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Veröffentlicht am 23.05.2018

Warmherziger, humoriger britischer Chic-Lit über Freundschaften und das, nicht immer so einfache Promileben.

Ein Kuss unterm Sternenhimmel
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Roxy galt vor nicht allzu langer Zeit als Kult TV-Moderatorin, die jeden noch so hippen Prominenten interviewen durfte. Die Paparazzo liebten sie und sie war der Star auf jeder Promiparty. Doch gerade ...

Roxy galt vor nicht allzu langer Zeit als Kult TV-Moderatorin, die jeden noch so hippen Prominenten interviewen durfte. Die Paparazzo liebten sie und sie war der Star auf jeder Promiparty. Doch gerade die Welt der Stars und Sternchen ist sehr schnelllebig und so kommt es, wie es vielleicht kommen musste: Eines Tages kräht kein Hahn mehr hinter Roxy hinterher. Plötzlich stehen andere Menschen im Rampenlicht. Und bekommen TV Engagements, während sich Roxy, bei dem Versuch alle Senderanstalten abzuklappern, die Finger wund tippt. Und alles ohne Erfolg.

Am Tiefpunkt ihrer Karriere lernt sie ausgerechnet den Schwarm ihrer Jugendzeit kennen. Woody, einst ein berühmter Popsänger, dessen Poster einst viele Wände in den Zimmern der britischen Jugend zierten und der seine Karriere freiwillig an den Nagel hängte, lebt und arbeitet mittlerweile in dem Nobelwohnviertel Lavender Heath. Doch sein neuer Job ist alles andere als glamourös. Er ist Fensterputzer geworden. Roxy kann es nicht fassen, dass Woody sich von der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Als er sie zu sich nach Hause einlädt, kann sie dennoch nicht widerstehen und hofft auf ein heißes Date.

Stattdessen sieht sie sich dort mit Woody und seiner bunt zusammen gewürfelten Ex-Promi-Selbsthilfegruppe konfrontiert, die aus einem Ex-TV-Serienstar, einer Ex-Politikerin, einer Ex-Autorin, einer Ex-Fußballerfrau, einem Ex-Model, einem Ex-TV Meteorologen und einem Ex-Hollywoodstar besteht.
Roxy ist empört; kann sie zunächst absolut keine Parallelen zu dieser traurigen „Gurkentruppe“ und ihrer Wenigkeit; die ganz sicher nur eine kurze Durststrecke zu überstehen hat, bis sie wieder im Rampenlicht steht, ziehen. Doch als sie Terence, Sue, Holly, Chelle, Austin, Simon und vor allem Woody bei den wöchentlichen Treffen, besser kennen lernt, stellt sie fest, dass diese Leute im Grunde ein sympathischer Haufen sind und schließt sie schnell in ihr Herz. Es fühlt sich schön für Roxy an, echte Freunde gefunden zu haben und so beschließt sie auf ihre unnachahmliche Art, ihnen unter die Arme zu greifen, damit sie zusammen den Weg zurück ins Rampenlicht finden können. Doch das ist gar nicht so einfach, denn es scheint, als habe es sich jemand zur Aufgabe gemacht, bösartigen Klatsch und Tratsch über Roxys Freunde zu verbreiten. Wer mag bloß der Maulwurf sein, der die Freunde für eine Schlagzeile ausspioniert hat? Und hat Roxy eine Chance bei Woody, oder ist der, wie es alle glauben, hoffnungslos verliebt in seine Freundin Jennifer?

Auf der Suche nach einer hoffentlich unterhaltsamen und humorvollen Liebeskomödie, stieß ich beim Stöbern auf Eleanor Prescotts Roman „Ein Kuss unterm Sternenhimmel“. Alle Personen in diesem Roman, stecken inmitten einer Sinnes oder Schaffenskrise und ausgerechnet Roxy gelingt es schließlich (die zunächst noch glaubt, sie wäre die einzige echte Prominente unter dem traurigen Haufen) ihnen wieder Selbstvertrauen zu geben. Wie die quirlige Roxy das in Angriff nimmt und wie sie erst einmal selbst begreifen muss, dass auch ihr Promistern längst gesunken ist, hat die Autorin auf witzige, kurzweilige und auch warmherzige Weise geschildert. Überhaupt wirken sämtliche Figuren in diesem Roman sehr lebensecht, so dass die Lesezeit wie im Fluge vergeht.
Man bekommt auch einen interessanten Einblick in das schnelllebige, gnadenlose Showbizz geboten- skurril aber auch schonungslos werden die Promis in diesem Roman bei Arrangement-Anfragen abgewimmelt. Manches Mal musste ich beim Lesen schmunzeln, aber oftmals ertappte ich mich auch dabei, Mitleid mit Roxy, Woody & Co zu haben. So ein Promileben scheint wirklich kein Zuckerschlecken zu sein; vor allem, wenn man die Ü-40 erreicht hat: Das ist das Fazit das man aus dieser Geschichte ziehen kann.

Die Autorin hat einen eingängigen Schreibstil und auch die Übersetzung empfand ich als sehr gelungen, denn Roxys Quirligkeit und ihre manchmal etwas „rotznasigen“ Dialoge, wirken zu keinem Zeitpunkt „too much“ oder aufgesetzt, sondern ganz natürlich.
Aber wer jetzt befürchtet, dass die Oberflächlichkeit überhandnimmt, kann ganz beruhigt sein, denn in erster Linie ist dieses Buch eine Geschichte über Freundschaft, über Selbstfindung und auch die Romantik kommt nicht zu kurz, denn Roxy verliebt sich Hals über Kopf in Woody, den sie schon als Teenager sehr mochte. Und auch zwei weiteren Personen der Promi-Selbsthilfegruppe haben großes Interesse aneinander. Die Geschichte wird aus der Sicht von Roxy und abwechselnd auch aus der ihrer Promikollegen vorangetrieben, so dass man sich als Leser in jedes Mitglied der Selbsthilfegruppe gut hineindenken kann. Mir persönlich sind beim Lesen besonders Sue, das nun etwas mollige Ex-Model, Cressida, die Ex-Politikerin und Simon, der einst als Nick- die Natter“ einen TV Serienfiesling verkörperte, ans Herz gewachsen.
Mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht, außer dass ich zu “Ein Kuss unterm Sternenhimmel” eine Leseempfehlung an alle Fans britischer Romankost aussprechen möchte.

Kurz gefasst: Warmherziger, humoriger britischer Chick-Lit über Freundschaften und das, nicht immer so einfache Promileben.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Lesetipp!

Die Tochter des Giftmischers
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Francesca Giordanos Vater der im Dienste von Kardinal Rodrigo Borgia stand, in dem er dessen Familie vor heimtückischen Giftanschlägen schützte, wird eines Tages ermordet. Francesca, die von Kindesbeinen ...

Francesca Giordanos Vater der im Dienste von Kardinal Rodrigo Borgia stand, in dem er dessen Familie vor heimtückischen Giftanschlägen schützte, wird eines Tages ermordet. Francesca, die von Kindesbeinen ebenfalls in die Künste ihres Vaters eingeweiht wurde, schwört dem Mörder bittere Rache. Um den Posten ihres Vaters zu bekommen und ein Exempel zu statuieren, bringt sie zunächst den neuen Mann Rodrigo Borgias mit Gift um. Ihr gefährlicher Plan geht auf- statt sie zur Rechenschaft zu ziehen, erkennt Kardinal Borgia Francescas Fähigkeiten und bietet ihr schließlich die Stelle ihres Vaters an.

Was Francesca jedoch nicht ahnt, ist, dass der Kardinal einen gefährlichen Plan verfolgt, den sie nun an ihrer Vatersstatt erfüllen soll. Dazu muss sie ein tödliches Gift entwickeln, das jedoch nicht als Gift erkennbar sein darf- im Gegenteil muss es so aussehen, als ob der Getötete eines natürlichen Todes starb. Und der Mann, den Francesca für Borgia töten soll, ist kein geringerer als der momentan amtierende Papst- eigentlich schreckt Francesca vor dieser Tat zurück, doch dann erfährt sie, dass der Papst persönlich den Tod ihres Vaters in Auftrag gegeben haben soll und so überdenkt sie noch einmal Kardinal Borgias Befehl. Ihre Mission wird lebensgefährlich, als sie nach und nach dunkle Geheimnisse erfährt, die ihr Vater vor ihr verheimlichte, doch wenigstens hat Francesca zuverlässige Mitverschwörer, die sie bei ihrem Vorhaben unterstützen wollen -selbst wenn es sie ihr Leben kosten sollte…

Die Familie Borgia ist dank einiger hochkarätiger TV-Serien zur Zeit in aller Munde und so wundert es nicht, dass man nun auch in literarischer Form mit dieser Familie konfrontiert wird. Aber wer bislang skeptisch war und „Die Tochter des Giftmischers“ lediglich für den Versuch hält, auf einen bereits fahrenden Zug aufzuspringen, kann hier beruhigt zugreifen. Ich gebe zu, ich war trotz des sehr ansprechenden Covers zunächst auch recht argwöhnisch, doch meine Bedenken haben sich beim Lesen völlig zerstreut.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht eine sehr ungewöhnliche Frauenfigur, die von ihrem Wesen her ganz sicher nicht dem typischen Romanheldinnenprofil entspricht- sie entwickelt durchaus Gefühle für diverse Personen in ihrem nahen Umfeld- doch sie ist auch in der Lage diese Gefühle für ihre Mission hinten an zustellen um möglichst effizient zu agieren. So vermutet man zunächst, hinter ihrem nüchternen, kühlen und abgeklärten Handeln würde sich eine unsympathische Einzelgängerin verbergen- doch je besser man die Heldin im Laufe des Romans kennen lernt und ihren Dialogen und Gedankengängen folgt (der Roman ist in Ich-Form geschrieben und ab und an wendet sich die Heldin auch an die Leser persönlich) umso mehr Verständnis entwickelt man unweigerlich für sie; zumal sie während ihrer Aufgabe oft mit sich und ihrem Gewissen hadert, was sie sehr menschlich macht.

Sehr stark fand ich die Dialoge zwischen Francesca und diversen Nebenfiguren, wie zum Beispiel Rocco dem Glasmacher, zu dem sie sich trotz eines abgelehnten Heiratsantrag ihrerseits immer noch hingezogen fühlt, oder auch zwischen ihr und Rodrigo Borgia. Die Autorin macht dabei aber keinesfalls den Fehler in Sachen Rodrigo Borgia zu polarisieren- weder stellt sie ihn als Unmenschen dar, noch erklärt sie ihn zum Heiligen. Stattdessen beschränkt sie sich darauf, historische Tatsachen einzustreuen- wie etwa Borgias Machthunger, seinen Hang zum Familienzusammenhalt, seine Intelligenz und sein intrigantes Ränkespiel.

Obwohl man sehr schnell erfährt, was Rodrigo Borgia von Francesca erwartet, baut die Autorin den Spannungsbogen danach kontinuierlich auf, um ihn bis zum Ende konstant hoch zu halten. Francescas Mission allein ist es nicht, die die größten Spannungsmomente verspricht, sondern ein gefährlicher Widersacher und Eiferer, der Ränke schmiedend und für seine Sache mordend durch Rom streift und Francesca das Handwerk legen will.

Einmal begonnen, konnte ich diesen historischen Roman nicht mehr aus den Händen legen- es ist ein echter Pageturner und fast schon eher als historischer Krimi zu bezeichnen, als ein reiner historischer Roman zu sein.

Ein wenig mehr Hintergrund hätte ich mir Francescas Arbeit als „Giftmischerin“ betreffend gewünscht- zwar baute die Autorin diverse Szenen ein, in denen sie ihre Heldin mit gewissen Mixturen hantieren ließ, doch diese wurden leider etwas zu spärlich eingesetzt.

Dafür sind sowohl Haupt als auch die wichtigsten Nebenfiguren hervorragend charakterisiert und haben Tiefe- auch verströmt der Roman sehr viel historisches Flair, so dass einem Lesevergnügen für Fans historischer, zugegeben etwas düsterer Lektüre, nichts mehr im Wege steht. Ich jedenfalls bin sehr begeistert und angenehm überrascht von „Die Tochter des Giftmischers“ gewesen und bin gespannt, ob es noch weitere Fortsetzungen über Francesca geben wird.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Der vergessene Strand“ entpuppte sich für mich als unter die Haut gehender Schmöker, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte und der für mich eines der Lesehighlights im Bereich der Frauen und Familienromane in 2013 darstellt.

Der vergessene Strand
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Amelie lebt zusammen mit ihrem Verlobten Michael in Deutschland. Eigentlich möchten beide bald heiraten, doch dann geschieht etwas, mit dem Amelie nie gerechnet hätte. Nicht nur dass Michael fremdgeht, ...

Amelie lebt zusammen mit ihrem Verlobten Michael in Deutschland. Eigentlich möchten beide bald heiraten, doch dann geschieht etwas, mit dem Amelie nie gerechnet hätte. Nicht nur dass Michael fremdgeht, die Andere wird auch noch prompt schwanger von ihm. Dennoch beteuert Michael seine Liebe zu Amelie und will unbedingt an den Heiratsplänen festhalten. In Amelie ist seitdem etwas zerbrochen und um einen klaren Kopf zu bekommen stürzt sie sich in ihr Buchprojekt, über eine berühmte Persönlichkeit der britischen Geschichte, Beatrix Lambton, der es damals trotz der konventionellen Zwänge der Gesellschaft gelang, gewisse Freiheiten zu erwerben.

Als Amelie, die auf der Suche nach verschollenen Briefen zwischen den Lambtonschwestern ist, in Pembroke ankommt, wo zumindest Anne Lambton eine gewisse Zeit lebte, begegnen ihr die Dörfler sehr unfreundlich, was Amelie nicht nachvollziehen kann. Seltsamerweise scheint es aber so zu sein, dass sie irgendwann schon einmal in Pembroke gewesen sein muss, denn besonders eine Erinnerung an ein Landhaus im Ort, dass eine blaue Haustür besitzt, hat sich tief in ihr Gedächtnis gegraben. Zumindest der Apotheker des Ortes, Dan bemüht sich um Amelie und steht ihr zusammen mit dem Mitarbeiter der Bibliothek zur Seite, so dass ihr Buchprojekt langsam Formen annimmt. Währenddessen bemüht sich Michael fieberhaft, die Wogen zwischen Amelie und ihm zu glätten. Wird es ihm gelingen, oder werden Amelie durch die Geschichte über Anne Lambton die Augen für die Dinge, die wirklich wichtig im Leben sind, geöffnet?

„Der vergessene Strand“ erzählt abwechselnd gleich zwei Geschichten über zwei Frauen, die am Scheideweg ihres Lebens stehen und wichtige Entscheidungen treffen müssen. Während Amelie in der Gegenwart mit Beziehungsproblemen und längst verdrängten, tragischen Erinnerungen an ihre Kindheit konfrontiert wird, haben die Lambton-Schwestern um anno 1888 ganz andere Probleme.
Beatrix, die ältere der beiden Mädchen lernt auf einem Ball den viel älteren Earl Henry Trisk kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Wenig später macht Henry Beatrix einen Heiratsantrag den sie freudig annimmt. Ihre Ehe entpuppt sich trotz allem jedoch als ernüchternd, denn Henry hält sich auch weiterhin Mätressen. Aber Beatrix, ganz eine Frau ihrer Zeit, akzeptiert Henrys Schwächen und schafft sich trotzdem gewisse Vorteile in ihrer Ehe, da Henry seine Frau fast in allen Belangen frei schalten und walten lässt. Während Beatrix gut und über ihren Stand verheiratet wurde, wird Anne von einem Adligen schwanger, der bereits verheiratet ist. In dieser Zeitepoche eine Katastrophe…

Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, beide Geschichten gleich spannend zu erzählen, wobei angemerkt werden sollte, dass Annes und Beatrix Werdegang zu größten Teilen lediglich in Briefen geschildert wird, was der Spannung aber nicht abträglich ist.
Julie Peters verzichtet bei ihren Schilderungen des historischen Handlungsstrangs auf kitschig triefende Schilderungen diverser Liebesszenen und schafft stattdessen unter die Haut gehende Emotionen, die sehr echt wirken und den Zwiespalt, in dem sich die weiblichen Hauptakteure befinden, sehr gut offenbaren. Es ist jedoch in erster Linie (auch wenn durchaus eine Liebesgeschichte in diesem Roman erzählt wird) ein spannender und berührender Selbstfindungsroman, den man einfach nicht eher weglegen kann, bis man als Leser erfahren hat, wie Amelie sich letztendlich entscheidet und welches Geheimnis die Dörfler in Pembroke vor ihr verbergen.

Kurz gefasst: „Der vergessene Strand“ entpuppte sich für mich als unter die Haut gehender Schmöker, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte und der für mich eines der Lesehighlights im Bereich der Frauen und Familienromane in 2013 darstellt.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Eine portugiesische, listenreiche Miss Marple, treibt die Pariser Polizei in den Wahnsinn! Amüsanter aber auch unterhaltsamer „Paris-Krimi“.

Die tödliche Tugend der Madame Blandel
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Die resolute Gardienne (entspricht in etwa dem Berufsbild eines Hausmeisters) Lucie, ist seit langem die gute Seele im Haus Nr. 3, das mitten in der Pariser City liegt. Statt lediglich berufsübliche Tätigkeiten ...

Die resolute Gardienne (entspricht in etwa dem Berufsbild eines Hausmeisters) Lucie, ist seit langem die gute Seele im Haus Nr. 3, das mitten in der Pariser City liegt. Statt lediglich berufsübliche Tätigkeiten zu verrichten, hat sie zudem auch für jeden ein freundliches Wort und ein offenes Ohr übrig. Dafür wird sie von den Bewohnern des Hauses heiß und innig geliebt. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel; ausgerechnet der vor einem Jahr hinzugezogene Schwiegertochter der Apothekenbesitzerin Georgette, die eingebildete und kalte Vanessa Blandel, ist die quirlige und freundliche Lucie ein Dorn im Auge.

Davon ahnt Lucie jedoch zunächst noch nichts. Erst als sie eines Tages eine unaufgeräumte, offene Wohnung vorfindet, in der Vanessa scheinbar ausgiebig dem Ehebruch frönte, während ihr Ehemann Justinien beruflich unterwegs war, vermutet Lucie ganz richtig, dass Vanessa eine Frau mit vielen Geheimnissen ist. In der Wohnung findet Lucie unter anderem auch ein Notizbuch vor, in dem die Ehefrau vermerkte, dass sie mit Lucies Diensten nicht zufrieden und im Begriff war, die Gardienne bei ihrem Arbeitgeber deswegen anzuschwärzen. Aus alter Verbundenheit mit Georgette beschließt Lucie schließlich die Indizien des Ehebruchs, wie benutzte Champagnergläser und Stricke am Bettgestell zu beseitigen und die Wohnung aufzuräumen, damit Justinien nicht verletzt wird.

Doch ihre Einmischung kommt Lucie teuer zu stehen, denn Vanessa wird wenig später als Leiche aus der Seine gefischt. Schnell steht fest, dass die junge Frau ermordet wurde. Doch ein Motiv haben gleich mehrere Personen aus Vanessas Umfeld. Während die Polizei sich auf Vanessas Geliebten einschießt, entwickelt auch Lucie, sehr zum Verdruss ihres Ehemanns, kriminalistischen Spürsinn und beginnt inkognito ihre eigenen Ermittlungen, was sie in Teufels Küche bringt…

Als Liebhaber optisch ansprechender Buchcover fiel mir auch Marie Pellissiers Paris- Krimi „Die tödliche Tugend der Madame Blandel“ gleich ins Auge, denn optisch ist das Buch ein wahrer Hinkucker. Und auch der Inhalt kann sich mehr als sehen lassen. Zwar gibt es Krimis wie Sand am Meer, doch haben die wenigsten von ihnen so einen beschwingten, manchmal sogar amüsanten Unterton zu bieten, wie es hier der Fall ist. Besonders gut haben mir neben dem zunächst undurchsichtigen Kriminalfall, die bildhaften und zahlreichen Beschreibungen der französischen Hauptstadt gefallen, die dem Leser ein wahres Kopfkino ermöglichen. Allerdings stellte sich irgendwann auch ein knurrender Magen bei mir ein, da die Autorin auch nicht vor schmackhaften, typischen Pariser Menübeschreibungen halt macht, die sie in die Story mit einflicht. Man sollte dieses Buch also nicht mit leerem Magen lesen!

Der Kriminalfall als solches, steht aber stets im Fokus des Geschehens und ist mehr als nur schmückendes Beiwerk. Viele Personen im Umfeld der Toten hatten ein Motiv, die junge Frau und Mutter zu töten und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis zuletzt im Dunklen tappte bzw. einen ganz anderen Menschen in Verdacht hatte, Vanessa Blandel getötet zu haben.

Sogleich ins Herz geschlossen habe ich die Hauptakteurin dieses Romans, die Hausmeisterin portugiesischer Abstammung, Lucie Ferreira. Ihre recht originellen Ermittlungsmethoden haben mir des Öfteren ein breites Grinsen entlockt und mich unter anderem auch an alte TV- Krimis im Stile „der unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanningers“, erinnert, was neben dem ansprechenden Kriminalfall, dann auch noch für ein gewisses nostalgisches Flair sorgte. Auch Lucies Familie, nebst Ehemann kann man einfach nur lieben, auch wenn sie meiner Meinung nach ruhig noch ein wenig mehr in den Mittelpunkt hätten rücken können. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass dies in möglichen Folgebänden der Fall sein wird. Potential für weitere Fälle hat Lucie Ferreira absolut.

Kurz gefasst: Eine portugiesische, listenreiche Miss Marple, treibt die Pariser Polizei in den Wahnsinn! Amüsanter aber auch unterhaltsamer „Paris-Krimi“.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Vom Mädchen zur Frau- Sehr mitreißender dritter Teil der „Belle“ Reihe, der unter die Haut geht und mich sehr begeistert hat. Absolute Leseempfehlung.

Am Horizont ein helles Licht
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Mari, die Tochter von Belle und Etienne ist ein kleiner Sturkopf, was sich schon sehr früh zeigt, als sie einen gefährlichen Ausflug mit ihrem Boot macht und die Warnungen ihrer Eltern damit sozusagen ...

Mari, die Tochter von Belle und Etienne ist ein kleiner Sturkopf, was sich schon sehr früh zeigt, als sie einen gefährlichen Ausflug mit ihrem Boot macht und die Warnungen ihrer Eltern damit sozusagen in den Wind schlägt. Diese Begebenheit ist jedoch nur eine der ersten, die dem Elternpaar aufzeigen, dass sie all ihre Kraft bündeln müssen, um Mari zu erziehen. Erschwerend kommt dazu, dass es erscheint, als ob das Mädchen trotz ihrer Intelligenz leider nicht viel Empathie für andere aufbringen kann und zeitweilig sogar herzlos erscheint.
Im Inneren sieht es in Mari jedoch ganz anders aus. Sie ist lediglich nicht in der Lage ihre Gefühlswelt ausdrücken zu können. Als sie, mittlerweile zu einer achtzehnjährigen jungen Frau herangewachsen ist, lernt sie einen Matrosen kennen, der sie jedoch nur ausnutzt. Irgendwann kommt die Affäre heraus und bringt Mari im kleinen neuseeländischen Ort Russell in Verruf. Ihr Ruf ist ruiniert und selbst ein Freund rät dazu, Mari für eine Weile, bis Gras über die Sache gewachsen ist, nach England zu schicken.

In England leben Belles und Etiennes Freunde Noah und Lisette, die Mari mit Freuden aufnehmen möchten. So macht sich Mari schließlich auf eine lange Seereise nach England auf, auf der sie auch auf Morgan trifft, der auf dem Schiff arbeitet und sie während sie erkrankt, gesund pflegt. Morgan scheint es ernst mit Mari zu sein und auch Mari ist verliebt, doch dann wird ihre Liebe auf eine ernstliche Probe gestellt, als sie sich nach einiger Zeit in London wieder begegnen und Morgan eine ganz andere Seite von sich preisgibt.
Beide gehen im Streit auseinander, doch der 2. Weltkrieg ändert alles und sie schreiben sich zumindest wieder. Jedoch glaubt Mari, dass sie Morgan niemals wieder sehen, geschweige denn, dass sie ihn nochmals lieben wird.
Überhaupt hat sie viele andere Dinge im Kopf, denn Mari muss zum ersten Mal in ihrem Leben lernen, sich zu behaupten und arbeiten. Als sie aber plötzlich durch einen Schicksalsschlag auf sich allein gestellt ist, nimmt ihr Leben eine dramatische Wende…

„Am Horizont ein helles Licht“ ist der bereits dritte Teil einer Serie, die mit der Liebesbeziehung zwischen Belle und Etienne ihren Anfang nahm. Leider wusste ich das zu dem Zeitpunkt, als ich zu diesem Buch griff, nicht. Obwohl ich es etwas schade fand, dass ich nun die Vorgeschichte sozusagen nur als Nacherzählung erfuhr, kam ich dennoch ohne Schwierigkeiten in diese Geschichte hinein, da es sich hier hauptsächlich um Mari, die Tochter der beiden Hauptakteure der Serie dreht, die während der Wirren des 2. Weltkriegs lernen muss, selbstständig zu werden.
Mari ist eine Romanheldin mit vielen charakterlichen Facetten. Sie hat zwar viele gute Eigenschaften, jedoch neigt sie auch zum Leichtsinn und Übermut, was ihr anfangs mehrmals zum Verhängnis wird. Jedoch ist sie gottlob lernfähig und man schließt sie als Leser schnell in sein Herz.

Richtig gut gefallen haben mir Ausdruck und Schreibstil von Lesley Pearse. Bislang hatte ich von der Autorin noch nichts gelesen und war dementsprechend sehr positiv überrascht und angetan von ihrer mitreißenden Erzählungsweise. Normalerweise habe ich es in Romanen lieber, wenn sie sehr dialogreich gestaltet sind, doch auch wenn das hier etwas anders ist und die Autorin zudem über weite Strecken die historischen Hintergründe schildert, ohne das in diesen Momenten ihre Protagonisten zu Wort kommen, wurde ich regelrecht an das Buch gefesselt, was der sehr unterhaltsamen, eingängigen Art des Erzählens geschuldet ist. Man ist beim Lesen auch nah an den Figuren und liebt und leidet mit ihnen mit. Besonders Maris und Morgans Werdegang hat mich sehr neugierig gemacht, so dass die Lesezeit wie im Fluge verging.
Aber auch die Schilderungen des Kriegsgeschehens lassen einen nicht kalt, vor allem weil sie sehr bildhaft und detailliert erscheinen und die Emotionen in einem schüren.

Kurz gefasst: Vom Mädchen zur Frau- Sehr mitreißender dritter Teil der „Belle“ Reihe, der unter die Haut geht und mich sehr begeistert hat. Absolute Leseempfehlung.