Wie ätzend gerade das gesellschaftliche Leben in einer High School sein kann, erfährt Echo Emerson gerade am eigenen Leib. Einen ganzen Monat hat sie gefehlt und seit dem brodelt die Gerüchteküche. Schwanger? Suizid? Verrückt? Was auch immer es ist, von der beliebten Schülerin zur Außenseiterin zu werden ist in der Situation, wie Echo es erlebt, nicht mehr das Schlimmste. Schließlich stellt so wenigstens keiner Fragen. Und wenn der Ruf eh schon ruiniert ist, lebt es sich bekanntlich leichter. Noah Hutchins ist das Bild, dass er auf andere hat ziemlich egal. Er geht seinen Weg und kämpft um seine Zukunft mit seinen zwei Brüdern. Kiffen ist da eine tolle Abwechslung. Bis Echo auf den Plan tritt und das Leben des jungen Frauenhelds ziemlich auf den Kopf stellt.
Erst war ich skeptisch, aber das Cover und der Klappentext haben mich irgendwie fasziniert. Ich mag Jugendbücher, aber ich mag keine Klischee´s oder alltäglichen Handlungsstränge, die es in diesem Bereich einfach oft gibt. Auch wenn "Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen" diesen "Außenseiter trifft Außenseiter und sie tun sich zusammen" - Plot anzeigt, machte mich das Geheimnis um Echo sehr neugierig.
Und siehe da...
Ich wurde definitiv nicht enttäuscht.
Der Schauplatz ist natürlich oft die Schule. Beide Charaktere sind um die 18 Jahre alt und stehen kurz vor ihrem Abschluss. Echo hatte einen "Unfall", aber erinnert sich an nichts mehr. Nur die Narben auf ihrem Körper und vor allem die unsichtbaren in ihrer Seele erinnern sie an diesen Tag. Ihr Verstand wehrt sich einfach mächtig dagegen sich zu erinnern. Therapeut um Therapeut soll ihr helfen, bis Mrs Collins kommt. Die neue Psychologin an ihrer Schule. Sie geht das Problem anders an und ist dabei einfach eine ganz besondere Frau. Echo ist stark und sensibel zugleich. Sie kämpft die ganze Zeit und ich bewundere sie wirklich sehr. Zu Beginn wollte ich ihr den Kopf waschen, weil sie mehr daran gedacht hat "normal" zu werden, als sich so zu benehmen, wie sie sich nun mal fühlt. Aber zum Glück löst sich das schnell, denn Echo ist wirklich intelligent. Typisch für ihr Alter muss sie sich der Situation einfach stellen und sich weiter entwickeln. Es ist einfach unglaublich berührend und tragisch... Aber erfahrt selbst, warum sie ist, wie sie ist.
Noah ist mehr als nur die Summe der Gerüchte, wie ihn die Schüler dar stellen. Auch er trägt ein riesiges Päckchen mit sich herum. Noah´s Weg damit umzugehen ist nicht unbedingt der beste. Ich kann es aber gut nachvollziehen, da Kinder Dinge erleben, die sie für ihr späteres Alter einfach prägen. Wenn man so etwas erlebt, ist es nicht leicht seine Gewohnheiten zu verändern. Am liebsten würde ich ihm ständig zeigen, dass es auch anders geht, aber zum Schluss macht er das selbst richtig gut. Die Kombination zwischen Echo und Noah ist ergänzend und so passend wie Yin und Yang.
Zu erfahren, wie sie sich gegenseitig helfen aus ihrem Loch heraus zu kommen, mit zu empfinden welch wunderschöne Bindung sich zwischen den beiden bildet, ist für den Leser sehr ergreifend und vor allem sehr emotional. Beide sind authentisch, machen auch Fehler und treffen falsche Entscheidungen, wüten wie Tiere in ihren eigenen Käfigen und schreien sinnbildlich beide um Hilfe.
Aber niemand versteht sie so richtig.
Bis Echo und Noah aufeinander treffen... und etwas neues entsteht.
Für ein Mädchen, dessen Weltbild falschen Einflüssen unterliegt
und das sich verloren und alleine fühlt...
Für einen Jungen, dessen Welt zusammengebrochen ist
und der sein Vertrauen in alle außer sich selbst verloren hat...
Katie McGarry hat aber auch bedeutsame Nebencharaktere erschaffen, was mich wirklich besonders beeindruckt hat. Eine so starke gefühlsmäßige Brücke zu einem Charakter zu erschaffen, der nicht mal effektiv im Buch handelt ist wirklich beeindruckend. Aber auch die handelnden Personen sind gewichtig für die Story und den Verlauf, und ich könnte mir das Buch nicht ohne sie vorstellen. Zwischen Noah, Beth und Isiah, aber auch zwischen Lila und Echo besteht eine innige Freundschaft, die sich jeder wünschen würde. Sie gehen durch dick und dünn, bekommen von der Autorin so viel Hintergrund, dass sie nicht blass wirken. Jeder kriegt seine eigene Persönlichkeit um einen wichtigen Part zur Geschichte bei tragen zu können und zeigt dabei ganz eigene Anwandlungen.
Aber auch die Eltern, oder diejenigen welche den Part einnehmen, wurden sehr hervorgehoben. Ich war erschüttert aufgrund der Situation. Am meisten mochte ich aber Mrs Collins. Die Therapeutin des Pilotprojekts der Schule, bei denen Echo und auch Noah vorstellig werden müssen, ist so überhaupt nicht typisch für eine Frau ihres Berufs. Allein ihr Fahrstil hat mich echt zum Lachen gebracht.
Die Schreibweise von Katie McGarry ist locker und leicht, aber so intensiv und emotional im beschreiben, dass ich zum Schluss Rotz und Wasser heulen musste. Man kann förmlich greifen, wie sich diese gefühlsmäßige Spannung allein schon durch das Geheimnis, das wirklich erst zum Schluss komplett offenbart wird, die ganze Zeit steigert. Man wird mit Details gefüttert, die von Mal zu Mal heftiger erscheinen und am Schluss entlädt sich alles in einem großen Gefühlscrash.
Mehr möchte ich euch auch gar nicht verraten. Jeder, der Jugendbücher mag und mal eine abwechslungsreiche Handlung bevorzugt, und nicht nur die Nachahmung einer High School Romanze lesen möchte, ist hier genau richtig.
Man schmunzelt, man weint, man flucht und man leidet total mit.