Purge nur anders?
AchtNachtBen, der besorgte Vater
Auch wenn der Thriller von Sebastian Fitzek teilweise auch aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, liegt doch Ben klar im Fokus. An für sich mochte ich Ben auf anhieb, aber ...
Ben, der besorgte Vater
Auch wenn der Thriller von Sebastian Fitzek teilweise auch aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, liegt doch Ben klar im Fokus. An für sich mochte ich Ben auf anhieb, aber er ist der klassische Anti-Hero. Aus seiner Band geworfen worden und hält sich seither mit kleinen Musiker-Jobs über Wasser, er hat das seiner Tochter durch den Unfall zerstört und so wirklich Freunde hat er auch nicht. Was ich ihm aber irgendwie nicht genug abgenommen habe, war die Sorge um seine Tochter. Wenn ich mich in seine Situation versetzte, würde ich doch versuchen Tag und Nacht am Krankenbett meiner Tochter zu sein, falls sie aus dem Koma wieder aufwacht. Die Chancen wurden ja nicht schlecht gewertet und der Unfall war gerade einmal ein paar Tage her. Manche Entscheidungen konnte ich nicht so gut nachvollziehen, aber es ist ja auch in Ordnung mal überrascht zu werden.
Achtnacht – Experiment oder Wirklichkeit
Diese Frage stellt sich dem Leser von Beginn an und wird zum Glück auch im Verlauf des Romans beantwortet. Die Grundidee ist klasse. Ein psychologisches Experiment, wie Menschen in so einer Situation reagieren würden. Ich finde dieses Thema spannend, denn ich glaube tatsächlich, dass einige Menschen genauso reagieren würden. Man sieht ja bereits in Filmen wie „The Purge“, der wohl als Inspiration zu diesem Buch hergehalten hat, dass viele Menschen total durchdrehen, wenn sie eine Nacht lang tun und lassen können, was sie wollen. Aber würde das helfen, damit Menschen ihre Aggressionen im Zaum halten?
Tatsächlich dreht es sich darum überhaupt nicht mehr in Achtnacht. Doch auch hier gibt es Gruppierungen, denen es weniger um das Geld dreht, das angeblich dem Jäger winkt. Doch Profit ist es auch, was Dash sucht. Immer mal wieder springt die Perspektive zu dem vermeintlichen Bösewicht. Denn Dash betreibt ein Portal, auf dem er brutale Videos veröffentlicht, die er mittels seiner „Dashcams“ aufnimmt. Deshalb erhofft sich Dash auch aus der Achtnacht ein paar besondere Aufnahmen, die er vermarkten kann.
Mich hatte dieses Prinzip ein wenig an das Buch „Wahllos“ von Jeffrey Deaver erinnert, aber ich möchte nicht zu viel Spoilern.
Ein würdiger Fitzek?
Anfangs hat mir der Schreibstil von Sebastian Fitzek wie auch in den bisherigen Romanen des Autors sehr gut gefallen. Leider ist im Mittelteil ein wenig die Dynamik heraus. Meiner Meinung nach wurde zu früh aufgeklärt, dass die AchtNacht wirklich nur eine Erfindung ist. Ebenso fand ich es ein wenig unrealistisch, das Dash sich die Mühe macht, Bens Tochter zu vergiften, um an seine gewinnbringenden Aufnahmen zu kommen. Dazu die Aufklärung, die schockierend sein sollte, aber irgendwie eher abgedriftet war und daher ein wenig enttäuschend. Auch der Prolog, der einige Zeit nach der AchtNacht spielt, hätte mir besser gefallen, wenn Fitzek einfach mal mutig gewesen wäre. Leider kann ich dazu nicht mehr sagen, da ich sonst zu sehr Spoilern würde…
Fazit:
Ein guter Thriller, der aber leider nicht an andere Romane von Fitzek heran kommt. Große Schwächen waren im Mittelteil, weshalb sich leider einige Seiten etwas unnötig in die Länge gezogen haben. Sehr schade.