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Veröffentlicht am 30.05.2018

Eine Hommag an alle wagemutigen und wissensdurstigen Frauen

Mit Wagemut und Wissensdurst
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Die Historikerin, Journalistin und Autorin Felicitas von Aretin porträtiert in ihrem Buch “Mit Wagemut und Wissensdurst” 21 Frauen, die Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten und in eine ...



Die Historikerin, Journalistin und Autorin Felicitas von Aretin porträtiert in ihrem Buch “Mit Wagemut und Wissensdurst” 21 Frauen, die Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten und in eine bis dahin ausschließlich der Männerwelt vorbehaltenen Welt eindringen: In die Universitäten, Wissenschaften und Unternehmen.

Wer sind sie nun, diese 21 Frauen, die das Unerhörte, Verbotene ignoriert und trotz aller Widerstände ihren Weg gingen?

Zur leichteren Übersicht sind die faszinierenden Persönlichkeiten in fünf Kategorien eingeteilt:



· Frauen drängen in Männerdomänen

· Pionierinnen der Naturwissenschaften

· Frauen in Kultur und Medien

· Im Einsatz für das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft

· Selbstständige und Unternehmerinnen



Fast alle Frauen stammen aus bürgerlichen, meist jüdischen Familien, die auf Bildung Wert legen. Zwar werden die Söhne dieser Familien bevorzugt, trotzdem ist es den Töchtern möglich, auf privaten Mädchenschulen Wissen zu erwerben. Die meisten müssen als Externistinnen ihre Reifeprüfung an Knabengymnasien ablegen, das es solche Bildungsanstalten für Mädchen noch nicht gibt. An den Universitäten werden ihnen häufig Steine in den Weg gelegt, doch unbeirrbar und mit einer großen Portion Courage ausgestattet, gehen sie ihren Weg.

Sie gründen Frauenvereine und helfen sich durch engmaschige Netzwerke, die ihnen später helfen werden, Deutschland zu verlassen. Geprägt durch die Zeit des Ersten Weltkrieges engagieren sie sich für den Frieden und Frauenrechte. Es ist ja nicht einzusehen, dass Frauen, die zwischen 1914 und 1918 in Männerberufen tätig waren, nun wieder hinter den Herd verbannt werden. Einige Forderungen wie das Frauenwahlrecht und der Zugang zu Bildung werden erfüllt. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das beliebt ein unerfüllter Wunsch zum Teil bis heute. Die Frauen auf den Universitäten “dürfen” ohne Bezahlung forschen und wenn sie, bezahlt werden, dann wesentlich schlechter als ihre männlichen Kollegen. Lehren lässt man die Wenigsten.

Für die meisten endet die Karriere abrupt mit den Nürnberger Rassegesetzen 1935. Sie werden aus ihren Wirkungsstätten vertrieben. Einigen gelingt die Flucht. Sie werden im Ausland nicht wieder an ihre Erfolge anschließen können. Die betagten Schwestern Helene und Elise Richter werden in Theresienstadt ermordet.

Die Autorin erzählt über bekannte Frauen wie Lise Meitner und inzwischen beinahe vergessene wie Marietta Blau. Was die beiden gemeinsam haben? Beide stammen aus Wien, sind bürgerlich jüdischer Herkunft und begnadete Physikerinnen. Während Lise Meitner, vermutlich durch ihren Briefwechsel mit Otto Hahn und dem Zweifelhaften Attribut “Die Mutter der Atombombe zu sein”, noch im Gedächtnis der Wissenschaftswelt vorkommt, kennt kaum jemand den Namen Marietta Blau, die nach dem Zweiten Weltkrieg verarmt und 1970 nahezu vergessen stirbt.

Eine sehr interessante Biografie ist auch jene der österreichischen Mathematikerin Hilde Geiringer. Sie flieht aus Nazi-Deutschland und lebt während des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit ihrem Geliebten in Istanbul, um dort an der Fakultät für Mathematik der neu gegründeten Universität zu lehren.

Meine Meinung:

Die Autorin erzählt die Geschichten der Frauen einfühlsam. Ganz nebenbei und unaufdringlich werden die geschichtlichen Rahmenbedingungen, in den die Frauen lebten, eingeflochten. Die Unterschiede im deutschsprachigen Raum, was den Zugang zu Universitäten betrifft wird erläutert. Kaum jemand weiß, dass in der Schweiz Frauen schon ab 1860 an den Unis studieren durften, in Österreich-Ungarn ab 1897 (zuvor als “Gasthörerinnen”), während es im Deutschen Kaiserreich noch ein paar Jahre dauerte bis Frauen studieren durften. Hier ist die Universität Heidelberg als Vorreiterin zu nennen.

Dieses Buch ist eine Hommage an alle jene Frauen, die “Mit Wagemut und Wissensdurst” in eine Männerdomäne eindrangen, und sich nicht beirren ließen, ihren Weg zu gehen. Spät, aber doch, wird ihrer durch diverse Forschungseinrichtungen gedacht.

Fazit:

Ein tolles Buch, das durch sorgfältige Recherche und eine Menge Bildmaterial sowie eine gediegene Aufmachung besticht. Als Geschenk eine wundervolle Idee. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.


Veröffentlicht am 30.05.2018

Eine Hommag an die vielen kleinen Buchhändler

Meine wundervolle Buchhandlung
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Petra Hartlieb beschreibt, wie sie und ihr Mann Oliver eine Buchhandlung in Wien kaufen, obwohl beide mit den Kindern in Hamburg leben.

Was als buchstäbliche Schnapsidee beginnt, endet als Hommage an ...

Petra Hartlieb beschreibt, wie sie und ihr Mann Oliver eine Buchhandlung in Wien kaufen, obwohl beide mit den Kindern in Hamburg leben.

Was als buchstäbliche Schnapsidee beginnt, endet als Hommage an den stationären Buchhandel, abseits der großen Handelsketten. Sie schildert in bunten Bildern wie sie versuchen das Chaos zu managen, Bücherkisten immer und überall herumstehen und wie sie durch persönlichen Einsatz und ein Quäntchen Glück die Buchhandlung in Schwung bringen.



Petra Hartlieb verschweigt aber auch nicht, dass das Leben als Buchhändlerin kein Honigschlecken ist. Die 60-Stunden-Woche ist normal und in den Wochen vor Weihnachten sind alle am Rande des Nervenzusammenbruchs. Wer eine Buchhandlung übernimmt oder eröffnet braucht einen gesunden Hang zum Masochismus. Nur Liebe zu Büchern zu haben, ist zu wenig.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Andreas Hofer und Anno 1809

Andreas Hofer und der Tiroler Freiheitskampf von 1809
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Auch mehr als 200 Jahre nach den Befreiungskämpfen 1809 wird der Wirt aus St. Leonhard im Passeier verehrt wie kein zweiter. Doch ist besteht diese Heldenverehrung zu Recht? Ist Andreas Hofer ein religiöser ...

Auch mehr als 200 Jahre nach den Befreiungskämpfen 1809 wird der Wirt aus St. Leonhard im Passeier verehrt wie kein zweiter. Doch ist besteht diese Heldenverehrung zu Recht? Ist Andreas Hofer ein religiöser Eiferer oder ein Anführer wider Willen? Ist der Kampf eine gerechte Sache oder eine Erhebung gegen die Herrschaft?



Historiker Michael Forcher nimmt den Mythos “Andreas Hofer” in seinem neusten Buch kritisch unter die Lupe.



Doch nicht nur der Freiheitskampf der Tiroler wird hinterfragt, sondern auch die peinliche Rolle die Kaiser Franz I. sowie sein Bruder Erzherzog Johann spielen. Ist Andreas Hofer den Habsburgern auf den Leim gegangen? Immerhin hat der Kaiser viel versprochen und nichts davon gehalten. Welche Rolle hat Freiherr von Hormayr inne? Kocht der sein eigenes Süppchen und verschwindet, als die Situation in Tirol eskaliert? Selbst die Kampf- und Weggefährten des Sandwirts sind nicht immer so von der Sache überzeugt und gefestigt, wie uns der Mythos dies weismachen will.



Drei der insgesamt vier Schlachten am Berg Isel gewinnen die Tiroler. Andreas Hofer begeht aber den Fehler, die flüchtenden Feinde nicht zu verfolgen zu lassen. Daher können diese entkommen und später wieder zum Gefecht antreten. Mit diesem Versäumnis steht Andreas Hofer nicht alleine da. Auch Erzherzog Karl macht nach der siegreichen Schlacht von Aspern im Mai 1809 den selbem Fehler. Napoleon kann seine Truppen wieder sammeln und besiegt die Österreicher bei der Schlacht am Wagram im Juni vernichtend. Diese Niederlage hat auch Auswirkungen auf die Kämpfe in Tirol, da sich Kaiser Franz dem Diktatfrieden von Schönbrunn beugen muss. Alle Zusagen an die Tiroler sind null und nichtig. Die diesbezüglichen Verlautbarungen treffen verspätet in Tirol ein und werden nicht geglaubt. Das Vertrauen zum Kaiserhaus ist nachhaltig gestört.

In der vierten Schlacht am Berg Isel scheint Hofer körperlich und geistig nicht mehr auf der Höhe zu sein. (Man munkelt von Alkoholexzessen.), daher werden die Tiroler aufgerieben. Der Triumpf der Bayern und Franzosen ist vollkommen. Das Land, das damals auch das heutige Südtirol umfasst, wird in drei Teile geteilt. Ein Stück vom Kuchen erhalten die Bayern, ein Teil wird den “Illyrischen Provinzen” (=Kärnten) und der Rest dem Königreich Italien zugeschlagen.

Doch es sind nicht nur taktische Fehler, die den Tiroler Freiheitskampf scheitern lassen. Andreas Hofer ist Wirt und kein Militärstratege. Er ist ohne Zweifel charismatisch und gottesfürchtig. Allerdings scheint er bei seinen diplomatischen Bemühungen in Wien, die Zwischentöne, die am Kaiserhof gesprochen werden, nicht zu erkennen. Das würde zu dem eher geradlinigen Menschen gut passen. Er hört und versteht vermutlich nur das, was er hören möchte, weil es seiner Sache dienlich ist.

Während seiner zahlreichen Abwesenheiten übernehmen andere, wie Joseph Speckbacher oder der fanatisch reaktionäre Kapuzinerpater Joachim Haspinger das Kommando über die Aufständischen.


Nach der Niederschlagung des Aufstandes flieht Andreas Hofer und wird 1810 von Peter Raffl an die Franzosen verraten. Obwohl Italiens Vize-König Eugéne de Beauharnais den Sandwirt zu Festungshaft begnadigen will, erlässt Napoleon höchstpersönlich den Vollstreckungsbefehl, nicht vorausahnend, damit einen Mythos erschaffen zu haben.

Andreas Hofer wird am 20. Februar 1810 in Mantua hingerichtet.


Meine Meinung:


Ein sehr gelungenes Buch über den Tiroler Freiheitskampf und die Heldenverehrung rund um Andreas Hofer, der hier nicht so als großer Held erstrahlt.

Historiker und Autor Michael Forcher ist in Lienz (Osttirol) geboren und geht mit dem Mythos, den die Nachwelt um Andreas Hofer kultiviert, manchmal auch recht hart ins Gericht.


Die komplexen Zusammenhänge während der fünf Koalitionskriege werden gut dargestellt.

Zahlreiche Bilder, Augenzeugenberichte und Zitate machen dieses Buch zu einer spannenden Lektüre.


Fazit:


Ein eindrucksvolles Sachbuch, das sich wie ein Roman liest. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Tod eines Wunderheilers

Mord im Olivenhain
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Der bekannte Wunderheiler Damjan wird auf seinem Anwesen, nahe Rijeka, tot aufgefunden. Ein Unfall oder gar Selbstmord scheiden recht bald aus.



Sandra Horvat und ihr Team beginnen mit den Ermittlungen. ...

Der bekannte Wunderheiler Damjan wird auf seinem Anwesen, nahe Rijeka, tot aufgefunden. Ein Unfall oder gar Selbstmord scheiden recht bald aus.



Sandra Horvat und ihr Team beginnen mit den Ermittlungen. Für Sandra ein wenig schwierig, hat sie ja mit den Heilmethoden des Ermordeten wenig am Hut. Sie glaubt nicht an Heilung durch Handauflegen und ähnliches.



Akribisch wird das Umfeld des Toten durchforstet, der eine Reihe von interessanten und teilweise gescheiterten Existenzen auf seinem Anwesen gratis wohnen lässt. Die Liste der Verdächtigen ist lang und wird länger, als sich herausstellt, das seiner seiner “Patienten” verstorben ist. Ist der Tod des Heilers die Rache der Witwe? Und welche Rolle spielt die Journalistin Mirta Car?



Die Zusammenarbeit im Team von Sandra Horvat funktioniert diesmal besser, zumal sich auch der Neue im Team, Danijel Sedlar, schon gut eingefügt hat. Seine manchmal etwas unorthodoxen Ansichten geben neue Denkanstöße.



Meine Meinung:



Mit diesem zweiten Rijeka-Krimi ist der Autorin wieder ein fesselnder Krimi gelungen. Der Fokus liegt wie schon in “Mord mit Meerblick” eher auf der Ermittlungsarbeit als auf spektakulären Verfolgungsjagden oder blutrünstigen Details. Das gefällt mir persönlich recht gut. Auch Rijeka und seine Umgebung spielen wieder eine angenehme Rolle. Wir können den Geruch des Meeres wahrnehmen.


Fazit:


Eine gelungene Fortsetzung, daher 5 Sterne

Veröffentlicht am 20.05.2018

Alten Familiengheimnissen auf der Spur

Tödliche Provence (Hannah Richter 2)
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Hannah Richter will eigentlich nur vier Wochen Urlaub in der Provence genießen und sich klar werden, ob sie weiter als Ermittlerin tätig sein möchte. Doch leider wird sie ganz unversehens in einen unklaren ...

Hannah Richter will eigentlich nur vier Wochen Urlaub in der Provence genießen und sich klar werden, ob sie weiter als Ermittlerin tätig sein möchte. Doch leider wird sie ganz unversehens in einen unklaren Todesfall verwickelt.

Ihrer Freundin Penelope zuliebe besucht sie Louis Prinderre. Hannah findet den alten Herren tot am Fuße der steilen Treppe liegend vor. Ist Louis, Penelopes Nachbar, wirklich “nur” die Treppe hinuntergestürzt oder hat hier jemand nachgeholfen? Zumal in dem akribisch aufgeräumten Haus das Arbeitszimmer des Toten durchwühlt worden ist.

Die Polizistin Emma, mit der Hannah im Jahr zuvor im Rahmen des Europäischen Polizeiaustausches zusammen gearbeitet hat, bittet Hannah, die Augen und Ohren offen zu halten.
Bei ihren Nachforschungen enthüllt Hannah ein uraltes Familiengeheimnis, das schon vor langer Zeit seine Opfer gefordert hat.

Louis wird nicht der einzige Todesfall in diesem verzwickten Kriminalfall sein.

Meine Meinung:

Dieser Krimi zeichnet sich durch seine unblutige und wenig reißerische Erzählweise aus. Das tut der Spannung keinen Abbruch, obwohl ich habe bald den richtigen Riecher gehabt habe, dass in Louis‘ Familie nicht alles so Liebe-Wonne-Waschtrog ist, wie es scheint.
Hannah Richter ist eine toughe Ermittlerin, die trotzdem ein wenig an ihrer Berufswahl zweifelt. Soll sie doch dem Verbrechen den Rücken kehren und sich lieber der Archäologie und vielleicht einem möglichen Familienleben mit Serge widmen? Die Fernbeziehung mit Serge, sie in Köln – er in Paris, ist diesmal ein wenig in Gefahr.

Gut gefallen haben mir wieder die Beschreibungen von Land und Leuten. Die vielen französischen Wörter haben mein Schulfranzösisch wieder ein wenig aufpoliert. Da hätte ich das Glossar fast nicht gebraucht. Gut finde ich das Verzeichnis der erwähnten Musikstücke und den Stammbaum der weit verzweigten Familie Prinderre. Das Rezept für die Badekugeln muss ich ausprobieren.

Fazit:

Ein atmosphärisch schöner, ein wenig verzwickter Krimi mit Urlaubsfeeling.