Ich fühle was, was du nicht fühlst
Ich fühle was, was du nicht fühlst ist ein wunderschönes Buch über eine ganz besondere Familie mit einzigartigen Problemen. India, die Empfindungen hat, die andere Jugendliche in ihrem Alter nicht kennen, ...
Ich fühle was, was du nicht fühlst ist ein wunderschönes Buch über eine ganz besondere Familie mit einzigartigen Problemen. India, die Empfindungen hat, die andere Jugendliche in ihrem Alter nicht kennen, die Hippie-Eltern, die auf seltsame Art und Weise mit Lügen und Dramen zu kämpfen haben und Indias Bruder, der sein eigenes Geheimnis hütet, geben eine perfekte Mischung aus rührender Geschichte, durchgängiger Unterhaltung und anhaltender Nachdenklichkeit.
Der Plot wird aus Indias Perspektive erzählt, ein junges, aufgewecktes Mädchen, das sich sehr nach Anerkennung und Freunden sehnt, aber aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen in der Schule und ihrer Wahrnehmung von Zahlen und Liedern immer wieder zur Außenseiterin wird. Sie erlebt vor allem Musik viel intensiver und leidenschaftlicher, als ihre Mitschüler und Mitmenschen. Sie erschien mir als eine sehr besondere und auch liebenswürdige Figur, die in ihrer eigenen Welt gefangen ist. Sie möchte zwar gefallen und integriert werden, möchte nicht anecken, aber in Extremfällen vertritt sie auch ihre Prinzipien, was sie für mich zu einem tollen Charakter gemacht hat. Insgesamt ist Indias Familie sehr besonders. Ihre Eltern sind sehr mit sich selbst beschäftigt, mit ihrem Lebensstil und ihrer "Arbeit", kümmern sich weder um Essen, um Noten, noch um den Haushalt und setzen ihren Kindern keine Grenzen. Es gibt keinerlei Regeln, was gerade Indias Bruder Che sehr ausnutzt.
Die verschiedenen Höhepunkte der Geschichte emfand ich als durchdacht. Sie ziehen sich gut durch das Buch, so dass die 400 Seiten schnell gelesen waren. Allerdings hätte ich mir gerade im Bezug auf den Spannungsbogen rund um den Klavierlehrer Christian mehr Auswirkungen gewünscht. Dieser Twist war mir persönlich viel zu schnell abgehandelt und könnte eine falsche Signalwirkung haben. Menschen, vor allem junge, die nicht in seiner solchen Situation sind, sehen das vielleicht nur als eine Geschichte an, aber Mädchen, die diesem Twist im wahren Leben ausgsetzt sind, denen sollte eine andere Vorgehensweisen und ein anderer Ausgang beschrieben werden. Auch das Ende à la "ausgleichende Gerechtigkeit" hat das nicht wirklich verbessern können. Damit die Rezension einigermaßen spoilerfrei bleibt, werde ich an dieser Stelle auch nicht weiter darauf eingehen.
Am besten gefallen hat mir Amelie Frieds Schreibstil. Sie schreibt wunderschön; so, dass man sich sehr gut in die Gedanken und Gefühle einer 13-Jährigen hineinversetzen kann, ohne über zu große Naivität oder Genervtheit zu klagen. Amelie Frieds bildhafte Sprache hat mir schöne Lesestunden bereitet. Ihre anderen Bücher werde ich mir auf jeden Fall noch anschauen.
Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Anfangs hielt ich es unter anderem deswegen für ein Jugendbuch, auch wegen der Beschreibung der 13-jährigen Protagonistin, doch die Geschichte behandelt unter anderem sehr ernste Themen in einer nicht ganz so einfachen Zeit. Es regt zum Nachdenken an, berührt und ist deswegen nicht unbedingt als ein Jugendbuch einzuordnen.
Fazit
Ich fühle was, was du nicht fühlst ist ein wunderschöner Titel für ein wunderschönes, berührendes Buch, das den Leser ein wenig nachdenklich zurücklässt. Das Ende war stark, der Schreibstil sehr schön und bildhaft, die Charaktere realitätsnah und die Geschichte gut durchdacht. Alles in allem ein empfehlenswertes Buch.