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Veröffentlicht am 22.07.2018

Die Frauen vom Löwenhof

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Handlung:
Schweden 1913
Agneta lebt in der Hauptstadt Schwedens und studiert Kunst. Zum Ärger ihrer Familie, die es lieber gesehen hätte, wenn Agneta in ein vermögendes Haus eingeheiratet hätte und ihrem ...

Handlung:
Schweden 1913
Agneta lebt in der Hauptstadt Schwedens und studiert Kunst. Zum Ärger ihrer Familie, die es lieber gesehen hätte, wenn Agneta in ein vermögendes Haus eingeheiratet hätte und ihrem Mann unterstützt hätte. Die junge Frau hatte jedoch andere Pläne und ist zum Ärger ihrer Eltern nach Stockholm gegangen, um dort als Malerin ein freies Leben führen zu können.
Bis sie plötzlich ein Telegramm erhält, welches alles ändern wird. Ihr Vater ist bei einem Brand ums Leben gekommen und auch ihr Bruder ist schwer verletzt. Agneta soll deshalb zurück an den Gutshof kommen und als Herrin des Löwenhofs agieren. Sie lässt schweren Herzens ihre Wünsche und Träume in Stockholm zurück und stellt sich der familiären Pflicht. Doch vollkommen glücklich ist Agneta in ihrem neuen Leben nicht, sie sehnt sich nach Liebe...

Meinung:
Das Cover finde ich sehr schön. Mir gefällt die recht fröhliche Farbgebung mit dem leuchtenden Kleid der Dame, sowie den Grüntönen im Hintergrund, die auch gerade perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit passen.
Es erinnert mich an einen Aufbruch, in eine neue Zeit / ein neues Leben mit ganz viel Hoffnung vonseiten der Frau und ist somit passend für den Roman.

Schon die Inhaltsangabe hatte mein Interesse geweckt und ich konnte es kaum erwarten, mit dem Roman zu beginnen, nachdem ich viele positive Meinungen dazu gehört habe. Und ich wurde nicht enttäuscht. Besonders das erste Drittel des Buches habe ich verschlungen und konnte es nur schwer beiseitelegen. Die Geschichte ist stark aufgebaut und bildet einen interessanten Anfang, der ganz klar das Interesse weckt und viele Fragen stellt, die im weiteren Verlauf geklärt werden. Zwischendurch ging die Handlung etwas schleppend voran, jedoch war das Ende auch wieder sehr stark, sodass ich nach dem Beenden des Romans zufrieden zurückbleiben kann.

Im Mittelpunkt steht während des gesamten Romans ganz klar Agneta, eine junge, willensstarke und sehr moderne Frau, die für ihre Träume kämpft und für mehr Rechte für Frauen kämpft. Im Verlauf des Romans macht sie eine große Wandlung durch, Agneta entwickelt sich von einer aufmüppfigen Frau, die ihre Meinung offen wiedergibt, auch wenn sie weiß, dass ihre Ansichten über die Politik und die Rechte der Frauen aneckt zu einer jungen Frau, die immer noch ihre Meinung vertritt, jedoch auch ruhiger wird und sich in das Leben fügt, welches ihr gewiesen wird. Diese Entwicklung ist sichtbar und als Leser kann man sie auch sehr gelungen mitverfolgen.
Dasselbe gilt auch für die anderen Charaktere, auch diese verändern sich im Roman und werden dadurch sehr lebendig.

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen. Es war anspruchsvoll und vieles war so gelungen niedergeschrieben, dass ich mir diverse Dinge bildlich vorstellen konnte. Somit wurde der Roman für mich sehr schnell lebendig und ich konnte mich leicht auf ihn einlassen und der Geschichte mit Vergnügen folgen.
Als Leser erlebt man alle Ereignisse zusammen mit Agneta, sie fungiert als Ich-Erzählerin. Dadurch fiel es mir auch leicht, mit ihr eine Verbindung aufzubauen und Sympathie zu ihr aufzubauen.

Als Setting gilt zu großen Teilen der äußerst prachtvolle Löwenhof, in dem die Familie Lejongård ihren Sitz hat. Das Haus an sich fand ich perfekt geschildert und sehr eindrucksvoll, jedoch ist es schwer, sich die gesamten Ausmaße des Besitzes vorzustellen, weshalb ich es gut fand, dass die Autorin bestimmte Orte immer wieder auftauchen lassen hat, die einen kleinen Einblick in die Größe des Gutes gegeben haben.

Fazit:
Von der ersten bis zur letzten Seite konnte mich der Roman vollkommen überzeugen und ich freue mich schon jetzt auf die beiden weiteren Teile der Löwenhof-Saga. Eine große Leseempfehlung meinerseits, ich habe tatsächlich keinen Punkt, den ich kritisieren würde.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Die Charité

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Handlung:
Berlin 1831
In vielen Städten Deutschlands leben die Menschen in großer Angst. Angst davor, dass die Cholera auch in ihre Stadt kommen könnte und die Menschen infiziert. In Berlin tritt diese ...

Handlung:
Berlin 1831
In vielen Städten Deutschlands leben die Menschen in großer Angst. Angst davor, dass die Cholera auch in ihre Stadt kommen könnte und die Menschen infiziert. In Berlin tritt diese Befürchtung schließlich tatsächlich ein, ein Schiffer wird der erste Fall, der in der Charité aufgenommen wird.
In dieser Zeit lernen drei Frauen erst, was sie wirklich wollen und wie sie leben wollen. Die Gräfin Ludovica ist nicht glücklich in ihrer Ehe und verbindet mit dem Professor Dieffenbach mehr als nur Freundschaft. Doch sie dürfen nicht zu weit gehen.
Gleichzeitig lebt die Hebamme Martha mit einer Tat, die sich dazu bringt, ihren Beruf als Hebamme an den Nagel zu hängen und im Totenhaus der Charité anzufangen. Sie macht dies aber auch, um ihren Sohn eine bessere Zukunft und Bildung zu bieten.
Elisabeth hat schon früh den Entschluss gefasst, nie eine Beziehung einzugehen oder gar zu heiraten. Sie nimmt an der Charité eine Stelle als Wärterin an und entdeckt dabei ihr Interesse für die Medizin. Gleichzeitig gerät auch ihr Entschluss ins Wanken, denn sie trifft auf einen jungen Arzt, der ihr nicht aus dem Kopf gehen will.
Im Laufe der Jahr werde nicht nur die Damen, sondern auch die Ärzte vor viele, anfangs scheinbar unlösbare Aufgaben gestellt, die zu überwinden sind.

Meinung:
Auf dem Cover ist eine Krankenschwester / Wärterin zu sehen, in ihrer typischen Tracht mit einer roten Blume in der Hand. Es ist recht unauffällig und schlicht, weshalb es nicht sofort ins Auge fällt, jedoch auch angenehm, da einige Cover heutzutage doch recht überladen sind. Für den Inhalt des Romans sehr passend, die Handlung findet in der berühmten Berliner Charité statt und dafür ist das Cover gut gewühlt. Mir gefällt es, dass sich die Farbe der Blume in dem Titel wiederfindet und nicht eine vollkommen andere Farbe das harmonisch Bild zerstört.

Nachdem ich die Inhaltsangabe gelesen hatte, hatte ich schon bestimmte Erwartungen an den Roman gesetzt: Die Geschichte spielt über ein ein – höchstens zwei Jahre, die Ärzte forschen nach Ursachen für die Cholera und in dieser Zeit begleitet man als Leser die drei Damen Ludovica, Elisabeth und Martha auf ihrem Lebensweg. Doch schon recht schnell hat sich herausgestellt, dass dies nicht so eintreffen wird. Die Handlung findet über mehrere Jahre statt und die Cholera wird spielt nur am Anfang des Romans eine Rolle. Daher finde ich den Klappentext etwas irre führend und bin der Meinung, dass er dem Roman nicht gerecht wird. Dieser ist viel komplexer gestaltet und verspricht mehrere Geschichten, die alle auf eine sehr gelungene Art miteinander verknüpft worden sind.
Obwohl ich vollkommen andere Erwartungen hatte, habe ich mich gerne von dem Roman mitreißen lassen und war von der Geschichte am Ende trotzdem begeistert.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Es wurden ab und an Fachbegriffe aus der Medizin genutzt, die man aber auch als Laie gut verstehen konnte. Begeistert haben mich auch die Beschreibungen von Tätigkeiten und Räumlichkeiten. Diese waren immer sehr kurz, aber trotzdem ausreichend geschildert, sodass in keinem Abschnitt des Romans Langeweile oder Längen vorkamen. Dadurch erhielt der Roman auch Dynamik und die wichtigsten Details, die für den weiteren Verlauf der Handlung wichtig sind, wurden mir als Leser geliefert.
Viele Geschehnisse waren lebendig und eindrucksvoll geschildert, sodass es mir sehr leicht fiel, mir Dinge vorzustellen oder mit den Protagonisten mitzuleiden.

Vor dem Lesen des Romans war ich davon augegangen, dass Ludovica, Elisabeth und Martha immer klar im Vordergrund der Handlung stehen. Dem war gar nicht so, es kamen innerhalb von kürzester Zeit noch einige weitere Protagonisten hinzu, die im Roman ebenfalls eine große Rolle spielen und meiner Meinung nach teilweise eine größere Rolle als zwei von den drei genannten Damen. Elisabeth war für mich der Charakter, der am meisten im Mittelpunkt stand, Ludovica und Martha reihten sich erst nach ihr ein. Dazu kamen dann noch verschiedene Doktoren der Charité, die ebenfalls häufig Erwähnung finden und meistens zusammen mit einer der Damen auftreten.
Die Verbindungen der Protagonisten untereinander fand ich sehr gelungen, das Netz war perfekt miteinander verknüpft und es kamen bei mir an keiner Stelle des Romans fragen auf.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Personen trotz kurzer Beschreibungen ihres Aussehens und ihres Charakters unglaublich stark aufgetreten sind und einzigartig waren. Ein jeder blieb seinen Prinzipien treu und hat sich auf seine eigene Art hervorgetan.

Nun komme ich zu zwei kleinen Kritikpunkten meinerseits. Zum einen hätte ich es hilfreich gefunden, wenn es eine Liste der handelnden Charaktere gegeben hätte. Viele Protagonisten haben sich sofort in mein Gedächtnis eingeprägt und habe sie somit im Verlauf der Handlung auch immer sofort zuordnen können. Jedoch traten auch sehr viele Doktoren auf, die für verschiedene Bereiche der Charité zuständig waren. Für diese wäre eine Auflistung für mich sinnvoll gewesen, da sie nicht sonderlich häufig auftreten und ich sie immer wieder durcheinandergebracht habe.
Zum anderen erstreckt sich die Handlung auf mehr als 10 Jahre. Es gibt zwar ab und an Hinweise, in welchem Jahr die derzeitige Handlung stattfindet, jedoch gehen diese in der Fülle der Informationen unter. Außerdem sind sie in den Text sehr stark eingearbeitet und teilweise gibt es nur den Hinweis „zwei Jahre später“ o.ä. Deshalb hätte ich es schön gefunden, wenn es z.B.: am Anfang eines jeden Kapitels einen Vermerk gegeben hätte, welches Jahr bei den Protagonisten gerade stattfindet.

Das Nachwort der Autorin hat trotz seines geringen Umfangs gut informiert, trotzdem hätte es für mich etwas umfangreicher ausfallen können. Besonders über die Protagonisten und ihre wirkliche Existenz hätte ich gerne noch mehr erfahren.

Fazit:
Ein großer Roman, der mich sehr begeistert hat. Von der ersten bis zur letzten Seite sehr stimmig und durchweg interessant gehalten. Die verschiedenen Schicksale von den Patienten waren auf rührende Weise beschrieben und eindrucksvoll wurde die Arbeit der Doktoren und Wärterinnen beschrieben. Des weiteren wurde auch ein großes gesellschaftliches Bild dargestellt, besonders über die Stellung der Frau um 19. Jahrhundert.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Die Frauenburg

Die Frauenburg
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Handlung:
Römisch-Deutsches Reich 1324
Loretta von Starkenburg-Sponheim hat großes vor. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns will sie ihren Söhnen das Erbe erhalten und verhindern, dass ihr Schwager Pantaleon ...

Handlung:
Römisch-Deutsches Reich 1324
Loretta von Starkenburg-Sponheim hat großes vor. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns will sie ihren Söhnen das Erbe erhalten und verhindern, dass ihr Schwager Pantaleon die Macht an sich reißt. Sie übernimmt die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Johann.
Schon in ihrer Kindheit war sie fasziniert von dem Kurfürsten Balduin von Trier und findet als Erwachsene in ihm einen Verbündeten, da sie sich mit ihrer Regentschaft als Frau zahlreiche Feinde macht. Nicht nur politisch findet Loretta in Balduin einen Gefährten, sondern sie lernt auch das erste Mal wahre Liebe kennen, von der niemand wissen darf.
Loretta war auf dem besten Wege, das Erbe später einmal an ihren Sohn weiterzugeben, bis sie eine große Entscheidung trifft, die in der bisherigen Zeit unerhört war. Sie will eine eigene Burg bauen.

Meinung:
Das Cover finde ich nett anzusehen. Es wirkt altmodisch und gerade dadurch auf mich sehr authentisch und passend für den Roman. Mein einziger Kritikpunkt ist die Schriftfarbe von dem Namen der Autorin. Dieser geht aufgrund der ähnlichen Farbe des Hintergrundes etwas unter. Deshalb wäre es passender gewesen, wenn eine andere und auch auffälligere Farbe genutzt worden wäre.

Noch vor dem Beginn des Romans gibt es eine Auflistung der Personen und es wurde unterschieden, welche Protagonisten historisch und fiktiv sind. Darüber war ich sehr froh, es traten immer wieder neue Personen auf, bei denen es mir anfangs schwer fiel, sie auseinanderzuhalten. Schon als ich die Namen und Details zu den Protagonisten durchgelesen habe, war ich begeistert, wie viele Personen historisch belegt sind. Umso gespannter war ich nun darauf, endlich mit dem Lesen des Romans zu beginnen und zu schauen, wie die Autorin diese Protagonisten verbunden und auch beschrieben hat.

Schon nach den ersten 50 Seiten hatte ich mir vorgenommen, mir mit dem Roman Zeit zu lassen und ihn richtig zu genießen. Nicht nur die Handlung wurde spannend und anspruchsvoll beschrieben, sondern auch die Protagonisten konnten mich vollkommen überzeugen. Sie waren wundervoll beschrieben und dargestellt, besonders gut hat mir gefallen, dass jeder Wiedererkennungsmerkmale hatte und verschiedene Facetten seines Wesens gezeigt hat.

Loretta von Starkenburg-Sponheim steht während des Romans klar im Mittelpunkt, als Leser lernt man sie schon mit einem jungen Alter kennen und begleitet sie in Jugendjahren (teilweise durch Erinnerungen ihrerseits), als auch während ihrer Ehe und der Zeit ihrer Regentschaft. Sie war als Charakter sehr stark beschrieben und hatte zahlreiche authentische Facetten, die sie für mich eingenommen haben. Deshalb habe ich schnell Sympathien für die Frau entwickelt und habe sie mit Freude auf ihrem Weg begleitet.
Auch die anderen Protagonisten waren facettenreich und lebhaft dargestellt. Dies fand ich besonders beeindruckend anhand der zahlreichen Personen, die im Roman aufgetreten sind.
Des weiteren hat es mir gut gefallen, dass eine Weiterentwicklung der Figuren klar zu erkennen war und mitzuerleben war.

Ein weiterer positiver Aspekt war der Schreibstil. Er war leicht verständlich, gleichzeitig aber trotzdem anspruchsvoll und authentisch für das Mittelalter. Eingestreut wurden immer mal wieder altmodische Begriffe, die dem Roman viel Authentizität bringen und sich immer perfekt in den Text einfügten.


Fazit:
Schon nach kurzer Zeit konnte mich der Roman vollkommen überzeugen und hat mich bis zum Ende fasziniert und mitgerissen. Am liebsten hätte ich das Buch verschlungen, weil ich wissen wollte, wie es Loretta während ihrer Herrschaft erging, gleichzeitig wollte ich mir mit dem Roman viel Zeit lassen, um jedes Detail aufzusaugen. Für mich der beste historische Roman, den ich in letzter Zeit gelesen habe.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Im Hause Longbourn

Im Hause Longbourn
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Handlung:
Im Hause Longbourn laufen die Uhren nicht alle gleich. Während sich die Familie rund um Mr. und Mrs. Bennet in den oberen Stockwerken aufhält und ihren Vorlieben nachgeht, sei es der Musik, ...

Handlung:
Im Hause Longbourn laufen die Uhren nicht alle gleich. Während sich die Familie rund um Mr. und Mrs. Bennet in den oberen Stockwerken aufhält und ihren Vorlieben nachgeht, sei es der Musik, der Literatur oder dem Klatsch, arbeiten in den Diensträumen die Angestellten hart, um die Familie zufrieden zu stellen und alle Wünsche zu erfüllen. Unter ihnen lebt das Hausmädchen Sarah, welches davon träumt, mehr von der Welt zu sehen, als nur das Herrschaftshaus und angrenzende Dörfer. Noch dazu lernt sie Menschen kennen, die eindeutig schon mehr von England gesehen haben, als Sarah, unter ihnen befindet sich auch der neue Hausdiener James. Doch dieser ist Sarah von der ersten Sekunde an nicht geheuer und hegt Zweifel. Und diese sind berechtigt: James verbirgt ein Geheimnis, welches das Leben vieler Bewohner des Hauses Longbourn verändern könnte.

Meinung:
Das Cover finde ich schön, es ist sehr stimmig und wirkt rund. Mir gefällt der schlichte Hintergrund, welcher durchaus das Grundstück der Familie Bennet darstellen könnte. Dazu wirkt dann natürlich sehr auffällig die Dame in ihrem Outfit aus verschiedenen Rot-Nuancen und ihrer selbstbewussten, sowie willensstarken Haltung. Wobei ich hier einräumen muss, dass es vielleicht passender für den Inhalt gewesen wäre, wenn die Dame nicht so edle Kleidung trägt und man als Betrachter und Kenner des Klapptextes davon ausgehen kann, dass die Dame eine Angestellte im Hause Longbourn ist.

Seitdem ich das erste Mal von diesem Buch gehört habe, wollte ich es unbedingt lesen. Es reizt mich einfach immer wieder zu erfahren, wie das Verhältnis von Dienstboten und ihrer Herrschaft war und deshalb war der Roman dafür genau richtig. Das klang für mich so interessant, dass ich mir dieses literarische Werk nicht entgehen lassen wollte.

Als ich nun endlich in den Genuss kam, das Buch aufzuschlagen und mich in die von Jo Baker konstruierte Welt zu stürzen, war ich von der ersten Seite an sehr begeistert. Mir hat lange Zeit jeder Aspekt des Buches gefallen, angefangen von der Schreibweise, dem Setting bis hin zu den Protagonisten. Ich fand es spannend und hatte große Freude das Buch zu lesen.
Bis dann leider im dritten Buch einige Kapitel kamen, die sich für mich nicht so recht in den restlichen Roman eingliedern lässt und etwas fehl am Platze wirkt. Diese Kapitel handeln von dem bisherigen Leben des Hausdieners James, in welchem man als Leser Details erhält, die Erklärungen für Handlungen und Taten gibt. Glücklicherweise ziehen sich diese Kapitel nicht ellenlang, sondern gehen recht schnell vorbei und schon nach kurzer Zeit wird das Buch für mich wieder interessanter und angenehmer zu lesen. Dies ist mein einzigster Kritikpunkt, welchen ich jedoch nicht negativ auf meine Bewertung einfließen lasse, da mich der restliche Roman vollkommen überzeugt hat.

Der Schreibstil war durchweg recht nüchtern und verständlich, es herrschte eine recht einfache Sprache vor, die in diesem Roman sehr gut funktioniert hat. Das Buch wartet nicht mit großen, einschlagenden Ereignissen auf, die immer wieder Drama in das Geschehen bringen, sondern besticht durch die Beschreibungen des Alltags der Dienstboten. Somit kam während des Lesens an keiner Stelle Langeweile auf, trotz der Einfachheit des Geschilderten war es für mich informativ und ich konnte mich auf den Roman einlassen und gefangen nehmen.

Beim Lesen wurde deutlich, dass die Autorin sich mit jedem ihrer Charaktere auseinandergesetzt hat und sie für den Roman perfektioniert hat. Jeder einzelne wirkte in seinem Auftreten stark und durchdacht, sodass sich ein rundes Gesamtbild aller Personen entwickelt hat. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Leser jeden Charakter für sich selbst einschätzen kann und es keinerlei Wertung und Beeinflussung vonseiten der Autorin gab.
Besonders im Fokus steht natürlich Sarah, die man als Leser auf der ersten Seite kennenlernt und in vielen Situationen begleitet. Anhand von ihrer Person hat man als Leser am meisten über ihren Alltag und Aufgabenbereich als Hausmädchen erfahren. Alle anderen Charaktere, seien es die anderen Angestellten oder die gesamte Familie Longbourn waren ihrem Charakter untergeordnet und dienten teilweise fast als Nebenakteure.

Fazit:
Wie schon erwähnt, werde ich die wenigen Kapitel, die mich nicht befriedigt haben, nicht in meine Bewertung einfließen lassen, weil ich von dem restlichen Roman sehr begeistert bin und dadurch auch in der Lage bin, diesen Kritikpunkt auszuklammern.
Von dem Geschehen, den Protagonisten und der Schreibweise ist das Buch eine eindeutige Leseempfehlung für alle, die Fans von Romanen rund um Diensboten und ihre Herrschaft sind.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Ein Baum wächst in Brooklyn

Ein Baum wächst in Brooklyn
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Handlung:
Francie Nolan ist 11 Jahre und lebt mit ihren Eltern Johnny und Katie, sowie ihrem Bruder Neeley in Brooklyn. Wenn sie nicht gerade in der Schule ist, hat sich das junge Mädchen vorgenommen, ...

Handlung:
Francie Nolan ist 11 Jahre und lebt mit ihren Eltern Johnny und Katie, sowie ihrem Bruder Neeley in Brooklyn. Wenn sie nicht gerade in der Schule ist, hat sich das junge Mädchen vorgenommen, an jedem Tag des Jahres ein Buch zu lesen, um ständig ihren Horizont zu erweitern. Es liegt daher auch nahe, dass sie später einmal eine berühmte Schriftstellerin werden will.
Wenn Francie also gerade mal nicht in ein Buch eintaucht, beobachtet sie die Welt um sich: das Leben in Williamsburg. Die Familie lebt in einem Viertel, wo viele arme Menschen leben und jeden Tag um das Überleben kämpfen.
Gerade deshalb sind Bücher für Francie eine willkommene Abwechslung, um sich nicht nur ihren großen Traum zu erfüllen, sondern auch um aus dem Viertel rauszukommen und in ihrer Zukunft nicht ständig Angst um die Existenz zu haben. Denn Francie weiß, dass es sich immer lohnt, nach Höherem zu streben und alles im Leben mitzunehmen.

Meinung:
Nachdem ich letztes Jahr das erste Mal von dem Roman gehört habe, spukte er mir seitdem immer wieder im Kopf herum. Es war für mich ein Buch, welches mich nicht nur von der Inhaltsangabe begeistert hat, sondern auch von der Leseprobe. Deshalb konnte ich es kaum erwarten, das Buch endlich selbst zu lesen und mich in die von Betty Smith erschaffene Welt hineinzuversetzen.
Aus diesem Grund waren auch meine Erwartungen an den Roman sehr hoch, ich hatte unglaublich große Hoffnungen, dass mich das Buch komplett vom Hocker reißt und für mich ein Herzensbuch wird. Und ich muss sagen: meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Auch nachdem ich das Buch schon ein paar Tage beiseite gelegt habe, lässt es mich noch nicht los und ich hätte mit Vergnügen noch mehr von Francie Nolan und ihrer Familie gelesen.

Im Verlauf des Romans vergehen einige Jahre, in diesen Jahren kann man beobachten, wie Francie und ihr Bruder aufwachsen underwachsen werden. Diese Entwicklung der Kinder war stark zu spüren, sie sind deutlich reifer geworden und haben einen guten Wandel vollzogen. Das hat mir gut gefallen, da sie dadurch für mich greifbarer und realer wurden, besonders toll fand ich es, dass sie in ihrer Entwicklung auch Ecken und Kanten gezeigt haben.
Dazu kommt noch ein kleiner Rückblick zu dem Kennenlernen der Elter von Francie, sowie eine kurze Geschichte der jeweiligen Familien von Katie und Johnny. Dieser Rückblick wurde wunderbar in den eigentlichen Roman eingeflochten und hat auch geholfen, die Personen Katie und Johnny besser zu verstehen.

Eindrucksvoll wurde das Leben in Williamsburg in den 1910er Jahren dargestellt, es gab unglaublich viele kleine Details, die das Setting so spannend gemacht haben. Angefangen von den tollen Beschreibungen des Wohnviertels von Francie, bis hin zu der Wohnung und den typischen Samstagen der Kinder. Häufig stören mich in letzter Zeit zu ausführliche Beschreibungen der Gegend, hier hat es alles stimmig gewirkt und auch diese Stellen habe ich verschlungen.
Besonders interessant war außerdem der Fakt, dass die Familie Nolan in einem Armenviertel wohnte und jeden Cent mehrmals umdrehen musste. Dadurch tat sich mir nicht nur eine neue Welt auf, sondern es zeigte auch die knallharte Realität

Der Schreibstil war von der ersten Seite toll. Der Roman ließ sich durchweg sehr flüssig lesen und bestoch für mich durch eine klare Sprache, weshalb es mir richtig großen Spaß gemacht hat, den Roman zu lesen.

Im Grunde wurde in dem Roman ein Stück der Lebensgeschichte von Francie Nolan erzählt. Und auch wenn es viele Kapitel gibt, in denen nicht sonderlich viel passiert und die Handlung langsam seinen Lauf nimmt, bin ich doch sehr begeistert. Gerade dieses ruhige erzählen, ohne ein unnötiges Einbeziehen von dramatischen Szenen und Begegnungen fand ich sehr angenehm und wahrscheinlich gefällt mir der Roman auch gerade deshalb so gut. Ich würde mir viel mehr Bücher wünschen, die solch einen ruhigen Erzählstil haben und in dem die Charaktere nicht von einem zum nächsten Abenteuer hechten.

Die Protagonisten waren sehr unterschiedlich angelegt und jeder war sehr besonders dargestellt, mit kleinen Details, die nicht sofort ins Auge fallen. Gerade dadurch wurde der Roman sehr lebendig und authentisch.
Es war spannend zu lesen, wie die Lebenseinstellungen der verschiedenen Charaktere war und wie sie die Dinge in ihrem Leben angehen. Dadurch entstand auch eine große Varianz, die es auch erleichtert hat, mit den Protagonisten eine Bindung aufzubauen.

Fazit:
Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt und ich verbleibe mit großer Begeisterung für den Roman. Der Roman gehört für mich jetzt schon zu den Besten, die ich dieses Jahr gelesen habe und ich werde ihn in den nächsten Jahren definitiv noch mehrmals in die Hand nehmen und wieder lesen. Ein richtiges Wohlfühlbuch, dass teilweise sehr berührend geschrieben ist und besonders durch die Authentizität.