Als die Wunden des Krieges noch nicht verheilt waren
KaltenbruchDas rheinische Provinznest Kaltenbruch im Frühsommer 1954: Der 17-jährige Heinrich Leitner, der Sohn eines Bauern, wird mit einer Axt erschlagen. Kommissar Peter Hoffmann, der von der Düsseldorfer Kripo ...
Das rheinische Provinznest Kaltenbruch im Frühsommer 1954: Der 17-jährige Heinrich Leitner, der Sohn eines Bauern, wird mit einer Axt erschlagen. Kommissar Peter Hoffmann, der von der Düsseldorfer Kripo strafversetzt wurde, nimmt die Ermittlungen zusammen mit seiner Mitarbeiterin Lisbeth Pfau auf. Auf der Suche nach dem Täter passiert ein weiterer Mord. Der Polizist und seine Kollegin machen eine erschütternde Entdeckung und müssen bei ihrer Arbeit feststellen, dass der Krieg tiefe Spuren bei der Dorfgemeinschaft hinterlassen hat…
„Kaltenbruch“ von Michaela Küpper ist ein gelungener historischer Roman, bei dem nicht nur ein Kriminalfall, sondern auch die Folgen des Zweiten Weltkriegs im Mittelpunkt stehen.
Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 66 Kapiteln. Erzählt wird aus der Perspektive unterschiedlicher Figuren. Die Vielzahl an Charakteren ermöglicht es, Einblicke in die jeweiligen Schicksale und ihre Verbindungen zu erhalten und ein breites Spektrum an Biografien darzustellen, die typisch für die Zeit der 1950er-Jahre sind und die man durch Rückblenden erfährt. Allerdings fiel es mir anfangs etwas schwer, in die Geschichte einzutauchen, weil erst einmal viele Personen eingeführt wurden. Dies ist zunächst etwas verwirrend, erfordert viel Aufmerksamkeit vom Leser und sorgt dafür, dass die Handlung zu Beginn nur langsam Fahrt aufnimmt.
Der Erzählstil ist flüssig, angenehm und anschaulich. Der Einsatz von viel wörtlicher Rede macht das Geschehen lebendig.
Nicht nur das Ermittlerteam, Peter Hoffmann und die sympathische Lisbeth Pfau, hat mir gut gefallen. Auch die übrigen Charaktere werden vielschichtig und authentisch dargestellt, wobei es mir an manchen Stellen jedoch noch etwas an psychologischer Tiefe fehlt.
Die Handlung hält einige überrasche Wendungen bereit und ist spannend. Die Auflösung ist glaubwürdig und nicht vorhersehbar. Stück für Stück tun sich dunkle Geheimnisse auf.
Eine Stärke des Romans ist es, dass sie die Nachwehen des Krieges eindrucksvoll beschreibt. Die harte Arbeit der Menschen, der Verlust von Angehörigen, die schwierige Situation von Flüchtlingen und das Schicksal von Frauen, die ihre Kinder alleine versorgen mussten, sind nur einige Aspekte der Traumata und Auswirkungen, die noch in den 1950er-Jahren zu spüren sind. Die Aufarbeitung dieser Thematik hat mich überzeugt. Die Autorin zeichnet ein berührendes Porträt der Nachkriegszeit, ohne dass die Geschichte dabei zu rührselig wird. Die Lektüre ist somit nicht nur kurzweilig, sondern regt auch zum Nachdenken an.
Das hübsche Cover ist sehr atmosphärisch und passt gut zum Inhalt der Geschichte. Der kurze Titel ist ebenfalls treffend gewählt.
Mein Fazit:
„Kaltenbruch“ von Michaela Küpper ist ein lesenswerter Roman, der gleichsam spannend wie bewegend ist. Nicht nur Krimifans kommen auf ihre Kosten.