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Veröffentlicht am 21.05.2018

Wie im richtigen Leben...

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Die 27-jährige Annika Paulsen unterrichtet an einem Elitegymnasium in Hamburg die Fächer Geographie und Musik. Sie fühlt sich wohl dort mit den Kollegium und den Schülern, was ihr zudem das Leben erleichtert. ...

Die 27-jährige Annika Paulsen unterrichtet an einem Elitegymnasium in Hamburg die Fächer Geographie und Musik. Sie fühlt sich wohl dort mit den Kollegium und den Schülern, was ihr zudem das Leben erleichtert. Als sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag die Nachricht über eine Versetzung erhält, ist es mit der Zufriedenheit vorbei, denn sie soll demnächst an der Brennpunktschule „Astrid Lindgren“ unterrichten, und darauf ist sie so gar nicht vorbereitet und will auch eigentlich gar nicht dorthin. Doch sie hat keine Möglichkeit, sich gegen die Versetzung zur Wehr zu setzen und muss in den sauren Apfel beißen. Annikas erste Eindrücke von der Schule bescheren ihr bereits Alpträume, doch sie hofft, ihre neuen Schüler mit einer Musical-AG zu begeistern. Aber sie hat die Rechnung ohne ihre Schüler gemacht und wendet sich händeringend an ihre Jugendliebe Tristan, der als Regisseur arbeitet und sie unterstützen soll. Aber da gibt es auch noch ihren Nachbarn Sebastian, der nicht nur handwerklich begabt ist. Das Chaos kann starten...

Petra Hülsmann hat mit ihrem Buch „Wenn's einfach wär, würd's es jeder machen“ einen sehr unterhaltsamen und spritzigen Roman vorgelegt, der durch seinen angenehmen und warmherzigen Schreibstil besticht und auch jede Menge Humor in sich vereint. Das Buch liest sich praktisch von selbst, denn die Autorin hat einen unverwechselbaren Erzählstil, der den Leser von Beginn an zu fesseln weiß und ihn in die Handlung hineinzieht, um als unsichtbarer Beobachter an der Seite von Annika aufregende und ereignisreiche Wochen zu erleben. Die Autorin lässt den Leser nicht nur an einer wunderschönen Liebesgeschichte teilhaben, sondern verwertet in ihrer Handlung auch Themen wie tägliches Mobbing unter Schülern und die Ausgrenzung von Schwächeren. Das macht die Geschichte auch etwas nachdenklicher und ernsthafter, finden diese Dinge doch mittlerweile tagtäglich an vielen Schulen statt, worunter viele Kinder und Jugendliche in Zeiten von Facebook und Instagramm leiden müssen.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Alle besitzen ihre individuellen Eigenheiten, und man hat als Leser das Gefühl, den einen oder anderen persönlich zu kennen, was den Unterhaltungswert noch steigert. Annika ist eine Frau, die nicht gerade ihren Traumberuf ausübt, denn eigentlich fühlte sie sich zu Höherem berufen und wollte Pianistin werden. Sie ist eine sture Person und wirkt oftmals etwas arrogant und oberflächlich. Aber das ist reiner Selbstschutz, denn sie hat selbst schon so einiges durchmachen müssen. Annika besitzt ein großes Herz und einen Gerechtigkeitssinn, der sie sympathisch macht. Sowohl Tristan als auch Sebastian sind zwei Männer, die den Leser vereinnahmen und mit denen man sich wohlfühlt. Auch die verschiedenen Schülertypen sind wunderbar gezeichnet und zeigen eine Vielfalt auf, wie sie an jeder Schule heutzutage zu finden ist. Da gibt es die Angeber, die Zurückhaltenden, die Schönheitsköniginnen und die Unscheinbaren. Dieses bunte Potpourri lässt die Handlung lebendig werden und kommt dem echten Leben sehr nah.

„Wenn's einfach wär, würd's es jeder machen“ ist eine sehr witzige und gleichzeitig auch nachdenklich stimmende Geschichte, die das wahre Leben wiederspiegelt und gleichzeitig wunderbar unterhält. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2018

Träume werden wahr im Mapletree

Sommer in Atlantikblau
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Bevor ihre geliebte Großtante Charlie verstirbt, schenkt sie ihrer Nichte Lotte Selinger noch 4 Tickets nach New York für einen gemeinsamen Junggesellinnenabschied mit ihrer Mutter Erika und ihren beiden ...

Bevor ihre geliebte Großtante Charlie verstirbt, schenkt sie ihrer Nichte Lotte Selinger noch 4 Tickets nach New York für einen gemeinsamen Junggesellinnenabschied mit ihrer Mutter Erika und ihren beiden Schwestern Sophie und Luise, denn in zwei Wochen heiratet Lotte Lennard. Die vier verleben ein durchwachsenes verlängertes Wochenende im Big Apple und sitzen bereits auf dem Rückflug nach Deutschland, als ihre Maschine ins kanadische Nova Scotia nach Halifax umgeleitet wird, weil ein Vulkan ausgebrochen ist. Die Stimmung ist völlig am Boden, da es auch keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt, da tausende gestrandete Fluggäste ebenfalls dort festsitzen. Da rennt Lotte unbeabsichtigt in einen attraktiven Mann Marke Holzfällertyp namens Connor hinein, der sich als Einheimischer entpuppt und sich als Rettung in der Not entpuppt, denn er bringt sie in die Kleinstadt Chester ins Mapletree Bed & Breakfast, wo sie sich bei Hazel einquartieren können, die sich ihnen allen sofort wärmstens annimmt und sie verwöhnt. Schnell gewöhnen sich die vier Frauen im malerischen Chester ein, unternehmen Spaziergänge und genießen die Nähe des Meeres. Aber immer, wenn Connor auftaucht, schlägt Lottes Herz wie wild, dabei ist sie doch in festen Händen und der Typ eigentlich unmöglich mit seiner unfreundlichen und kühlen Art. Doch Connors Huskyaugen…
Miriam Covi ist mit ihrem Buch „Sommer in Atlantikblau“ ein wunderschöner, gefühlvoller und fesselnder Roman gelungen, der sowohl ein echter Überraschungshit als auch ein Pageturner ist. Der Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und sehr lebendig, der Leser findet sich durch die Ich-Erzählung direkt als weiteres Mitglied des Junggesellinnenausfluges an der Seite von Lotte wieder, so dass weder ihre Gedanken und Gefühle verborgen, noch die ambivalente Beziehung zu ihren Schwestern. Durch die lebhaften und bildgewaltigen Landschaftsbeschreibungen des malerischen gelegenen Chester bauen sich vor dem inneren Auge herrliche Strände, gemütliche Geschäfte und Restaurants sowie die traumhafte Mapletree-Pension auf, die so gemütlich und kuschelig wirkt, dass man am liebsten selbst einziehen würde. Neben den üblichen Familienstreitigkeiten und –geheimnisse hat die Autorin auch noch ein ernstes Thema einbaut, indem sie über ein Haus für ledige Mütter und Schwangere schreibt sowie über die Vergangenheit der Klinik und was aus den verlassenen Babys wurde, was der Geschichte zusätzliche Impulse gibt.
Die Charaktere sind wunderbar und detailliert gezeichnet, sie besitzen alle ihren eigenen Kopf und wirken aufgrund ihrer Individualität sehr realistisch und authentisch. Der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen leiden, fühlen und Freude empfinden. Lotte ist eine junge Frau, die sich bisher nicht gegen ihre Familie durchsetzen konnte. Sie übt einen Beruf aus, der ihr so gar nicht liegt, dabei hat sie den Kopf voller Geschichten und würde lieber Schriftstellerin werden. Sie ist wankelmütig und wenig durchsetzungsstark, sie hat keinerlei Ambitionen, ihre Träume zu verwirklichen. Einzig zu ihrer Tante Charlie hatte sie eine sehr enge Beziehung, mit ihr konnte sie sich austauschen und das Gefühl vermittelt bekommen, alles tun zu können, was sie nur will, wenn sie daran glaubt. Mutter Erika wirkt im ersten Moment wie die typische Hausfrau, die es allen recht machen will. Dabei hat auch sie ein Geheimnis, dass die Töchter völlig überrascht. Luise ist die älteste Schwester von Lotte und die typische Power- und Karrierefrau, ständig am Handy oder am Laptop, als würde das Familienunternehmen untergehen, wenn sie mal fünf Minuten nicht online ist. Sie lässt ihre Launen oft genug an den anderen aus und verteilt ganz schön harte Worte, sie hat keinerlei Respekt vor den anderen. Aber innerlich nagt ein Problem an ihr, dass sie nicht preisgeben will. Sophie ist die Jüngste im Bunde und mit dem dritten Kind schwanger. Sie liebt es, das Nesthäkchen zu sein und andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, wobei sie insgeheim selbst nicht gerade glücklich ist. Lennard ist ein farbloser und pragmatischer Mann, der oftmals geradezu gefühllos wirkt. Connor ist ein ganzer Kerl, künstlerisch begabt und auch noch ein Arzt, dem die Frauen vertrauen. Doch gleichzeitig hat er einen harten Schicksalsschlag noch nicht überwunden und hält sich von den meisten Menschen fern. Er hat sich einen Panzer zugelegt, der kaum zu knacken ist. Tante Charlie war eine weltoffene Frau, die allerdings ein Geheimnis hat, das es zu ergründen gilt. Hazel ist die gute Seele des Mapletree, mit ihrer offenen und liebevollen Art verzaubert sie ihre Gäste und lässt sie sich wie im Paradies fühlen. Auch die übrigen Protagonisten beleben mit ihrem Erscheinen die Handlung und geben ihr zusätzliche Spannungsmomente.
„Sommer in Atlantikblau“ ist ein wunderschöner, fesselnder und auch romantischer Roman über Familie, Geheimnisse, die Liebe und andere Schwierigkeiten, aber vor allem darüber, auf sein Herz zu hören und seinen Träumen zu folgen. Eine absolut verdiente Leseempfehlung für ein richtiges Lesehighlight!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Das schicksalhafte Telegramm

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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1913 Schweden. Agneta Leongard, die aus einer alteingesessenen wohlhabenden schwedischen Adelsfamilie stammt, verlässt das Gestüt und Familiengut „Löwenhof“, um gegen den Willen ihrer Eltern in Stockholm ...

1913 Schweden. Agneta Leongard, die aus einer alteingesessenen wohlhabenden schwedischen Adelsfamilie stammt, verlässt das Gestüt und Familiengut „Löwenhof“, um gegen den Willen ihrer Eltern in Stockholm ein Kunststudium zu beginnen, um später ein Leben als Malerin zu führen. Sie möchte unabhängig und frei von den Fesseln ihrer Familie ein selbstbestimmtes Leben führen, deshalb hat sie sich den Suffragetten angeschlossen. Sie lebt mit ihrem Freund Michael, einem Anwalt, zusammen, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Doch dann ereilt sie per Telegramm die Nachricht, dass auf „Löwenhof“ ein Feuer ausgebrochen ist, bei dem sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder Hendrik ums Leben kamen. Agneta macht sich sofort auf den Weg zum „Löwenhof“, um ihrer Familie beizustehen. Diese erwarten von ihr nun, dass sie ihre eigenen Wünsche und Träume zurückstellt, um ihre Pflicht als Erbin des Gutes anzutreten. Wie Agneta ihre eigenen Lebensträume begraben und sich der Familientradition fügen?
Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ den ersten Band ihrer geplanten „Löwenhof-Trilogie“, einer historischen Familiensaga, vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, fesselnd, gefühlvoll und bildgewaltig, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und begibt sich unsichtbar an die Seite von Agneta, um sie bei ihrem Lebensweg zu begleiten, sie durch ihre Gedanken und Taten kennen- und lieben zu lernen. Der Spannungsbogen wird schon früh angelegt und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer mehr, so dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und farbenfroh, so dass der Leser das alte Stockholm und ebenso das Gestüt von Gut „Löwenhof“ wunderbar vor Augen hat während der Lektüre. Die Autorin hat gut recherchiert und den geschichtlichen Hintergrund sehr schön mit ihrer Handlung verwebt. Gleichzeitig bringt sie viele verschiedene und der damaligen Zeit angemessene Themen hervor. So werden sowohl den Suffragetten einen Stellenwert zugeordnet als auch die alten gesellschaftlichen und moralischen Konventionen, die es Frauen damals nicht leicht machten, sich gegen diese aufzulehnen.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet und gemäß ihren individuellen Eigenheiten mit Leben versehen, sie wirken durchweg sehr authentisch. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mitfiebern und mit ihnen fühlen. Agneta ist eine sehr sympathische und unabhängige Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Sie stellt sich mutig gegen die Wünsche ihrer Familie und folgt ihren eigenen moralischen Ansprüchen. Sie ist stark und selbstbewusst, pflichtbewusst und fleißig, will sie doch ihre Träume aus eigener Kraft verwirklichen. Auch wenn Agneta sich von ihrem Elternhaus gelöst hat, kann sie sich dann dennoch nicht dem letzten Wunsch ihres Bruders widersetzen, obwohl dies für sie bedeutet, all ihre eigenen Träume aufzugeben. Agnetas Mutter ist eine harte und unbarmherzige Frau, die es nicht anders gewohnt ist, als sich den gesellschaftlichen Konventionen zu beugen, aber ihre Familie gleichzeitig zusammenzuhalten. Sie lässt kaum Gefühlsregungen erkennen, um sich keine Blöße zu geben und ihrem Umfeld eine Maske zu zeigen. Max ist ein geheimnisvoller Mann, der sich in Agnetas Leben schleicht, um dann einfach wieder zu verschwinden. Auch die Nebenprotagonisten wie der Kutscher oder das Hausmädchen überzeugen durch lebendige Auftritte und machen die Handlung rundum gelungen.
„Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ ist der wunderbar gelungene Beginn einer historischen Trilogie, der den Leser mitreißen kann und träumen lässt. Die spannungsreiche und fesselnde Erzählweise der Autorin lassen das Buch einen wahren Suchtfaktor entwickeln. Absolute Leseempfehlung für einen Schmöker der Superlative!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Das chaotische Planungsjahr

Annas (fast) perfekte Hochzeit
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Als Freund Bernd ihr endlich auf Silvester einen Heiratsantrag macht, wähnt sich Anna im siebten Himmel. Schon lange wünscht sie sich insgeheim eine absolute Traumhochzeit und macht sich deshalb sofort ...

Als Freund Bernd ihr endlich auf Silvester einen Heiratsantrag macht, wähnt sich Anna im siebten Himmel. Schon lange wünscht sie sich insgeheim eine absolute Traumhochzeit und macht sich deshalb sofort an die Planung der selbigen. Doch nicht immer kommt es so, wie man es sich erträumt hat, schon bald herrscht absolutes Chaos und Anna weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Einzig ihren kleinen Laden „Vintage-Salon“ konnte Anna zum Thema Hochzeit perfekt umgestalten. Aber ihre Eltern hegen immer noch einen Groll miteinander, obwohl sie seit einer Weile geschieden sind, und auch Bernd teilt nicht gerade ihre Euphorie, was Anna eigentlich erwartet. Als wenn das nicht reichen würde, um kurz vor dem Ziel schlapp zu machen, steht auf einmal Annas Ex-Freund Simon vor der Tür. Der hat ihr gerade noch gefehlt…
Marion Stieglitz hat mit ihrem Buch „Annas (fast) perfekte Hochzeit“ einen sehr turbulenten und gleichzeitig romantischen Roman vorgelegt, der den Leser oft zum Lachen, aber auch zum Mitfiebern bringt. Der Schreibstil ist witzig-spritzig und wunderbar flüssig zu lesen. Der Leser landet mitten in der Handlung und folgt Anna auf Schritt und Tritt durch ein Jahr voller Überraschungen und jede Mende Chaos, wobei ebenso viel Gefühl und Romantik mit im Spiel sind. Die Beschreibungen des „Vintage-Salons“ sind so bildhaft und farbenfroh, dass der Leser sich das Geschäft gut vor dem inneren Auge vorstellen kann mit seinen alten Schränken und der zauberhaften Deko, in der man sich einfach nur wohlfühlen muss. Durch geschickte Wendungen und facettenreiche Überraschungen sowie Familiengeheimnisse wird in der Geschichte schön Spannung aufgebaut und lassen den Leser immer wieder den Atem anhalten, was wohl auf der nächsten Seite passieren wird. Wüsste man im Vorfeld, woran man für eine perfekt geplante Hochzeit alles denken und was man bedenken muss – wahrscheinlich würde man Reißaus nehmen und alles hinter sich lassen. Hervorzuheben sind auch die schönen Zitate, die jedem Kapitel vorangestellt sind und zum Nachdenken animieren.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie bestechen durch ihre Individualität und lassen sie glaubhaft und authentisch erscheinen. Anna ist eine absolute Romantikerin, die schon seit ihrer Kindheit von der perfekten Hochzeit geträumt hat. Sie ist eine sympathische Frau, die nichts dem Zufall überlassen will und sich auch nicht so schnell unterkriegen lässt. Leider ticken die Menschen um sie herum etwas anders, so dass sie manchmal auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht wird und ernüchtert feststellen muss, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie zuvor schienen. Bernd ist der eher pragmatische und nüchterne Typ Mann, der nicht viel mit Romantik anfangen kann. Überhaupt ist er in vielen Dingen ganz anderer Meinung als Anna, wie sich nach und nach herausstellt. Ob eine gemeinsame Ehe da so eine gute Idee ist? Annas Eltern sind ebenfalls eine Klasse für sich, die beiden sind schon lange getrennt und haben sich nichts mehr zu sagen, vor allem Annas Mutter ist da unerbittlich. Und dann gibt es da noch Simon, der einfach so auftaucht und Annas Leben vollends durcheinander bringt.
„Annas (fast) perfekte Hochzeit“ ist ein wunderbarer, romantischer und chaotischer Liebesroman, der sich mit den Höhen und Tiefen im Vorfeld einer Traumhochzeit ganz zauberhaft und sehr lebendig ins Herz des Lesers schleicht. Die Geschichte ist spritzig und fesselnd erzählt und beschert dem Leser eine tolle Auszeit vom Alltag. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.05.2018

Identitätswechsel

Das Flüstern des Mondfalters
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1931 Indien. Die 17-jährige Estelle Thompson ist die Tochter eines Engländers und einer Halbinderin, ein sogenanntes Mischlingskind, obwohl man dies Estelle nicht ansieht und ihre Erziehung auch streng ...

1931 Indien. Die 17-jährige Estelle Thompson ist die Tochter eines Engländers und einer Halbinderin, ein sogenanntes Mischlingskind, obwohl man dies Estelle nicht ansieht und ihre Erziehung auch streng nach englischem Vorbild stattfand. Sie träumt von einer großen Karriere als Leinwandstar, kann ihren Traum aber erst einmal nur im Kino frönen. Durch die Liebe zu einem Amerikaner gelangt sie erst nach London, wo es ihr unter dem Pseudonym Merle Oberon und einer erfundenen Biographie tatsächlich gelingt, zu einer großen Schauspielerin zu werden und auch in Amerika erfolgreich zu sein. Endlich ist ihr Traum wahr geworden, aber Estelle muss dafür einen hohen Preis zahlen. Niemand darf von ihren indischen Wurzeln erfahren, dafür tut sie alles, was nötig ist und lebt doch in ständiger Angst, doch entdeckt zu werden.
Lindsay Jayne Ashford hat mit ihrem Buch „Das Flüstern des Mondfalters“ einen sehr fesselnden historischen Roman vorgelegt, der fiktive und biographische Dinge sehr schon miteinander verbindet. Der Schreibstil ist bildhaft, gefühlvoll und flüssig, der Leser wird in das letzte Jahrhundert versetzt und darf mental eine spannende Reise gemeinsam mit Estelle antreten, die ihren Traum leben möchte und dabei gesellschaftlichen Zwängen und kulturellen Differenzen ausgesetzt ist, die ihr Leben immer wieder in Frage stellen und ihr somit nichts anderes übrig bleibt, als eine Lüge zu leben. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund sowie das Leben von Merle Oberon sehr schön mit fiktiven Elementen verwebt. Sie lässt die glamouröse Welt Hollywoods der 30er und 40er Jahre wieder auferstehen und beschreibt sehr bildhaft die Stationen von Estelle von Indien über London nach Amerika. Ebenfalls eindrucksvoll sind die Ausführungen über die damaligen gesellschaftlichen Ansichten, die Estelle dazu zwangen, ihre wahre Identität dauerhaft zu verschleiern und sich von ihrer Familie und allem, was zu ihrem „alten“ Leben gehörte, loszusagen, um dem gesellschaftlichen Bild zu entsprechen. Dass diese Opfer auch gefühlsmäßig nicht leicht für eine junge Frau waren, wird sehr deutlich hervorgehoben.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken sehr authentisch und lassen den Leser an ihrem Leben teilhaben. Die Person Estelle Thompson/Merle Oberon ist historisch belegt und war die erste und einzige indische Schauspielerin, die 1936 für den Oskar nominiert wurde. Zeit ihres Lebens hat Estelle ihre indische Herkunft verleugnet. Sie war ein Mischlingskind, die sich ihren Traum von einer Schauspielkarriere erträumte und letztendlich durch viel Arbeit und Disziplin auch verwirklichte. Aufgrund der strengen Gesetzgebung in Amerika, aber auch durch die gesellschaftlichen Zwänge in England schuf sie sich eine neue Autobiographie und eine neue Identität, schminkte sich hellhäutiger, um als weiße Frau zu gelten. Zeit ihres Lebens stand sie unter dem Druck, entlarvt zu werden und damit für einen handfesten Skandal zu sorgen bzw. von ihrer Umwelt geächtet zu werden. Dies muss für Estelle sehr verstörend gewesen sein und mit viel Angst vor Ablehnung behaftet. Sich immer verstellen zu müssen, nie sein wirkliches Ich zum Vorschein kommen zu lassen und immer darauf bedacht, der Welt etwas vorzuspielen, was man nicht ist, prägt auf Dauer sowohl die Gefühlswelt als auch das Bild von sich selbst.
„Das Flüstern des Mondfalters“ ist ein sehr faszinierendes und fesselndes Buch über eine spannende Persönlichkeit und die glitzernde Welt der Schauspielerei, aber auch ein Querschnitt der Gesellschaft und ihre Ansichten zur damaligen Zeit. Ein absolutes Lesehighlight, deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung!