Cover-Bild Im Gefängnis des Glaubens
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DVA
  • Themenbereich: Philosophie und Religion - Religion und Glaube …
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 02.09.2013
  • ISBN: 9783641104955
Lawrence Wright

Im Gefängnis des Glaubens

Scientology, Hollywood und die Innenansicht einer modernen Kirche
Stephan Gebauer (Übersetzer)

Die Sekte der Stars: Was Scientology so attraktiv und gefährlich machtScientology ist eine der umstrittensten sogenannten neuen religiösen Bewegungen. In Deutschland wird die Organisation vom Verfassungsschutz beobachtet. Was aber macht Scientology immer wieder attraktiv für Menschen auch in Deutschland? Warum hat Scientology so große Anziehungskraft gerade auf Hollywood?In seinem neuen Buch begibt sich der Pulitzer-Preisträger Lawrence Wright (»Der Tod wird euch finden« über Al-Qaida) in das Herz von Scientology. Nach jahrelangen Recherchen im Umfeld der Organisation schildert er ihre Gründung durch den Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard, die bisweilen bizarr anmutenden Glaubensinhalte und die aggressiven Praktiken gegenüber Mitgliedern, Abtrünnigen und Kritikern. Seine Gespräche mit dem Filmregisseur und Ex-Mitglied Paul Haggis verschafften Wright tiefe Einblicke in die auffällig enge Beziehung gerade von Filmschaffenden – unter ihnen etwa Tom Cruise und John Travolta – zu Scientology.

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2018

In einer Sekte gefangen

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“Ich würde gerne eine Religion gründen. Da ist das wirklich große Geld zu holen.” (S. 123) Dieser Ausspruch, den Ron L. Hubbard bereits in den Jahren 1948 oder 1949 geäußert hat, ist vermutlich der ...




“Ich würde gerne eine Religion gründen. Da ist das wirklich große Geld zu holen.” (S. 123) Dieser Ausspruch, den Ron L. Hubbard bereits in den Jahren 1948 oder 1949 geäußert hat, ist vermutlich der wahre Kern dieser Bewegung.


Lawrence Wright beschreibt umfassend, sehr sachlich und nicht wertend die Entstehung der Church of Scientology. Das erste Kapitel beschäftigt sich auf knapp 200 Seiten mit dem Gründer Ron L. Hubbard. Wright beschreibt Scientology als das was es ist: Eine autoritäre Vereinigung, die mit oberflächlichen psychologischen „Therapien“ (Dianetik) und vermeintlichen „Lebenshelfern“ (Auditoren) ihre Mitglieder durch Gehirnwäschen unbedingten Gehorsam einbläuen. Auch Elektroschocks und Folter kommen zur Anwendung. Stellenweise liest sich das Buch wie ein Bericht aus einem stalinistischen oder maoistischen Umerziehungs- bzw. Straflager. Mitglieder werden für kleinste Vergehen in monatelang in fensterlose Verliese gesperrt, erhalten kaum Nahrung und, das ist für mich das Erschreckende daran, bedanken sich bei Hubbard und später bei dessen Nachfolger noch.

Den Mitgliedern ist es verboten Kinder zu bekommen. Wird eine Frau trotzdem schwanger, wird sie zur Abtreibung gezwungen.

Ein Aussteigen aus dieser Sekte ist kaum möglich, denn Abtrünnige werden gnadenlos verfolgt.


Der aufmerksame Leser entdeckt recht bald, dass Hubbard vor allem um Geld, Einfluss, Macht und das eigene Prestige geht. Deswegen steht die Anwerbung von „berühmten“ und einflussreichen Hollywoodstars und Politikern ganz oben auf der Prioritätenliste. Hier werden Namen wie Leonard Cohen, Tom Cruise und John Travolta genannt. Besonders Travolta spielt eine unrühmliche Rolle in dieser Vereinigung. Gemeinsam mit seiner Frau Kelly Preston pusht er Scientology in Hollywood. Als ihr gemeinsamer Sohn Jett, der mit 16 Jahren an einem Krampfanfall stirbt, ist die Rolle die Scientology dabei spielt, eine dunkle. So sollen die Eltern die Medikamente, die Jett, der an Epilepsie litt, gegen den ausdrücklichen Rat der Ärzte abgesetzt haben, und „Heilmethoden“ nach Hubbard anzuwenden.

Alles in allem – auch durch die vielen Fußnoten – ein unheimlich interessantes, informatives und lesenswertes Buch. Eine kleine Kritik muss ich doch anbringen: Wright schreibt ausschließlich aus amerikanischer Sicht. Das finde ich schade, den Scientology hat, wie ein Krake, seine Tentakel auch in Europa ausgestreckt, um bekannte Menschen für ihre Ziele anzuwerben.

Fazit:

Dieses Buch ist durch eine profunde, sachliche und ja geradezu nüchterne Unvoreingenommenheit gekennzeichnet. Es legt das „System Scientology“ offen. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden, ob er sein Heil in dieser Sekte finden könnte oder nicht.