. Sprachlich ist die Geschichte sehr flüssig und abwechslungsreich, optimal für diese Altersklasse, da ohne schwierige Anglizismen und Fremdwörter. Die Ausstattung des Buches ist sehr liebevoll und wir sehen echtes Potenzial für diese Serie.
Ein gutes Kinderbuch, das sich auch gut zum Verschenken eignet. Wir empfehlen es gerne mit 4 von 5 Sternen weiter.

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