Alios effugere saepe, te numquam potes. (Anderen kannst du oft entfliehen, dir selbst nie.) – Publilius Syrus, Sententiae A203
Meinung
Drei Jugendliche drei Lebende, drei Schicksale, drei verschiedene Lebensweisen und dennoch verbindet sie eines: Die Flucht vor dem System. Alle drei sind Wandler, das heißt: Sie können nach dem ...
Meinung
Drei Jugendliche drei Lebende, drei Schicksale, drei verschiedene Lebensweisen und dennoch verbindet sie eines: Die Flucht vor dem System. Alle drei sind Wandler, das heißt: Sie können nach dem Gesetz umgewandelt werden, je nach Wunsch der Erziehungsberechtigten. Risa ist ein Waisenkind, das nicht mehr im Waisenhaus untergebracht werden kann, da es überfüllt ist. Sie soll somit entsorgt werden. Lev hingegen lebt in Wohlstand. Da seine Familie sehr gläubig ist, wurde er von Geburt an auf die Umwandlung vorbereitet. Er hat sich mit seinem Schicksal abgefunden und scheut sich nicht davor dem entgegenzukommen, denn er ist ein Zehntopfer, dass heißt: Jedes zehnte Kind der Familie wird geopfert. Cannor ist die dritte Person in dem Bunde der Protagonisten. Er lebt weder in Wohlstand, noch besitz er keine Elternteile. Er ist einer der ganz normalen. Seine Eltern haben in Erwägung gezogen dem Gesetz der Umwandlung für Conner zu nutzen, ohne, dass er es weiß, bis er es selbst herausfindet. Nachdem Risa und Connor Lev davon überzeugt haben, dass die Umwandlung nicht von statten gehen darf und es nicht richtig ist, versuchen sie zusammen zu überleben, erfahren von erschreckenden Geschichten, lernen das richtige Leben kennen und was es heißt vor dem System fliehen zu wollen. Sie finden andere Mitgenossen, die das gleiche durchmachen wie sie und verbünden sich. Zusammen finden sie den Flugplatz, ein Ort an dem sie sich Frieden erhoffen. Doch der Schein trübt, denn dort sieht es nicht so rosig aus wie erhofft.
Das Gesetz:
Das Gesetz besagt, das jedes Kind bis zum 13. Lebensjahr vom Charta des
Lebens unantastbar ist. Sobald es aber 13 Jahre alt ist, dürfen die
Erziehungsberechtigten das Kind umwandeln, dies ist jedoch nur bis zum
18. Lebensjahr des Kindes möglich. Sobald es über 18 ist, sind die
Eltern nicht mehr dazu bevollmächtigt das Gesetz in Anspruch zu nehmen.
Laut Gesetz darf das Leben des Kindes bei dem Vorgang nicht Enden.
Dieser Vorgang, mit dem das Leben eines Kindes abgeschlossen
wird, das Kind aber dennoch am Leben bleibt, wird Umwandlung genannt.
Risa ist ein kluges Mädchen mit Grips. Leider ist sie nicht so hochbegabt, dass man sie weiter gebrauchen kann. Durch ihr Benehmen bewirkt sie große Wunder. Connor ist unkontrollierbar. Durch ihre Art mit Connor zu reden und ihn sehen zu lassen; wie sie die Sachen sieht, lernt er sich zusammenzureißen und seine impulsive Art hinter sich zu lassen.
In Lev hingegen toben Gedanken, die ihm gefühlsmäßig aus der Bahn wirft. Er weiß seit er denken kann, ein Zehntopfer zu sein und ein Schicksal vor sich zu haben. Doch ist es tatsächlich richtig sich aus den religiösen Gründen sich opfern zu lassen? Dadurch würde er nicht älter als 13 werden.
Die Geschichte wird aus vielen Perspektiven wiedergegeben. Dabei versucht Neil Shusterman die Handlung oft aus der Sicht der drei Protagonisten zu zeigen. Die Athmosphäre in Vollendet ist beändgstigend dunkel und gruselig gehalten. Der Autor versucht durch sein objektives Schreiben die Leser so an die Geschichte heran zu tasten, dass es ihnen Gänsehaut bereitet. Er schildert das Geschehen und jedes Detail so getreu und erschreckend, dass man vergisst richtig Luft zu holen. Die Geschichte fesselt einen so sehr, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommt eine kleine Lesepause einzulegen. Die Spannung reißt einen nur so förmlich mit. Doch dies sind nicht die einzigen Gründe, die ich an dem Buch so toll finde, sonder auch die Tatsache, dass der Autor mit dem Buch für Diskussionstoff sorgt. Er versucht den Lesern nicht nur eine tolle Dystopiegeschichte vorzulegen, sondern auch viel Stoff zum Nachdenken, wie beispielsweise ob das Gesetz so etwas wie Mord ist und ob es nicht nur eine Zustimmung für Mord ohne Moral ist. Werden die Organe nach der Umwandlung in dem anderen Körper mit den Erinnerungen weiterleben?
Da Vollendet kein Einzelband ist, freue ich mich natürlich auf die Fortsetzung.
Fazit
Verstörend. Gänsehaut. Dystopie. Umwandlung. Leben. Tod.
– Begriffe, die ich mit dem Roman in Verbindung bringe.
Vollendet ist eine vollkommen zum nachdenkende Dystopie, die zudem wirklich gut ist! Mehr kann ich an dieser Stelle nicht dazu sagen.
Altersempfehlung: Ab 13 Jahren