Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2018

Was für ein Auftakt ...

Die Pranken des Löwen
0

„...Da werden Ländereien verwüstet, Dörfer und Klöster niedergebrannt, ganze Landestriche entvölkert, und wofür das alles? Weil sich zwei nicht einigen können, wem die Krone gebührt. Dabei müssen sie doch ...

„...Da werden Ländereien verwüstet, Dörfer und Klöster niedergebrannt, ganze Landestriche entvölkert, und wofür das alles? Weil sich zwei nicht einigen können, wem die Krone gebührt. Dabei müssen sie doch bei der Krönung schwören, das Land zu schützen, Unheil von ihm abzuwenden...“

Wir schreiben das Jahr 1110. An der Richtstätte des Towers in London erscheint Henry mit seiner 8jährigen Tochter Mathilda. Der 18jährige Robert Fitzooth soll seine rechte Hand verlieren, weil er sich gegen seinen Sergeanten aufgelehnt hat. Doch dann mischt sich Mathilda ein, und plötzlich muss der Sergeant um seinen Kopf bangen. Robert Fitzooth aber begleitet Mathilda noch am gleichen Tag als persönlicher Schutz zu ihrem künftigen Bräutigam Heinrich V. nach Deutschland.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die geschichtlichen Fakten wurden umfassend recherchiert. Das gibt dem Buch seine Authentizität, auch wenn die Figur des Robert Fizooth fiktiv ist.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil darf ich Robert an Mathildas Seite quer durch Europa begleiten und ihre Auseinandersetzung mit Stefan in England verfolgen, der nach dem Tode Henrys den Treueeid gebrochen und Mathilda um die Krone gebracht hat..Im zweiten Teil steht Roberts Enkel im Mittelpunkt. Auch der heißt Robert, ist aber als Robin Hood in die Geschichte eingegangen. Wie es dazu kam, erzählt der Roman.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Es ist als Anerkennung gemeint, wenn ich es so empfinde, als sei das Buch mit leichter Hand geschrieben.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Schon als Kind wusste Mathilda genau, was sie wollte. Ihre Wutausbrüche waren berüchtigt. Und doch war sie im Volk anerkannt. Trotz ihrer Jugend war sie Heinrich V. eine Partnerin, die sich nicht scheute, ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Robert steht treu an ihrer Seite. Wenn sie in Gefahr war, konnte er aber durchaus gegen die militärischen Regeln verstoßen. Ab und an wurde es deshalb für ihn brenzlig.
Gut dargestellt werden die Auseinandersetzungen zwischen Heinrich V. und dem Klerus. Der sorgt auch dafür, dass nach dem Tod des Kaisers Friedrich von Schwaben keine Chance auf die Nachfolge hat, wie es eigentlich vom Kaiser vorgesehen war. Robert sieht die Verschwendung des Klerus und sagt ab und an deutlich seine Meinung, wenn man ihm dumm kommt. Viele Jahre später findet sein Enkel Robin gegenüber einen Abt ähnliche Worte:

„...“Aus dem Weg“...“Oder ...ich gebe Euch Gelegenheit, Euer Verständnis von Liebe und Barmherzigkeit im nächsten Moment mit dem Herrn im Himmel von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren!...“

Mathilda flieht nach England. Doch die Zeit für starke Frauen ist nach wie vor schwierig. Auch hier nimmt ihr Stefan die schon sicher geglaubte Königskrone.
Robert erlebt bewusst diesen Kampf um die Krone mit all seinen Grausamkeiten. Erstmal beginnt er an seinem Tun zu zweifeln. Dabei fällt das Eingangszitat.
Gut gefallen hat mir, dass der Autor die Kämpfe zwar beschreibt, auf die Darlegung der damit verbundenen Grausamkeiten aber weitestgehend verzichtend.
Außerdem durchzieht das Buch ein sehr feiner, manchmal äußerst trockener Humor, wie das folgende Zitat aus Roberts Mund bei der ersten Alpenüberquerung beweist.

„...Wenn dieser Pass wirklich der bequemste Alpenübergang war, legte er keinen gesteigerten Wert darauf, die anderen kennenzulernen...“

Im fesselnden Geschehen sind eine Menge zusätzlicher Informationen versteckt. So lerne ich ie junge Nonne Hildegard von Bingen, ihre Zukunftsträume und ihre ersten medizinischen Anwendungen kennen. An der Seite Robin Hoods erfahre ich, wie die walisischen Langbogen und die dazu gehörenden Pfeile hergestellt werden, um nur zwei Themen zu nennen.
Sehr gut ausgearbeitete Gespräche sorgen nicht nur für Ruhepunkte in der Handlung. Sie geben einen Einblick in die Zeitverhältnisse, bringen Ideen für die Zukunft hervor und haben mich häufig Schmunzeln lassen, vor allem dann, wenn Mathilda überdeutlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hat.
Historische Anmerkungen des Autors, eine Zeittafel,ein Glossar, eine Bibliografie, ein ausführliches Personenregister sowie historische Karten von England und dem Römisch-Deutschem Reich ergänzen das Buch.
Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er bettet das historische Geschehen in eine spannende Handlung, die sehr lebendig erzählt wird.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Brassonis fünfter Fall

Venezianische Intrigen (Ein Luca-Brassoni-Krimi 5)
0

„...Brassoni packte die Wut, wenn er an all die prügelnden, aggressiven Ehemänner dachte, die er im Verlaufe seiner Karriere schon vernommen hatte. Er wünschte sich, dass die Gesellschaft solche Taten ...

„...Brassoni packte die Wut, wenn er an all die prügelnden, aggressiven Ehemänner dachte, die er im Verlaufe seiner Karriere schon vernommen hatte. Er wünschte sich, dass die Gesellschaft solche Taten nicht mehr als Kavaliersdelikt ansah, die man stumm duldete...“

Commisssario Luca Brassoni blättert gerade durch alte Fälle, als ihm das Eingangszitat durch den Kopf geht. Da klopft es an der Tür und Lorenzo, ein alter Bekannter, tritt ein. Er bittet ihn, den Fall von Loredana, einer Cousine seiner Frau, zu übernehmen. Loredana war an einem allergischen Schock verstorben. Sie musste unbewusst Erdnüsse gegessen haben. Der Fall wurde als Unfall zur Seite gelegt und abgeschlossen. Doch Lorenzo vermutet, dass man ihr das Allergen untergeschoben hat.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben, der in Venedig spielt. Es ist der fünfte Fall von Brassoni.
Da ich die Vorgängerbände kenne, bin ich sofort wieder auf alte Bekannte getroffen. Neben Brasssoni und seiner Frau Carla, einer Rechtsmedizinerin, gehört dazu Caruso, ein Journalist und Brassonis Cousin. Weniger angenehm ist die Begegnung mit Brassonis Chef. Einerseits ist er ein Choleriker, andererseits kann ihm nichts schnell genug gehen. Familiäre Sorgen machen ihn momentan unleidlich.
Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Dazu tragen auch die kurzen Kapitel und die schnell wechselnden Handlungsorte bei. Ab und an erlaubt mir die Autorin einen Einblick in das Privatleben ihrer Protagonisten. Brassoni ist seit kurzem stolzer Vater. Als Carla ihre alte Arbeitsstätte besucht, nutzt sie die Gelegenheit, Loredanas Leiche zu untersuchen. Schnell wird klar, dass die Kaugummis der jungen Frau mit Erdnüssen verunreinigt waren.
Für Brassoni und sein Team gibt es mehrere Verdächtige. Zum einen war Loredanas Freund kurz vor ihrem Tod handgreiflich gegen sie geworden, zum anderen gab es in ihrer Arbeitsstelle Drohungen. Loredana arbeitete in einer sozialen Einrichtung, die bedrohte Kinder aus ihren Familien nahm. Einem Vater hat das gar nicht gefallen. Allerdings würde das Eingangszitat gut auf ihn passen. Caruso findet außerdem heraus, dass Loredanas Chef nicht regelgerecht mit Spendengeldern umgegangen ist.
Gut beschrieben werden die Handlungsorte in Venedig. Auch die sozialen Probleme der Stadt, vor allem die explodierenden Mieten und das Verhalten mancher Touristen, werden gekonnt im Rahmen des Geschehens thematisiert.
Als besonders Stilmittel lässt die Autorin ab und eine Gestalt zu Wort kommen, die mich über die exakte Planung ihrer Taten informiert, denn Loredana war nur die erste Tote. Die Motive werden sacht angedeutet.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Balance zwischen Ermittlungen und privaten Passagen finde ich gelungen.

Veröffentlicht am 24.05.2018

Der bisher beste Teil

Der freie Vogel fliegt, Band 3
0

„...Xiaolu wusste das nicht, aber sie begriff auf der Stelle, dass man sich manchmal stark stellen muss,ein Lächeln präsentieren muss, damit alles langsam wieder gut werden kann...“

Auch der dritte Teil ...

„...Xiaolu wusste das nicht, aber sie begriff auf der Stelle, dass man sich manchmal stark stellen muss,ein Lächeln präsentieren muss, damit alles langsam wieder gut werden kann...“

Auch der dritte Teil der Novell Graphic schließt zeitnah an den Vorgängerband an. Einige Probleme der jungen Leute in China werden hier sehr zugespitzt behandelt.
Anfangs geht es um Liebe und Eifersucht. Dabei fällt auch das Eingangszitat, denn Xiaolu gelingt es, Xuerui von ihrem Kummer abzulenken.
Han Che und Xiaolus Cousine Ruirui absolvieren ihre Schulabgangsprüfungen. Die Aufnahme des Klassenfotos und die Gespräche über die Zukunft könnten so auch in Deutschland stattgefunden haben. Doch schnell zeigt sich, unter welchem immensen Druck die Jugendlichen in China stehen. Es genügt nicht, bestanden zu haben. Nur das Beste ist gut genug. Ruiruis Aussage bringt das schmerzlich auf den Punkt:

„...Der Leistungsdruck, dem sie schon so lange ausgesetzt war, nagte so sehr an ihr, dass er ein schwarzes Loch in ihr Herz gefressen hatte...“

Xiaolu sieht Han Che weiter nur aus der Ferne. Dann aber erlebt sie, dass die Liebe zwischen Xu und seiner Freundin nicht gehalten hat. Das weckt Erinnerungen an die Zeit der Trennung der Eltern.
Mit Beginn der Abschlussklasse wird ein weiteres Problem akut. -Diese Mal steht Siyao vor einer schwierigen Entscheidung.
Wie schon in den ersten Bänden wird die Handlung durch detailgenau ausgearbeitete Zeichnungen veranschaulicht. Durch die Farbwahl der Bilder wird gekonnt der Gefühlszustand der Protagonisten ausgedrückt. Auch die Unterschiede der drei Freundinnen werden sowohl in Wort als auch im Bild wiedergegeben.
In einem kurzen Nachwort erzählen Autorin und Illustratorin von der Entstehung des Buches. Danach folgt die gesamte Geschichte nochmals auf Chinesisch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin schon gespannt auf die folgenden Bände.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Hugo auf heißer Spur

Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur
0

„...Merlin blieb die Luft weg. Hatte er richtig gehört? Hatte seine Mutter Hugo wirklich als neues Familienmitglied vorgestellt?...“

Als Charlotte ihren Freund Merlin vom Judotraining abholt, hören sie ...

„...Merlin blieb die Luft weg. Hatte er richtig gehört? Hatte seine Mutter Hugo wirklich als neues Familienmitglied vorgestellt?...“

Als Charlotte ihren Freund Merlin vom Judotraining abholt, hören sie auf dem Nachhauseweg eine Fiepen. In einer Mülltonne finden sie einen Hundewelpen. Kurzerhand drückt Charlotte Merlin den Hund in die Hand, damit er ihn mit nach Hause nimmt. Das wird schwierig, denn sein Vater will keine Haustiere. Gerade als Tante Friede Feldmann mit ihrem neuen Freund erscheint, lässt sich Hugo, der Welpe, blicken. Die Tante ist begeistert und die Mutter reagiert blitzschnell, denn die begüterte Tante darf nicht verärgert werden. Wie, zeigt das Eingangszitat.
Der Autor hat einen spannenden und humorvollen Kinderkrimi geschrieben.
Die Protagonisten werden sympathisch dargestellt. Im Freundestrio Merlin, Fips und Charlotte hat eindeutig Charlotte das Sagen. Sie bringt die beiden Jungen nötigenfalls in die Spur.
Schon die ersten Tage mit Hugo verlangen Merlin alles ab. Einen Hund zu verbergen ist gar nicht so einfach, wenn man eine neugierige kleine Schwester hat. Dann aber erweist sich der Welpe als perfekter Spürhund.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte könnte so fast überall im Heute und hier spielen. Es gibt einige amüsante Szenen. Außerdem spüre ich als Leser, dass den Kindern ihre Freundschaft wichtig ist. Jeder bringt sich mit seinem Fähigkeiten ein.
Zu Beginn des Buches werden die Kinder und der Hund mit Bild und Name vorgestellt.
Einige Schwarz-Weiß-Zeichnungen veranschaulichen die Handlung. Jedes Kapitel zeigt neben der Überschrift eine anderes Bild von Hugo.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat der verfressene tierische Protagonist nicht unwesentlich beigetragen.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Fesselnder Krimi im Musikermilieu

Niemand kennt dich, wenn du am Boden liegst
0

„...Die Chemie auf der Bühne wirkte so aufgeladen, sie wartete förmlich darauf, dass etwas passierte...“

John hat als Gitarrist ein Engagement bei den Distant Stars. Ines trifft ihn zum Konzert am Dresdner ...

„...Die Chemie auf der Bühne wirkte so aufgeladen, sie wartete förmlich darauf, dass etwas passierte...“

John hat als Gitarrist ein Engagement bei den Distant Stars. Ines trifft ihn zum Konzert am Dresdner Elbufer. Die Spannung in der Band ist mit den Händen greifbar, wie obiger Eindruck von Ines zeigt. Tim, der Sänger, ist auf Heroin. Trotzdem feiern ihn seine Anhänger. Am nächsten Tag will die Band weiter nach Dortmund. Dort sind sie für das Vorprogramm von Eric Clapton eingeplant. Doch noch in Dresden wird Tim verhaftet. Ihn seinem Bühnenraum wurde ein Kilogramm Heroin gefunden. Damit fangen seine Probleme aber erst an.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der in der Musikszene spielt und deren besondere Situation thematisiert.
Tim darf nach Dortmund reisen, wird dort aber wegen Mordverdacht verhaftet. Das Vorprogramm fällt für ihn aus. Die Band versucht trotzdem das Beste daraus zu machen.
Dann reist der Manager mit den Distant Stars weiter. Nur John und Ines bleiben. Sie wollen Tim unter die Arme greifen und versuchen, den Mord an dem Drogendealer im Alleingang aufzuklären.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Autorin gewährt mir nicht nur einen Einblick in das Leben der Musiker, sie versteht es ebenfalls die psychischen Tiefen ihrer Protagonisten auszuloten.
Im Mittelpunkt steht der 27jährige Tim. Das folgende Zitat gibt wieder, welche Frage sich Ines stellt.

„...Was war das für ein Teufelszeug, für das intelligente Menschen, denen die Welt offenstand, alles aufs Spiel setzten?...“

Auch ihr Freund John war heroinabhängig, hat seine Sucht aber in den Griff bekommen. Tim scheint noch nicht weit genug unten zu sein, um sich helfen zu lassen. Das wird sich im Laufe der Handlung aber ändern. Tims Stimmungsschwankungen sind für seine Umgebung schwer zu ertragen. Als Sohn aus reichem Haus ist ihm eine gewisse Überheblichkeit eigen. Ohne John und Ines stände er allerdings trotzdem völlig allein da. Er belohnt die beiden lange Zeit aber nicht mit Dankbarkeit, sondern nutzt jede Gelegenheit, sie zu beleidigen.
Da werden auch die Reaktion seiner Mutter und seines besten Freundes Russ verständlich. Sie wissen, was auf John und Ines zukommen könnte. Während sowohl die Eltern als auch Russ Tim vom Rauschgift wegbringen wollten, nimmt der Manager der Band die Sucht billigend in Kauf. Dafür habe ich zum Beispiel keinerlei Verständnis.
Vor allem Ines gelingt es zeitweise, zu Tim durchzudringen. Bei einen Gespräch in Glasgow gibt sie ihm folgenden Rat:

„...Mach`s wieder gut, aber mach dich nicht fertig. Versuch irgendwie den Schaden, den du angerichtet hast, auszugleichen...“

Bei den Ermittlungen zum Thema Heroinbesitz und Mord stoßen John und Ines auf Ungereimtheiten. Sie informieren eine Kommissarin der Dortmunder Kripo und arbeiten mit Tims Rechtsanwalt zusammen.
Dass ein Entzug kein Zuckerschlecken ist, arbeitet die Autorin sehr gut heraus. Es ist aber für Tim die einzige Chance. Obwohl John und Ines zu ihm stehen, ist die Situation für ihre eigene Beziehung nicht einfach. Kurze Anflüge von Eifersucht lassen sich vor allem bei John nicht vermeiden. Mehrmals versuchen sie den Rückzug von Tim, bringen es aber letztendlich nicht über sich, ihn in Stich und sich selbst zu überlassen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, was Drogen aus einem begabten Menschen machen können.