Cover-Bild Mittelreich
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 523
  • Ersterscheinung: 12.12.2016
  • ISBN: 9783518467381
Josef Bierbichler

Mittelreich

Roman. Geschenkausgabe

Eine Seewirtschaft in Bayern, bizarre Gäste und eine Familie über drei Generationen, heillos verstrickt ins ungeliebte Erbe. Josef Bierbichler erzählt hundert Jahre Deutschland. Ein Epos über Krieg und Zerstörung, alte Macht und neuen Wohlstand, über die vermeintlich fetten Jahre.

Im Ersten Weltkrieg zerschlägt eine feindliche Kugel zuerst den Stahlhelm und dann den Schädel des ältesten Sohnes vom Seewirt. Also muss sein jüngerer Bruder Pankraz das väterliche Erbe antreten. Der überlebt zwar den zweiten großen Krieg, wäre aber trotzdem lieber Künstler als Bauer und Gastwirt geworden. Da braucht es schon einen Jahrhundertsturm, der droht, Haus und Hof in den See zu blasen, damit aus Pankraz doch noch ein brauchbarer Unternehmer und Familienvater wird.

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Lesejury-Facts

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  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2020

Tolle Geschichtsstunde

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Was für ein toller Roman über drei Generationen einer bayrischen Familie, die eine Seewirtschaft betreibt. Bierbichler lässt keine gesellschaftlichen (Fehl)Entwicklungen aus. Ein bitterböser Roman.

Absolut ...

Was für ein toller Roman über drei Generationen einer bayrischen Familie, die eine Seewirtschaft betreibt. Bierbichler lässt keine gesellschaftlichen (Fehl)Entwicklungen aus. Ein bitterböser Roman.

Absolut lesenswert! Deutsche Geschichte!

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Veröffentlicht am 30.05.2018

Eine Familiensaga - keine leichte Kost

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„Mittelreich“ ist die Geschichte einer deutschen Familie vom ausgehenden 19. Jahrhunderts über nahezu 100 Jahre bis in die Gegenwart.

Der alte Seewirt errichtet einen neuen Steg und stockt sein ohnehin ...

„Mittelreich“ ist die Geschichte einer deutschen Familie vom ausgehenden 19. Jahrhunderts über nahezu 100 Jahre bis in die Gegenwart.

Der alte Seewirt errichtet einen neuen Steg und stockt sein ohnehin schon protziges Gasthaus auf. Der idyllische See und die gute Küchen locken scharenweise Gäste an. Damit erwirtschaftet der alte Gastwirt einen gewissen Wohlstand, der ihn zwar nicht wirklich reich, sondern eben nur mittelreich werden lässt.

Man könnte zufrieden sein, doch der Erste Weltkrieg lässt die Träume von weiteren Expansionen vorerst einmal platzen. Toni, dem ältesten Sohn und Erben, zerstört eine Gewehrkugel nicht nur den Stahlhelm, sondern auch Teile des Gehirns. Diese Kriegsverletzung bringt ihn in weiterer Folge in die eine Anstalt für Geisteskranke.

Nun muss Pankraz, der zweite Sohn, die Wirtschaft übernehmen. Doch auch Pankraz hat sein Schicksalspäckchen zu tragen. Er wird im Zweiten Weltkrieg durch einen Granatsplitter am Bein verwundet. Eigentlich wollte er ja Opernsänger werden, doch für diese „Flausen“ hat der Vater kein Verständnis. Es kommt, wie es kommen muss. Pankraz gibt seinen Traum auf, heiratet die Bauerntochter Theresa, zeugt zwei Töchter und einen Sohn. Das Seewirtshaus floriert. Es könnte alles wunderbar sein, wenn, ja wenn, Panrkaz‘ unverheiratet gebliebenen und frömmlerischen Schwestern nicht ständig an Theresa herummäkeln würden, wenn nicht Kriegsflüchtlinge einquartiert würden, wenn Semi, der Sohn, ein wenig fügsamer wäre usw. usw..

Erst der Jahrhundertsturm, der beinahe die Existenz vernichtet reißt Pankraz aus seiner depressiven Lethargie.


Meine Meinung:

Der Autor schildert eine Gastwirtschaft an einem Bayerischen See während der beiden Weltkriege sowie in den Jahrzehnten danach. Wir erhalten Einblicke in unterschiedliche Charaktere, die sich in verschiedene Richtungen entwickeln.

Da ist zum einen Pankraz selbst, dann Sohn Semi, der im katholischen Internat von Erziehern missbraucht und gedemütigt wird. Ihm schenkt allerdings niemand Glauben, da nicht sein kann, was nicht sein darf.

Interessant sind auch die Auswirkungen des Krieges auf die jeweiligen Menschen: Kriegsverletzungen sowohl seelisch als auch körperlich, Flüchtlingsproblematik mit Umsiedlungen, Umgang mit dem Wissen über die Konzentrationslager oder das eigene Verhalten nach dem Krieg (Schuldgefühle oder Pflichterfüllung). Jeder verarbeitet diese Traumata anders oder eben gar nicht. So verüben einige der Protagonisten Selbstmord.


Andere brisante Themen wie die pädophilen Machenschaften in Klosterschulen oder die Generationskonflikte in den 1960er Jahren werden ebenfalls behandelt. Daneben wird der harte Bauernalltag im Wandel der Zeiten geschildert. Der Aufbruch in die Moderne macht auch vor dieser etwas lethargischen Ecke Bayerns nicht Halt. Sehr schön sind die Machenschaften rund um die Immobilienspekulationen herausgearbeitet, die ich sofort glaube.

Stellenweise ist der Bierbichlers Roman nicht leicht zu lesen, blicken wir doch immer wieder in menschliche Abgründe. Manche Charaktere sind dumpf, oft abstoßend. Manchmal gleiten die Beschreibungen von Land und Leuten ein klein wenig ins Langatmige ab.


Josef Bierbichler zeigt dem staunenden Leser ein wüstes Abbild bäuerlichen Lebens in der Nachkriegszeit. Trotzdem lässt einen die Geschichte nicht los.


Fazit:

Keine leichte Lesekost, aber ein Spiegel der Zeit(en). Gerne gebe ich 5 Sterne.