Die verlorene Geschichte“ ist geheimnisvoll, versprüht historisches Kolorit und hält den Leser bis zum Schluss in Atem. Allerdings sollte man keinen Thriller erwarten, denn auch wenn man es durchaus mit einer sprichwörtlichen „Leiche im Keller“ zu tun bek
Die verlorene GeschichteJuli 1997: Die bereits betagte Claire, die seit vielen Jahrzehnten in Australien lebt und dort ein Weingut besitzt, beschließt noch einmal in ihrer Heimat Deutschland zurückzukehren, denn dort leben ihre ...
Juli 1997: Die bereits betagte Claire, die seit vielen Jahrzehnten in Australien lebt und dort ein Weingut besitzt, beschließt noch einmal in ihrer Heimat Deutschland zurückzukehren, denn dort leben ihre Tochter und ihre Enkelin Lea. Außerdem hat Claire im Rheingebiet ein geheimnisumwittertes Haus gekauft, das eng mit Claires Familiengeschichte verwurzelt ist. Als Lea das erste Mal ihre Großmutter trifft, ist sie überfordert, denn ihre Mutter Rike hatte stets schlecht von Claire gesprochen und in all den Jahren keinen Kontakt mit Claire gehabt. Dennoch ist ihr die alte Dame auf Anhieb sympathisch und so bietet sie Claire gleich ihre Hilfe an, als sie erfährt dass ihre Großmutter vorhat, das gekaufte Haus zu renovieren. Beide Frauen verstehen sich sehr gut, doch Lea spürt immer wieder, dass ihre Großmutter Kummer hat und etwas vor ihr verbirgt.
Aber auch Lea hat so einige Probleme denn sie ist schwanger. Der Vater ihres Kindes hat mit ihr Schluss gemacht und so hat sie erst einmal keine große Lust auf weitere Männerbekanntschaften. Doch als sie Tom kennen lernt, der Arbeiten an dem Haus vornehmen soll, gerät ihr Entschluss zum ersten Mal ins Wanken. Spannend wird es für Lea als sie in dem baufälligen Haus ein Bündel Briefe und eine alte Puppe findet…
Bonnheim 1792: Die beiden Schwestern Helene und Marianne könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Marianne schön wie eine Lichtgestalt ist und ihr im Leben alles in den Schoß fällt, steht die unscheinbare aber bodenständige Helene stets im Schatten ihrer attraktiven Schwester. Beide leben mit ihrem Bruder Christoph und ihren Eltern auf besagtem Weingut, das Claire über zweihundert Jahre später kauft. Die Zeiten sind unruhig, denn revolutionäres Gedankengut der Franzosen findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger. Unter ihnen ist auch Christoph der mit der Sache der Franzosen sympathisiert. Und schon bald wird ausgerechnet auch ihre Heimat von den Franzosen besetzt. Inmitten dieser Wirren interessieren sich Helene und Marianne für denselben Mann- einen Italiener, der eigentlich nur bei ihnen als Arbeiter weilt. Das Unglück nimmt seinen Lauf, als dieser seine endgültige Wahl trifft…
Ich habe mich sehr bemühen müssen, nicht im Vorfeld zu viel vom Inhalt des Romans zu verraten, denn „Die verlorene Geschichte“ stellt eine sehr interessante und komplexe Mischung aus historischem Roman, Contemporary und Familiensaga dar, die mit einigen sehr spannenden Romanpassagen aufwartet. Man erfährt praktisch nur Stück für Stück was es mit dem Weingut auf sich hat, was dort einst passierte und welche Geheimnisse Claire mit sich herumträgt. In sich abwechselnden Kapiteln erzählt die Autorin auf mehreren Zeitebenen was einst mit Claires, Leas und Rikes Ahnen geschah und wie diese Geheimnisse der Vergangenheit dabei helfen, dass die Familie in der Gegenwart endlich wieder zueinander findet. Die Autorin hat einen sehr bildhaften, flüssigen Schreibstil und vermag es dabei ihre Figuren sehr lebendig darzustellen, so dass man sich das Haus und seine Bewohner sehr gut vor seinem geistigen Auge vorstellen kann. Zudem fand ich auch den Handlungsstrang der sich in der Zeit ab 1792 abspielt sehr spannend und interessant beschrieben, denn die Autorin versäumt es nicht, genügend historisches Kolorit beizusteuern. Auch Romantiker kommen dabei auf ihre Kosten, denn es werden gleich zwei Liebesgeschichten in dem Buch erzählt, wobei Fans des Happy Endings vielleicht ein wenig vorgewarnt werden sollten, beizeiten Taschentücher bereit zu halten.
Kurz gefasst: „Die verlorene Geschichte“ ist geheimnisvoll, versprüht historisches Kolorit und hält den Leser bis zum Schluss in Atem. Allerdings sollte man keinen Thriller erwarten, denn auch wenn man es durchaus mit einer sprichwörtlichen „Leiche im Keller“ zu tun bekommt, ist der Roman jedoch in erster Linie dem Genre Familiensaga zuzuordnen.