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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wo ist Radames?

Glitzer, Glamour, Wasserleiche
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Schauplatz Bregenz: Bei den Bregenzer Festspielen wird Turandot geboten, die voluminöse Operndiva Pauline Miller hat die Rolle der Turandot inne. Für die Zeit der Festspiele ist sie standesgemäß in einer ...

Schauplatz Bregenz: Bei den Bregenzer Festspielen wird Turandot geboten, die voluminöse Operndiva Pauline Miller hat die Rolle der Turandot inne. Für die Zeit der Festspiele ist sie standesgemäß in einer Villa am See untergebracht, zusammen mit ihrem Boston Terrier Radames, ihrem Vater, ihrer Managerin Bröcki und einigen anderen Menschen, die für das Wohlergehen von ihr und Radames sorgen.

Pauline ist schon über ein Jahr Single, in Bregenz begegnet ihr ein interessanter Mann, in den sie sich spontan verguckt. Zu dumm dass er ausgerechnet der Dirigent des Orchesters ist und es neben ihr noch andere Interessierte gibt. Nicht nur in Liebesdingen hängt der Haussegen schief, die Region wird von einem Dognapper unsicher gemacht und als Radames plötzlich verschwunden ist, ahnt Pauline das Schlimmste....

"Glitzer, Glamour, Wasserleiche" ist eine wunderbar lockere Krimikomödie, die ich in etwas mehr als einem Tag weggelesen hatte. Tatjana Kruse hat mit Pauline eine Ausnahmeprotagonistin in Plus-Size geschaffen, sie ist exzentrisch, Diva eben, hat aber einen herrlich schwarzen Humor. Man lernt Pauline kennen, die ihren Radames über alles liebt und für ihn alles machen würde. Jeder der Protagonisten ist für sich ist einzigartig, schräg und skurril. Ob ihr Althippievater, ihre kleinwüchsige Managerin Bröcki oder Dr. Simian und seine "äh... Schwester". Sie alle sind mit spitzer Feder gezeichnet und kommen plastisch rüber. Keine blassen 08/15 Charaktere, sondern unverwechselbare Originale.

Selten habe ich mich bei einem Krimi so amüsiert, ein Lacher folgt dem nächsten. Die Handlung ist temporeich, ständig passiert etwas, so dass es nie langweilig wird. Flotte Dialoge, witzige Selbsterkenntnisse bei Pauline und Slapstickeinlagen vom Feinsten wechseln sich ab, beim lesen hatte ich Kopfkino. Die Autorin verpackt die Krimihandlung perfekt in eine Komödie, die sich so locker lesen lässt, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Gegen Ende wird es richtig spannend, aber nicht lang, dann wird die Spannung von Humor und Situationskomik abgelöst.

Fazit: Einfach klasse, wer gerne mal einen Krimi mit viel schwarzem Humor lesen möchte ist hier bestens bedient.

Veröffentlicht am 15.09.2016

einfach genial, dicht gewebt und super spannend

Puppenruhe
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"Puppenruhe" ist der dritte Teil um den sympathischen Ex-Ermittler Johnny Thiebeck, der leidenschaftlicher Schachboxer ist. Die Fälle sind jeweils in sich abgeschlossen, trotzdem empfiehlt es sich die ...

"Puppenruhe" ist der dritte Teil um den sympathischen Ex-Ermittler Johnny Thiebeck, der leidenschaftlicher Schachboxer ist. Die Fälle sind jeweils in sich abgeschlossen, trotzdem empfiehlt es sich die Reihe von Anfang an zu lesen, um Thiebeck und seinen Hintergrund kennenzulernen.

Die neue Droge Boom hält in Berlin Einzug, die Drogenfahndung will Thiebeck als verdeckten Ermittler in die Szene einschleusen um so an den Drogenboss zu kommen. Thiebeck lässt sich darauf ein, zieht undercover als Johnny Ticker in eine WG von Kleindealern um erste Kontakte zu knüpfen.

Währenddessen untersuchen seine ehemaligen Kollegen bestialische Morde, die auf das Konto eines Serienkillers gehen. Nur zu schnell wird klar, dass die Mordopfer zum Drogenmilieu gehörten, es wird vermutet dass die Morde Teil eines Bandenkrieges sein könnten. Währenddessen kommt Johnny dem Boss immer näher und gerät selbst ins Visier des Serienkillers.

Ich habe alle Thiebeck-Teile gelesen, jeder war super spannend, aber "Puppenruhe" ist mit Abstand mein Favorit. Man trifft auf alte Bekannte, Thiebecks Jungs aus dem Boxclub, seine ehemaligen Kollegen, aber auch neue Figuren kommen ins Spiel. Hier hat mir vor allem Tough Tassin gefallen, eine Ermittlerin die Thiebeck ebenbürtig ist. Wie schon in den anderen Teilen erlebt man die Handlung aus Thiebecks Ich-Perspektive und ist somit an seinen Gedanken und Gefühlen hautnah dran. Thiebeck ist ein vielschichtiger Charakter, wie er hier wieder unter Beweis stellt. Er schlüpft in seine Rolle als Johnny Ticker, man merkt wie sie ihm zum zweiten Ich wird und fragt sich, wie viel von Ticker tatsächlich in Thiebeck steckt. Es wäre nicht Thiebeck, wenn er nicht wieder als Einzelkämpfer seine Alleingänge machen würde. Klar dass er sich dabei mehr als einmal in Gefahr bringt.Thiebecks Privatleben ist auch diesmal wieder am Rande in die Handlung verwoben, vom Autor sehr geschickt gelöst.

Die Story ist dicht gewebt und lange Zeit absolut undurchsichtig, einige Wendungen haben mich total überrascht, sind aber stimmig. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse, es herrschen Grautöne vor. Auch die eigentlich bösen Charaktere wirken teils sympathisch, und umgekehrt. Genau das hat mir auch so gut gefallen, dass es keine Schwarz-Weiß-Malerei gibt und man die Personen nicht in ein bestimmtes Schema einordnen kann.

Besonders klasse fand ich den Schauplatz Berlin, einige Handlungsorte habe ich wiedererkannt, die ich dann bildlich vor mit hatte. Der Autor hält die Spannung hoch, der Höhepunkt war für mich die Szene beim Flughafen Tempelhof. Totaler Nervenkitzel! Es gibt viele Actionszenen bei denen sich mein Kopfkino verselbständigt hat, die Handlung wie ein Film ab lief. Thiebeck ist einer meiner Lieblinsprotas, ich mag seine lockere Art und seinen Mumm genauso wie seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Dabei ist er stets ein ehrlicher Typ mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

Zum Schreibstil muss ich nicht viel sagen, wie gewohnt locker und bildhaft, dabei aber anspruchsvoll. Perfekter Lesegenuss!

Fazit: Wahnsinns spannender Thriller mit einer komplexen Handlung. Unbedingt zu empfehlen und für mich ein Thriller-Highlight 2016. Freue mich auf Thiebecks nächsten Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannend und atmosphärisch

Baumgartner kann nicht vergessen
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"Baumgartner kann nicht vergessen" ist der dritte Teil um Chefinspektor Franz Baumgartner, den ehemaligen Leiter der Mordgruppe Graz. Nach seinem letzten Fall ist Baumgartner vom Dienst suspendiert und ...

"Baumgartner kann nicht vergessen" ist der dritte Teil um Chefinspektor Franz Baumgartner, den ehemaligen Leiter der Mordgruppe Graz. Nach seinem letzten Fall ist Baumgartner vom Dienst suspendiert und ganz tief gefallen. Alkoholabhängig und depressiv verbringt er seine Tage, alleine die Suche nach seinem Freund aus Kindheitstagen, Paul, treibt ihn um. Als Kind waren die beiden beste Freunde, haben sich durch einen Umzug Baumgartners dann aus den Augen verloren. Die ganzen Jahre ging ihm der Freund nicht aus dem Kopf, er hatte das Gefühl Paul unbedingt wiedersehen zu müssen. Als er Paul jetzt trifft haben die beiden Männer viel zu besprechen, über Vergangenes und über ihre aktuelle Situation. Baumgarnter bewundert Paul für dessen Arbeit in der Flüchtlingshilfe, zumal er selbst beruflich momentan ganz unten ist.

Von der aktuellen Arbeit seiner alten Mordgruppe bekommt Baumgartner nicht viel mit. Zum Team gehört inzwischen Kevin Hiebler, der jung und engagiert ist und nur auf den Tag wartet, an dem er zeigen kann was in ihm steckt.

Die Betroffenheit aller ist groß, als in einem Schotterteich ein Lieferwagen mit sechs Leichen gefunden wird. Menschen, die in dem Lieferwagen elendig umgekommen sind. Unter Caroline Meiers Leitung laufen die Ermittlungen an, sie wünscht sich Baumgartner an ihrer Seite. Baumgartner, der mit seinem Spürsinn und seiner Intuition schon so viele Fälle gelöst hat. Doch in diesem Fall muss sie ohne ihn auskommen.

Wow, was für ein grandioser Krimi! Mir hatte der letzte Teil schon sehr gut gefallen, aber dieser hat mich absolut begeistert. Reinhard Kleindl hat mit Baumgartner einen so menschlichen Ermittler geschaffen, ein Typ der nicht auf den ersten Blick sympathisch ist. Weil er gebrochen scheint, Probleme hat, sich gehen lässt. Gerade wegen diese Ecken und Kanten mag ich den Antiheld Baumgartner, ich war beim lesen ganz nah an ihm dran, konnte seine Gefühle und Gedankengänge hautnah verfolgen. Nicht nur Baumgartner, auch die anderen Protagonisten sind schön skzizziert, Menschen wie aus dem Leben gegriffen.

Einerseits verfolgt man die Ermittlungen der Mordgruppe, andererseits Baumgartners Treffen mit Paul. In der Mordgruppe gibt es interne Intrigen, welche die Ermittlungen erschweren. Aber Kevin zeigt, dass er was auf dem Kasten hat, er riskiert einiges, was ihn sogar den Job kosten könnte. In einem anderen Strang begleitet man ein junges Mädchen, das zusammen mit anderen Menschen eingesperrt ist. Wie hängt das alles zusammen?

Der Autor verwebt die Stränge geschickt, das Gefühl wie alles zusammenhängt verdichtet sich, je weiter man liest. Die Auflösung am Ende bietet einen Schockeffekt und einen wahnsinnig spannenden Showdown. Ich hatte beim lesen Gänsehaut, ein Großteil der Handlung lief wie ein Film vor meinem Inneren Auge ab.

Dazu ein sehr aktuelles Thema, das betroffen und nachdenklich macht. Und durch die ganze Geschichte zieht sich diese düstere und leicht melancholische Stimmung, die für den richtigen Rahmen sorgt.

Fazit: Eines meiner Lesehighlights des Jahres, ein Krimi bei dem alles stimmt. Spannung, Atmosphäre und Lokalkolorit. Ich bin ein Fan von Baumgartner und freue mich schon auf seinen nächsten Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kubicas zweiter Fall - unbedingt zu empfehlen

Totenvogel
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Schauplatz Wien: Österreichs Innenminister wird ermordet, Oberst Kubica mit der Untersuchung des Falls betraut. Doch mit der augenscheinlichen Lösung ist Kubica nicht einverstanden, es gibt Details die ...

Schauplatz Wien: Österreichs Innenminister wird ermordet, Oberst Kubica mit der Untersuchung des Falls betraut. Doch mit der augenscheinlichen Lösung ist Kubica nicht einverstanden, es gibt Details die ihn stutzig machen. Sein Chef ordnet an den Fall ad acta zu legen, doch er wäre nicht Kubica wenn er dieser Weisung folgen würde. Kubica lässt nicht locker und stößt auf die schmutzigen Geheimnisse des Ministers.

Der zweite Fall für Radek Kubica hat mir noch besser gefallen, als sein erster "Donauwölfe", obwohl dieser mich schon begeistert hat. Der Krimi hat einfach alles, was man sich als notorischer Krimileser nur wünschen kann: Eine verzwickte und spannende Handlung, sympathische Protagonisten die sich entwickeln und einen sehr anspruchsvollen Schreibstil, der sich wunderbar locker lesen lässt. Dazu lässt der Autor immer wieder Informationen zu bekannten Orten oder Gebäuden in Wien einfließen, geschichtliche Details, die viel für Wien-Flair sorgen.

In "Donauwölfe" musste ich mit Kubica erst mal warm werden, er ist kein einfacher Kerl. Seine Frau hatte den Koffer gepackt und war mitsamt Sohn Oskar nach London gezogen, weil Kubica seine Arbeit wichtiger als die Familie war, Kubica hat seinen Kummer und Stress im Alkohol ertränkt. In diesem Teil hat er seine Alkoholsucht im Griff, ist gesundheitlich aber nach einer Schussverletzung noch schwer angeschlagen.

Kubica brennt darauf wieder zur Arbeit zu kommen und hat auch schnell einen brisanten Fall am Wickel: der Innenminister wird ermordet. Zu alldem kommen noch Intrigen, denn es gibt Vorgesetzte, die Kubica nur allzu gern in den Ruhestand schicken würden. Denn Kubica ist unbequem. Er bearbeitet einen Fall nach seiner Art, verbeißt sich darin, er sagt was er denkt und tritt damit einigen Leuten auf die Füße. Doch gerade das macht ihn auch so wahnsinnig sympathisch. Privat tut sich auch einiges bei Kubica, so bekommt er z. B. überraschend Besuch von seinem pubertierenden Sohn, was für einige Verwicklungen sorgt.

Der Fall an sich ist so verzwickt, es gibt mehrere Handlungsstränge die erst ganz zum Schluss zusammen laufen, aber dafür mit einem Paukenschlag. Einiges kann man sich als aufmerksamer Leser zusammen reimen, aber der Drahtzieher hinter allem ist bis zum Ende unbekannt. Hans Peter Vertacnik hat hier einen grandiosen Fall entwickelt und mich mit dem Ende absolut überrascht. Der Fall ist komplex und einige Vorkommnisse sind leider nur allzu realistisch, genau das macht für mich einen guten Krimi aus. Es bleibt auch keine Frage offen, alles wird schlüssig geklärt.

Fazit: Fesselnder Krimi mit viel Lokalkolorit, einer komplexen Handlung und einem sympathischen Protagonisten. Ich bin begeistert, freue mich schon auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

brisantes Thema das nahe geht

Besondere Umstände
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Der zweite Fall für Meier und Schnyer ist wieder einmal hoch brisant. Eine allgemein geschätzte und engagierte Sozialarbeiterin wird im Amt ermordet, Meier ermittelt in dem Fall. Als dann noch ein neugeborenes ...

Der zweite Fall für Meier und Schnyer ist wieder einmal hoch brisant. Eine allgemein geschätzte und engagierte Sozialarbeiterin wird im Amt ermordet, Meier ermittelt in dem Fall. Als dann noch ein neugeborenes Baby von der Babystation entführt wird ist die Polizei in heller Aufregung, denn jetzt steht das Leben des Säuglings auf dem Spiel. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und das Privatleben von Meier und Zita ist auch äußerst turbulent.

Auch der zweite Teil um Commissario Meier und Zita Schnyder hat mich voll überzeugt. Das Thema ist sehr brisant und geht nah, vor allem da man mit der schwangeren Zita ganz dicht am Geschehen ist. Denn das entführte Baby ist Maud, die neugeborene Tochter von Lucie. Einer Frau, die zusammen mit Zita zur Geburtsvorbereitung bei MamYoga war. Am Anfang werden die handelnden Charaktere eingeführt, einige sind schon aus dem ersten Teil bekannt, dazu kommen neue, wobei die Frauen aus dem MamYoga Kurs eine große Rolle einnehmen. Die bekannten Charaktere gewinnen an Tiefe, entwickeln sich. Hier ist vor allem Helen zu nennen, die bei den Ermittlungen gegen Ende eine wichtige Rolle spielt.

Die ganze Handlung wirkt sehr familiär, da neben den Ermittlungen das Privatleben einen großen Raum einnimmt. Zita ist durch die Belastung der Schwangerschaft und der neuen Rolle als Mutter sehr dünnhäutig und zickt öfter rum, so dass mir Meyer in der ein oder anderen Situation echt leid tat. Er muss sich zwei teilen, anstatt Urlaub mit dem neugeborenen Baby muss er in dem Mordfall ermitteln. Es wäre nicht Meier, wenn er seine Finger nicht auch im anderen Fall mit drin hätte
Man verfolgt einerseits die Ermittlungen der Polizei, andererseits die die Aktionen von Zita und den Müttern von MamYoga. Beides ist hoch spannend.

Besonders gefallen haben mir das Thema Schwangerschaft, Geburtsvorbereitung und Entbindung, das die Autorin mit viel Einfühlungsvermögen, aber auch Humor thematisiert. Beim lesen habe ich automatisch die Stunden meiner Entbindung nochmals durchlebt und hatte dieses intensive Babygefühl wieder vor Augen. Man erlebt Zitas erste Gehversuche als stillende Mutter und ihre Unsicherheiten und Zweifel, ihre Gefühle sind wunderbar dargestellt.

Die Stimmung ist sehr gut eingefangen, auch die Wetterlagen, die diesmal ihre Tücke haben Zum Schreibstil muss ich nicht viel sagen, schön locker und humorvoll mit detaillierten Beschreibungen, so dass ich durchweg Kopfkino hatte.

Ich habe es genossen diesen Krimi zu lesen, die Figuren sind so liebevoll gezeichnet, ein jeder ist unverwechselbar und es macht einfach Spaß, die Handlung zu verfolgen. Die ehemalige Wetterfee Scarlett ist inzwischen zur Talkmasterin mutiert und zieht sich auch hier wieder wie ein roter Faden durch die Story und spaltet die Menschen ins Fans oder Kritiker.

Fazit: Insgesamt hat mich auch dieser Krimi begeistert, ich bin schon neugierig was Meier und Zita im nächsten Fall erwartet und wie sie das Leben als junge Eltern meistern. Spannend wird es bestimmt wieder.