Wenn ich nicht einschlafen kann, wenn in der Nacht zu viele Ängste widerhallen, dann denke ich an diesen Moment in der Wärme unseres Badezimmers zurück.
Ich rufe mir Matthieus Körper in Erinnerung.
Fast wie ein Gebet.
Seit dem 13. November schlafe ich ein mit Matthieu als Hologramm.
Inhalt
Aurélie Silvestre verlor am 13. November 2015 ihren Lebensgefährten und den Vater ihrer Kinder. Matthieu war an dem Abend zu einem Konzert im Bataclan in Paris aufgebrochen und fiel dort einem Anschlag von Terroristen zum Opfer. Ein Ereignis, was ganz Europa erschüttert hat, veränderte von einer Sekunde auf die andere das Leben der Mutter eines dreijährigem Jungen, die in Erwartung ihres zweiten Kindes stand. Mit „Wir werden glücklich sein“ gibt Aurélie ihrem verstorbenen Lebensgefährten ein Versprechen.
Aurélie Silvestre ist keine Autorin, aber mit „Nos 14 novembres“, wie das Buch im Original heißt, verarbeitet die junge Mutter ihr trauriges Schicksal und macht so auch vielen anderen Menschen Mut. Das Buch ist in kurzen Kapiteln im Tagebuchstil geschrieben, wobei sie keine Chronologie einhält. Das Buch erschien im Jahr 2016 bei dem französischen Verlag Jean-Claude Lattès in Paris und wurde 2017 von Nathalie Lemmens ins Deutsche übersetzt.
Meinung zum Buch
Ich selbst war am 13. November 2015 in Paris und habe die Tage danach erlebt. Die Menschen in der französischen Hauptstadt wollten zeigen, dass sie keine Angst haben, waren aber auch gleichzeitig sehr schreckhaft und bedrückt und ich selbst war da keine Ausnahme. Für Aurélie und auch andere Angehörige der Opfer hatte die Nacht aber noch viel mehr verändert. Ich kann und möchte hier also nicht über den Inhalt des Buches urteilen, denn die Autorin beschreibt ihren ganz eignen Weg.
Er geht.
Um 21 Uhr 46 schickt er mit eine SMS: „Das rockt.“
Um 21 Uhr 46 und ein paar Sekunden zu viel betreten die Terroristen das Bataclan.
Während des gesamten Buches merkt der Leser, dass Aurélie es hauptsächlich für sich und ihre Kinder niederschreibt, deshalb wohl auch der Tagebuchstil. Gerade, dass die Chronologie nur bedingt eingehalten wird, unterstützt dieses Gefühl. Sie schreibt, was ihr auf dem Herzen liegt und nimmt den Leser mit.
Im Verlauf des Buches erfährt der Leser, wie Aurélie und Matthieu sich kennen und lieben gelernt haben, wie Aurélie gehofft hat, dass ihr Lebensgefährte nicht unter den Opfern ist und wie die schreckliche Wahrheit dann alles aus den Fugen warf. Doch sie entschied weiterzuleben, für ihre Kinder und auch für Matthieu und diesen Weg zurück ins Leben beschreibt sie so detailliert, dass es mir sehr oft schwer im Magen lag und die Tränen in die Augen trieb.
Ich mag mein Museum. Aber es zerreißt mich, zu wissen, dass es nur eine zeitlich begrenzte Ausstellung ist. Sie wird an dem Tag enden, an dem ich den Bettbezug wechseln muss, der unsere letzten Nächte gewärmt hat, der immer noch flüstert, dass jeder von uns eine Seite hat. Unseren letzten Bettbezug zu waschen bedeutet, anzuerkennen, dass meine Füße sich nicht mehr unter seinen Waden verkriechen können, um sich zu wärmen […]
Fazit
„Wir werden glücklich sein“ ist kein Unterhaltungsroman, sondern eine bittere Wahrheit, die man niemandem wünscht. Jeder Mensch geht mit einem solchen Schicksalsschlag anders um und Aurélie hat ihren ganz eigenen Weg gefunden. Mit dem Buch hilft sie wohl vielen anderen Trauernden aber in erster Linie, schreibt sie ihre Geschichte. Es ist ihre Therapie und eine Erinnerung an den Vater ihrer Kinder. Ich möchte hier keine Punkte vergeben, aber ich möchte eine Leseempfehlung aussprechen, denn neben ihrem traurigen Schicksal, gibt das Buch auch ein Versprechen zu leben.