Bestenfalls Durchschnittlich
Die Rabenringe - Odinskind (Bd. 1)Hach Odinskind, lange habe ich diese Rezension vor mich her geschoben. Als das Buch erschien, hat es mich eigentlich gar nicht so sehr interessiert, dann kamen aber die ganzen begeisterten Stimmen und ...
Hach Odinskind, lange habe ich diese Rezension vor mich her geschoben. Als das Buch erschien, hat es mich eigentlich gar nicht so sehr interessiert, dann kamen aber die ganzen begeisterten Stimmen und Rezensionen, die das Buch in den höchsten Tönen loben, darunter auch einige von mir geschätzte Rezensenten, sodass ich es nun unbedingt haben wollte. Und ich wollte es so sehr lieben wie die anderen, ich habe es versucht, wirklich.
Von Ymlingen, dem Umarmen und Raben
Mit dem Ymsland hat Autorin Siri Pettersen eine äußerst detailreiche Welt mit ihrer eigenen Kultur, Vorstellungen und Bräuche entwickelt. Besonders interessant fand ich z.B, dass die höchste Person im Land... ein Rabe ist. Bis ich allerdings mitbekommen habe, dass mit dem Seher tatsächlich ein Tier gemeint ist und "Rabe" nicht nur ein Spitzname/Titel ist, war bestimmt schon die Hälfte des Buches rum und damit kommen wir auch schon zum ersten meiner Probleme mit dem Buch: Das Ymsland ist vielfältig, eigen und muss vom Leser vollkommen allein erschlossen werden.
Ich habe genug Erfahrung mit High Fantasy Bücher, dass ich mich normalerweise sehr leicht in fremde Welten zurecht finden, dies setzt jedoch voraus, das der/die Autor/in wenigstens grundlegend die Sitten und Bräuche, die sich von dem uns bekannten unterscheiden, erläutert. Von mir aus auch Stück für Stück, aber ein paar Brotkrumen muss man mir schon hinwerfen. Das tut die Autorin aber wenig bis gar nicht und die Hälfte des Buches hatte ich Fragezeichen im Kopf. So brauchte ich zum Beispiel auch ewig um eine Vorstellung davon zu bekommen, was das Umarmen genau ist, und das obwohl diese essentiell für die Handlung ist.
Allenfalls durchschnittlich
Das nahm mir schon etwas die Luft aus den Segeln, aber ich freute mich dennoch auf die viel gepriesene neuartige Handlung. Zu meiner Enttäuschung konnte ich auf über 600 Seiten nichts finden, was ich als wirklich neuartig einstufen würde. Das Buch ist nicht schlecht, aber in meinen Augen, sowohl was Sprache, als auch Handlung angeht, maximal durchschnittlich.
Die fehlende Innovation hätte ich ja noch verkraften können, wenn die Handlung nicht so zäh und auch an vielen Stellen unlogisch gewesen wäre. Manche Entscheidungen von Protagonistin Hirka konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, z.B. warum sie auf einmal doch am Ritual teilnehmen wollte. Ich hatte an vielen Stellen das Gefühl, dass Hirka nur deswegen eine Entscheidung trifft, weil die Autorin sie an einen anderen Ort braucht. Hirka muss in die Hauptstadt? Gut, dann will sie halt doch am Ritual teilnehmen. Begründung? Unnötig.
So dümpelt die Handlung vor sich hin und es fehlt ihr am roten Faden. Man hat nicht das Gefühl, dass das alles auf irgendwas hinausläuft, erst am Ende ergibt sich so was wie ein Ziel für die Protagonistin. Dort war es mit meiner Leselaune aber schon längst vorbei. Ich habe es ehrlich gesagt nur mit Müh und Not zum Ende geschafft
Über die Charaktere kann ich auch nicht so viel sagen. Hirka ist die Schwanzlose, darüber hinaus wird sie wenig charakterisiert. Andere Nebencharaktere bleiben bis auf Rimen blass oder entsprechen den gängigen Fantasy Schema. Überhaut habe ich das Gefühl, (auch wenn ich das niemandem unterstellen möchte), dass die ganzen Lobpreisungen zu dem Buch von jenen kommen, die bisher eher im YA Fantasy Bereich unterwegs waren, für solche Leser ist das Buch mit Sicherheit tatsächlich etwas Neues. Mir selbst würden aber auch etliche andere High Fantasy Bücher einfallen, die ähnliche Elemente aufweisen und zudem noch spannender sind.
Fazit:
Ich bedauere dies sagen zu müssen, doch Odinskind, hat für mich den Hype nicht verdient. Es ist ok, durchschnittliche High Fantasy mit ein paar Schwächen. Kann man lesen, muss man aber nicht.