Allgemeines:
Titel: Das Reich der sieben Höfe - Sterne und Schwerter
Autor: Sarah J. Maas
Verlag: dtv (9. März 2018)
Genre: Fantasy
ASIN: B077JZLXGH
ISBN-10: 3423762063
ISBN-13: 978-3423762069
Originaltitel: A Court of Wings and Ruin
Preis: 14,99€ (Kindle-Edition)
21,95€ (Gebundene Ausgabe)
Seitenzahl: 752 Seiten
Weitere Bände: "Das Reich der sieben Höfe - Dorne und Rosen";
"Das Reich der sieben Höfe - Flammen und Finsternis"
Inhalt:
"Ich sehe dich, Rhys. Ich sehe dich, wie du bist. Und es gibt nichts an dir, was ich nicht mit jeder Faser meines Seins liebe."
Feyre hat ihren Seelengefährten gefunden. Doch es ist nicht Tamlin, sondern Rhys. Trotzdem kehrt sie an den Frühlingshof zurück, um mehr über Tamlins Pläne herauszufinden. Er ist auf einen gefährlichen Handel mit dem König von Hybern eingegangen und der will nur eins – Krieg. Feyre lässt sich damit auf ein gefährliches Doppelspiel ein, denn niemand darf von ihrer Verbindung zu Rhys erfahren. Eine Unachtsamkeit würde den sicheren Untergang nicht nur für Feyre, sondern für ganz Prythian bedeuten. Doch wie lange kann sie ihre Absichten geheim halten, wenn es Wesen gibt, die mühelos in Feyres Gedanken eindringen können?
Bewertung:
Nur um das gleich mal klarzustellen: Ich LIEBE diese Reihe!!! Schon die Throne-of-Glass Reihe der Autorin war für mich ein absolutes Highlight, doch nach dem unglaublichen zweiten Teil "Das Reich der sieben Höfe - Flammen und Finsternis" war ich mir sicher: diese Reihe hat eine gute Chance sogar diesen All-time-Favourite zu übertreffen. Als ich dann nach langem und sehnsüchtigen Warten endlich das Finale der Geschichte in den Händen hielt, habe ich mich zuerst fast nicht getraut, es zu lesen, denn ich wusste: Wenn ich den Band fertig habe, ist diese Geschichte zu Ende und ich muss Feyre, Rhysand und all den anderen für immer Lebewohl sagen. Tja, dann konnte ich aber doch einfach nicht widerstehen und habe das Buch in ein paar Tagen durch gesuchtet. Vornweg nur so viel: was diese Autorin erschaffen hat, gleicht an Bildgewalt und Schreibstil, einem wahren Epos und ist definitiv würdig verfilmt zu werden. Ich kann gar nicht sagen wie sehr ich diese Welt und ihre Bewohner liebe und jeden Lesemoment genossen habe!
Das Cover reiht sich in der Gestaltung ganz wunderbar in die Reihe ein und wirkt gleichzeitig weniger verspielt wie die ersten beiden Teile. War Feyre zuvor noch in einem bunten, mädchenhaften Kleid in einem Setting zusehen, dass von Ästen oder Bäumen begrenzt und von süßen Vögeln oder Schmetterlingen umrahmt wurde, sieht man die Protagonistin hier unter dem schmucklosen funkelnden Sternenhimmel in einem schwarzen Kleid stehen, dass der High Lady des Hofes der Nacht definitiv würdig ist. Um sie herum fliegen die dunklen Raben Hyberns, bereit dazu, sie anzugreifen. Wo zuvor noch sanfte Farben gewesen waren, ist hier nur grau und schwarz zu sehen. Insgesamt vermittelt das Cover mit dem wunderhübschen, durchsichtigen Buchumschlag eine düstere, magische Kriegsstimmung mit einem Hauch Untergang und Dunkelheit. Schön ist auch das mitgelieferte Lesezeichen in der Form einer Feder. Auch wenn mir die englischen Titel allesamt bessergefallen, ist doch auch der deutsche hier ganz gut getroffen!
Erster Satz: "Nach den Kriegstrommeln kamen die Schreie der Überlebenden und das Summen der Fliegen."
Das große Finale der Fantasy Saga beginnt mit einem kurzen Prolog aus der Sicht Rhysands aus dem Krieg vor dem Errichten der Mauer. Mit schonungslosen Schilderungen und klaren Worten bereitet uns die Autorin hiermit auf die dunklen Zeiten vor, die vor dem Leser und den Protagonisten liegen, denn nun - fünf Jahrhunderte später - steht ein neuer Krieg an und auch dieser wird schreckliche Opfer fordern. Um bestmöglich auf den Kampf gegen Hybern vorbereitet zu sein, war Feyre nach den schrecklichen Ereignissen um den Kessel herum im vergangenen Teil an den Frühlingshof zu Tamlin zurückgekehrt um den High Lord, den sie einst so innig geliebt hatte, bei seinem Bündnis mit dem entfernten, gefährlichen Königreich auszuspionieren. Während sie das traumatisierte Mädchen spielt, schafft sie es gekonnt, unauffällig Keile in den Hof ihres Ex-Geliebten zu treiben und von Frühlingsstimmung kann keine Rede mehr sein. Als zwei königliche Abgesandte aus Hybern und die Verräterin Ianthe dazukommen, eskaliert die Situation langsam und Feyre rettet sich einmal mehr in Rhysands Arme. Doch auch das gibt ihr nur wenig Aufschub. Auch im behaglichen Rahmen Velaris´ ist der heranrückende Krieg zu spüren und der innere Kreis muss mit der Suche nach Verbündeten beginnen: ein Treffen aller High Lords scheint eben so unvermeidlich wie Bündnisse mit äußerst gefährlichen, uralten Kreaturen, auch wenn diese unerfüllbare Forderungen stellen und alles nach einem Opfer schreit...
Die Geschichte ist in drei Teile geteilt, wovon der erste, "Prinzessin der Aasfresser" auf dem Frühlingshof spielt. Für alle, denen nach dem Ende des zweites Teiles das Herz fast stehen geblieben wäre - keine Angst, dieser Teil endet nach 110 Seiten schon wieder und geht mit einer 400seitigen Ausführung über die Kriegsvorbereitung und Bündnisschließung weiter, bevor wir uns dann auf einen 200seitigen Kampf freuen dürfen, der noch einmal alles auf den Tisch holt, was die beiden Teile zuvor angesprochen haben. Bis zum Beginn des letzten Teiles, in dem wir vor allem viele epische Szenen und Action serviert bekommen, ist die Handlung eigentlich wenig spektakulär. Die "Queen of Fantasy" spielt hier vor allem mit den inneren Dämonen ihrer Charaktere und setzt auf die brodelnde Vorkriegsstimmung, die unter anderem von unheilvollen Ankündigungen, überraschende Wendungen und der Dynamik der Charaktere lebt.
"Meine Stimme war rau. "Wir sind im Krieg. Wir haben nur wenige Verbündete, und die, die wir haben, vertrauen uns nicht." Ich schaute ihnen allen in die Augen - meiner Schwester, Lucien, Mor, Azriel und Cassian. Dann Amren. Zum Schluss meinem Seelengefährten. Ich drückte noch einmal seine Hand, denn ich spürte, wie die Schuld ihre Klauen in sein Innerstes schlug. "Ihr alle habt den Krieg erlebt. Und ihr habt ihn überlebt. Aber ich glaube, wir sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn wir zulassen, dass uns etwas entzweit."
Dabei lernen wir endlich alle High Lords Prythians kennen: Helion, der strahlende High Lord des Hofes des Tages, der sanftmütige Thesan vom Hof des Morges, der kompromissbereite Tarquin vom Sommerhof, den wir schon zuvor treffen durften, der eiskalte Kallias vom Winterhof, der mitleidslose Beron vom Herbsthof und schließlich Tamlin vom Frühlingshof, der einfach nur wütend ist. Wütend, weil Feyre ihm schon wieder zugunsten Rhysands verlassen und seinen Hof dabei in Zwietracht und Zerstörung zurückgelassen hat, wütend, weil er ein Bündnis mit einem Sadisten geschlossen hat und er eigentlich gar keinen Krieg wollte.
Doch nicht nur mit den High Lords treten ungeahnte neue Mächte und Möglichkeiten auf den Plan, auch uralte Wesen, die wir schon zuvor zu fürchten gelernt haben, werden wieder auf den Plan gerufen. So bekommt die Weberin einen zweiten Auftritt, genau wie der Knochenschnitzer und eine unheimliche Macht, die Feyre vom Grund einer alten Bibliothek befreite. Und auch hinter das Geheimnis um Amren dürfen wir endlich dahinter kommen. Immer mehr und neue Asse schüttet sich Sarah J. Maas aus dem Ärmel, es werden verborgene Königinnen gesucht, ganze vergessene Königreiche kommen ins Spiel, Pakte mit alten Freude und neuen Verbündete geschmiedet, sie alle kämpfen mit Feyres Schwestern und ihrer Familie vom Hof der Träume für das, was ihnen alles bedeutet: ihr Leben, der Frieden, ihr Land.
"Es war nicht nur der Verlust von Leben, der ein Land zerriss. Es waren die geschundenen Seelen, die zurückblieben. Ich konnte nach Velaris heimkehren, konnte erleben, wie Frieden geschaffen und Städte neu aufgebaut wurden. Aber diese Schlacht, dieser Krieg würde mich für immer verändern. Der Krieg würde mich begleiten, noch lange, nachdem er geendet hatte, wie eine unsichtbare Narbe, die vielleicht verblassen, aber nie vollständig verschwinden würde. Aber für meine Heimat, für Prythian, für die Welt der Sterblichen und für das Leben so vieler würde ich es wieder tun. Immer und immer wieder."
Wieder hat mich das Buch eiskalt erwischt und immer wieder aufs Neue entsetzt. So langsam zweifle ich wirklich an meinem "Plot-Näschen", das mir eigentlich immer ganz gut beim Voraussehen von Wendungen geholfen hatte. Nachdem mich die Autorin nun schon so oft überrascht, mich mit ihren Wendungen glatt an der Nase herum geführt und die Handlung in eine unerwartete Richtung gelenkt hat, dachte ich so langsam, nun hätte ich alles überblickt und das Muster verstanden - und dann kam wieder so eine Überraschung, die ich einfach nicht voraussehen konnte und wieder eine... Eine nach der anderen haute sie raus, sodass ich einfach nur sprachlos war und nur staunen konnte, was sich unsere liebe Frau Autorin da mal wieder für uns ausgedacht hatte. Vor allem eine Entwicklung gegen Ende hat mich dazu gebracht, entsetzt auf und ab zu hüpfen, "Nein!", "Nein!", "Nein, das hat sie nicht wirklich gemacht!", zu brüllen, sodass mich meine Eltern seltsam anschauten, und nochmals die ganzen Ereignisse in allen Teilen zu überdenken.
"Sein lustvolles Stöhnen erfüllte das Zelt und übertönte das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden. Leben und Tod, so nah beieinander, beide unser ständiger Begleiter. Ich feierte die Liebe, die wir hatten, mit meinen Händen, mit meinem Mund, mit meinem ganzen Körper, und ich hoffte, dass dieses Stück Leben, das wir darboten, dieses strahlende Licht zwischen uns, den Tod in Schach halten würde.
Leider gab es trotz des fast 800seitigen Umfangs und den vielen interessanten Geschehnissen einige Vorkommnisse, die sehr am Rande behandelt, Geheimnisse, die im Schnelldurchlauf aufgeklärt und Probleme, die mit einem kurzen Ausflug beseitig werden. Zum Beispiel über Lucians Suche nach Vassa hätte ich gerne noch mehr erfahren, Feyres Blick in den Ouroboros wird auf eine Nacherzählung für Rhys verlegt und auch Elains Gefangenschaft wird sehr schnell gelöst. Auch wenn ich der Geschichte das keinesfalls böse nehmen kann, hätte Sarah J. Maas die Geschichte ohne Probleme ein wenig umstrukturieren und zu einer Quadrologie werden lassen können. Dann wäre der Abschied von Prythian und all seinen magischen Bewohnern noch ein wenig vertagt gewesen. Aber auch so wird durch ein flottes und beschwingtes Erzähltempo verhindert, dass auf den vielen Seiten auch nur der Hauch von Langweile aufkommt.
"Du fürchtest dich nicht", knurrte Rhys. "Denk daran, dass du ein Wolf bist. Und einen Wolf fängt man nicht."
Ohne den außergewöhnlichen Schreibstil Sarah J. Maas´, den ich hier zum wiederholten Male noch einmal würdigen will, hätte die Geschichte einiges eingebüßt. Wie für die ganze Reihe gibt es ein Wort, das ihr erstaunliches Talent Worte in Sätzen so zu platzieren, dass sie der Geschichte alleine durch den Schreibstil ein imposantes Auftreten verleihen, super beschreibt: EPISCH. Durch ihre teils sehr außergewöhnliche Wahl der Worte und einer intensiven Szenenbeschreibung, fühlt man sich oft, als würde man einem Film zusehen, der vor den eigenen Augen abläuft. Ein wunderbarer Film voller Action, Gefühle und Hintergrund und mit genialen Schauspielern...
Manche Fantasy-Welten werden einmal aufgebaut und dann spielt sich die Handlung in diesem statischen Bühnenbild ab. Doch nicht bei dieser Reihe: Ständig verändert sich der Fokus, der Blickwinkel, der Handlungsort der Geschichte, es werden neue Dinge aufgenommen, bestehende ändern sich - eine stetige Entwicklung, die die Geschichte so perfekt und schlüssig erweitert, dass aus dem roten Fanden, ein rotes Band wird. Das ist eine Fähigkeit, für die ich Sarah J. Maas immer bewundern werde: ihre zusammenhängende Darstellung der Welt, die immer komplexer, verschachtelter und geheimnisvoller wird, mit jedem Charakter und Handlungsstrang der dazukommt. Dabei verliert sie nie das Wesentliche aus den Augen und überlädt die Story auch nicht - sie pickt sich einzelne interessante Aspekte gekonnt heraus, welche dann weiter gesponnen und vernetzt werden, bis ein umwerfendes Gesamtergebnis entsteht!
"Früher hatte ich immer gedacht, der Tod sei eine Art friedliche Heimkehr, ein süßes, trauriges Wiegenlied, das mich ins Jenseits begleiten würde. Jetzt wusste ich, dass mich keine süße Melodie erwartete. Das Wiegenlied des Todes war das eintönige Brummen von Fliegen, denn Fliegen und Maden waren seine Handlanger."
Und noch etwas lässt dieses Werk aus der Fantasy-Branche herausstechen: die wunderbaren Charaktere, die ans Herz gehen wie kaum in einem anderen Roman.
Wieder setzt uns die Autorin als erzählende Figur eine starke, weibliche Kämpfernatur vor, die in ihrer Entwicklung einem Phönix gleicht: zuerst lernten wir Feyre Archeron als armer, hilfloser Mensch kennen, der seine Familie mit Jagd im Wald überm Wasser zu halten versucht und durch Zufall in die Welt der Fae hineingerät. Am Frühlingshof durch die Liebe und Aufmerksamkeit Tamlins wird sie vom ungestümen Mädchen zur Dame, die weiß, wie sie ihre Talente einsetzten muss, weswegen sie auch in der Lage ist, die Hölle unter dem Berg Amaranthas zu überleben, auch wenn sie dort herumgeschoben wird, wie eine Schachfigur und schließlich stirbt, nur um als Fae wieder aufzuerstehen und langsam ihren Platz an der Seite Rhysands, ihres Seelengefährten findet und dann als High Lady in die Schlacht zu ziehen und sich selbst zu finden - die starke, unerschütterliche Frau, die sie eigentlich schon immer gewesen war und das durch die Kraft der sieben High Lords ihre Asche abgeschüttelt hat und neu geboren wurde. Schon immer habe ich sie für ihre Willenskraft, ihre Kämpfernatur und ihr scheinbar unerschütterliches Vertrauen bewundert. Hier schafft sie es jedoch endgültig das zaghafte Mädchen in ihr abzuschütteln und ganz zur High Lady an Rhysands Seite zu werden...
"Wo sind wir hier?" Wir alle schauten Lucien an. "Zu Hause", sagte ich. "Das ist mein Zuhause." Ich sah, wie er alles in sich aufnahm. Keine Dunkelheit. Keine Schreie. Kein Blut, kein Moderngestank, sondern der Duft von Meer und Zitronen. Das Gelächter von Kindern. Das größte Geheimnis in der Geschichte von Prythian. "Das ist Velaris", sagte ich. "Die Stadt des Sternenlichts." Er schluckte. "Und du bist die High Lady des Hofes der Nacht."
Ja Rhysand, ... der liebevolle Rhys, der mächtige High Lord des Hofes der Nacht. Es fällt mir wirklich schwer Worte zu finden, die diesem wundervollen Charakter auch nur annähernd gerecht werden. Sarah J. Maas schafft es hier alle Klischees und Vorgaben an männliche Protagonisten zu sprengen und das Ergebnis ist ein authentischer, ehrlicher Charakter, den man einfach Lieben und verstehen muss. Mit jeder Seite habe ich mich mehr in ihn verliebt und mir von Herzen ein glückliches Ende gewünscht. Auch wenn er in der Vergangenheit als Herr der Finsternis nach außen eine grausame Maske trug und landesweit gefürchtet wird, ist er dem Bad Boy Klischee so weit entfernt, wie man es nur sein kann. Wie Feyre sehr schnell herausgefunden hat verbirgt sich hinter der kalten Fassade, die alle außer seinem Hof der Träume, seiner verborgenen Stadt Velaris und seiner Familie zu sehen bekommen, ein verletzliches Herz, zarte Hoffnung, leidenschaftlicher Einsatz, aufopferungsvolle Treue und viel Liebe zu seiner Familie. Genau wie Feyre leidet auch er immer noch sehr unter den Jahren an Amaranthas Hof und würde alles dafür tun, um einen weiteren Krieg zu verhindern. Auch seine Fassade fallen lassen und der ganzen Welt zeigen, wer die wirklichen Herrscher der Nacht sind: sanftmütige, aber mächtige Kreaturen, die man gerne zum Freund und ungerne zum Feind haben will.
"Rhys blickte uns alle an, die wir hier auf dieser sonnengeküssten Wiese versammelt waren. Unsere Familie. Unser Hof. Der Hof der Träume. (...) Er wischte mir sanft die Tränen weg, die über meine Wange rollten "Ich glaube, dass alles genau so passiert ist, wie es passieren sollte. Damit ich dich finden konnte.(...) Wir gehen heute in den Kampf und wir werden den Tod erst dann als unausweichlich annehmen, wenn wir in die Anderswelt treten. Wir werden für das Leben kämpfen. Und für die Zukunft. (...) Es gibt in meinem Leben keine größere Freunde und Ehre als die, euch gekannt zu haben."
Sarah J. Maas begeht zum Glück nicht den große Fehler, den die meisten Finalbände so schwächeln lassen: die Nebencharaktere als ´fertig charakterisiert´ zu definieren und sie zu feststehenden Rollen zu zwingen, die ganz als Statisten im Kampf untergehen. Im Gegenteil, gerade im Mittelteil nimmt die Autorin sich besonders viel Zeit um Amren, Mor, Azriel, Cassian, Nesta, Elain, Lucien und all die anderen weiter aufeinander los zu lassen. Gerade für Tamlin, der nachdem ich ihn in Band 1 recht gut leiden konnte in meiner Sympathieskala ziemlich weit abgestürzt ist, konnte ich dank einiger Handlungen noch ein wenig mehr Sympathie und vor allem Mitleid aufbringen. Es wird aber auch im inneren Kreis viel gestritten, innig geliebt, gekämpft und offenbart. Man erfährt, was es mit der Spannung zwischen Azril und Mor auf sich hat, blickt hinter das, was der Kessel aus Nesta und Elain gemacht hat und stößt auf den ein oder anderen Abgrund in den Leben der anderen. Und auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind und sich häufig zoffen, sind sie doch alle eine Familie und halten zueinander, wenn es hart auf hart kommt. Und genau deshalb haben sie auch eine Chance zu gewinnen, so schlecht es auch aussieht.
Während der endlosen Kämpfe, Machtspielchen, magischen Intrigen und der vielen Liebe, die die Charaktere dazu bringt, immer weiter zu machen, auch wenn es eigentlich schon verloren ist, lehrt uns die Geschichte, was wirklich wichtig im Leben ist. Sie zeigt uns, dass in jedem von uns etwas Besonderes steckt, dass wir alles schaffen können, wenn wir nur genug Vertrauen, Durchhaltevermögen und Kraft besitzen. Wenn wir immer wieder aufstehen, uns helfen lassen und vor allem: uns selbst vergeben. Feyre findet erst zu ihrer wahren Stärke, als sie im Spiegel von Anfang und Ende ihr wahres Selbst erblickt, mit aller Monstrosität und Schönheit und alles an ihr akzeptiert.
"Wir verdienen es, glücklich zu sein", sagte er. Das hatte ich einst zu ihm gesagt, nach dem Angriff auf Velaris, auf dem Dach des Stadthauses. "Und ich werde mit allen Mitteln um dieses Glück kämpfen." "Wir werden darum kämpfen", sagte ich rau. "Wir gemeinsam!"
Dann noch ein letzter Punkt, über den wir reden müssen: das fulminante Finale dieses Teil! Ich weiß nicht, wann mich das letzte Mal ein Buch so unter Strom gesetzt hat. Emotion ist die eine Sache, Spannung und krasse Dramatik sind die anderen. Die letzten Seiten waren so außergewöhnlich mitreißend, überraschend, spannend, actionreich, richtungsändernd und eindrucksvoll, sodass ich es wahrscheinlich nie vergessen werde. Alleine für diese eine Szene sollte dieses Buch schon 5 Sterne bekommen! Eine Wendung jagt die nächste, man hat eigentlich durchgängig Gänsehaut, Tränenausbrüche und unkontrollierte Zuckungen, sodass ich bestimmt die Gehirnströme einer Epileptikerin hatte, als die letzten Seiten durch mein Hirn jagten. Spätestens ab jetzt ist diese Reihe zu meiner "all time favourite Geschichte" geworden und ich konnte dem actionreichen, dramatischen und unglaublich tragischen Schluss nur gebannt folgen, zu ängstlich, verliebt, hoffnungslos, erleichtert, geschockt, traurig, wütend und beeindruckt war ich - beeindruckt von der unglaublichen Geschichte dieser jungen Autorin, die hier ihr perfektes Ende findet. Auch wenn wenige Fragen ungeklärt bleiben, bin ich mir deshalb noch nicht sicher, ob ich den Zwischenband "A Court of Frost and Starlight" und die danach folgende Spin Off Reihe, die demnächst auf englisch erscheinen werden, lesen will.
Zum Schluss noch mein Lieblingszitat:
"Rhys trat zu mir und nahm meine Hand. Er ganz in Schwarz -die siegreiche Nacht - und ich der strahlende Stern. Er die milde und schreckliche Dunkelheit, ich das reine Licht, das durch seine Schatten zum Glitzern gebracht wurde."
Fazit:
Dieses Finale ist atemberaubend, episch, tief berührend und eine krasse Steigerung zu den Vorgängern auf allen Linien. Lebt, bangt, kämpft und liebt mit Feyre, Rhysand und ihrer Familie, so wie ich es getan habe und diese Geschichte wird immer ein Teil von euch sein!