Profilbild von Isaopera

Isaopera

Lesejury Profi
offline

Isaopera ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Isaopera über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2018

Ein neues Meisterwerk

Loyalitäten
0

Delphine de Vigan ist für mich seit „Nach einer wahren Geschichte“ eine Lieblingsautorin. Nach und nach habe ich alle ihre Bücher angesammelt und daher stand „Loyalitäten“ schon lange auf der Wunschliste. ...

Delphine de Vigan ist für mich seit „Nach einer wahren Geschichte“ eine Lieblingsautorin. Nach und nach habe ich alle ihre Bücher angesammelt und daher stand „Loyalitäten“ schon lange auf der Wunschliste. Sehr ungewöhnlich, dieser Plot über einen 12jährigen, der seinen Kummer mit Alkohol ertränkt. Aber: andererseits eine Geschichte mitten aus dem Leben, jede einzelne der Figuren erscheint 100% authentisch und als Leser kann man sich der strudelnden Abwärtsspirale, in die Theo gerät, kaum entziehen. Das Ende ist dann eine Überraschung, ein würdiges Finale, aber auch viel Stoff zum Nachdenken.
Für mich lebt diese Geschichte zum einen von der hohen Authentizität, zum anderen aber vor allem von Delphine de Vigans toller Sprache. Immer wieder habe ich Sätze gelesen, die ich genauso abschreiben und immer wieder lesen müsste. Gedanken der einzelnen Personen, die eigentlich eine Wahrheit über uns alle verraten. Es ist beeindruckend, wie sich die Autorin sowohl in die Psyche eines Kindes, aber auch von Erwachsenen hineinversetzen und das Thema aus allen Perspektiven beleuchten kann. Ich denke, die Bücher von Delphine de Vigan sind wie die Bücher von Jodi Picoult, aber literarischer. Beide Autorinnen schätze ich sehr und kann „Loyalitäten“ uneingeschränkt empfehlen. Der Titel ist übrigens hierbei super gewählt! Man sollte sich nicht vom (nicht sehr gut geschriebenen) Klappentext abschrecken lassen, sondern dieses Buch einfach direkt beginnen!

Veröffentlicht am 26.05.2018

Ganz außergewöhnlich

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
0

Robin ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie ist wild, abenteuerlustig, hat aber auch viele verletzliche Seiten, die sie nicht zeigen mag. Diese verkörpert eher ihre Schwester Cat, die ihr stets wie ein Schatten ...

Robin ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie ist wild, abenteuerlustig, hat aber auch viele verletzliche Seiten, die sie nicht zeigen mag. Diese verkörpert eher ihre Schwester Cat, die ihr stets wie ein Schatten folgt. Doch was macht ein Kind, das im Zentrum seiner Familie steht und sich in der Aufmerksamkeit sonnt, wenn es plötzlich fast alleine ist?
Beauty ist eine kluge und starke Frau. Sie hat studiert, einen guten Beruf gelernt und ihre Kinder zu aufrechten Menschen erzogen. Aber: Beauty ist schwarz und hat daher nicht die Freiheiten und Rechte, die man ihr als Leser wünschen würde. Wir begleiten Beauty auf der Suche nach ihrer Tochter, und dabei, wie sie für ein anderes Mädchen zur zweiten Mutter wird.
„Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ hat einen tollen Titel, ein schönes Cover und ist durch das besondere Design des Wunderraum-Verlags auch haptisch ein Erlebnis. Das allerdings wird nur wenigen Lesern ausreichen. Für mich ist viel wichtiger, dass mich die Geschichte von Robin und Beauty, eine Erzählung über Apartheid, Rassentrennung und Vergebung, sehr gepackt und berührt hat. Bianca Marais hat dieses Buch ganz wunderbar einfühlsam geschrieben – zugleich ist es perfekt recherchiert und man merkt, dass das Mädchen Robin viele ihrer persönlichen Erfahrungen in sich trägt. Robin ist unheimlich authentisch – so sehr, dass ihre kindliche Unvernunft für mich an vielen Stellen eine echte Herausforderung war und mich wahnsinnig gemacht hat! Das aber im positivsten Sinne, denn selten schaffen Romanfiguren das in dieser Weise. Obwohl das Buch viele Seiten hat, hätte ich die beiden gerne noch weiter begleitet und mochte die Geschichte zu keiner Zeit lange verlassen. Ein gewichtiges Buch über ein wichtiges Thema – von dem man nie aufhören darf zu erzählen! Klare Lessempfehlung

Veröffentlicht am 18.03.2018

Einfach grandios!

Die Liebenden von Leningrad
0

Russland - endlose Weiten, klirrend kalte Winter und schon immer viele politische Unruhen. Die Liebenden von Leningrad, der Start der im Heyne Verlag neu aufgelegten Reihe um die junge Russin Tatiana und ...

Russland - endlose Weiten, klirrend kalte Winter und schon immer viele politische Unruhen. Die Liebenden von Leningrad, der Start der im Heyne Verlag neu aufgelegten Reihe um die junge Russin Tatiana und den Offizier Alexander, wirkt im ersten Moment wie ein Liebesroman, schildert aber in Wahrheit vor allem den harten Überlebenskampf der Leningrader Bevölkerung im Kriegswinter 1941/42, der von Hunger, Gewalt und Angst geprägt war. Die Geschichte hat mich gleichermaßen erschreckt und bewegt - selten, dass 750 Seiten so schnell vorbeiziehen. Der Schreibstil von Paullina Simons hat mir sehr gefallen und obwohl ihre Figuren auch durchaus schwierige Charaktereigenschaften haben, bewegt jedes einzelne Schicksal extrem. Trotz der Vielzahl der Charaktere hatte ich zu keinem Zeitpunkt Schwierigkeiten, die Übersicht zu behalten. Von mir eine absolute Leseempfehlung und große Erwartungen an den zweiten Teil.
Die Russland-Saga möchte ich allen (historisch) Interessierten definitiv ans Herz legen!

Veröffentlicht am 17.11.2017

Sehr stark, top recherchiert

Kleine große Schritte
0

Jodi Picoult ist vielen Lesern bereits durch ihre gut recherchierten Romane zu schwierigen Themen bekannt, in denen sie in Form eines Gerichtsprozesses stets alle Seiten darstellt und oft genug zum Nachdenken ...

Jodi Picoult ist vielen Lesern bereits durch ihre gut recherchierten Romane zu schwierigen Themen bekannt, in denen sie in Form eines Gerichtsprozesses stets alle Seiten darstellt und oft genug zum Nachdenken angeregt hat. Mir persönlich ist "Neunzehn Minuten" als sehr brisant und aufwühlend im Gedächtnis geblieben.
Mit "Kleine große Schritte" wagt die Autorin nun ein großes Projekt, wie sie im hinten enthaltenen Interview eindrücklich beschreibt. Das Thema Rassismus ist in den USA ein omnipräsentes und immer noch sehr schwieriges Thema, obwohl bereits viele positive Dinge in Bewegung gesetzt wurden. Ich finde, die Darstellung der verschiedenen Sichtweisen in diesem Roman gelingt ihr ganz ausgezeichnet und obwohl ich die Ideologie der sogenannten arischen Bewegung ablehne, die hierbei genau beschrieben und charakterisiert wird, konnte ich das Gedankenkonstrukt der Personen nachvollziehen und habe viel darüber gelernt. Die detaillierte Darstellung der Seiten lässt nicht nur auf eine intensive Recherchearbeit schließen, sondern auch auf eine hohe Identifikation der Autorin mit diesem Thema. Für mich ist es sehr passend, dass das Buch häufig in die Tradition von "Wer die Nachtigall stört" gesetzt wird!

Obwohl das Buch recht dick ist, sind die Seiten für mich nur so verflogen. Gerade während des eigentlich Gerichtsprozesses konnte ich es nicht mehr weglegen und musste eine halbe Nacht durchlesen. Die Spannung, mit der dieses Buch geschrieben ist, schaffen nur wenige Autorin so zu vermitteln und ich kann das Buch sowohl als Roman, als auch als wichtiges Zeugnis unserer Gesellschaft absolut weiterempfehlen.
Eine Verfilmung ist mit Viola Davis und Julia Roberts geplant - bis dahin sollte man das Buch unbedingt gelesen haben :)

Veröffentlicht am 07.11.2017

Endlich der Debütroman

Tage ohne Hunger
0

Seit ich im letzten Jahr „Nach einer wahren Geschichte“ entdeckt habe, bin ich ein großer Fan der Autorin Delphine de Vigan und habe inzwischen alle ihre Bücher im Regal stehen. Da durfte natürlich ihr ...

Seit ich im letzten Jahr „Nach einer wahren Geschichte“ entdeckt habe, bin ich ein großer Fan der Autorin Delphine de Vigan und habe inzwischen alle ihre Bücher im Regal stehen. Da durfte natürlich ihr neuer Roman, der eigentlich ihr Debütroman war und nun das erste Mal in deutscher Sprache vorliegt, nicht fehlen. „Tage ohne Hunger“ ist die Geschichte der jungen Laure, die zunächst schleichend, dann rapide in eine Magersucht abgerutscht ist und sich selbst nicht mehr befreien kann. Sie wird in einer Klinik stationär behandelt und trifft dort nicht nur auf Leidensgenossinnen, sondern auch auf Unverständnis gegenüber ihrer Störung.
Was mich an diesem Buch begeistert hat, war die klare und doch starke Sprache. Das Buch ist sehr persönlich geschrieben und ich habe mich Laure vom ersten Moment unheimlich nah gefühlt. Es ist eindrücklich, weckt Verständnis und ist trotz seiner eigentlichen „Kürze“ gerade richtig lang. Einerseits wird eine ganz individuelle Geschichte erzählt, andererseits hatte ich als Leserin auch das Gefühl, dass die Geschichte stellvertretend für viele betroffene Frauen steht.
Zum Schluss bleibt unklar, ob der Roman auch ein (autbiographisches oder zumindest non-fiktionales Element hat, was die Autorin ja eigentlich recht oft einbringt. Da es aber ihr erster Roman war, weiß man das nicht genau und ich finde es auch nicht schlecht, dass Einiges der Fantasie überlassen bleibt.
Für mich ein wirklich starkes Buch zu diesem aufwühlenden Thema! Sicherlich vor allem für Leser, die sich für psychologische Hintergründe interessieren, sehr interessant. Ich kann bisher alle Bücher der Autorin empfehlen!