Cover-Bild Patria
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 768
  • Ersterscheinung: 16.01.2018
  • ISBN: 9783498001025
Fernando Aramburu

Patria

Willi Zurbrüggen (Übersetzer)

„Patria“ heißt Vaterland, Heimat. Aber was ist Heimat? Die beiden Frauen und ihre Familie, um die es in Fernando Aramburus von der Kritik gefeierten und mit den größten spanischen Literaturpreisen ausgezeichneten Roman geht, sehen ihre Heimat mit verschiedenen Augen.Bittori sitzt am Grab ihres Mannes Txato, der vor über zwanzig Jahren von Terroristen erschossen wurde. Sie erzählt ihm, dass sie beschlossen hat, in das Haus, in dem sie wohnten, zurückzukehren. Denn sie will herausfinden, was damals wirklich geschehen ist, und wieder unter denen leben, die einst schweigend zugesehen hatten, wie ihre Familie ausgegrenzt wurde. Das Auftauchen von Bittori beendet schlagartig die vermeintliche Ruhe im Dorf. Vor allem die Nachbarin Miren, damals ihre beste Freundin, heute Mutter eines Sohnes, der als Terrorist in Haft sitzt, zeigt sich alarmiert. Dass Mirens Sohn etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun hat, ist Bittoris schlimmste Befürchtung. Die beiden Frauen gehen sich aus dem Weg, doch irgendwann lässt sich die lange erwartete Begegnung nicht mehr vermeiden...Ein Bestseller in Spanien, monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste, ein epochemachender Roman über Schuld und Vergebung, Freundschaft und Liebe, der zeigt, wie Terrorismus den inneren Kern einer Gemeinschaft angreift und wie lange es dauert, bis die Menschen wieder zueinander finden.

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Veröffentlicht am 27.05.2018

Verzeihen möglich?

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Sie sind die besten Freundinnen Bittori, die Frau des Spediteurs, und Miren, die Frau des Arbeiters. Jede Woche gönnen sie sich eine Auszeit von den Familien und tauschen im Café die neuesten Gerüchte ...

Sie sind die besten Freundinnen Bittori, die Frau des Spediteurs, und Miren, die Frau des Arbeiters. Jede Woche gönnen sie sich eine Auszeit von den Familien und tauschen im Café die neuesten Gerüchte aus. Allerdings gewinnt im Baskenland die Eta immer mehr Einfluss, einen Einfluss, der es den Freundinnen schwer macht, befreundet zu bleiben. Schließlich stehen sie politisch gewissermaßen auf unterschiedlichen Seiten. Als Bittoris Mann von der Eta ermordet wird, ist es mit der Freundschaft vorbei. Bittori zieht in eine andere Stadt, so wie es ihre Kinder wollten. Doch Jahre später spürt sie das Bedürfnis, in ihr Haus, in ihr Dorf zurückzukehren.

Zwei starke Frauen gehen ihren Weg, einen Weg, auf es viel Leid und Trauer gibt, der hin und wieder Gutes bringt. Auf ihre Art störrisch sind sie beide. Ihr Leben auf grausame Art verändert hat der Terrorismus. Und doch stehen sie als Frau des Opfers und als Mutter des mutmaßlichen Täters auf unterschiedlichen Seiten unbarmherzig gegenüber. Es kann keine Vergebung geben. Ihrer beider Schicksal und das ihrer Kinder verläuft unterschiedlich und dennoch sind sie alle gezeichnet. Von den Kindern ist keines so richtig glücklich, sie alle haben mit dem zu kämpfen, an dem sie sich schuldig fühlen. Als Mirens Tochter schwer erkrankt kommt es zu einer Wiederannäherung der Familien.

Mit aller Deutlichkeit schildert Fernando Aramburu die Auswirkungen des Terrors auf die Familien. Er schon keinen weder Täter noch Opfer noch den Leser. Damit gibt er auch eine herausragende Gelegenheit, sich mit dem Thema zu befassen. Die Anwendung von Terror zur Durchsetzung politischer Ziele erscheint so nutzlos und zerstörerisch. Nicht nur die Opfer und ihrer Familien erfahren endloses Leid, auch die Täter und ihre Familien bleiben fürs Leben gezeichnet. Eine gewisse Form von Gelassenheit oder Gemütsruhe kann es nur geben, wenn zum einen Zeit ins Land geht und zum anderen die Menschen beginnen miteinander zu reden. Ob ein Verzeihen möglich ist, kann nur ein Augenblick entscheiden. Der Augenblick, in dem der eine entscheidet, um Verzeihung zu bitten, der Augenblick, in dem der andere die Bitte gewährt. Nichts wird dadurch ungeschehen, doch es kann eine Art Frieden mit dem Erlebten geschlossen werden, der es erlaubt, nicht mehr nur das Leben der Schuld zu leben.

Ein umfangreicher Roman, in dem kein Wort überflüssig ist, der Weg des Verzeihens ist nicht an einem Tag gegangen.