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Veröffentlicht am 02.01.2020

toller Schmöker für gemütliche Lesestunden

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis
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Als Komptess Louise von Waldenberg nach einem schweren Reituntfall wieder zu sich kommt, kann sie sich zunächst an nichts erinnern. Nicht einmal ihren eigenen Namen kennt sie noch. Nur langsam findet sie ...

Als Komptess Louise von Waldenberg nach einem schweren Reituntfall wieder zu sich kommt, kann sie sich zunächst an nichts erinnern. Nicht einmal ihren eigenen Namen kennt sie noch. Nur langsam findet sie sich wieder zurecht, doch ihr Blick auf die höfischen Strukturen hat sich verändert. Mit Hilfe ihres Freundes, dem Zuckerbäcker Stephan deckt sie so einige Intrigen bei Hofe auf.
Ulrike Schweikert entführt den Leser mit ihrem Roman in ein Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Sie erzählt sehr atmosphärisch und detailreich. Immer wieder werden historische Begebenheiten zur Geschichte Wiens eingestreut, die einerseits sehr interessant sind, andererseits aber auch die eigentliche Handlung etwas aufgehalten haben.
Sehr spannend waren für mich die gesellschaftlichen Umgangsformen. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen Bediensteten und Adel. Die Vorschriften für die junge Louise sind zu steif gefährden ihre Freundschaft zu Stephan, doch die Verbindung zwischen den beiden hat Louise für mich sympathischer gemacht.
Stück für Stück blickt der Leser hinter die Kulissen (oder Spiegel) der schillernden Adelswelt und deckt Intrigen und Lügen auf. Es liegt fast ein bisschen Krimistimmung in der Luft.
Ein perfekter Schmöker für gemütliche Winterstunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2019

schwächer als Band 1

Rat der Neun - Gegen das Schicksal
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Cyra und Akos konnten auf einen unwirtlichen Planeten entkommen und bereiten sich nun auf den Krieg vor, besser – sie versuchen den Krieg irgendwie noch zu verhindern. Beiden wurde von den Orakeln ein ...

Cyra und Akos konnten auf einen unwirtlichen Planeten entkommen und bereiten sich nun auf den Krieg vor, besser – sie versuchen den Krieg irgendwie noch zu verhindern. Beiden wurde von den Orakeln ein furchtbares Schicksal prophezeit, dass ihrer jungen Beziehung im Wege steht und nur wenig Raum zur Hoffnung gibt.
Gegen das Schicksal ist der zweite Band und gleichzeitig das Finale der Rat der Neun Dilogie von Veronica Roth. Die Autorin der Reihe „die Bestimmung“ schafft auch hier wieder eine packende und mitreißende Story, wenn sie für mich persönlich allerdings etwas hinter der „Bestimmung“ zurückbleibt.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Cyra und Akos beleuchten ihre Sicht auf die Beziehung zwischen ihnen und gleichzeitig wird durch Cisis und Kapitel auch die Sicht der gegeneinander kämpfenden Völker erklärt, sodass der Leser einen guten Rundumblick erhält. Dann wäre da auch noch Eijeh – seine Perspektive mag etwas schwieriger erscheinen, da er als frisches Orakel noch Schwierigkeiten hat die Persönlichkeiten auseinander zu halten.
Vielleicht lag es an den vielen Perspektiven, vielleicht war der vorhergehende Band auch einfach zu lange her, aber ich habe selten so schlecht wieder in eine Geschichte hineingefunden. Etwa ein drittel des Buches habe ich gebraucht, um mich zu orientieren und richtig in der Story anzukommen. Zu abrupt war der Start in die Handlung und es gab zu wenig Rückblenden, die mir auf die Sprünge geholfen haben. Leider habe ich dann auch den Rest der Geschichte als eher holprig empfunden, obwohl mir Band eins wirklich Spaß gemacht hat. Positiv überrascht hat mich die Vielschichtigkeit der Charaktere. Alle entwickeln sich im Laufe der Story weiter und haben ihre großen Momente. Auch das Ende konnte mich letztendlich wieder mit dem schweren Start versöhnen, denn es hält einige Überraschungen parat.

Veröffentlicht am 17.08.2018

faszinierende Blickwinkel auf eine Person

Kennen Sie diesen Mann?
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David hat sein Gedächtnis verloren und versucht nun herauszufinden, wer er wirklich ist. Wie er tickt und wie er bisher gelebt hat. Seine Freunde Jon und Silje schreiben ihm. Die drei waren als Jugendliche ...

David hat sein Gedächtnis verloren und versucht nun herauszufinden, wer er wirklich ist. Wie er tickt und wie er bisher gelebt hat. Seine Freunde Jon und Silje schreiben ihm. Die drei waren als Jugendliche oft zusammen unterwegs. Auch sein Stiefvater Pfarrer Arvid meldet sich und schildert David, wie er ihn damals erlebt hat.
Kenne ich David nach den Briefen seiner Freunde und Verwandten nun? Ich habe nicht das Gefühl. Sie hingegen kenne ich nun relativ gut, glaube ich. Der Klappentext hat mich ein wenig in die Irre geführt. Bis zuletzt habe ich darauf gewartet, dass David nun auch einmal zu Wort kommt, doch man lernt ihn nur aus den Augen der anderen kennen und muss sich seinen David selbst erschaffen. Die drei Protagonisten schildern in Briefen, wie sie den Jungen damals kennengelernt haben. Alle geben neue Einblicke, jeder hat David in der Beziehung zu sich selbst sehr subjektiv erlebt und so unterscheiden sich die Bilder von ihm natürlich auch. Man kann also nie mit Bestimmtheit sagen, wie David nun war. Doch diese Erfahrung ist auch mal sehr interessant und ich war durchweg gefesselt und oft auch sehr berührt.
Der Autor gibt jedem seiner Erzähler eine individuelle Note. Die Briefe lassen sich alle relativ leicht lesen und haben einen recht harmonischen Schreibstil. Doch man erfährt auch immer aus den jetzigen Leben der Schreiber und hier unterscheiden sich die Stile dann sehr deutlich, was das Lesen mal mehr und mal weniger angenehm macht.
Jon ist mit Leib und Seele Musiker, aber irgendwie in dem kleinen Nest seiner Heimat hängengeblieben und er leidet unter den Ansichten von Mutter und Bruder. Ständig geraten sie aneinander. Sowieso scheint Jon zu den meisten Leuten keine gute Beziehung zu hegen. Er ist zu pessimistisch, zu negativ in seinen Ansichten. In seinem Text fehlen gerne mal Pronomen oder Füllwörter, als würden sie das Leben noch deprimierender machen.
Arvid habe ich als einen sehr sympathischen, wenn auch missverstandenen Menschen kennengelernt. Er ist Pfarrer, jetzt schwer krank und sehr alt, doch er hat gerne die Vaterrolle für David übernommen. Er wollte den Jungen unterstützen wo es nur ging, doch David hat diese Liebe nie so recht erwidert. Arvids Passagen waren für mich am schönsten zu lesen. Sie sind sehr bildhaft und wirken rund und warm, auch wenn er sich ärgert.
Auf Silje war ich durch die Beschreibungen der Vorgänger am meisten gespannt. Sie war damals eine sehr schillernde und einnehmende Persönlichkeit. Ein aufgewecktes Mädchen. Doch auch sie wird von Jon und Arvid sehr unterschiedlich wahrgenommen. Offenbar macht hier der Blick eines Erwachsenen sehr viel aus. Im Heute ist Silje erschöpft und ihre Ehe droht zu zerbrechen. Plötzlich konnte ich ihre Worte genauso wenig nachvollziehen wie ihr Mann. Und obwohl mich ihre Geschichte so interessiert hat, haben mir ihre Passagen in der Gegenwart am wenigsten gefallen. Sie waren unheimlich schwer zu verfolgen. Keine wörtliche Rede mehr, lange und wirre Sätze und viele Wiederholungen, als hätte Silje selbst Persönlichkeitsstörungen entwickelt.
Insgesamt kein leichter, aber dafür durchaus lesenswerter und tiefgründiger Roman, doch es braucht etwas Geduld, um sich darauf einzulassen.

Veröffentlicht am 24.07.2018

humorvolle Interpretation

Die störrische Braut
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Die 29-Jährige Kate muss zwangsläufig im Kindergarten arbeiten, um ihre Familie über Wasser zu halten. Ihr Vater, ehemals gefeierter Wissenschaftler, ist völlig vertieft in seine Forschungen, die aber ...

Die 29-Jährige Kate muss zwangsläufig im Kindergarten arbeiten, um ihre Familie über Wasser zu halten. Ihr Vater, ehemals gefeierter Wissenschaftler, ist völlig vertieft in seine Forschungen, die aber eigentlich alle ins Nichts führen. So fehlt es auch an Förderungen. Zudem scheint er völlig unfähig einen Haushalt zu führen und überlässt alles seiner großen Tochter. Die jüngere, Bunny, tanzt Vater und Schwester gehörig auf der Nase herum und interessiert sich vor allem für Jungs. Und dann wäre da noch Piotr, der Hilfswissenschaftler, er braucht eine Aufenthaltserlaubnis. So beschließt Kates Vater kurzerhand sie mit dem jungen Mann zu verkuppeln, obwohl sie doch so gar nichts gemeinsam haben und von Liebe nun wirklich nicht zu sprechen ist.

Diesmal ist es Anne Tyler, die sich für die Shakespeare Collection an eines der alten Werke macht. Sie
interpretiert gekonnt die „widerspenstige Zähmung“ neu. Auch hier sind leicht komödiantische Züge zu finden. Die Charaktere wirken allesamt sehr überspitzt in ihren Eigenschaften. Ihr Denken und Handeln kommt mir dafür, dass der Roman nun in der Gegenwart spielt, nicht mehr zeitgemäß vor und so blieb mir besonders Kate immer etwas fern. Trotzdem konnte mich der Roman mit seiner gekonnten Erzählweise und den humorvollen Passagen durchaus überzeugen. Anne Tyler hat einen ganz besonderen Schreibstil, bei dem man einfach in die Seiten versinken kann.

Weitere Titel aus der Kollektion sind:

Jeanette Winterson: "Das Wintermärchen"- der weite Raum der Zeit
Howard Jacobson: "Der Kaufmann von Venedig" - Shylock
Margaret Atwood: "Der Sturm"- Hexensaat
Tracy Chevalier "Othello" – der Neue
Gillian Flynn "Hamlet"
Jo Nesbø: "Macbeth"
Edward St Aubyn: "König Lear" - Dunbar und seine Töchter
Anne Tyler: "Der Widerspenstigen Zähmung" die störrische Braut

Veröffentlicht am 30.05.2018

atmosphärischer Schmöker

Die letzte Stunde
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1348 – in Südengland ist die Pest ausgebrochen. Der schwarze Tod rafft ganze Dörfer innerhalb weniger Tage dahin. Lady Anne hat in Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung für Gut Develish übernommen ...

1348 – in Südengland ist die Pest ausgebrochen. Der schwarze Tod rafft ganze Dörfer innerhalb weniger Tage dahin. Lady Anne hat in Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung für Gut Develish übernommen und schützt seine Bewohner nun mit allen Mitteln. Keiner darf die Burg betreten, niemand sie verlassen, damit die Krankheit nicht weiter um sich greift. Auch ihrem Mann, der von einer Reise zurückkehrt, verweigert Anne den Zutritt. Doch dann geschieht ein Mord innerhalb der Mauern und auch dort scheint es plötzlich nicht mehr sicher zu sein.
Die Autorin Minette Walters kannte ich bisher nur von ihren Krimis. Ein historischer Roman aus ihrer Feder hat mich dann doch sehr neugierig gemacht. Nicht zuletzt weil ich Romane aus dem alten England ohnehin besonders gerne lese.
Atmosphärisch ist diese Geschichte sehr gelungen. Das Düstere und Bedrohliche wird super vermittelt. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt, sodass die Lage innerhalb und außerhalb der Burg beleuchtet wird. Einmal wäre da Lady Anne. Lange von ihrem Mann unterdrückt, die nun endlich Stärke zeigen kann und sehr besonnen und fortschrittlich mit der Krankheit umgeht. Auch dem Volk gegenüber zeigt sie sich als starke aber gerechte Frau. Doch sie muss sich immer wieder gegen Männer mit sehr mittelalterlichem Frauenbild, engstirnigen Gottesfürchtigen und nicht zuletzt gegen ihre Tochter zur Wehr setzten. Die Tochter Eleanor hat salopp gesagt einen an der Waffel. Ich habe selten so einen unsympathischen, fiesen und dummen Charakter erlebt. Sie tut der Geschichte gut, aber mich hat sie einfach tierisch genervt. Thaddeus – den neuen Verwalter, der ursprünglich nur ein Diener war, mochte ich sehr. Auch er setzt sich für die anderen ein, ist klug, mutig und ehrgeizig. Aus seiner Sicht erfährt der Leser, was außerhalb der Burg vor sich geht. Auffällig ist jedoch wirklich die schwarz - weiß Zeichnung der Charaktere.
Der Schreibstil ist für einen Krimi eher ruhig gehalten. Hin und wieder etwas altertümlich und gestelzt, was den Lesefluss möglicherweise ein bisschen verlangsamt, aber super zur der Zeit und Atmosphäre passt. Leider kommt es auf den 650 Seiten dann doch ein paarmal zu langatmigen Passagen, auf denen ich der Geschichte gerne einen kleinen Schubs gegeben hätte. Insgesamt jedoch ein toller historischer Schmöker. Ich bin gespannt was die Fortsetzung mit sich bringt.