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Veröffentlicht am 26.07.2018

Kribbeliger Thriller

Das Gift der Wahrheit
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Eine weibliche Leiche mit seltsamen Biss-oder Stichwunden wird aufgefunden. Das Opfer ist eine seit drei Jahren vermisste junge Frau, die von ihrer Partnerin als vermisst gemeldet wurde. Sie trägt eine ...

Eine weibliche Leiche mit seltsamen Biss-oder Stichwunden wird aufgefunden. Das Opfer ist eine seit drei Jahren vermisste junge Frau, die von ihrer Partnerin als vermisst gemeldet wurde. Sie trägt eine Kette mit einer in Harz gegossenen unbekannten Spinne als Anhänger. Ihrem Umfeld ist diese Kette nicht bekannt. Stammt sie vom Mörder? Das gesamte Mannheimer Kriminalteam ist gefordert. Die Ermittlungen gehen in zwei Richtungen, Eifersucht oder Rache.

Das ist ein harter und blutiger Thriller. Wer vorher noch keine Spinnenphobie hatte, kann sie sich in diesem Thriller holen. Die Spinnen-Angriffe sind so realistisch und detailliert beschrieben, dass man jedes Mal das Krabbeln und die Bisse am eigenen Körper spürt. Mein Mann, der entspannt neben mir im Liegestuhl lag, fragte äußerst alarmiert, was mit mir los sei, weil ich wieder völlig wibbelig eine Spinnenattacke gelesen habe.

Zwischen den aufregenden und beunruhigenden Spinnenszenen muss der Leser allerdings Geduld aufbringen für die kriminalbiologischen Untersuchungen, Giftbestimmungen und Untersuchung der leichenzersetzenden Organismen. Alles wurde genau beschrieben, war nachvollziehbar, aber manchmal doch etwas zu lang geraten.

Die Mannheimer Kripo, die zu Beginn des Buches namentlich und mit kleiner Beschreibung vorgestellt wird, hat im Vorgängerbuch gemeinsam schon einen brisanten Fall gelöst. Bei diesem Fall wurden Karen Hellstern und ihre Schwester entführt. Die Auswirkungen spürte man auch noch in diesem Fall. Es wurde so oft über den abgeschlossenen Fall gesprochen und angedeutet, wie aufregend und gefährlich es für alle Beteiligten war, dass ich mich schon fast genötigt fühlte, dieses Buch auch zu lesen. Finde ich nicht so gelungen. Wenn ein Autor oder eine Autorin mich mit ihrem Buch überzeugen, lese gerne weitere Bücher von ihr, auch den Vorgänger. In diesem Buch hatte ich immer das Gefühl etwas verpasst zu haben, weil ich nicht genau wusste worauf sich Andeutungen bezogen.

Bis auf die aufwendigen Laboruntersuchungen und dem ständigen Schlafmangel der Ermittlerinnen wurde die Spannung immer hoch gehalten. Es war spannend immer wieder die Zusammenhänge zwischen den Verbrechen in Kolumbien und Mannheim zu suchen und mit den Ermittlern zu fühlen, dass es irgendwie nicht passt.

Ich denke, dass Frau Corbin mit diesem Mannheimer Team noch einige brisante Fälle lösen wird. Es wäre zu wünschen, dass die einzelnen Folgen dann in sich mehr abgeschlossener wären, aber das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau.

Veröffentlicht am 13.07.2018

Verbotene Liebe

Der englische Liebhaber
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Charlotte Fraser, Filmemacherin in Berlin, wird an das Sterbebett ihrer Mutter Anna Henke gerufen. Ein letztes Mal will ihre Mutter sie sehen und ihr ihre Lebenserinnerungen anvertrauen. Anna ...

Charlotte Fraser, Filmemacherin in Berlin, wird an das Sterbebett ihrer Mutter Anna Henke gerufen. Ein letztes Mal will ihre Mutter sie sehen und ihr ihre Lebenserinnerungen anvertrauen. Anna bittet ihre Tochter sich Erinnerungsstücke, insbesondere den Siegelring und die Uhr ihres Vaters, aus Annas Wohnung in Münster zu holen. Annas Tagebücher, Briefe und Tonbandaufzeichnungen von Charlottes Vater und andere wichtige Dokumente würde Charlotte in zwei Schuhkartons finden. Diese sollte sie nach Annas Tod lesen.
Für Charlotte öffnet sich eine neue Welt und sie erlebt eine andere Seite ihrer Mutter.

„Einfühlsam und voller historischer Präzision zeichnet Bestsellerautorin Federica de Cesco in Der englische Liebhaber eine tragisch schöne Liebesgeschichte, die nur das Leben schreiben kann.“

Ich weiß nicht, wer diese Einschätzung geschrieben hat. Sie steht auf der Rückseite des Covers. Da ich es nicht treffender hätte ausdrücken können, habe ich diesen Satz meiner Rezension voran gestellt.
Ich war mir erst gar nicht sicher, ob wirklich einer Liebesgeschichte erzählt wird. In der ersten Hälfte des Buches überwog die Schilderung der Situation der Deutschen, insbesondere natürlich die Situation der Anna Henke. Viele tiefgehende Gespräche zwischen Jeremy und Anna prägten ihr Zusammensein. Die Scham, die Schuld und das in die Irre geführt worden sein haben Anna schwer zu schaffen gemacht. Während ihrer Diskussionen eröffnet sich dem Leser die widersprüchliche und gespaltene Gefühlswelt der zurückgelassenen Frauen, die die Trümmer ihres Lebens und des vergangenen Krieges zusammenschaufeln müssen. Erst ganz langsam öffnet sich Anna der Liebe und Jeremy Fraser. Als Leser hat man Gefühl, dass Anna wegen ihrer Scham und Schuldgefühle den Eindruck hat, ein solches Glück und die große Liebe nicht verdient zu haben.
Die große Politik hat anderes im Sinn. Ich bin schon etwas überrascht, dass Jeremy mit einer solch großen Naivität seinem Dienst nachgeht und annimmt, dass seine große Liebe ihn vergessen hat. Er hätte doch eigentlich wissen müssen, wie rigoros und manipulativ seine Vorgesetzten vorgehen können.
Auf jeden Fall war es ein Genuss, die Korrespondenz zwischen Anna und Jeremy zu lesen. Frau de Cesco hat sehr gefühlvoll und behutsam die Liebesgeschichte nach 26 Jahren weiterzählt und abermals politische Gegebenheiten eingeflochten.

Der Roman ist einfühlsam, hat aber nie die Grenze zum Kitsch überschritten. Er erzählt eine große Liebesgeschichte, wie man sie immer wieder lesen möchte.

Veröffentlicht am 18.06.2018

ROMANTIK THRILLER

Schwesterherz
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Während ihrer alltäglichen Joggingrunde im Central Park stolpert Victoria Kensington fast über eine hilflose junge Frau. Erst auf dem zweiten Blick erkennt Victoria ihre Schwester Audrey, die sie in Florenz ...

Während ihrer alltäglichen Joggingrunde im Central Park stolpert Victoria Kensington fast über eine hilflose junge Frau. Erst auf dem zweiten Blick erkennt Victoria ihre Schwester Audrey, die sie in Florenz vermutet. Es ist früher Abend. Es regnet heftet. Keine ihrer Hilferufe wird gehört. Victoria muss Hilfe holen, aber bei ihrer Rückkehr ist ihre Schwester verschwunden. Umgehend macht sich die selbstständige Anwältin auf die Suche nach ihrer Schwester. Unterstützung findet sie überraschenderweise von ihrer ehemaligen großen Liebe Zachary Hamilton.

Dieser Thriller beginnt genau wie ich es liebe mit Angst, Schrecken und einer Gänsehaut.
Die einzelnen Protagonisten werden genau beschrieben. Die schwierigen und auch ein wenig seltsamen Familienverhältnisse von Victoria und ihrer Schwester werden aufgezeigt. Man kann so die verschiedene Entwicklung der beiden Schwestern gut nachvollziehen.

Die Liebesgeschichte zwischen Zack und Victoria empfand ich dagegen überzogen. Natürlich passen Liebesbeziehungen und Erotik gut in einen Thriller, aber in diesem Fall nahm das Gefühlschaos einen zu hohen Stellenwert ein, so dass die eigentliche Spannung abfiel. Zwischendurch hatte ich den Eindruck, dass die Autorin den Fokus aus den Augen verloren hat. Es schien lange Zeit völlig unsinnig, dass Audrey in einer Klinik festgehalten wird, die mit Drogen handelt beziehungsweise arbeitet. Erst als das Liebeschaos endlich entwirrt und geklärt war, nahm der Thriller wieder Fahrt auf. Der Spannungsbogen hielt dann bis zum Schluss, was mich wieder mit diesen Thriller versöhnte.

Alles in Allem ist „Schwesterherz“ ein spannender, lesenswerter Thriller mit einigen Abstrichen.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Zufrieden mit dem eigenen Leben?

Das Paar aus Haus Nr. 9
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Sara und Neil leben mit ihren beiden Söhnen in einer Doppelhaushälfte in einer mittelständigen Wohngegend. Während ihre Wohnhaushälfte gediegen und heimelig wirkt, ist die andere Hälfte ziemlich vernachlässigt ...

Sara und Neil leben mit ihren beiden Söhnen in einer Doppelhaushälfte in einer mittelständigen Wohngegend. Während ihre Wohnhaushälfte gediegen und heimelig wirkt, ist die andere Hälfte ziemlich vernachlässigt und heruntergekommen. Als Sara ihre Kinder von der Schule abgeholt hat, beobachtete sie mit ihrer Freundin und Nachbarin Carol, dass eine Familie mit drei Kindern in das Haus Nr. 9, der renovierungsbedürftigen Haushälfte, einzieht. Sofort macht Sara sich mit Lou bekannt und lädt sie und ihre Familie auf eine Erfrischung ein. Die beiden Familien kommen sich schnell näher. Sara und Neil lassen sich völlig in den Bann der beiden Künstler ziehen und werden mehr und mehr von ihnen abhängig.

Eigentlich habe ich wegen des Covers und Klappentextes ein anderes Buch erwartet.
Ich hatte mir im Haus Nr. 9 ein dunkles Geheimnis vorgestellt, das von beobachtenden Nachbarn oder den Neueingezogenen entdeckt und gelüftet wird.
Stattdessen kommt mir der Roman wie eine Milieustudie daher. Es war spannend zu lesen, wie sich die Menschen entwickeln und auch verändern, wenn Familien mit total unterschiedlichen Lebenseinstellungen nebeneinander wohnen. Diejenige mit dem kleinsten Selbstwertgefühl, in unserer Geschichte Sara, geht vollkommen auf die berühmten Künstler ein und schämt sich für alle, die nicht voller Ehrfurcht und Verständnis sind. Kreativität und Zügellosigkeit machen sexy, so stark dass Sara völlig von Gavin eingenommen wird und nur noch dem Objekt ihrer Begierde folgt. Ähnlich geht es auch ihrem Mann mit Lou.
Ganz ruhig Schritt für Schritt zeichnet die Autorin die Charaktere, wie sie sich verändern und wie insbesondere Sara ihr altes Leben blass und unbefriedigend empfindet. Die Eheleute driften auseinander, treffen sich aber immer wieder mit neuer Leidenschaft, die sich aus ihren neuen Ansichten und ihrer neuen Lebenseinstellung entwickelt, um dann doch wieder in die eigene Ereignislosigkeit zurückzufallen.
Die Künstler Gavin und Lou lassen sich nicht so leicht in die Karten gucken. Ich weiß nicht, ob die Autorin das bewusst recht offen gelassen hat. Die Tatsache, dass die beiden sich ein neues „Bewunderer-Pärchen“ gesucht haben, zeigt zu mindestens, dass sie wahrscheinlich ohne so ein Pärchen aufgeschmissen wären. Sie brauchen nicht nur jemanden, der ihnen die Kinder abnimmt, sondern auch Bewunderer um sich ihrer Kreativität und Größe bewusst zu sein.
Man kann noch über unzählige Aspekte dieses Buches philosophieren und diskutieren. Es wirkt nach und regt zum Nachdenken an.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Spannend - von der Vergangenheit eingeholt

Der Kreidemann
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1986 – eine zerstückelte Frauenleiche wird von vier 12-jährigen Jungen im Wald aufgefunden. Mit Kreidezeichnungen wurden die Jungen zum Fundort geführt. Der Kopf der jungen Frau wird allerdings nie gefunden. ...

1986 – eine zerstückelte Frauenleiche wird von vier 12-jährigen Jungen im Wald aufgefunden. Mit Kreidezeichnungen wurden die Jungen zum Fundort geführt. Der Kopf der jungen Frau wird allerdings nie gefunden. Ed Adams erzählt im Jahre 2016 die Ereignisse aus seinen Kindertagen. Nach und nach werden Geheimnisse enthüllt und mehr und mehr holt ihn die Vergangenheit ein. Als er glaubt, alles durchschaut zu haben, schockieren ihn neue Enthüllungen und er versucht der Sache auf den Grund zu gehen.

Spannend kommt er daher der Kreidemann. Mich fasziniert besonders, dass der Erzähler die Ereignisse aus dem Jahr 1986 aus kindlicher Sicht beschreibt, so als würde ein 12-jähriger diese Dinge erleben und erzählen. Der Eddie oder Ed, so wie er als Erwachsener genannt werden will, erzählt wie ein schon fast gescheiterter Erwachsener.
Bei der recht sparsamen Enthüllungsquote wurde ich des Öfteren ungeduldig und hätte mir einen roten Faden gewünscht. Stattdessen wurden immer wieder die Zeitschienen gewechselt, meist nach einer überraschenden Wendung oder einem Cliffhanger. Die einzelnen Figuren, insbesondere die „Gang“-Mitglieder wurden stark charakterisiert, was mich als Leser zu Spekulationen hinsichtlich des Täters veranlasste, aber leider zu völlig abwegigen Überlegungen führte.
Meines Erachtens ist nicht alles zum Schluss geklärt worden, aber sicher ist es im Leben so, dass nicht alles geklärt werden kann. Mitgenommen hat mich das Ende in Bezug auf Ed. Es lässt mich traurig und auch nachdenklich zurück.
Mit Zuklappen des Buches ist es nicht vorbei. Es wirkt nach und das ist gut........