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Veröffentlicht am 30.05.2018

Statue of Liberty

Lady Liberty
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1885 Paris/New York. Camille St. Laurent träumte schon immer davon, eine unabhängige Frau zu sein und etwas in der Welt zu bewegen. Deshalb setzt sich über den Wunsch der Eltern hinweg, indem sie als Journalistin ...

1885 Paris/New York. Camille St. Laurent träumte schon immer davon, eine unabhängige Frau zu sein und etwas in der Welt zu bewegen. Deshalb setzt sich über den Wunsch der Eltern hinweg, indem sie als Journalistin für den “Figaro” arbeitet. Als sie von ihrem Chef das Angebot bekommt, über den Aufbau der Freiheitsstatue und die Einweihung in New York zu berichten, die den Amerikanern von den Franzosen zum Geschenk gemacht wurde, greift sie zu. Joseph Pulitzer weiß zwar, dass Camille eine talentierte Schreiberin ist, doch der Artikel soll unter einem männlichen Pseudonym erscheinen, deshalb wird Camille von Patrick O’Sullivan begleitet, der sich mit seiner Art in Camilles Herz schleicht. Dann gibt es zwei Morde, deren Spur zum Aufbau der Freiheitsstatue führen. Für Camille und Patrick ist das die Chance, gemeinsam darüber zu schreiben, was den Mörder auf Camilles Spur bringt…
Annabelle Tilly haben mit dem Buch „Lady Liberty“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der sich gleichzeitig zu einem Krimi entwickelt. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft und fesselnd, der Leser wird schnell in ein anderes Zeitalter katapultiert und darf sich an der Seite von Camille auf eine aufregende Reise vom mondänen Paris in das pulsierende New York begeben und gleichzeitig ein Stück Geschichte miterleben sowie eine abenteuerliche Mörderjagd. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer mehr in die Höhe und lässt keine Wünsche offen. Der historische Hintergrund wurde von den Autoren sehr schön recherchiert und mit ihrer fiktiven Geschichte verwebt, so dass der Leser das Gefühl hat, selbst hautnah dabei zu sein. Gleichzeitig sind im Anhang des Buches zusätzlich viele interessante Informationen für den Leser beigefügt.
Die Charaktere sind wunderbar ausgestaltet, mit Leben versehen und in Szene gesetzt worden. Sie zeichnen sich durch individuelle Eigenheiten aus und wirken durchweg sehr real und authentisch. Camille ist eine sehr sympathische und lebensbejahende Frau, die das Abenteuer sucht und neugierig auf das Leben ist. Sie setzt sich über die damaligen Konventionen hinweg und fordert auf charmante Art ihr Recht als berufstätige Frau, ohne dabei unverschämt oder aufmüpfig zu wirken. Gerade das nimmt den Leser für sie ein, denn sie kämpft für ihren Traum und lässt ihn nie aus den Augen. Patrick ist ein attraktiver irischer Mann, der zuerst mit Camille so seine Probleme hat. Doch die zerstreuen sich bald und verkehren sich ins Gegenteil. Die beiden ergeben ein gutes Team, ziehen sie doch am gleichen Strang. Auch die übrigen Protagonisten wissen durch ihr Auftreten und ihre eigenen Episoden zu überzeugen und geben der Handlung zusätzlich Spannung und Lebendigkeit.
„Lady Liberty“ ist einer dieser Roman, die von Beginn an den Leser für sich vereinnahmen sowie durch wunderbaren Erzählstil und eine fesselnde Story überzeugen können. Der Leser wird auf eine spannende Zeitreise mitgenommen, bei der man am Schluss bedauernd feststellen muss, dass sie leider beendet ist. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.05.2018

Das Leben der Alma Mahler

Die Muse von Wien
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Anfang des 20. Jh. Wien. Als Tochter des bekannten Malers Emil Jakob Schindler in einer wohlhabenden Wiener Familie aufgewachsen, ist die 20-jährige Alma Schindler schon in jungen Jahren eine begehrte ...

Anfang des 20. Jh. Wien. Als Tochter des bekannten Malers Emil Jakob Schindler in einer wohlhabenden Wiener Familie aufgewachsen, ist die 20-jährige Alma Schindler schon in jungen Jahren eine begehrte Frau, da niemand ihrer Schönheit wiederstehen kann. Aber Alma ist auch künstlerisch begabt, liebt die Musik und komponiert selbst. Sie träumt davon, durch ihr eigenes Werk berühmt zu werden. Durch die Kontakte ihrer Familie bewegt sie sich in den besten, aber auch in illustren Kreisen, zu denen bekannte Maler, Literaten und Musiker gehören. Nach einer kurzen Liaison mit dem Maler Gustav Klimt verliebt sie sich auf den ersten Blick in den zwanzig Jahre älteren Musiker Gustav Mahler, als sie einander vorgestellt werden. Auch Mahler ist ihr gleich verfallen und umwirbt sie, macht ihr jedoch auch sofort klar, dass er nur die Ehe mit ihr eingehen wird, wenn sie ihrerseits die Musik aufgibt, so dass es keine Konkurrenz in ihrer Ehe geben wird. Alma lässt sich darauf ein, doch beschert ihr das ein Leben an der Seite eines Egomanen sowie den Verzicht auf die Dinge, die sie immer geliebt hat…
Caroline Bernard hat mit ihrem Buch „Die Muse von Wien“ einen sehr gefühlvollen und spannenden historischen Roman über Alma Mahler (geborene Schindler) vorgelegt und sie dadurch wieder zum Leben erweckt. Der Schreibstil ist flüssig und emotional, schnell taucht der Leser in eine vergangene Zeit und bewegt sich an der Seite von Alma in der Wiener Künstlerszene, erlebt sie beim Musizieren und Komponieren, aber auch dabei, wie sie den Männern reihenweise den Kopf verdreht und genau um ihre Wirkung weiß. Die Autorin hat eine akribische Hintergrundrecherche betrieben und die Historie wunderbar mit ihrer Handlung verwebt. Fiktion und Realität verschmelzen hier auf ganz besondere Weise und lassen neben Alma auch Gustav Mahler und einige andere wiederauferstehen. Ebenso zeichnet die Autorin einen guten Querschnitt durch die damalige Wiener Künstlerszene und die Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die schwierige Lage der Juden in Europa sowie die Reisen und auch die klamme Haushaltslage der Mahlers sind gut inszeniert. Die Streifzüge durch Wien und New York sind lebhaft und farbenfroh und bilden die damalige Zeit wunderbar ab.
Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und mit Leben versehen worden, so dass dem Leser das Empfinden vermittelt wird, bei seiner gedanklichen Zeitreise die persönliche Bekanntschaft dieser illustren Künstlerschar zu machen. In jungen Jahren ist Alma eine lebenshungrige und quirlige Frau, die sich nimmt, was sie will. Sie hat eigene Wünsche, träumt davon, mit ihrer eigenen komponierten Musik einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Doch dann wandelt sie sich völlig, als sie mit Mahler verheiratet ist, denn ihr sind die Hände gebunden. Durch das Versprechen, dass sie Mahler gegeben hat, hat sie sich ihr eigenes Gefängnis geschaffen, aus dem sie nicht mehr herauskommt. Sie gibt alles, was sie einst geliebt hat auf und ordnet sich ihrem Mann völlig unter, der sie oftmals mehr als Bedienstete behandelt, denn als geliebte Ehefrau. Man sieht Alma regelrecht verschwinden und nur noch als Schatten ihrer selbst ihre Pflicht tun. Von der einst sprühenden Frau ist nichts mehr übrig. Gustav Mahler isst ein sehr unnahbarer Mann, der kein anderes Talent neben seinem eigenen akzeptieren kann und will. Er ist ein Abbild seiner Zeit, in dem Frauen nur für den Haushalt, die Kinder und zur Unterstützung des Mannes da zu sein hatten.
„Die Muse von Wien“ ist ein gelungenes Abbild der damaligen Gesellschaft und mit Alma Mahler als tragische Figur derselben. Ein sehr fesselnder Roman, der den Leser mitreißt und mit der Hauptprotagonistin mitleiden lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight!

Veröffentlicht am 21.05.2018

Wie im richtigen Leben...

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Die 27-jährige Annika Paulsen unterrichtet an einem Elitegymnasium in Hamburg die Fächer Geographie und Musik. Sie fühlt sich wohl dort mit den Kollegium und den Schülern, was ihr zudem das Leben erleichtert. ...

Die 27-jährige Annika Paulsen unterrichtet an einem Elitegymnasium in Hamburg die Fächer Geographie und Musik. Sie fühlt sich wohl dort mit den Kollegium und den Schülern, was ihr zudem das Leben erleichtert. Als sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag die Nachricht über eine Versetzung erhält, ist es mit der Zufriedenheit vorbei, denn sie soll demnächst an der Brennpunktschule „Astrid Lindgren“ unterrichten, und darauf ist sie so gar nicht vorbereitet und will auch eigentlich gar nicht dorthin. Doch sie hat keine Möglichkeit, sich gegen die Versetzung zur Wehr zu setzen und muss in den sauren Apfel beißen. Annikas erste Eindrücke von der Schule bescheren ihr bereits Alpträume, doch sie hofft, ihre neuen Schüler mit einer Musical-AG zu begeistern. Aber sie hat die Rechnung ohne ihre Schüler gemacht und wendet sich händeringend an ihre Jugendliebe Tristan, der als Regisseur arbeitet und sie unterstützen soll. Aber da gibt es auch noch ihren Nachbarn Sebastian, der nicht nur handwerklich begabt ist. Das Chaos kann starten...

Petra Hülsmann hat mit ihrem Buch „Wenn's einfach wär, würd's es jeder machen“ einen sehr unterhaltsamen und spritzigen Roman vorgelegt, der durch seinen angenehmen und warmherzigen Schreibstil besticht und auch jede Menge Humor in sich vereint. Das Buch liest sich praktisch von selbst, denn die Autorin hat einen unverwechselbaren Erzählstil, der den Leser von Beginn an zu fesseln weiß und ihn in die Handlung hineinzieht, um als unsichtbarer Beobachter an der Seite von Annika aufregende und ereignisreiche Wochen zu erleben. Die Autorin lässt den Leser nicht nur an einer wunderschönen Liebesgeschichte teilhaben, sondern verwertet in ihrer Handlung auch Themen wie tägliches Mobbing unter Schülern und die Ausgrenzung von Schwächeren. Das macht die Geschichte auch etwas nachdenklicher und ernsthafter, finden diese Dinge doch mittlerweile tagtäglich an vielen Schulen statt, worunter viele Kinder und Jugendliche in Zeiten von Facebook und Instagramm leiden müssen.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Alle besitzen ihre individuellen Eigenheiten, und man hat als Leser das Gefühl, den einen oder anderen persönlich zu kennen, was den Unterhaltungswert noch steigert. Annika ist eine Frau, die nicht gerade ihren Traumberuf ausübt, denn eigentlich fühlte sie sich zu Höherem berufen und wollte Pianistin werden. Sie ist eine sture Person und wirkt oftmals etwas arrogant und oberflächlich. Aber das ist reiner Selbstschutz, denn sie hat selbst schon so einiges durchmachen müssen. Annika besitzt ein großes Herz und einen Gerechtigkeitssinn, der sie sympathisch macht. Sowohl Tristan als auch Sebastian sind zwei Männer, die den Leser vereinnahmen und mit denen man sich wohlfühlt. Auch die verschiedenen Schülertypen sind wunderbar gezeichnet und zeigen eine Vielfalt auf, wie sie an jeder Schule heutzutage zu finden ist. Da gibt es die Angeber, die Zurückhaltenden, die Schönheitsköniginnen und die Unscheinbaren. Dieses bunte Potpourri lässt die Handlung lebendig werden und kommt dem echten Leben sehr nah.

„Wenn's einfach wär, würd's es jeder machen“ ist eine sehr witzige und gleichzeitig auch nachdenklich stimmende Geschichte, die das wahre Leben wiederspiegelt und gleichzeitig wunderbar unterhält. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2018

Träume werden wahr im Mapletree

Sommer in Atlantikblau
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Bevor ihre geliebte Großtante Charlie verstirbt, schenkt sie ihrer Nichte Lotte Selinger noch 4 Tickets nach New York für einen gemeinsamen Junggesellinnenabschied mit ihrer Mutter Erika und ihren beiden ...

Bevor ihre geliebte Großtante Charlie verstirbt, schenkt sie ihrer Nichte Lotte Selinger noch 4 Tickets nach New York für einen gemeinsamen Junggesellinnenabschied mit ihrer Mutter Erika und ihren beiden Schwestern Sophie und Luise, denn in zwei Wochen heiratet Lotte Lennard. Die vier verleben ein durchwachsenes verlängertes Wochenende im Big Apple und sitzen bereits auf dem Rückflug nach Deutschland, als ihre Maschine ins kanadische Nova Scotia nach Halifax umgeleitet wird, weil ein Vulkan ausgebrochen ist. Die Stimmung ist völlig am Boden, da es auch keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt, da tausende gestrandete Fluggäste ebenfalls dort festsitzen. Da rennt Lotte unbeabsichtigt in einen attraktiven Mann Marke Holzfällertyp namens Connor hinein, der sich als Einheimischer entpuppt und sich als Rettung in der Not entpuppt, denn er bringt sie in die Kleinstadt Chester ins Mapletree Bed & Breakfast, wo sie sich bei Hazel einquartieren können, die sich ihnen allen sofort wärmstens annimmt und sie verwöhnt. Schnell gewöhnen sich die vier Frauen im malerischen Chester ein, unternehmen Spaziergänge und genießen die Nähe des Meeres. Aber immer, wenn Connor auftaucht, schlägt Lottes Herz wie wild, dabei ist sie doch in festen Händen und der Typ eigentlich unmöglich mit seiner unfreundlichen und kühlen Art. Doch Connors Huskyaugen…
Miriam Covi ist mit ihrem Buch „Sommer in Atlantikblau“ ein wunderschöner, gefühlvoller und fesselnder Roman gelungen, der sowohl ein echter Überraschungshit als auch ein Pageturner ist. Der Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und sehr lebendig, der Leser findet sich durch die Ich-Erzählung direkt als weiteres Mitglied des Junggesellinnenausfluges an der Seite von Lotte wieder, so dass weder ihre Gedanken und Gefühle verborgen, noch die ambivalente Beziehung zu ihren Schwestern. Durch die lebhaften und bildgewaltigen Landschaftsbeschreibungen des malerischen gelegenen Chester bauen sich vor dem inneren Auge herrliche Strände, gemütliche Geschäfte und Restaurants sowie die traumhafte Mapletree-Pension auf, die so gemütlich und kuschelig wirkt, dass man am liebsten selbst einziehen würde. Neben den üblichen Familienstreitigkeiten und –geheimnisse hat die Autorin auch noch ein ernstes Thema einbaut, indem sie über ein Haus für ledige Mütter und Schwangere schreibt sowie über die Vergangenheit der Klinik und was aus den verlassenen Babys wurde, was der Geschichte zusätzliche Impulse gibt.
Die Charaktere sind wunderbar und detailliert gezeichnet, sie besitzen alle ihren eigenen Kopf und wirken aufgrund ihrer Individualität sehr realistisch und authentisch. Der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen leiden, fühlen und Freude empfinden. Lotte ist eine junge Frau, die sich bisher nicht gegen ihre Familie durchsetzen konnte. Sie übt einen Beruf aus, der ihr so gar nicht liegt, dabei hat sie den Kopf voller Geschichten und würde lieber Schriftstellerin werden. Sie ist wankelmütig und wenig durchsetzungsstark, sie hat keinerlei Ambitionen, ihre Träume zu verwirklichen. Einzig zu ihrer Tante Charlie hatte sie eine sehr enge Beziehung, mit ihr konnte sie sich austauschen und das Gefühl vermittelt bekommen, alles tun zu können, was sie nur will, wenn sie daran glaubt. Mutter Erika wirkt im ersten Moment wie die typische Hausfrau, die es allen recht machen will. Dabei hat auch sie ein Geheimnis, dass die Töchter völlig überrascht. Luise ist die älteste Schwester von Lotte und die typische Power- und Karrierefrau, ständig am Handy oder am Laptop, als würde das Familienunternehmen untergehen, wenn sie mal fünf Minuten nicht online ist. Sie lässt ihre Launen oft genug an den anderen aus und verteilt ganz schön harte Worte, sie hat keinerlei Respekt vor den anderen. Aber innerlich nagt ein Problem an ihr, dass sie nicht preisgeben will. Sophie ist die Jüngste im Bunde und mit dem dritten Kind schwanger. Sie liebt es, das Nesthäkchen zu sein und andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, wobei sie insgeheim selbst nicht gerade glücklich ist. Lennard ist ein farbloser und pragmatischer Mann, der oftmals geradezu gefühllos wirkt. Connor ist ein ganzer Kerl, künstlerisch begabt und auch noch ein Arzt, dem die Frauen vertrauen. Doch gleichzeitig hat er einen harten Schicksalsschlag noch nicht überwunden und hält sich von den meisten Menschen fern. Er hat sich einen Panzer zugelegt, der kaum zu knacken ist. Tante Charlie war eine weltoffene Frau, die allerdings ein Geheimnis hat, das es zu ergründen gilt. Hazel ist die gute Seele des Mapletree, mit ihrer offenen und liebevollen Art verzaubert sie ihre Gäste und lässt sie sich wie im Paradies fühlen. Auch die übrigen Protagonisten beleben mit ihrem Erscheinen die Handlung und geben ihr zusätzliche Spannungsmomente.
„Sommer in Atlantikblau“ ist ein wunderschöner, fesselnder und auch romantischer Roman über Familie, Geheimnisse, die Liebe und andere Schwierigkeiten, aber vor allem darüber, auf sein Herz zu hören und seinen Träumen zu folgen. Eine absolut verdiente Leseempfehlung für ein richtiges Lesehighlight!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Das schicksalhafte Telegramm

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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1913 Schweden. Agneta Leongard, die aus einer alteingesessenen wohlhabenden schwedischen Adelsfamilie stammt, verlässt das Gestüt und Familiengut „Löwenhof“, um gegen den Willen ihrer Eltern in Stockholm ...

1913 Schweden. Agneta Leongard, die aus einer alteingesessenen wohlhabenden schwedischen Adelsfamilie stammt, verlässt das Gestüt und Familiengut „Löwenhof“, um gegen den Willen ihrer Eltern in Stockholm ein Kunststudium zu beginnen, um später ein Leben als Malerin zu führen. Sie möchte unabhängig und frei von den Fesseln ihrer Familie ein selbstbestimmtes Leben führen, deshalb hat sie sich den Suffragetten angeschlossen. Sie lebt mit ihrem Freund Michael, einem Anwalt, zusammen, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Doch dann ereilt sie per Telegramm die Nachricht, dass auf „Löwenhof“ ein Feuer ausgebrochen ist, bei dem sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder Hendrik ums Leben kamen. Agneta macht sich sofort auf den Weg zum „Löwenhof“, um ihrer Familie beizustehen. Diese erwarten von ihr nun, dass sie ihre eigenen Wünsche und Träume zurückstellt, um ihre Pflicht als Erbin des Gutes anzutreten. Wie Agneta ihre eigenen Lebensträume begraben und sich der Familientradition fügen?
Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ den ersten Band ihrer geplanten „Löwenhof-Trilogie“, einer historischen Familiensaga, vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, fesselnd, gefühlvoll und bildgewaltig, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und begibt sich unsichtbar an die Seite von Agneta, um sie bei ihrem Lebensweg zu begleiten, sie durch ihre Gedanken und Taten kennen- und lieben zu lernen. Der Spannungsbogen wird schon früh angelegt und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer mehr, so dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und farbenfroh, so dass der Leser das alte Stockholm und ebenso das Gestüt von Gut „Löwenhof“ wunderbar vor Augen hat während der Lektüre. Die Autorin hat gut recherchiert und den geschichtlichen Hintergrund sehr schön mit ihrer Handlung verwebt. Gleichzeitig bringt sie viele verschiedene und der damaligen Zeit angemessene Themen hervor. So werden sowohl den Suffragetten einen Stellenwert zugeordnet als auch die alten gesellschaftlichen und moralischen Konventionen, die es Frauen damals nicht leicht machten, sich gegen diese aufzulehnen.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet und gemäß ihren individuellen Eigenheiten mit Leben versehen, sie wirken durchweg sehr authentisch. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mitfiebern und mit ihnen fühlen. Agneta ist eine sehr sympathische und unabhängige Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Sie stellt sich mutig gegen die Wünsche ihrer Familie und folgt ihren eigenen moralischen Ansprüchen. Sie ist stark und selbstbewusst, pflichtbewusst und fleißig, will sie doch ihre Träume aus eigener Kraft verwirklichen. Auch wenn Agneta sich von ihrem Elternhaus gelöst hat, kann sie sich dann dennoch nicht dem letzten Wunsch ihres Bruders widersetzen, obwohl dies für sie bedeutet, all ihre eigenen Träume aufzugeben. Agnetas Mutter ist eine harte und unbarmherzige Frau, die es nicht anders gewohnt ist, als sich den gesellschaftlichen Konventionen zu beugen, aber ihre Familie gleichzeitig zusammenzuhalten. Sie lässt kaum Gefühlsregungen erkennen, um sich keine Blöße zu geben und ihrem Umfeld eine Maske zu zeigen. Max ist ein geheimnisvoller Mann, der sich in Agnetas Leben schleicht, um dann einfach wieder zu verschwinden. Auch die Nebenprotagonisten wie der Kutscher oder das Hausmädchen überzeugen durch lebendige Auftritte und machen die Handlung rundum gelungen.
„Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ ist der wunderbar gelungene Beginn einer historischen Trilogie, der den Leser mitreißen kann und träumen lässt. Die spannungsreiche und fesselnde Erzählweise der Autorin lassen das Buch einen wahren Suchtfaktor entwickeln. Absolute Leseempfehlung für einen Schmöker der Superlative!