Cover-Bild Mercy Seat
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 251
  • Ersterscheinung: 01.03.2018
  • ISBN: 9783406719042
Elizabeth H. Winthrop

Mercy Seat

Roman
Hansjörg Schertenleib (Übersetzer)

Louisiana, die 1940er-Jahre, ein elektrischer Stuhl wird in die kleine Stadt St. Martinsville gebracht für die geplante Hinrichtung eines jungen Schwarzen namens Will, der ein weißes Mädchen vergewaltigt haben soll. In Wirklichkeit ist sie seine Geliebte gewesen, die sich aus Verzweiflung umgebracht hat und ihm nun nicht mehr helfen kann. Alle wissen, dass das Todesurteil ein Skandal ist, aber sogar Will selbst hat aus Trauer und Schuldgefühlen innerlich eingewilligt, und weiße Wutbürger drohen dem zweifelnden Staatsanwalt mit der Entführung seines Sohnes. Nach einer wahren Begebenheit, psychologisch fein und in einer an William Faulkner erinnernden multiperspektivischen Intensität erzählt Elizabeth Winthrop die tragischen Ereignisse bis zum überraschenden Ende. Ein meisterhaftes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt und das niemanden kaltlassen wird.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2018

Sehr emotional

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Will soll ein Mädchen vergewaltigt haben. Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Nun ist der Stuhl auf den Weg nach St. Martinville um das Urteil zu vollstrecken.

Das Cover gefällt mir gut. Ich kann es nicht ...

Will soll ein Mädchen vergewaltigt haben. Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Nun ist der Stuhl auf den Weg nach St. Martinville um das Urteil zu vollstrecken.

Das Cover gefällt mir gut. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber die Farben ziehen mich in ihren Bann.
Man ist direkt in der Geschichte kurz vor der Hinrichtung drinnen. Diese wird aus der Sicht von vielen verschiedenen Personen wahrgenommen und erzählt. Man erfährt viel über ihre Gefühle und Gedanken und wie sie nicht nur dieses Ereignis mitbekommen, sondern allgemein den Missstand zwischen schwarz und weiß.
Mir haben zwar diese unterschiedlichen Sichtweisen sehr gefallen, jedoch war ich manchmal etwas verwirrt wie die Personen zur Geschichte passen. Denn gerade am Anfang kommen ständig neue dazu und man kann da leicht mal den Überblick verlieren.
Aber lässt man sich darauf ein, liest man hier eine sehr emotionale Geschichte, die einen so schnell nicht loslässt.
Ich war einfach so gefesselt von der gefühlvollen Schreibweise der Autorin, man kann sich dieser einfach nicht entziehen.
Die klare Sprache, die trotzdem berührend und tiefsinnig ist, beschreibt viele einzelne Schicksale, die doch irgendwie miteinander verwoben sind.
Ich fand es sehr gut, dass die Autorin nicht auf die Vorgeschichte eingegangen ist. Man erfährt also nicht im Detail was mit Will und dem Mädchen wirklich passiert ist. Jedoch erhält man Andeutungen und kann sich so sein eigenes Bild zusammensetzen.
Und wenn man eine ungefähre Vorstellung von der damaligen Zeit, die 40er Jahre in den USA, hat, ist das kein großes Problem.
Vorverurteilungen und Rassismus werden hier natürlich sehr groß geschrieben und trotzdem hatte ich nicht den Eindruck als wollte die Autorin ihre Geschichte mit erhobenen Zeigefinger erzählen. Es ist einfach eine Beschreibung der Missstände und dieses Unrechtes.
Obwohl natürlich ein Prozess dieser Hinrichtung vorangegangen ist, erfährt man so einiges was nicht richtig gegangen ist.
Elizabeth H. Winthorp ist bei ihrem Buch von einer wahren Begebenheit inspiriert worden und man kann sich diese Geschehnisse wirklich gut in der Realität vorstellen. Denn der Rassismus in den Köpfen der handelnden Personen scheint nicht nur damals noch vorhanden zu sein.
So wurde ich an einigen Stellen an die Situation mit den Flüchtlingen in unserem Land erinnert. Auch hier werden Menschen die anders sind direkt vorverurteilt und viele meinen zu wissen, was genau passiert sein muss, wenn ein Refugee in eine schwierige Situation gerät.
Und bei Will geschieht dasselbe. Ein schwarzer und ein weißes Mädchen? Das kann ja nur Vergewaltigung sein. Noch dazu hat sie Grace danach umgebracht. Kann es eindeutiger sein? Ein gefundenes Fressen für jeden Rassisten.
Das Ende hätte ich mir vielleicht weniger offen gewünscht. Ein bisschen mehr Abschluss wäre mir vielleicht lieber gewesen. Aber vielleicht macht genau diese Offenheit ein gutes Ende aus?

Mein Fazit: Ein wahnsinnig emotionales Buch, das einen fesselt und dann einfach nicht mehr loslässt. Nicht nur Wills Schicksal wird klar beschrieben, auch die anderen Personen im Buch erzählen von ihren individuellen Schicksalen und ziehen einen in ihren Bann. Vielleicht hätten ein paar weniger Figuren auch gereicht. Aber trotz allem ist es ein sehr gutes Buch, das man nicht einfach so nebenbei lesen kann.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Wenn die Hautfarbe das Urteil bestimmt

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| © Janna von www.KeJas-BlogBuch.de |

Bücher haben für mich nochmals eine ganz intensive Anziehungskraft, wenn sie auf einer wahren Geschichte basieren. Das Cover und der Klappentext überredeten mich ...

| © Janna von www.KeJas-BlogBuch.de |

Bücher haben für mich nochmals eine ganz intensive Anziehungskraft, wenn sie auf einer wahren Geschichte basieren. Das Cover und der Klappentext überredeten mich zu einem endgültigen Kauf.

Amerika der 40er Jahre, ein schwarzer Mann wird auf dem ‚Mercy Seat‘ (Gnadenstuhl) zum Tode verurteilt. Die Anklage ist sexueller Missbrauch einer weißen jungen Frau. Seiner Aussage nach jedoch hat dies nie stattgefunden, sondern geschah einvernehmlich. Vielmehr waren sie ein Liebespaar, doch die Frau selbst wird sich nicht mehr dazu äußern, sie ist tot.

Dies klingt zunächst nach einer sehr intensiven Geschichte, die sich nicht jede­r Leserin zutrauen mag. Was die Intensität betrifft kann ich nur sagen, das mich einige Stellen mitgenommen haben und anderen mir eine Gänsehaut verschafften und wieder. Was die Thematik betrifft wird es nur zum Ende hin eventuell für wenige Leserinnen (etwas) unerträglich, denn der oben beschriebene Inhalt ist der Ausgangspunkt, nicht der Schwerpunkt des Buches. Will soll auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden, darauf arbeitet die Geschichte hin und beschreibt diese qualvollen Minuten.

Je mehr ich las, desto langsamer wurde ich. Ich nährte mich von Seite zu Seite dem Tag, an dem Will seine letzten Atemzüge machen soll. Doch nicht nur Will lernte ich kenne, auch weitere Personen nahmen einen Raum innerhalb der Geschichte ein. Zu Beginn war ich irritiert über die vielen Namen, da nicht sofort klar ist, in welchem Zusammenhang die Protagonist
innen stehen. Aber die einzelnen Geschichten verbinden sich zu einer. Mehrere Leben die sich nicht überschneiden und doch miteinander in Verbindung stehen.

Menschen die an Wills Schuld zweifeln und dennoch Handlungsunfähig sind. Doch geht es um die Frage der Schuld? Es geht auf jeden Fall um die Hautfarbe. Es geht darum, wie Menschen zur damaligen Zeit miteinander umgegangen sind. Gab es faire Verhandlungen? Oder war der Schuldzuspruch bereits gefällt, wenn man eine dunklere Hautfarbe hatte? Was geschieht innerhalb Familien, wenn die Ehepartner unterschiedliche Weltansichten haben? Und was geht in einem Menschen vor, welchem bewusst ist, die letzten Stunden zu erleben? Die Autorin verwebt dies innerhalb einer einzigen Geschichte.

Ein Buch das mich berührte, welches ich weiter empfehle und mich dennoch nicht vollends einnehmen konnte. Ich hatte mir mehr Intensität gewünscht! Nicht nur Wills Geschichte spielt eine Rolle, auch die Schicksale der anderen Protagonistinnen werden angesprochen. Die Tiefe jedoch blieb dabei leider etwas zurück, denn jeder einzelner hat eine eigene Tragödie. Insgesamt begegneten mir neun Protagonistinnen. Tod, Rassismus, Alkoholismus, Trauer und Angst. Neun Leben, eine Geschichte. Viele Problematiken, Themen und Emotionen. Es wirkt nicht zu viel, aber auf so wenigen Seiten nicht intensiv genug herausgearbeitet.

Wenn Emotionen beim Lesen entstehen, Gedanken, dann hat ein Buch doch alles richtig gemacht!? Vom Bauchgefühl her, absolut ja! Vom Kopf eine Unentschlossenheit, die mich auch im Schreiben meiner Eindrücke verunsichert. Ich habe mich sehr schnell in die Geschichte hineingelesen und bin abgetaucht. Je weiter ich las, desto mehr graute es mir vor dem Ende. Und je mehr bemerkte ich was mir fehlte. Es graute mir, weil ich mit Wills letzten Gedanken konfrontiert wurde, wusste worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Ich wusste nicht, dass mir mehrere Schicksale begegnen würden und ich hätte gerne mehr davon gelesen. Mehr von der Gänsehaut, ein Schuldspruch welcher mehr aufgrund der Hautfarbe als auf Tatsachen beruht. Will, der sich damit abgefunden hat. Und mehr von den anderen Charakteren, die in irgendeiner Weise mit seiner Geschichte im Zusammenhang stehen, mehr von ihren Leben und Gedanken.

Besonders das Leben als Schwarzer in den 40ern mitten in Amerika tritt zu sehr in den Hintergrund, wobei es mir immer wieder begegnete. Zwei Frauen, die weitaus mehr hätten in den Fokus rücken können, denn sie zweifeln. Leise, da sie ihren Männern gegenüber stehen. Ein Mann der die Gegenseite vertritt, für Wills Urteil verantwortlich ist. Im Zwiespalt mit sich selbst. Und ein Mann der die Nachbarskinder nicht in seinem Garten haben will, seiner Frau vorwirft das Loch, welches der Sohn hinterlassen hat mit diesen Kontakten zu füllen. Und Will selbst. Ich würde nicht mal sagen, es hätte auf eine Sicht verzichtet werden sollen, dem Roman hätten jedoch einige Seiten mehr gut getan. Mehr Intensität indem was die Autorin ausdrücken möchte. Mehr verweilen bei den einzelnen Protagonistinnen.

Und doch hatte das Buch mich bereits nach 40 Seiten und bei bestimmten Zeilen lief mir ein Schauer über meine Haut. Ich habe die Geschichte gerne gelesen und auch wenn ich Kritik an der Umsetzung habe, so hat mich das was die Autorin vermitteln wollte gepackt.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Ich sterbe nicht!

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„Es ist wie die Erinnerung an Schmerz, nachdem der Schmerz abgeklungen ist. Es ist eine Erinnerung. Der Schmerz hat aufgehört.“


Inhalt


Will Jones wartet geduldig auf seine Hinrichtung, denn ihm bleibt ...

„Es ist wie die Erinnerung an Schmerz, nachdem der Schmerz abgeklungen ist. Es ist eine Erinnerung. Der Schmerz hat aufgehört.“


Inhalt


Will Jones wartet geduldig auf seine Hinrichtung, denn ihm bleibt nichts anderes übrig, nachdem er an der Vergewaltigung einer jungen weißen Frau angeklagt wird, die in Wahrheit seine große Liebe war. Zu diesem Zweck wird extra der elektrische Stuhl in die kleine Ortschaft St. Martinsville in den Bundesstaat Louisiana transportiert. Seine letzten Tage erträgt er still, in Erinnerung an eine Zeit, jenseits all seiner Sorgen. Er hat sein Urteil akzeptiert, möchte es nur noch schnell vollstreckt wissen und erfasst den unmenschlichen Sinn des Vorhabens dennoch nicht. Wäre er kein Mensch mit schwarzer Hautfarbe, so hätte es sich möglicherweise zu kämpfen gelohnt, doch so freut sich der Mob bereits auf ein grausiges Spektakel und wartet mit Spannung auf den letzten Atemzug des jungen Mannes. Und selbst die berechtigten Zweifel einzelner Beteiligter werden beiseite geschoben, um ein weiteres Beispiel zu demonstrieren, zu welch grausamen Strafen, die Spezies Mensch im Namen der Gerechtigkeit bereit ist …


Meinung


Basierend auf einer wahren Begebenheit schildert die junge amerikanische Autorin Elizabeth H. Winthorp das besondere Schicksal eines Mannes, vor dem Hintergrund eines sehr fragwürdigen Rechtssystems, geprägt von korrupten Mitbürgern, abhängigen Staatsanwälten und sensationslüsternen Bewohnern einer Kleinstadt, denen zwar allerlei Gedanken bezüglich menschlichen Versagens durch den Kopf gehen, die aber eine anscheinend unumkehrbare Entscheidung getroffen haben, die sie nun um jeden Preis vollziehen werden. Gleich zu Beginn des Buches wird der Leser mit einer Vielzahl von Akteuren konfrontiert, die alle ein winziges Puzzleteilchen im Getriebe der angesetzten Vollstreckung sind und aus ihrer jeweiligen Perspektive heraus schildern, was sie antreibt, was sie bewegt und welche Dinge chronologisch passieren. Doch gerade diese Vielfalt der Erzählstimmen hat mir den Roman etwas vergällt, weil den Mensch Will Jones dadurch nicht die für mich erhoffte Präsenz hatte und alles sehr distanziert und objektiv beschrieben wurde.


Jeder Charakter im Buch hat sein eigenes Päckchen zu tragen und eine mitunter für den Fall unerhebliche Sichtweise auf die Dinge. Hätte sich die Autorin auf weniger Protagonisten berufen und diese mehr von ihrem Innenleben erzählen lassen, wäre mir die an sich bedrückende Geschichte einer geplanten Hinrichtung sicherlich näher gegangen.


Etwas schade empfand ich auch die Tatsache, dass man als Leser schnell erahnt, auf was diese Geschichte hinausläuft, dass nimmt der Sache die Spannung, die Unvorstellbarkeit des Ganzen und versetzt die Leserschaft in die Rolle des stillen Beobachters. Und obwohl sich die Autorin große Mühe gibt, ihre Wahrheiten und Einsichten in schöner Sprache zu vermitteln, konnte ich mich in keinem, vor allem nicht in den unrechtmäßig Verurteilten Will hineinversetzten – sehr schade. Mag sein, dass sie keinen fiktiven Roman über eine historische Begebenheit schreiben wollte, dass sie sich lieber an die Tatsachen gehalten hat und ihre zur Verfügung stehende literarische Freiheit ganz bewusst nicht nutzen wollte, doch mich hat das etwas enttäuscht.


Fazit


Ich vergebe 3,5 Lesesterne (aufgerundet 4) für diesen historisch inspirierten Roman, der ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte aufarbeitet, der sich mit Themen wie Schuld und Reue, Angst und Akzeptanz, Glauben und Wundern beschäftigt und dennoch sachlich bleibt. Echte Nähe und Emotionalität habe ich vermisst, dafür aber ein unterhaltsames, kurzweiliges Buch gefunden, in dem Einige über sich selbst hinauswachsen, andere trotz ihres Unverständnisses auf der Strecke bleiben und die Hoffnung auf ein Morgen durchaus spürbar wird.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Hat Stärken und Schwächen

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Kurzmeinung:
Ein sehr großes Thema: Rassismus, ein Todesurteil aufgrund der Hautfarbe, ein Junge, der seine letzten Tage vor seiner Hinrichtung schildert. Leider konnte das Buch bei mir persönlich nicht ...

Kurzmeinung:
Ein sehr großes Thema: Rassismus, ein Todesurteil aufgrund der Hautfarbe, ein Junge, der seine letzten Tage vor seiner Hinrichtung schildert. Leider konnte das Buch bei mir persönlich nicht das halten, was ich mir von der Geschichte versprochen habe. Wegen des wichtigen Themas und den starken Abschnitten über den Verurteilten ist es aber trotzdem lesenswert.


Meine Meinung:
Ein Buch mit einem unglaublich wichtigem Thema, mit sehr viel Potential. Ich wünschte, ich hätte es mehr mögen können. Aber irgendwie hat es mich nicht so richtig berühren können.
Wills Abschnitte sind mir echt unter die Haut gegangen, aber davon gab es so wenig. Und die anderen Abschnitte haben mir einfach zu oft gewechselt. Ingesamt wird die Geschichte aus Sicht von 9 verschiedenen Personen erzählt. Und das sind mit einfach zu viele Perspektiven, zu viele Wechsel, als das ich da mit jemandem wirklich hätte mitfühlen können. Dadurch sind für mich die Gefühle und Motive der einzelnen Personen manchmal auch zu sehr an der Oberfläche geblieben.

Dieses Buch befasst sich wirklich mit krassen Themen. Todesstrafe. Rassismus. Ein Junge, der aufgrund seiner Hautfarbe sterben muss. Man bekommt Einblicke in seine Gedanken, wie er seine letzten Tage au Erden erlebt. Das ging mir wie gesagt wirklich unter die Haut. Aber man lernt auch viele andere Charaktere kennen. Den Pfarrer, der nicht weiß, wie er dem Jungen und seinen Eltern helfen kann, welchen Rat er geben soll und wie er Trost spenden kann. Die Wutbürger, die nichts haben, außer ihrem Hass. Den Vater, der seinen Sohn im Krieg verloren hat und nicht weiß, wie er es seiner Frau sagen soll. Alles sehr ergreifende Schicksale und bedrückende Ereignisse. Durch die vielen und schnellen Perspektivwechsel ist mir aber trotzdem keine der Personen so wirklich nahe gekommen und die Stimmung kam nicht so richtig bei mir an. Vielleicht war das aber auch ganz gut so. Vielleicht hätte ich die Lektüre anders auch gar nicht ertragen, gerade weil es um so unglaublich bewegende Themen geht.

Sehr gut transportiert hat das Buch aber die (auch teils gespaltene) Stimmung in der Gesellschaft zu der Zeit, und auch die Tatsache, dass trotz so gravierender Ereignisse und diesem schlimmen Schicksal von Will, jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat.


Fazit:
Ein Buch, das mich irgendwie gespalten zurücklässt. Ich habe mich im Vorfeld ein bisschen vor der Lektüre gefürchtet, weil ich Angst vor diesem bewegenden Thema hatte. Angst, dass es mich zu sehr mitnimmt. Dann auch noch vor dem Hintergrund, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt. Doch dann ist quasi das Gegenteil passiert: Das Buch konnte mich nur in seltenen Momenten wirklich berühren. Vielleicht war es ganz gut so, weil man so dieses schwierige Thema leichter ertragen konnte. Dennoch: dieses Thema darf wehtun, finde ich. Es darf (und sollte vielleicht sogar) bewegend, aufrütteln und erschüttern.
Durch die vielen Perspektivwechsel und die an der Oberfläche bleibenden Schilderungen wurde da meiner Meinung nach Potential verschenkt.
Dennoch lohnt sich die Lektüre, um sich ein Bild von der gesellschaftlichen Stimmung in den Südstaaten der 1940er zu machen. Um sich mit dem Thema Rassismus und dieser grenzenlosen Ungerechtigkeit zu konfrontieren.