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Veröffentlicht am 24.05.2018

Nachkriegsdeutschland

Die geliehene Schuld
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Berlin, Sommer 1949: Vera Lessing hat im Krieg ihren Mann und ihre Eltern verloren. Sie will die traumatischen Erlebnisse für immer hinter sich lassen. Doch dann stirbt ihr Freund und Kollege Jonathan ...

Berlin, Sommer 1949: Vera Lessing hat im Krieg ihren Mann und ihre Eltern verloren. Sie will die traumatischen Erlebnisse für immer hinter sich lassen. Doch dann stirbt ihr Freund und Kollege Jonathan Jacobsen. Die Umstände seines Todes sind mysteriös. Als ihr dann seine letzten Recherchen in die Finger kommen, fühlt sie sich verpflichtet, seine Arbeit weiterzuführen. Er hat über ehemalige Kriegsverbrecher recherchiert und Spuren bis zu einem Gefangenenlager in Italien verfolgt. Sie erfährt, dass Jonathan mit einer Marie Weißenburg in Kontakt stand und versucht, diese Frau zu finden. Allerdings ahnt sie nicht, dass die ganze Sache in die höchsten Kreise reicht und dass der Geheimdienst ein Interesse daran hat, das alles unter der Decke zu halten. Es wird gefährlich für Vera.
Dies ist mein erster Roman von Claire Winter. Die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt, denn der Autorin ist es grandios gelungen, historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte zu verknüpfen.
Es geht um ein dunkles Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte. Ehemaligen Kriegsverbrechern gelang die Flucht über die Rattenlinien mit Unterstützung von höchsten Stellen. Selbst die Alliierten und die katholische Kirche unterstützen dies stillschweigend. Um der strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen, gingen diese Flüchtigen entweder nach Südamerika oder sie tauchten mit gefälschten Papieren und unbelasteter Identität wieder in Deutschland auf. Es ist bekannt, dass nach dem Krieg viele der Leute, die während der Nazi-Herrschaft das Ruder in der Hand hatten, auch nach dem Krieg wieder in verantwortungsvolle Posten gelangt sind. Sogar Adenauer hatte wenig Bedenken, als er eine Regierung bildete.
Jonathan ist ein guter Journalist, der sich in eine Sache verbeißen kann und sogar dranbleibt, wenn es gefährlich wird. Vera ist eine mutige junge Frau, die trotz der Gefahren, die Recherchen ihres Freundes weiter betreibt. Marie Weißenburg arbeitet in Bonn als Sekretärin im Parlamentarischen Rat unter Adenauer und ein Zeitungsartikel bringt sie dazu, sich für Politik und die Vergangenheit zu interessieren. Dabei stellt sie sogar die Tätigkeit ihres im Krieg gefallenen Vaters in Frage. Aber in ihrer Familie wird darüber nicht gesprochen. Die Charaktere sind sehr gut und authentisch ausgearbeitet.
Wenn man sich für Geschichte interessiert, sind einem die Fakten bekannt und doch macht es betroffen und wütend, wenn man dieses Buch liest und einem bewusst wird, wie leicht die Schuldigen davongekommen sind.
Dieses Buch ist spannend und ist fesselnd wie ein Thriller.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Empfehlenswert

Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten
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Während Commissaire Le Floch in der Pariser Oper ein Auge auf Adelaide, die Tochter des Königs hat, kommt er eine Nachricht, die für Unruhe sorgt. Der älteste Sohn des Comte de Ruissec wurde tot aufgefunden. ...

Während Commissaire Le Floch in der Pariser Oper ein Auge auf Adelaide, die Tochter des Königs hat, kommt er eine Nachricht, die für Unruhe sorgt. Der älteste Sohn des Comte de Ruissec wurde tot aufgefunden. Alles sieht nach Selbstmord aus, denn die Pistole liegt neben dem Toten und ein Abschiedsbrief. Le Floch entdeckt am Tatort einige Merkwürdigkeiten. Der Vater will nicht, dass der Selbstmord bekannt wird. Aber die Mutter hat Zweifel und bittet um ein heimliches Treffen mit Le Floch in einem Kloster. Dort kommt auch sie zu Tode.
Ich kannte Le Floch noch nicht, aber nun ist der Vorgängerband „Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel“ gleich mal auf meine Wunschliste gewandert, denn dieses Buch war sehr interessant und spannend.
Le Floch möchte die Sache aufklären, aber das wird ihm nicht leicht gemacht. Selbstmord ist in jener Zeit ein schreckliches Vergehen, so dass die Familie einen Selbstmord vertuschen will. Aber ist es wirklich Selbstmord? Auch wenn einiges darauf hindeutet, hat Le Floch Zweifel. Von seinem Vorgesetzten erhält er keine Unterstützung. Einmischungen und Intrigen behindern die Ermittlungen auch noch. Das hinter Le Floch aber nicht, sondern bestärkt ihn noch in seinen Bemühungen. Unterstützt wird er von Wachtmeister Bourdeau.
Der Autor Jean-François Parot führt uns in ein Paris der Kontraste, Prunk und Reichtum auf der einen Seite, auf der anderen Seite grauenhafte Armut. Alles ist sehr atmosphärisch dargestellt, so dass man sich in die andere Zeit versetzt fühlt. Auch in der Sprache spielt sich das wieder.
Ich lese sehr gerne historische Krimis und bin immer wieder überrascht, wie die Ermittler mit einfachen Mitteln, aber viel Verstand trotzdem Täter überführen.
Die Geschichte verläuft ziemlich ruhig, aber der Fall ist undurchsichtig und dadurch packend. Mir hat dieser historische Krimi sehr gut gefallen und ich kann ihn nur empfehlen.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Starke und mutige Frauen

Der Mut zur Freiheit
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Im Jahre 1947 leben in Madrid drei Frauen zusammen, die viel miteinander verbindet. Da ist zunächst einmal die verwandtschaftliche Beziehung, denn es handelt sich um Margarita Serrano Garciá, deren Tochter ...

Im Jahre 1947 leben in Madrid drei Frauen zusammen, die viel miteinander verbindet. Da ist zunächst einmal die verwandtschaftliche Beziehung, denn es handelt sich um Margarita Serrano Garciá, deren Tochter Valentina und die Enkelin Olivia. Aber auch ihre Lebenseinstellung und ihr Schicksal verbindet sie. Sie leben ihr Leben ohne Männer, was im katholischen Spanien zu jener Zeit fast schon anrüchig ist.
Dies ist mein erstes Buch von Katja Maybach, aber es wird sicherlich nicht das letzte sein, denn mir die Erzählweise der Autorin gut gefallen. Ihre bildhafte Sprache hat mich wundervoll die spanische Atmosphäre in Madrid spüren lassen.
Margarita wurde von ihrer Familie verstoßen, als sie schwanger wurde. Der Vater ihres Kindes hatte längst die Hochzeit mit einer anderen geplant. Sie kam bei ihrer Tante Leonora in Madrid unter und musste ihre Tochter Valentina alleine aufziehen. Obwohl sie die Verachtung der Menschen gespürt hat, hat sie sich durchgebissen. Auch Valentina hat es nicht einfach, sie liebt einen Deutschen, der sie verlässt um zu heiraten. Außerdem wird in ihrem Job gegen sie integriert. Olivia ist Tänzerin und nutzt ihre Berühmtheit, um gegen die Corrida zu kämpfen; dennoch verliebt sich ausgerechnet in einen Stierkämpfer.
Im Spanien der Franco-Diktatur ist das Leben nicht leicht. Die ständige Beobachtung von Francos Geheimpolizei schafft eine bedrückende Atmosphäre. Nie kann man sich sicher sein, ob man nicht in ihre Fänge gerät. Die Regeln machen es den Frauen schwer, selbstbestimmt zu leben, denn das Sagen haben immer nur die Männer. Doch Margarita, Valentina und Olivia nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und gehen ihren Weg, auch wenn ihnen der Wind permanent ins Gesicht bläst. Sie wachsen mit den Widerständen, die ihnen das Leben schwer machen. Dabei müssen sie so einige Schicksalsschläge hinnehmen.
Mir haben diese selbstbewussten und kämpferischen Frauen gut gefallen und ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten.
Eine fesselndes und sehr emotionales Buch, das ich sehr empfehlen kann.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Der Sommer der Veränderung

Die Schönheit der Nacht
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Ich hatte bisher noch kein Buch von Nina George gelesen und muss sagen, dass ich von der poetischen Sprache begeistert bin.
Die Pariser Verhaltensbiologin Claire spürt eine zunehmende Unzufriedenheit mit ...

Ich hatte bisher noch kein Buch von Nina George gelesen und muss sagen, dass ich von der poetischen Sprache begeistert bin.
Die Pariser Verhaltensbiologin Claire spürt eine zunehmende Unzufriedenheit mit ihrem Leben. Sie ist mit Gilles verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn namens Nicolas. Doch Claire fehlt etwas, das sie selbst nicht genau benennen kann, obwohl sie von Berufs wegen die Fachfrau ist. Gilles und sie versuchen Abstand zu wahren und beide sind nicht glücklich mit der Situation. Dann bringt Nicolas seine Freundin Julie mit und es wird etwas in Bewegung gesetzt, dessen Folgen nicht abzusehen sind. Sie beschließen, gemeinsam den Sommer in Claires Haus an der bretonischen Küste zu verbringen.
Julie ist jung und hat ihren Weg im Leben noch nicht gefunden. Sie wünscht sich, auf der Bühne zu stehen und zu singen und hat doch nicht den Mut dazu. Als sie Claire begegnet, ist sie fasziniert von dieser interessanten und selbstbewussten Frau. Wie könnte sie auch ahnen, dass Claire sich in Wirklichkeit verloren hat.
Zwischendurch erfahren wir immer mehr von Claires Leben, die schon als Kind große Verantwortung in ihrer Familie übernommen hat. Später dann wurde sie viel zu früh Mutter und hat sich selbst nicht entdecken können. Gilles ist Komponist und Claire sorgt mit ihrem sicheren Einkommen dafür, dass es an nichts mangelt. Sie hat also immer funktioniert und ihre Sehnsüchte nicht hochkommen lassen.
Dieser Sommer verändert das Leben dieser Personen. Das Meer hilft dabei, zu ergründen, was man wirklich vom Leben will. Claire und Julie kommen sich näher und entwickeln Gefühle füreinander.
Eine sehr sinnliche Geschichte über Sehnsüchte und das Sich-Finden, die nachdenklich stimmt.

Veröffentlicht am 20.05.2018

Korsische Blutrache

Das korsische Begräbnis
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Eric Marchand ist Krimiautor, allerdings läuft es im Moment nicht so richtig, denn er hat eine Schreibblockade. Er erhofft sich, dass dies durch ein anderes Umfeld behoben wird. Beim Durchstöbern der Hinterlassenschaften ...

Eric Marchand ist Krimiautor, allerdings läuft es im Moment nicht so richtig, denn er hat eine Schreibblockade. Er erhofft sich, dass dies durch ein anderes Umfeld behoben wird. Beim Durchstöbern der Hinterlassenschaften seiner Mutter entdeckt er, dass sein Wurzeln wohl in Korsika liegen. Also macht er sich auf, um Inspirationen für sein Buch zu bekommen und um das Familiengeheimnis zu ergründen. Doch auf Korsika gibt es auch die Mafia und Blutfehde ist immer noch ein Thema. Daher wird es für ihn gefährlich, als er unbequeme Fragen stellt.
Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und die Insel Korsika mir ihrer imposanten und rauen Bergwelt ist sehr bildhaft beschrieben, so dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Die Kultur und Traditionen der Korsen sind auch ausreichend beschrieben. Dabei geht es nicht nur um die Mafia und Blutfehde, sondern auch die Verstorbenen nehmen immer ihren Platz unter den Lebenden ein.
Eric ist ein sympathischer Mensch, der neugierig und manchmal sogar ein wenig leichtsinnig ist. Als er einen Unfall hat, begegnet er der jungen Laurine, die zwar kein Arzt ist, aber viel von der Behandlung aller möglichen Wehwehchen versteht. Eric merkt zwar, dass es hilft, nimmt aber den korsischen Aberglauben nicht ganz ernst.
Chefinspektor Mahmoud Clément ist noch nicht so lange bei der Police Nationale Ajaccio. Als ein örtlicher Politiker ums Leben kommt, hat er es bei den Ermittlungen als Nicht-Korse gar nicht einfach, denn die Einheimischen halten zusammen, auch wenn sie noch so verfeindet sind. War es ein Unfall oder Mord? Er geht ungewöhnliche Wege, um sie Sache aufzuklären.
Auch wenn dieser Kriminalfall etwas ins Hintertreffen gerät gegenüber Erics Ermittlungen in eigener Sache, so hat mir dieses Buch doch gut gefallen.
Ein gelungener und spannender Krimi mit tollen und interessanten Charakteren und einer ganz besonderen Atmosphäre.