Profilbild von yesterday

yesterday

Lesejury Star
offline

yesterday ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yesterday über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2018

Historisch und rhetorisch gelungener Krimi-Lesegenuss

Donaudämmerung
0

Mit Humor in richtigen Dosen und viel Gespür für die Menschen und ihre Sorgen führt Thomas Buchner den Leser hier durch die oberösterreichische Hauptstadt. Er lässt alle Schichten der Bevölkerung zu Wort ...

Mit Humor in richtigen Dosen und viel Gespür für die Menschen und ihre Sorgen führt Thomas Buchner den Leser hier durch die oberösterreichische Hauptstadt. Er lässt alle Schichten der Bevölkerung zu Wort kommen (genau so, wie sie sich auch damals ausgedrückt hätten!) und feilt behutsam an seinen Charakteren, die allesamt so ihre Eigenheiten und Liebenswürdigkeiten haben.

Im Linz des Jahres 1939 geht die Angst um. Der Nationalsozialismus erfasst Österreich langsam aber stetig, ein falsches Wort am falschen Ort kann böse enden. Die Worte Ariernachweis und Denunziation scheinen stets präsent zu sein. Außerdem wird es wohl Krieg geben. Hinzu kommt ein Mord, der dem zuständigen Inspektor (nein, neuerdings Kommissar) Josef Steininger Rätsel aufgibt.

Eine ältere Frau, Witwe, wird in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Schließlich stehen zwar alle anderen Personen aus dem Wohnhaus in Verdacht, jedoch haben alle Alibis. Eine Situation wie in “Mord im Orientexpress” scheint sich anzubahnen.

Doch im Gegensatz zum mehrfach verfilmten Roman von Agatha Christie spielt hier der “Mord in Südtirolerstraße 8”, so die Adresse der Toten, nicht ausschließlich die Hauptrolle. Vielmehr zaubert der Autor noch eine fast greifbare Atmosphäre drumherum, die er mit den schon angesprochenen fiktiven und realen Personen füllt. Als Historiker gelingt ihm dies wunderbar und immer mit dem nötigen Respekt und Fingerspitzengefühl.

Zu Beginn lernt der Leser zwangsläufig sehr viele Charaktere kennen, was ein bisschen verwirren kann. Nach der Eingewöhnung aber kann man gut miträtseln und sich am Ende von der Auflösung überraschen lassen. Ein trotz der damaligen Zeit nun aktuell angenehm zu lesender Krimi, der dank Glossar auch für Nicht-Österreicher gut verständlich ist.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Lernen wir aus Pino Lellas Geschichte

Unter blutrotem Himmel
0

Trotz des Schreckens den die Geschichte von Giuseppino Lella naturgemäß mit sich bringt, wird man als Leser gepackt und leidet mit ihm und seinen Liebsten mit. Pino erlebte die Jahre 1943 bis 1945 in Norditalien ...

Trotz des Schreckens den die Geschichte von Giuseppino Lella naturgemäß mit sich bringt, wird man als Leser gepackt und leidet mit ihm und seinen Liebsten mit. Pino erlebte die Jahre 1943 bis 1945 in Norditalien als junger Mann und musste sich von einem Tag auf den anderen zwischen Bomben, Nazis und Verlusten zurechtfinden.

Als Fiktion würde sich der Roman schon gut lesen, ist aber doch die Grundlage eine wahre Geschichte. Über Umwege erfuhr der Autor von Lella, besuchte ihn mehrmals und recherchierte zehn Jahre daran, möglichst alles historisch korrekt wiederzugeben. Am Ende musste er dennoch Abstriche machen und ein paar nicht belegbare Elemente einbauen.

Der Strahlkraft der Geschichte, dem Protagonisten und seinem Mut, seiner Entschlossenheit sowie der Eindringlichkeit dessen was er erlebte, tut das keinen Abbruch. Es ist für uns heute schon unvorstellbar, was die Menschen damals durchmachten, noch viel unbegreiflicher scheint es, dass Lella dies alles jahrzehntelang im hintersten Winkel seiner Erinnerung begraben hatte und nur sehr selten überhaupt über die Zeit damals sprach, schon gar nicht von seinen (guten!) Taten.

Umso wichtiger ist, dass die Geschichte nun noch rechtzeitig ihren Weg an die Öffentlichkeit fand und Pino Lella auch dies alles noch miterleben darf. Aktuell ist auch die Verfilmung als Miniserie geplant. Viele weitere Helfer und Helden der damaligen Jahre bleiben auch heute noch im Verborgenen, sind mittlerweile verstorben oder vergessen.

Lella steht hier als Beispiel für all diese Menschen, die in diesen Zeiten nie den Glauben verloren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten nie aufgegeben haben. Auch heute noch kann jeder von uns aus dieser Lebensgeschichte lernen.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Kulinarisch anregend und mörderisch spannend

Sizilianisches Verderben
0

Da ich schon die beiden ersten Krimis um Journalist Luca Santangelo genossen habe, musste ich mir auch hier wieder ein Exemplar organisieren. Luca ist ein Charakter direkt aus dem Leben, mit verständlichen ...

Da ich schon die beiden ersten Krimis um Journalist Luca Santangelo genossen habe, musste ich mir auch hier wieder ein Exemplar organisieren. Luca ist ein Charakter direkt aus dem Leben, mit verständlichen Schwächen (Familie und Freunde sowie Spaghetti und Weißwein) und richtig dosierten Stärken. Er ist aufmerksam und hartnäckig, meist an den richtigen Stellen, kann aber auch zurückstecken und macht Pläne für die Zukunft. Dennoch ist er kein heimlicher “Superman”, was angenehm rüberkommt.

In “Sizilianisches Verderben” stolpert er mehr oder weniger durch Zufall in seltsame Ereignisse rund um das Kloster der Santa Caterina von Alessandria in Palermo. So entspannt und genussvoll man durch die Romane von Ann Baiano ansonsten auch die Insel Sizilien erleben kann, umso mörderischer wird sie, wenn Luca auf der Bildfläche erscheint.

Doch diesmal will er das Offensichtliche nicht erkennen und wiegelt die Beobachtungen und Verdächtigungen seines Freundes Matteo und seiner Freundin Ada mit guten Argumenten ab. Ada ist in diesem Krimi die Verbindung zur Vergangenheit. Baiano liebt es, die aktuelle Handlung mit Abschnitten zu verknüpfen, die Dutzende Jahrzehnte früher auf Sizilien stattgefunden haben. Zwar ist alles fiktiv, aber dennoch wundervoll recherchiert und aufbereitet.

Ada, Übersetzerin von Beruf, gräbt in diesem Buch also Vergangenes wieder aus und enthüllt Luca die Geheimnisse des Klosters bis er schließlich die Zusammenhänge und dunklen Taten nicht mehr ignorieren kann und mitten in einem gefährlichen Fall steckt.

Dank der zurückhaltenden Sprache lassen sich die 281 Seiten wie im Flug lesen - was die Wartezeit auf eine Fortsetzung allerdings noch länger macht.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Farbenfrohe Liebeserklärung an die Stadt des Eiffelturms

Paris Reiseführer LIEBLINGSORTE
0

Was gibt es Schöneres, als zur Zeit der berühmten Tennis-French Open in einem Büchlein über Paris zu schmökern? Während die Sportler die Stadt im Griff haben, flaniert man in Gedanken über den Boulevard ...

Was gibt es Schöneres, als zur Zeit der berühmten Tennis-French Open in einem Büchlein über Paris zu schmökern? Während die Sportler die Stadt im Griff haben, flaniert man in Gedanken über den Boulevard Haussmann, spielt Pétanque auf dem Place Dauphine oder kostet sich durch die Angebote des Marché Raspail.

Was es Schöneres gibt? Natürlich selbst bei allem dabei zu sein. Ist dies aber nicht möglich, bietet “Lieblingsorte Paris” einen guten Ersatz. Paris-Kenner werden sich einiges anstreichen und für den nächsten Urlaub an der Seine vormerken, Paris-Neulinge schier erschlagen von der Fülle an Möglichkeiten.

Und das obwohl der Autor laut eigenen Worten von “mindestens 666 Kapitel” schon auf neun größere Abschnitte und 66 Empfehlungen heruntergegangen ist. So entstand ein 217 Seiten starkes Buch, das man noch ohne Weiteres in der Handtasche überall hin mitnehmen kann. Es ist voll von liebenswerten Illustrationen und kleinen und großen Farbfotos, die den Zauber der französischen Hauptstadt authentisch transportieren.

“Lieblingsorte Paris” ist kein Buch, das man in einer Nacht durchliest wie manche Krimis, man sollte es Häppchenweise genießen wie Kaffee und Calamari (Seite 65), Austern (S. 56), Zwiebelsuppe (S. 104) oder Speiseeis (S. 114). Doch Stefan Ulrich hat bei seinen Recherchen nicht nur gerne und oft gegessen - er entdeckt Parks, Architektur und Düfte gleichermaßen und genießt Tanz und Musik am und auf dem Wasser.

Dieses Büchlein ist ein charmantes Geschenk für Paris-Liebhaber und solche, die es dadurch werden sollen.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Unterhaltsam und lehrreich

The Big Bang Theory und die Philosophie
0

Ein köstliches Buch für Fans der Serie - besonders, wenn man die Folgen teils mehrmals gesehen hat (Nachmittagsfernsehen sei Dank). Die viele Zitate und genauen Wiedergaben der Szenen regen zum Schmunzeln ...

Ein köstliches Buch für Fans der Serie - besonders, wenn man die Folgen teils mehrmals gesehen hat (Nachmittagsfernsehen sei Dank). Die viele Zitate und genauen Wiedergaben der Szenen regen zum Schmunzeln an, man ist wieder mitten drin unter den vielseitigen Nerds und entdeckt auch den einen oder anderen Witz, den man vielleicht doch noch überhört hatte.

Aber auch an Philosophiewissen allgemein kommt man hier nicht vorbei, füllt also auch die eine oder andere Wissenslücke auf und hat am Ende auch Leuten die The Big Bang Theory nicht kennen (ja die gibt es) noch etwas zu erzählen.

Schwieriger wird es da schon zu sagen ob auch Nicht-Fans das Buch lesen können. Ja, schon. Wie es ihnen damit dann geht, ist schwer zu sagen. Vielleicht aber kann das Buch auch generell naturwissenschaft-Interessierten Freue bereiten, egal ob sie die Serie so genau kennen oder nicht.