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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2018

Tiefgründig, bewegend, mit Charme und Witz

Was man von hier aus sehen kann
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Luise wohnt mit ihrer Familie im Westerwald in einem kleinen Dorf. Wenn Luises Großmutter von einem Okapi träumt, dann stirbt jemand im Ort im Laufe der nächsten 24 Stunden. Als Luise 10 Jahre alt ist ...

Luise wohnt mit ihrer Familie im Westerwald in einem kleinen Dorf. Wenn Luises Großmutter von einem Okapi träumt, dann stirbt jemand im Ort im Laufe der nächsten 24 Stunden. Als Luise 10 Jahre alt ist geschieht nach einem solchen Traum etwas Unfassbares, das mich tief berührt und traurig gestimmt hat. In dem kleinen Dorf wird viel von guter Nachbarschaft gehalten, man hilft sich gegenseitig. Hier bleibt wenig geheim, auch Streitigkeiten nicht. Lösungen findet man daher auch durch andere Dorfbewohner. Doch die größte Sorge von Luise und ihren Verwandten und Bekannten sind die unausgesprochenen Worte und die Zweifel darüber, sie je auszusprechen. Sie kann man nicht sehen, egal von wo man schaut. Der Roman zeigt einige Beispiele im Umgang mit diesen inneren Auseinandersetzungen während unerbittlich das Leben im Dorf und der ganzen Welt weitergeht.

Mariana Leky schreibt mit viel Verve, tiefgründig und bewegend, jedoch gleichzeitig mit Charme und Witz, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich schließe mich den bisherigen begeisterten Stimmen zum Buch an und empfehle es gerne weiter.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Gelungener Debütroman

Die Mütter
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Das Cover des Debütromans „Die Mütter“ von Brit Bennet ist wie Glasmalerei gestaltet, die einzelnen Gläser vereinen sich zu dem Porträt einer schwarzen Frau. Solche Fenster sind aus Gebetshäusern bekannt ...

Das Cover des Debütromans „Die Mütter“ von Brit Bennet ist wie Glasmalerei gestaltet, die einzelnen Gläser vereinen sich zu dem Porträt einer schwarzen Frau. Solche Fenster sind aus Gebetshäusern bekannt und hierhin führt auch der Titel des Buchs. „Die Mütter“ sind eine Gruppe von fünf Frauen, etwa 80 Jahre alt, die sich täglich im Upper Room, dem Abendmahlssaal der Kirchengemeinde, zum Beten für aktuelle Anliegen treffen. Die farbenfrohe Gestaltung des Titelbilds spiegelt die Vielfalt unserer Möglichkeiten wider, Entscheidungen zu treffen und damit unser Leben zu gestalten.

Die Erzählung beginnt im Jahr 2009. Nadia Turner ist 17 Jahre alt und lebt in Oceanside, einer Stadt am pazifischen Ozean in Kalifornien. Ihre Mutter hat sich ein halbes Jahr vorher umgebracht, den Grund dafür kennt sie nicht. Von ihrem Vater fühlt sie sich nicht verstanden und so versucht sie sich, mit ihrem Kummer zu verstecken. Doch dann trifft sie in einem Imbiss Luke, den Sohn des Pastors, der vier Jahre älter ist als sie. Aufgrund eines Unfalls beim Football hat er sein Studienstipendium verloren und arbeitet jetzt in der Gaststätte. Beide fühlen sich zueinander hingezogen und beginnen eine heimliche Liaison, die nicht ohne Folgen bleibt. In Erinnerung der Worte ihrer Mutter, die sich für ihre Tochter eine Karriere gewünscht hat, die ihr selbst aufgrund ihrer frühen Schwangerschaft mit Nadia verwehrt war, beschließt sie, das Kind abzutreiben. Sie erhält das Geld dazu von Luke durch seine Eltern. Weitere Mitwisser gibt es nicht. Für Luke und Nadia ist es das Ende ihrer Beziehung.

Kurze Zeit später lernt sie die etwa gleichaltrige Aubrey kennen, die seit etwa einem Jahr bei ihrer Schwester in Oceanside wohnt und sich in der Gemeinde engagiert. Die beiden werden beste Freundinnen. Doch am Ende des Sommers zieht Nadia nach Michigan, um dort das College zu besuchen. Währenddessen kommen sich Aubrey und Luke einander näher und werden schließlich ein Paar. Nadia kehrt Jahre später zur Hochzeit der beiden nach Hause zurück. Alte Gefühle werden wach, als sie Luke wiedersieht.

Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde hat sicher auch bei der schwarzen Bevölkerung in Oceanside an Bedeutung verloren, aber noch immer bietet sie ihnen den Halt im Glauben und lässt sie als Gemeinschaft vor allem gegen Anfeindungen stark sein. Brit Bennet bindet die Mütter in jedes Kapitel ihres Romans ein. Sie bilden sozusagen die gute Seele der Gemeinde, weil sie sich dort stark engagieren und vieles organisieren. Jeder kann seine Gebetsanliegen bei ihnen einreichen und sie interpretieren die Bitten auf ihre eigene Art und Weise. Sie kennen jedes Mitglied der Gemeinde, verfolgen über Jahre hinweg deren Tun und ziehen aus neuen Entwicklungen Rückschlüsse. Hierdurch entstehen manches Mal auch Fake News, die sich langsam aber stetig verbreiten und den Ruf der betroffenen Person bestimmen. Eigentlich weiß das jeder, doch gerne wird man von ihren Vermutungen, die wie Tatsachen klingeln, eingesponnen. Auch als Leser habe ich mich von der ersten Seite an von den Spekulationen der Mütter, die hier vom Ende der Geschichte her betrachtet zu mir sprachen, faszinieren lassen.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Abtreibung, die weder Nadia noch Luke je vergessen können. Die Autorin hat ihre Protagonistin dabei begleitet und vermittelte mir die von Nadia wahrgenommenen Geräusche, Gerüche und ihre Gefühle in dieser Situation, so dass ich auch später ihre Empfindungen nachvollziehen konnte, wenn sie sich wieder daran intensiv erinnerte. Meist wird die Last der Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch nur bei den Frauen gesehen, doch Brit Bennett weist nachdrücklich darauf hin, dass auch Luke sein Päckchen daran zu tragen hat. Nadia und Luke tragen beide Schuldgefühle in sich hinsichtlich der Enttäuschung ihrer leiblichen Mütter, die bestimmte Vorstellungen für die Zukunft ihrer Kinder hatten. Aubrey wird zwar von Nadia bewundert, weil sie sich selbst von ihrer Mutter gelöst hat, doch auch sie macht sich stille Vorwürfe dafür. Ich verfolgte, dass sich im Laufe der Zeit die Einstellungen der Protagonisten durchaus ändern konnten vor allem durch ihre zurückliegenden Erfahrungen.

Brit Bennet hat mit ihrem Debüt „Die Mütter“ einen ergreifenden Familienroman geschrieben, der sich aus der Sicht zweier junger Frauen und eines jungen Manns mit den an sie gestellten Erwartungen auseinandersetzt die geprägt sind von der Haltung der Kirchengemeindemitglieder. Mich hat das Buch begeistert und darum empfehle ich es gerne weiter.

Veröffentlicht am 18.05.2018

Der Mut zum Zweifeln

Der restliche Sommer
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„Der restliche Sommer“ bleibt den Protagonisten im gleichnamigen Buch von Max Scharnigg, um sich Ende Juli darum Gedanken zu machen, wie ihr weiterer Lebensweg sich gestalten soll. Auch das Cover trägt ...

„Der restliche Sommer“ bleibt den Protagonisten im gleichnamigen Buch von Max Scharnigg, um sich Ende Juli darum Gedanken zu machen, wie ihr weiterer Lebensweg sich gestalten soll. Auch das Cover trägt die Ungewissheit in sich. In Bezug auf den Inhalt des Romans wirft sich die Frage auf, ob ein Leben in sonnigen Gefilden unter Palmen der gewohnten Heimat im waldreichen Deutschland dauerhaft vorzuziehen ist.

Paul, Sara, Tin und Sonja sind die Protagonisten des Romans und stehen in ungleichem Wechsel in den Kapiteln im Fokus. Paul ist 45 Jahre alt und lebt seit zwölf Jahren vom Schreiben einer Kolumne über Benehmen im Knigge-Stil, die allerdings von den Lesern allmählich als hinterwäldlerisch und langweilend empfunden wird. Sara ist Künstlerin und kennt Tin von Jugend an. Sie hat sogar eine Zeit bei ihm gewohnt. Auf einer Lesung von Paul hat sie sich in ihn verliebt und vor zehn Monaten beschlossen, gemeinsam mit ihm, von allen Zwängen befreit am sonnigen Meer in wechselnden Ländern zu leben. Tin, 34 Jahre alt, hat einen Flug nach Portugal gebucht, wo Sara sich gerade mit Paul aufhält, weil er sich noch eine Chance auf Erwiderung seiner Liebe zu ihr erhofft. Er ist von Jugend an ein erfolgreicher Programmierer mit eigenem Unternehmen. Ein vermeintlicher Anschlag auf ihn am Flughafen macht seine Pläne zunichte und rettet gleichzeitig sein Leben. Sonja ist Paartherapeutin und die geschiedene Frau von Paul. Nach einem Radiointerview bekommen ihre Aussagen eine unverhofft große Aufmerksamkeit.

Max Scharnigg führt dem Leser mit seinen Charakteren vor Augen, dass das Leben unberechenbar ist. Manchmal nehmen wir eine Rolle ein, wie sie von uns erwartet wird und werden uns darüber erst später bewusst. So denkt man häufig von einer Künstlerin, dass sie neben Kreativität auch spontane Aktionen zeigen, von einer verheirateten Frau, dass sie ihren Mann umsorgen und sich um den Haushalt kümmern wird. Sara und Sonja kommen mit den Erwartungen zurecht, finden sich darin aber irgendwann nicht wieder.

Wer sich bequem in seinem Job eingerichtet hat, an den werden meist gar keine neuen Erwartungen gestellt. Damit kann man zufrieden sein oder auch nicht. Paul sucht an der Seite von Sara bereits nach neuen Wegen, ohne sich von den alten ganz lösen zu können. Für Tin ist die bevorstehende Reise ein ganz großer, aufregender Schritt raus aus seinem Nerd-Leben und der Einsamkeit seiner vollgestellten Wohnung.

Keiner ist zufrieden mit dem, was er gerade tut. Jeder der Charaktere hat sich seinen Beruf bereits als Jugendlicher ausgesucht und ihn im Zusammenleben mit einem Partner erprobt. Der Autor zeigt, dass der Mut zum Zweifeln, die Suche nach Selbstwert und das Einlassen auf Gelegenheiten neue Chancen bieten kann.

Max Scharnigg schreibt in einer sprachlich reichen Form mit einer leichten gesellschaftlichen Kritik. In seinen Beschreibungen ist für jeden etwas dabei, um sich darin wiederzufinden. Man spürt den Szenarien an, dass darin eigene Erfahrungen enthalten sind, das Übrige ergänzt er durch die Wiedergabe genauer Beobachtungen und Einfühlungsvermögen. Dennoch fehlt es ihm nicht an Fantasie, die zu einigen erheiternden Schilderungen führt. Gerne vergebe ich für diesen gleichzeitig ernsten und vergnüglichen Roman eine Leseempfehung.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Kopfkino beim Lesen, verbindet Fantasie mit Realität der 1950er

Lovecraft Country
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„Lovecraft Country“ ist ein Roman des US-Amerikaners Matt Ruff, der in den 1950ern spielt und Elemente der Phantastik enthält. Er ist benannt nach einem Landstrich in Massachusetts/USA, den sich Howard ...

„Lovecraft Country“ ist ein Roman des US-Amerikaners Matt Ruff, der in den 1950ern spielt und Elemente der Phantastik enthält. Er ist benannt nach einem Landstrich in Massachusetts/USA, den sich Howard Phillips Lovecraft ausgedacht und viele seiner Horrorgeschichten dort angesiedelt hat. Der Ort Ardham liegt in dieser Gegend. Bereits die Titelgestaltung führte mich dorthin, denn ebenda gibt es ein Haus auf einem Hügel, das schon mal gebrannt hat und von einem Vorfahren des Protagonisten Atticus Turner Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Zu Beginn der Erzählung treffen sich hier die Logenmitglieder des Adamitischen Ordens von der Alten Morgenröte, allesamt Weiße. Atticus gehört keinesfalls zu dieser Loge, soll ihnen aber als Mittel zum Zweck dienen. Im unteren Bereich ist das Cover so düster gestaltet wie die Grundstimmung im Roman und zwar nicht nur wegen dem schaurigen Inhalt sondern auch wegen des vorherrschenden Rassismus.

Atticus Turner, 22 Jahre alt, hat in Jacksonville/Florida gearbeitet und fährt aufgrund eines Briefs seines Vaters in seine Heimat nach Chicago. Dort erzählt ihm sein Onkel George, dass sein Vater Montrose auf dem Weg ist, ein Geheimnis um ein Geburtsrecht von Atticus zu lüften. Das Ziel von Montrose war Ardham und er ist mit einem Weißen gemeinsam gereist. Atticus ist so beunruhigt, dass er beschließt seinen Vater zu suchen. George, der sich mit Reisen sehr gut auskennt, weil er einen Reiseführer verlegt, in dem Unterkünfte und Gaststätten aufgelistet sind, in denen Schwarze mit weniger Ressentiments zu rechnen haben, begleitet ihn. Außerdem schließt sich ihnen Letitia Dandridge an, die unterwegs ihren Bruder besuchen möchte. Sie ist nur ein Jahr jünger als Atticus und mit ihm von Kind an befreundet.

Nicht nur in Ardham, sondern in allen folgenden sieben Kapiteln und dem Epilog geschehen phantastische, beunruhigende, horrende Geschichten in denen immer ein Familienmitglied von Atticus oder Letitia im Mittelpunkt steht. Als Gegenspieler begegnet man in fast jeder Erzählung dem jungen weißen Caleb Braithwhite und der Loge, die die Weltherrschaft an sich ziehen möchten. Matt Ruff verbindet auf überzeugende Weise eine lebhafte Fantasie mit der Realität der Schwarzen im Nordwesten der USA in den 1950ern. Weil der Autor es liebt, mit Gegensätzen zu spielen, hat er sich ausgerechnet den Landstrich Lovecrafts, der als Rassist bekannt ist, als Ort für einige seiner schaurigen Handlungen ausgesucht. Während mir in jeder Geschichte die unterwerfende Behandlung der Schwarzen bedrückend vor Augen geführt wurde, war ich gleichzeitig gruselig fasziniert von Spuk, einer anderen Welt, der Möglichkeit zur Gestaltänderung und den Machenschaften des Ordens.

Geschickt verknüpft der Autor die Begebenheiten der einzelnen Kapitel miteinander und führt sie stringent zu einem großen Ganzen, wobei der Spannungsbogen nicht abreißt und es kapitelweise immer wieder zu Highlights kommt. Bis in die Nebenhandlungen hinein spinnt er die Schilderungen unterhaltsam aus. Die Charaktere haben ihre eigenen kleinen Geheimnisse, die sie geschickt vor ihren Verwandten und Freunden verbergen und die den Roman teils auch einen amüsanten Touch geben.

Es ist ein riesiges Kopfkino, das Matt Ruff in seinem abenteuerlichen Roman beim Lesen in Gang setzt. Er spielt auf vielen Seiten meiner Gefühle und konnte mich so in seinen Bann ziehen. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses Buch, vor allem an Leser die das Ungewöhnliche in Form von phantastischen Elementen mögen.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Thriller mit komplexer Handlung, der von Beginn an Spannung aufbaut

Der Preis des Todes
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„Der Preis des Todes“ von Horst Eckert ist ein Politthriller. Nach drei Kriminalfällen, in denen der Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Che Veih ermittelte, ist das vorliegende Buch ein Einzelband. Die ...

„Der Preis des Todes“ von Horst Eckert ist ein Politthriller. Nach drei Kriminalfällen, in denen der Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Che Veih ermittelte, ist das vorliegende Buch ein Einzelband. Die Geschichte spielt auf drei Handlungsebenen, die miteinander verknüpft sind. Eine davon nimmt den Leser mit nach Berlin in ein Apartmenthaus, in dem der Bundestagsabgeordnete und Pharmakologe Christian Wagner erdrosselt aufgefunden wird. In Düsseldorf wird unterdessen nach dem Mörder einer jungen Frau gesucht und schließlich führt die Handlung die Protagonistin Sarah Wolf in ein Flüchtlingslager nach Kenia. Bereits im ersten Kapitel erfuhr ich von beunruhigenden Vorkommnissen, die sich dort ereignet haben sollen. Der Titel erzählt davon, dass den Preis des Todes diejenigen zu zahlen haben, die aufgrund der Umstände in das Visier skrupelloser Akteure geraten, ihnen notwendigerweise vertrauen und dabei ihr Leben verlieren.

Sarah, Mitte 30 und erfolgreiche Moderatorin einer Talkshow im Fernsehen, hat in einer ihrer Sendungen Christian kennen gelernt. Beide haben sich ineinander verliebt und führen ihre Beziehung abseits der Medien. Für ihre nächste Sendung recherchiert das Team um Sarah zum Thema der vorgesehenen Fusion zweier großer Krankenhausbetreiber und der dadurch vorherzusehenden Preissteigerung im Gesundheitswesen. Christian vertritt die Interessen eines der Unternehmen, sein Tod wirft die Frage nach einem Zusammenhang damit auf. Sarah überlässt die Ermittlungen nicht nur der Kriminalpolizei von Berlin, sondern beginnt damit, das Leben ihres Geliebten zu hinterfragen. Sie findet auf seinem Rechner eine Liste mit Medikamenten, die sie schließlich neben anderen Hinweisen auf eine Spur zu einem Krankenhaus nach Ostafrika führen. Außerdem stellt sich heraus, dass die Tote, die am Unterbacher See abgelegt wurde, kurz vor ihrer Ermordung Kontakt zu Christian hatte und für eine humanitäre Organisation arbeitete, die auch in Kenia tätig ist. Sarah beginnt aus der Sachlage heraus, Querverbindungen zu ziehen und unbequeme Fragen zu stellen.

Schon das erste Kapitel deutete an, dass im Flüchtlingslager in Dadaab/Kenia nicht alles rechtens läuft. Doch zunächst einmal baut Horst Eckert seine Protagonisten Sarah und Sellin, den im Düsseldorfer Mordfall ermittelnden Krimalhauptkommissar, auf. Noch ahnte ich nichts von dem Band, das diese beiden verbindet. Die Spannung wuchs anfangs eher ruhig, bis Sarah die Spur nach Ostafrika entdeckt und mit ihrem Team zu Aufnahmen für eine Reportage hinfliegt. Der Autor erzählt von einzelnen Schicksalen im Lager, die jeden Leser berühren werden. Ab diesem Zeitpunkt hatte die Geschichte mich voll ergriffen und in ihren Sog gezogen.

Neben der spannenden Thrillerhandlung hat es mir zusätzliches Vergnügen bereitet, einmal hinter die Kulissen einer Talkshow zu schauen. Bei den Ermittlungen in Düsseldorf waren mir die Schauplätze meistens bekannt, so dass ich mir das Geschehen besonders gut vorstellen konnte. Horst Eckert recherchiert sehr gut, so dass die von ihm beschriebenen Charaktere und deren Handlungen überaus realistisch erscheinen. Als Hintergrund für seine Thriller nutzt er aktuelles politisches Geschehen, das er verfremdet und darin seine fiktiven Figuren spielen lässt. Am Ende der kurzen Kapitel kommt es häufig zu kleinen Cliffhangern und die Szene wechselt, was für mich als Leser die Spannung noch erhöhte.

„Der Preis des Todes“ ist ein Thriller mit komplexer Handlung, der von Beginn an Spannung aufbaut und bis zum Schluss hält. Markante Charaktere und interessante Themen, die den Hintergrund bilden, sind auffällig und bleiben im Gedächtnis. Mich konnte Horst Eckert mit der Geschichte in seinen Bann ziehen und gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.