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Veröffentlicht am 28.05.2018

Düstere Zukunftsaussichten: mehr Gesellschaftskritik als Dystopie

Hier ist es schön
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Die 16-jährige Irma macht bei einem Casting für eine Fernsehshow mit, für die Pioniere gesucht werden, die einen neuen Planten besiedeln, um die Menschen vor dem Aussterben zu retten. Sie kann sich gegen ...

Die 16-jährige Irma macht bei einem Casting für eine Fernsehshow mit, für die Pioniere gesucht werden, die einen neuen Planten besiedeln, um die Menschen vor dem Aussterben zu retten. Sie kann sich gegen die anderen Bewerber durchsetzen und wird letztlich zusammen mit Sam ausgewählt. Sie verlässt ihre Eltern und Freunde, während Sam nach den Angaben der Macher der Fernsehshow an einem Strand angespült wurde und keine Erinnerungen an seine Herkunft hat. Zehn Jahre werden sie auf ihre anstehende Reise in einer Arena vorbereitet und dabei von Kameras und den Menschen mit den Masken begleitet.

Kurz vor dem Abschied verlässt Sam die Arena. Irma folgt ihm, um ihn zurückzuholen und die Mission zu retten. Sam nimmt "draußen" zum ersten Mal das Leben auf der Erde bewusst wahr und begibt sich auf die Suche nach seiner Herkunft, während Irma sich wundert, dass die Masken sie nicht zurückholen.

Der Roman beginnt mit zahlreichen Briefen an Irma, die sie in den zehn Jahren ihrer Abwesenheit von Mutter, Vater, Oma, ihren Freunden, aber auch von Fans erhalten hat. Während die Fans sie feiern, wird Irma von ihrer Familie schmerzlich vermisst und bis zum Schluss versucht, sie von ihrer endgültigen Abkehr von der Welt aufzuhalten. Beiläufig erfährt man durch die Briefe, wie sich das Leben auf der Erde weiterentwickelt hat: Nahrung ist knapp, da das Klima offenbar kaum noch den Anbau von Pflanzen möglich macht. Die Menschen haben resigniert und gehen kaum noch Berufen nach. Mehr Details über den Zustand der Erde erfährt der Leser auch nicht. Es ist weder klar, wann der dystopische Roman spielt, noch aus welchem Grund und wie dringend die Menschen neuen Lebensraum brauchen. Darüber hinaus bleibt dem Leser verborgen, wie Irma und Sam zehn Jahre lang auf ihre Reise vorbereitet worden sind. Nach ihrem Weggang aus der Arena wirken sie allein auf der Erde unbeholfen.

Der außergewöhnliche Beginn des Romans hat mir gut gefallen. Die Briefe und Irmas Abschied von der Welt waren sehr emotional und eindringlich beschrieben. Anschießend entwickelte sich der Roman jedoch ganz anders als erwartet und wie man es von typischen Dystopien kennt. Statt einer Vorbereitung von Pionieren zur Besiedelung eines neuen Planeten geht es vielmehr um das Miteinander der Menschen und um einen bizarren Roadtrip zweier junger Menschen, die trotz ihres Alters wie Teenager wirken, zu einer Insel. Die Geschichte wirft dabei mehr Fragen als Antworten auf.

Als Leserin blieb ich am Ende etwas ratlos zurück, da ich mir mehr Science Fiction und eine konkretere Beschreibung der Zukunft auf der Erde erwartet hatte. So stellt sich mir die Frage: War am Ende alles nur Show? Ein großangelegter Fake einer Realityshow, um zu unterhalten oder die Menschen wachzurütteln?
Zusammen mit dem Titel kann der Roman dann so interpretiert werden, sich den Zustand der Erde bewusst zu machen und die Menschen davor zu warnen, weiter Raubbau mit ihr zu betreiben. Nur dann kann man noch weiter behaupten, "Hier ist es schön".

Auch wenn der Roman einen etwas unerwarteten Verlauf genommen hat, wollte ich unbedingt weiterlesen, um Erklärungen zu finden oder eine Aufklärung zu erhalten. Bis zum Ende war ich mir aber über den Zustand der Erde überhaupt nicht sicher, konnte nicht einordnen, ob es wirklich an der Zeit ist, neuen Lebensraum zu besiedeln und wie der Öffentlichkeit verkauft wurde, dass das mit nur zwei Menschen möglich sein könnte. Diese beiden waren zudem sehr unnahbar und stellten nicht wie bei Weltuntergangsszenarien üblich typische Helden dar.
Bei der Botschaft des Romans bleibt viel Platz für Interpretationen, aber zumindest die vermittelte Gesellschaftskritik ist offensichtlich.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Gewohnt charmanter Schreibstil der Autorin, aber wenig kreative Geschichte mit einem zu teenagerhaften Verhalten der Protagonistin

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Annika ist Lehrerin für Musik und Geografie an einem Gymnasium in Hamburg. Ausgerechnet an ihrem 27. Geburtstag erfährt sie, dass sie an die Astrid-Lindgren-Schule in Ellerbrook, eine berüchtigte Stadtteilschule ...

Annika ist Lehrerin für Musik und Geografie an einem Gymnasium in Hamburg. Ausgerechnet an ihrem 27. Geburtstag erfährt sie, dass sie an die Astrid-Lindgren-Schule in Ellerbrook, eine berüchtigte Stadtteilschule in einem Problembezirk Hamburgs versetzt wird, um dort das unterbesetzte Kollegium zu unterstützen.
Annika kann sich nichts Schlimmeres vorstellen, bemitleidet sich selbst und möchte alles dafür tun, möglichst schnell wieder an ihre alte Schule versetzt zu werden, um ihr bequemes Leben weiterzuleben. Zusammen mit Freunden entwickelt sie die Idee, dass sie sich für ihr Gymnasium, an dem sie neben dem Unterricht keine AGs geleitet hatte, attraktiver machen muss. Sie gründet eine Musical-AG und möchte mit ihren Schülern ein Stück aufführen, das den ersten Platz bei einem Hamburger Schulwettbewerb gewinnen soll.
Ihr ist bewusst, dass sie es alleine mit den mehr oder minder talentierten Schülern, die sich bisher darauf ausgeruht hatten, aufgrund ihrer sozialen Herkunft perspektiven- und chancenlos zu sein, nicht schaffen wird. Annika sieht sich gezwungen, ihren Jugendschwarm Tristan anzuheuern, der Theaterregisseur ist, für den sie immer noch Gefühle hat, obwohl die beiden nie ein Paar waren. Ihr Gefühlschaos ist perfekt, als auch noch ein Kribbeln für ihren Nachbarn Sebastian verspürt, mit dem sie bisher locker befreundet war.

"Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" ist der inzwischen vierte Roman, den ich von Petra Hülsmann gelesen habe. Rein optisch und aufgrund des Titels reiht er sich nahtlos in die Vorgängerromane ein und handelt auch inhaltlich wieder von einer jungen Hamburgerin, die eine (unfreiwillige) Veränderung in ihrem Berufsleben durchmacht und deren Liebesleben urplötzlich durcheinander gewirbelt wird.
Die Liebeskomödie liest sich gewohnt leichtherzig und amüsant, auch wenn Themen wie Mobbing, Migration, Vorurteile und Armut angesprochen werden. Leider hält der Roman auch wenig Überraschungen bereit und ist von Anbeginn vorhersehbar. Dies ist grundsätzlich nicht unbedingt kritisch, wenn die Geschichte interessant und abwechslungsreich erzählt wird. In Bezug auf Annikas Lehrtätigkeit wird allerdings hauptsächlich auf Klischees zurückgegriffen, die munter aneinandergereiht werden. Diese wirken mit der Ghetto-Sprache der Schüler und deren zum Teil übertrieben dargestellter Einfältigkeit zu gewollt komisch und lassen diese eher lächerlich als tatsächlich problembehaftet dastehen. Schwierigkeiten aufgrund der sozialen Herkunft werden viel zu einfach aus dem Weg geräumt.
Schlimmer fand ich allerdings Annikas Unbeholfenheit in Liebesdingen. Mit ihrer Blindheit verrennt sie sich in einem Gefühlswirrwarr und verhält sich so, als wäre sie im Alter ihrer Schüler. Manche Szene war so kitschig oder albern und vor allem so ideenarm, dass mir die Banalität der Handlung beinahe auf die Nerven ging. Dabei hätte ein Einzelschicksal eines Schülers oder auch die Vergangenheit von Annika selbst für eine tiefer gehende Geschichte herangezogen werden können. So wurden viele Probleme kurz angerissen, aber keines wirklich eingehender behandelt.

"Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" enthält den Charme von Petra Hülsmann, aber mangelte mir an Kreativität und Raffinesse und ist deshalb nur für echte Fans der Autorin oder Freunden humoriger Liebesgeschichten mit einigem Hin und Her bis zum Happy End empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 23.05.2018

Drei Protagonisten auf der Suche und die Entdeckung ihrer gemeinsamen Verbindung - leider etwas diffus und wenig aufschlussreich

Die Worte, die das Leben schreibt
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Magdalena hat ihre Heimat Litauen verlassen, um vor ihrer Gabe zu fliehen: Sie kann auf der Haut der Menschen Botschaften lesen, die ihr etwas über deren Schicksal verraten. Für Magdalena ist die Gabe ...

Magdalena hat ihre Heimat Litauen verlassen, um vor ihrer Gabe zu fliehen: Sie kann auf der Haut der Menschen Botschaften lesen, die ihr etwas über deren Schicksal verraten. Für Magdalena ist die Gabe ein Fluch. Sie möchte nicht in die Zukunft von Fremden blicken und zieht nach London, in der Hoffnung, dass sie in der fremden Sprache die Schrift nicht lesen kann.

Sie trifft den Studenten Neil, in dessen Gesicht ihr Name geschrieben steht. Neil ist im Mai/ Juni immer noch damit beschäftigt, ein Weihnachtsgeschenk für seinen Vater zu übergeben.
Sein Vater ist Richard, ein zwangspensionierter Lehrer, der, nachdem erneut eine Biographie über seine bereits 1954 verstorbene Mutter erschienen ist, auf der Suche nach der Wahrheit um seine Mutter ist. Er kann nicht daran glauben, dass seine Mutter ihn verlassen hat, ohne ihn als Kind noch einmal zu treffen. Er erinnert sich noch an ihre roten Schuhe und macht sich auf die Suche nach ihnen und der Lebensgeschichte seiner unglücklich verstorbenen Mutter.

Zu Beginn werden die Geschichten von Magdalena, Neil und Richard parallel erzählt, bis sie sich begegnen bzw. die selben Orte aufsuchen. Man begleitet sie auf ihrer Reise nach London, Paris, Vilnius und auf dem Jakobsweg bis nach Spanien.

Der Roman ist nicht einfach zu lesen, da die Autorin mit zahlreichen Metaphern arbeitet und nicht nur zwischen den Perspektiven der Protagonisten, sondern auch in den Zeiten springt. Ich habe lange gebraucht, um mich daran zu gewöhnen und konnte den Roman erst im letzten Drittel wirklich unangestrengt lesen, als sich die Handlungsstränge zusammengezogen hatten und die Charaktere nahbarer wurden. Bis dahin verwirrten mich die Gedankengänge und die diffusen Handlungen der Protagonisten mehr und phasenweise war ich auch vom ausschweifenden Erzählstil der Autorin gelangweilt. Auch wenn sich viele Fragen im Verlauf des Romans klärten, blieb mir insbesondere die Verbindung zwischen Magdalena und Neil sowie ihre mystische Begabung rätselhaft. Einen befriedigenden Abschluss gab es für mich nur in Bezug auf Richards Suche, auch wenn hinsichtlich seiner Mutter Raum für Spekulationen blieb.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Zwei ungleiche Schwestern auf der Suche nach ihren Wurzeln - am Ende mit mehr (ungelösten) Problemen und Drama als nötig

Der Sommer der Dünenrosen
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Marin Bishop wird ihre Anstellung in einer renommierten Anwaltskanzlei in New York gekündigt, nachdem ihre Beziehung zu einem ihrer Vorgesetzten aufgedeckt wurde. Kurz zuvor hatte sie die Verlobung von ...

Marin Bishop wird ihre Anstellung in einer renommierten Anwaltskanzlei in New York gekündigt, nachdem ihre Beziehung zu einem ihrer Vorgesetzten aufgedeckt wurde. Kurz zuvor hatte sie die Verlobung von ihrem langjährigen Freund gelöst und von ihren Eltern erfahren, dass diese sich aufgrund einer Affäre ihres Vaters scheiden lassen. Als sich dann auch noch Unstimmigkeiten aufgrund eines DNA-Tests im Hinblick auf ihre Abstammung ergeben und sie von einer jungen Frau aus Kalifornien kontaktiert wird, die behauptet, ihre Halbschwester zu sein, scheint Marins gesamtes Leben in Trümmern zu liegen. Die Halbschwester Rachel, die selbst erst herausgefunden hatte, wer ihr Vater ist und dessen Familie sie besuchen möchte, um mehr über ihre Herkunft zu erfahren, überredet Marin mit ihr nach Cape Cod zu fahren, um die gemeinsame Großmutter Amelia, die dort eine Pension betreibt, zu besuchen. Kurzerhand fährt auch Marins Mutter mit, von der Marin schwer enttäuscht ist, da sie ihr Leben lang von ihr belogen wurde und sie sich auch weiterhin hinsichtlich der Vaterschaft in Schweigen hüllt.

Während Rachel neugierig auf ihre "neue" Familie ist und sich in Cape Cod sehr aufgeschlossen zeigt, zieht sich Marin sehr zurück und trauert vor allem ihrer Affäre Julian hinterher, der selbst seinen Job verloren hat und Abstand von ihr wollte. Sie ist genervt von ihrer Mutter, versucht aber auch nicht, ihre Großmutter kennenzulernen. Rachel sucht zwar den Kontakt zu Amelia und guckt sich Fotos von ihrem verstorbenen Vater an, aber mir fehlte dennoch ein Gefühl dafür, dass die beiden Halbschwester tatsächlich vor Ort sind, um mehr über ihre Herkunft zu erfahren, was der Grund ihrer Reise war. Stattdessen kommen so viele weitere Probleme vor allem auf Marin, aber auch auf Amelia und Kelly, die zusammen mit ihr die Pension betreibt, zu, so dass der Roman viel zu überladen wird.
Das Eheaus von Marins Eltern und auch die Suche nach ihrer eigenen Identität gerät völlig in den Hintergrund, stattdessen kommen andere Konflikte und Schwierigkeiten wie die Eifersucht zwischen den Schwestern, Neid, Missgunst und Erbstreitigkeiten sowie eine ungewollte Schwangerschaft und eine Krebserkrankung zutage.

Ich hätte mir gewünscht, wenn die Autorin sich auf einige wenige Themen fokussiert hätte und diese vertieft hätte, statt so viele Probleme und Schicksalsschläge in eine Familie und einen Roman zu packen.

Zudem wechseln die Perspektiven so übergangslos innerhalb der Kapitel, dass mich der Roman immer wieder kurzzeitig verwirrte, insbesondere dann, wenn auch noch Rückblenden in die Vergangenheit erfolgten. Dass letztlich die ganze zusammengewürfelte Familie den Sommer in Provincetown verbrachte und ihren eigentlichen Leben den Rücken kehrten, ohne dass sich die Beteiligten aktiv bemühten, sich tatsächlich kennenzulernen, in dem sie über Vergangenes sprachen, empfand ich nicht wirklich realistisch. Mir blieben am Ende einfach zu viele Fragen offen und Konflikte ungelöst.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Ein Roman, der die Grenzen von Raum und Zeit verschwinden lässt, für mich allerdings zu sehr an der Oberfläche bleibt

Wie man die Zeit anhält
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Tom ist am 3. März 1581 in Frankreich geboren und sieht in der Gegenwart immer noch aus wie 40 Jahre. Er hat die seltene Veranlagung sehr langsam zu altern, wird ungefähr nur alle 15 Jahre körperlich um ...

Tom ist am 3. März 1581 in Frankreich geboren und sieht in der Gegenwart immer noch aus wie 40 Jahre. Er hat die seltene Veranlagung sehr langsam zu altern, wird ungefähr nur alle 15 Jahre körperlich um ein Jahr älter und hat mit einer Lebenserwartung von 950 Jahren zu rechnen.
Er hat über die Jahrhunderte viel erlebt, konnte jedoch nirgendwo sesshaft werden, musste immer wieder eine neue Identität annehmen und umziehen, um kein Misstrauen vorzurufen. Inzwischen ist er 439 Jahre alt und lebensmüde. Er erträgt die Einsamkeit nicht mehr und denkt immer wieder an seine große Liebe Rose zurück, die er mit 18 Jahren kennenlernte und mit der er sogar ein gemeinsames Kind zeugte, bevor er gezwungen war, seine kleine Familie aufgrund der Anfeindungen zur Zeit der Hexenverfolgung zu verlassen.
Gerade hat er wieder eine neue Identität annehmen müssen und arbeitet nun als Geschichtslehrer in London, wo er sich in seine Kollegin Camille verliebt, die ihn zu kennen glaubt.

Auch wenn viele Menschen den Traum von einem ewigen Leben haben, wird das Schicksal von Tom in diesem Roman eher als Fluch, denn als Segen dargestellt. Man begleitet Tom durch die Jahrhunderte, begegnet mit ihm zusammen William Shakespeare, Scott Fitzgerald, Charlie Chaplin und Josephine Baker. Es ist ein einsames Leben, das er führt, da er sich nicht verlieben darf. Jede Beziehung, in der seine Partnerin viel schneller altert als er, würde Misstrauen hervorrufen, was Tom bereits in seiner Beziehung zu Rose und schon zuvor in Bezug auf seine Mutter erleben musste. Die Menschen können sich das Phänomen nicht erklären und werfen ihm bzw. Rose oder seiner Mutter Hexerei vor.

Toms Geschichte wird abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt, wobei die Rückblenden nicht chronologisch erfolgen. Die Kapitel sind recht kurz, so dass man sich nicht wirklich in der Geschichte verlieren kann. Mir erfolgten die Wechsel in den Zeiten zu schnell und mir fehlte ein Gefühl für das Leben in der Vergangenheit. Die Begegnungen mit historisch bekannten Personen reichten mir nicht aus, um mich wirklich im 17., 18., oder 19. Jahrhundert einzufinden.
In der Gegenwart wurde Toms Tätigkeit als Lehrer, seine Einsamkeit und seine Sehnsucht nach seiner Tochter Marion sowie seine Anziehung zu Camille in den Vordergrund gerückt. Ich konnte jedoch nicht wirklich nachvollziehen, warum Tom nach all den Jahrhunderten zuvor es plötzlich wagt, Gefühle zuzulassen und warum er immer noch so fest daran glaubte, seine Tochter zu finden. Auch sein Sinneswandel in Bezug auf seine Veranlagung war mir so nicht erklärlich.
Auch wenn man "Wie man die Zeit anhält" als Denkanstoß betrachtet, um sich mit den Grenzen von Raum und Zeit zu beschäftigen, hat mir trotzdem am Ende ein Erklärungsansatz für Toms Veranlagung gefehlt. Gerade im 21. Jahrhundert, in dem Tom inzwischen angekommen war, hätte man einen Gendefekt o.ä. als Lösung des Rätsels heranziehen können. So ging es vielmehr um die Erkenntnis, dass Menschen Gefühle nicht kontrollieren können und dass ein Leben ohne Liebe sinnlos ist.