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Veröffentlicht am 03.07.2018

Tödliche Videospiele

Todeswoge
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Emma Klar, ehemalige Polizistin und jetzt Privatdetektivin in Wismar, wird von der Hamburger Juwelierin Lilo Eichborn engagiert, ihren ehemaligen Schulfreund Ingo Beyer zu suchen, der zuletzt in Grewesmühlen ...

Emma Klar, ehemalige Polizistin und jetzt Privatdetektivin in Wismar, wird von der Hamburger Juwelierin Lilo Eichborn engagiert, ihren ehemaligen Schulfreund Ingo Beyer zu suchen, der zuletzt in Grewesmühlen gelebt hat. Bei ihren Recherchen stößt die Privatdetektivin auf Polizeiberichte eines Prozesses wegen Kindestötung, wo Beyer als Täter vor Gericht stand. Er wurde damals freigesprochen. Nun ist in der Nähe von Grewesmühlen wieder ein 10-jähriges Mädchen verschwunden. Hat Beyer damit etwas zu tun und ist deswegen untergetaucht? Emma gelingt es sowohl BKA als auch LKA davon zu überzeugen, dass an diesem Fall viel mehr unklar ist, als das Verschwinden von Ingo Beyer. Gemeinsam geht man auf Spurensuche, die weit in die Vergangenheit zurück geht.

Dies ist der 3. Fall für die sympathische Privatdetektivin aus Wismar. Und auch diesmal wurde ich wieder sehr gut unterhalten.

Katharina Peters stellt mir in diesem Fall ganz besonders zwei Männer vor, Ingo Beyer und Kilian Eichborn, Freunde seit Jugendtagen, bei denen vor allem bei einem der Beiden die Brutalität und vor allem der Wahnsinn, mit dem er seine Taten begeht, schwer vorstellbar sind. Alles getarnt durch Videospiele, sowohl legal als auch im Darknet. Bis einem der Beiden der Andere plötzlich zuviel wurde. Beim Lesen hatte ich mehr als einmal Gänsehaut. Wenn ich mir vorstelle, dass es vielleicht solche Menschen mit solchen Fantasien, die diese auch verwirklichen wollen, tatsächlich geben könnte, stellen sich mir die Haare auf.

Die Spannung ist wegen der ausgiebigen Ermittlungen diesmal nicht ganz so hoch. Trotzdem habe ich mitgefiebert und mit gelitten, bis man dem oder den Tätern endlich auf der Spur war. Und ich hatte Angst, dass es vielleicht ein weiteres Opfer geben könnte. Gut dass Emma sich auf ihren Freund Christoph immer verlassen kann und der auch die kleinsten Hinweise zu deuten vermag.

Ihr habt Lust auf einen spannenden, vor allem sehr interessant aufgebauten Ostsee-Krimi? Dann seid ihr hier genau richtig.

Veröffentlicht am 23.06.2018

Kriminelles am Chiemsee

Tod am Chiemsee
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Vergangenen Dezember war ich auf der Fraueninsel im Chiemsee und habe mir bei strömendem Regen den wunderschön gelegenen Weihnachtsmarkt angeschaut. Und nun fällt mir ein Krimi in die Hände, der genau ...

Vergangenen Dezember war ich auf der Fraueninsel im Chiemsee und habe mir bei strömendem Regen den wunderschön gelegenen Weihnachtsmarkt angeschaut. Und nun fällt mir ein Krimi in die Hände, der genau dort angesiedelt ist. Den musste ich natürlich lesen.

Worum geht es:

Ein heftiger Sturm über dem Chiemsee fördert einen großer Überseekoffer aus den Tiefen an die Oberfläche des Sees, den ein Fischer an Land schleppt und den Fund anonym der Polizei meldet. Darin findet man die Skelette von zwei jungen Menschen, Theresa Biedermann und Moritz Lanz, die vor vielen Jahren von der Insel verschwunden und nun schnell identifiziert sind. Schwester Althea aus dem Kloster der Fraueninsel, damals noch Maren Reinhart mit einer ziemlich dunklen Vergangenheit, kennt die Toten aus ihrer Zeit als Klosterschülerin. Als eine zweite Leiche aus dem See geborgen wird, macht sie sich zusammen mit ihrem Neffen, Kommissar Stefan Sanders vom Dezernat 11 in München, auf Spurensuche. Dabei kommt sie dem Mörder empfindlich nahe.
Vor jedem der 57 Kapitel finde ich eine Garten- oder Wildkräuterpflanze (aus Altheas Kräutergarten?), ihre Beschreibung, Standort und Wissenswertem dazu. So lerne ich auch hier ein bisserl was dazu.

Nonne Althea, die von ihrer Lebhaftigkeit seit ihrer Jugend nichts eingebüßt hat und weiter einen sehr unkonventionellen Weg geht, kann ich mir richtig gut vorstellen. Ob das in einem echten Kloster geduldet würde, bin ich mir nicht sicher. Aber hierher passt sie absolut. Etwas vorlaut, sich ihrer dunklen Vergangenheit durchaus bewusst, mit einem großen Herz musste ich immer wieder über sie schmunzeln. Wobei – eigentlich kann sie sich an den einen verhängnisvollen Abend ihrer Jugend nicht mehr erinnern. Darum kümmert sich ihr Neffe, der Kommissar aus München, der genau so detailliert und farbig gezeichnet ist, neben den aufzuklärenden Morden auch noch. Auch die anderen Personen auf der kleinen Insel im Chiemsee finde ich punktgenau beschrieben und daher sehr gut vorstellbar.

Bei dem Kriminalfall baut sich die Spannung von Anfang an immer weiter auf und hält sich konstant bis zum Schluss, wobei auch der Humor immer mal wieder Einzug hält. Die Autorin versteht es, mich durch verschiedene Wendungen zu irritieren und auf eine falsche Fährte zu hetzen.
Die Geschichte ist schlüssig und gut vorstellbar aufgebaut, läss sich leicht und flüssig lesen und ich war beim Ermitteln immer mittendrin. Die Auflösung hat mich zufrieden zurückgelassen.
Die wenigen Beschreibungen der Insel und der Umgebung verleihen der Geschichte einen Hauch Lokalkolorid. Dass auch die Rosenheim Cops hier einen kleinen Auftritt haben, finde ich sehr gelungen.
Eine wunderbare Ferienlektüre, nicht nur für die, die ihre freie Zeit am Chiemsee verbringt.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Die seltsamen Wege des Lebens

Wir sehen uns im Sommer
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Susanne, Maggan und Rebecka vermissen ihre Freundin Sonja, die nun schon sieben Jahre tot ist. Endlich wollen sie den letzten Wunsch ihrer Freundin erfüllen und ihre Asche an ihren liebsten Orten rund ...

Susanne, Maggan und Rebecka vermissen ihre Freundin Sonja, die nun schon sieben Jahre tot ist. Endlich wollen sie den letzten Wunsch ihrer Freundin erfüllen und ihre Asche an ihren liebsten Orten rund um die Welt verstreuen. In 10 Briefen und Filmen erfahren die Freundinnen von Sonjas tragischer Liebesgeschichte. Von diesem Geheimnis hatten sie keine Ahnung. Aufgeteilt in drei kleine Puderdosen machen sich die Freundinnen auf den Weg, erleben ihre Abeneuer und finden den Weg zu sich selbst.

Schon der Prolog liest sich so wunderschön und geht zu Herzen. Die Briefe, die Sonja an ihre Freundinnen schreibt, tun ihr übriges.
Der locker, leichte Schreib- und Erzählstil verhilft mir zu einem entspannten Lesen, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Es ist so schön dabei sein zu können, wie die drei Freundinnen noch enger zusammen wachsen und jede ihren Platz im Leben verteidigt bzw. sich neu einrichtet.
Susanne, die ihre Freiheit über alles liebt und sich nicht fest binden will; Maggan, die ihre Lieben alle um sich herum haben will und ihr neues Leben in Schweden genießt; und Rebecka, die sich in ihrer Trauer um ihren Mann vergrägt und von den Freundinnen gezwungen werden muss, mit auf die Reise zu gehen, kann ich mir so gut vorstellen. Ihre Vorzüge, ihre charakterlichen Eigenschaften und ihre Einstellungen zum Leben, das sie mit über 50 alle schon genossen haben, werden so detailliert geschildert und in die Geschichte eingebaut, dass ich mir manchmal nicht vorstellen konnte, dass drei so unterschiedliche Frauen sich so gut verstehen können. Aber gerade das macht Freundschaft aus. Dass man sich offen die Wahrheit sagen kann, dass man sich nicht immer anpassen muss und dass man für seinen Lebensstil und seine Meinung nicht verurteilt wird. Mit diesen drei Frauen wäre auch ich gerne befreundet. Das alles kommt hier in der Geschichte sehr gut rüber.
Von Mallorca über Australien, Hawaii auf die Lofoten. Von der Isle of Skye nach Haiti, New York, Paris. Ihre letzte gemeinsame Station ist dann wieder New York. Ich habe diese Reise mit den drei Frauen und ihren Männern, die natürlich auch eine Rolle spielen, sehr genossen.
Hier und da gibt es aber auch Stellen, die mir persönlich einfach zu ausführlich oder gar unnötig erscheinen. Da kommt für mich leider etwas Langeweile auf.

Ein wunderbarer leichter Sommerroman voller Emotionen, gute als auch schlechte Gefühle, über Freundschaft, Liebe und das Leben an sich. Ein Roman, der beschreibt, dass Freundschaft und Liebe stärker sein können als der Tod.

Veröffentlicht am 28.05.2018

Ein lesenswertes Debüt

Der rote Swimmingpool
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Adam, ein junger Mann kurz vor der Volljährigkeit, leistet Sozialstunden bei einer alten Dame ab. Ihm scheint ein Geheimnis anzuhaften. Hier lernt er ihre Enkelin Tina und deren fetten Kater Pecorino kennen. ...

Adam, ein junger Mann kurz vor der Volljährigkeit, leistet Sozialstunden bei einer alten Dame ab. Ihm scheint ein Geheimnis anzuhaften. Hier lernt er ihre Enkelin Tina und deren fetten Kater Pecorino kennen. Seit seine Eltern sich getrennt haben und sich fast nicht um ihn, der ihre Hilfe und Unterstützung dringend brauchen würde, kümmern, lebt Adam allein in einem kleinen WG-Zimmer. Seine Mutter ist zurück nach Frankreich gegangen. Sein Vater hat sehr schnell eine neue Familie, in die Adam nicht zu passen scheint, gefunden. Gut, dass er nun Tina hat.

Als erstes sind mir die liebevollen und sehr detailgetreuen Beschreibungen der Menschen in diesem Buch aufgefallen. Natalie Buchholz hat ihre Augen bei ihren wie Malerei anmutenden Skizzierungen überall. Vor allem Adam kann ich mir äußerlich, wie auch sein Innerstes, dass er für Tina Stück für Stück ganz langsam nach aussen dreht, sehr gut vorstellen.
Aber nicht nur die Äußerlichkeiten beschreibt die Autorin sehr genau und detailliert, sondern auch die Gefühle zwischen den einzelnen Protagonisten. Und genau das ist es, was mich an der Geschichte so fasziniert hat: dass ich die Gefühle und Emotionen jedes Einzelnen, ob ich sie nun gutheiße oder nicht, gut nachvollziehen und mich hineinfühlen kann.

Schon im Prolog erfahre ich wage, warum Adam seine Sozialstunden ableisten muss. Er hat das Haus seiner Eltern, in dem damals sein Vater mit der neuen Familie wohnte, abgefackelt. Wie es dazu kam, erfahre ich in einem Mix aus Gegenwarts- und Vergangenheitserzählung. Hier versteht es die Autorin geschickt Spannung zu erzeugen und ich wollte einfach immer nur weiter lesen.

Mich hat es fasziniert, wie sich die weibliche Autorin in den jungen männlichen Hauptdarsteller hineinversetzt hat, der nicht nur ohne den Zuspruch seiner Eltern auskommen muss; der seine ersten sexuellen Erfahrungen macht, mit Alkohol in Verbindung kommt und der seine ersten Parties feiert. Aus allem geht Adam zum Schluss sichtlich gereift und erwachsen geworden hervor.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Zeigt es doch, was Eltern anrichten können, wenn sie sich von ihren Kindern abwenden bzw. zuwenig mit ihnen reden. Und was eine einzige Lüge anrichten kann.
Ein spannendes, interessantes Debüt. Ich hoffe, bald mehr von Natalie Buchholz lesen zu dürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Dramaturgie
Veröffentlicht am 08.05.2018

Der LKA-Präsident auf Verbrecherjagd

Blutige Beichte
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Der Freund des Bayerischen Ministerpräsidenten, der Landtagsabgeordnete Roland Mai, liegt mit einem Dönermesser masakriert in seiner Blutlache in der Münchner Schillerstraße. Der Fall wird durch den Innenminister ...

Der Freund des Bayerischen Ministerpräsidenten, der Landtagsabgeordnete Roland Mai, liegt mit einem Dönermesser masakriert in seiner Blutlache in der Münchner Schillerstraße. Der Fall wird durch den Innenminister zur Chefsache erklärt und LKA-Präsident Karl Zimmerschied mischt neuerdings fleißig in der Polizeiarbeit mit. Was den Kommisaren Barbara Veltroni und Hannes Södlinger gar nicht passt. Denn der Chef kann ganz schön nerven.

So fängt die Geschichte an. Dabei hat der Polizeipräsident gerade sowieso alle Hände voll zutun. Seine Gattin hat auf Bali eine Oben-Ohne-Bar aufgemacht; zuhause auf dem Land soll er sich auf dem kleinen Bauernhof um seine Tiere kümmern; sein Freund der Pfarrer übergibt ihm eine Tasche mit Kriegswaffen, die jemand im Beichtstuhl hinterlassen hat und beruft sich auf das Beichtgeheimnis; mystiöse Drohungen an den LKA-Chef machen die Sache auch nicht leichter. Und als wäre das alles nicht schon genug, kündigt sich auch noch der amerikanische Präsident an und will bespaßt werden. Zimmerschied raucht der Kopf. Aber er wäre nicht der Präsident, wenn er nicht auch diese Herausforderung meistern würde.

Die Ermittlungen, egal in welchem der vielen anstehenden Fälle, gestalten sich schwierig. Aber ganz langsam, manchesmal mit nicht ganz legalen Methoden, lichten sich die Schatten und die Ergebnisse stellen sich ein.

Im Laufe der Ermittlungen treffe ich auf interessante, teils aussergewöhnliche Personen, die in ihren Eigenarten sehr lebendig und vorstellbar beschrieben sind. Am allerbesten, neben dem Präsidenten, gefällt mir der junge Tommy Hensch, ein blinder Computernerd mit seinem Hund Benno Berghammer, den sich Zimmerschied in sein Team holt. Aber auch die Präsidentengattin auf Bali und das Reichsbürger-Ehepaar passen perfekt ins Bild. Schmunzeln musste ich immer dann, wenn der amerikanische Präsident, dessen Bild ich genau im Kopf habe, auftaucht. Einfach herrlich.

Jörg Steinleitner schafft es mit seinem leichten, spannenden, aber auch humorigen Schreibstil grandios alle Fälle nacheinander aufzudröseln, miteinander zu verbinden und schließlich aufzulösen. Ich hatte bis zum Schluss keinen Schimmer, wer hinter den ganzen Machenschaften stecken könnte. So hat mich der eigentliche Täter gut überraschen können.
Trotz der bierernsten Kriminalfälle bleibt Raum zum Schmunzeln, was der Spannung keinen Abbruch tut. Aber es gibt auch einige Szenen, die mir zu überdreht und einfach unrealistisch erscheinen. Trotzdem hat mir die Lektüre einige spannende und humorvolle Stunden geschenkt.
Da am Schluss einige Fragen offen bleiben, hoffe ich auf weitere Fälle für den rührigen LKA-Präsidenten und seine Truppe.