Bei den Vorbereitungen zu einem Bauprojekt wird von einer Drohne zufällig eine Kinderleiche gefunden, auf grausame Weise ist der kleine Junge aus einem Asylbewerberheim zu Tode gekommen. Die Polizeieinheit rund um Zack Herry und seine Kollegin Deniz Akin nimmt die Ermittlungen auf; bald führt die Aufmerksamkeit eines anderen Bewohners des gleichen Heims sie auf eine heiße Spur. Doch sind die Verdächtigen auch die Mörder des Jungen?
Warnung: nichts für Empfindsame. Es gibt hier wenig, was nicht Bestandteil des Thrillers ist; Opfer sind Kinder (ja, Plural).
Der Roman liest sich wie ein modernes Action-Movie. Beginn, Schnitt, Szenenwechsel, nächster Schnitt, wieder Wechsel. Die Kapitel haben zumeist nur wenige Seiten, dann kommt eine andere Szene, meist in völlig anderem Kontext. Gerade der Beginn nimmt einiges vorweg, was sich an dieser Stelle aus dem Kontext nicht im Ansatz erklärt – der Schreibstil an sich gefiel mir, aber diese Sprünge empfand ich mehr als hektisch denn als rasant, ich brauchte etwas mit dem Buch. Spannend ist die Geschichte, ja, actionreich – aber doch reichlich heftig. Es gibt ja dieses Klischee mit dem „beschädigten Ermittler in einem Buch“. Diesem Buch fehlt dieser – stattdessen sind anscheinen ALLE beschädigt. Der trockene Alkoholiker, der Kokser, der blinde Kommissar, die aus Kurdistan vor Zwangsverheiratung geflohene Kollegin trifft sich mit einer Frau – und natürlich der wohl richtig kaputte Kollege, der glücklich verheiratete dreifache Familienvater, der pünktlich nach Hause geht. Nun ja – etwas viel.
Dazu ist die Handlung selbst düster, Schnee, Januar, der beste Freund des einen Protagonisten ist Drogendealer, die andere Protagonistin kann ihre Gefühle nicht ausdrücken, im Verhörraum wird ein Verdächtiger geprügelt und der Chef der Abteilung löscht die Aufnahmen. Während auf einer Seite Meth genommen wird und dazu Fast Food inhaliert, lesen sich andere Stellen wie eine Designzeitschrift zu Schweden, Arne Jacobsen und so weiter.
Der Band ist der zweite in einer Reihe, der erste hieß „Die Fährte des Wolfes“, im Original „Zack“ nach dem einen der Protagonisten. Dieser zweite heißt im Original Leon (das hat etwas mit der Handlung zu tun und erklärt sich recht früh) – unübersetzt sind noch „Bambi“ (vielleicht „Die Spur des scheuen Rehs“?) und „Heroine“. Ich konnte ohne Vorkenntnisse folgen, es gab aber einige düster-orakelnde Bemerkungen zu früheren Vorfällen. Schön wäre es gewesen, wenn nicht nur aus dem Klappentext hervorgegangen wäre, dass es sich um eine Eliteeinheit handelt – im Buch kam das einmal und sehr spät. Als Kunstgriff scheint es einen „Rahmenfall“ zu geben, der Zacks Hintergrund betrifft und der parallel durch die Bände relevant ist. Clever, so kann man die eigentliche Handlung abschließen und trotzdem einen Cliffhanger positionieren, der aber die Leser nicht völlig vergrätzt. Wie soll ich das ausdrücken? Ich war gerade so in der Stimmung für so ein Buch, der Tag war nicht so toll. Ganz ernst nehmen mag ich das trotzdem nicht – gab es jemanden bei den „Bösen“, der nicht an- oder erschossen wurde???
Nicht gaaaanz schlimm, aber auch nicht wirklich gut. 3 Sterne.