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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2018

Ein Muss für Fans der Outlander- Saga

Highlander Kochbuch
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Schon das schottisch inspirierte Cover ist sehr ansprechend. Das quadratische Format passt gut zu den Rezepten, aber dieses Buch bietet weit mehr. Wunderschöne Landschaftsbilder, Illustrationen, keltische ...

Schon das schottisch inspirierte Cover ist sehr ansprechend. Das quadratische Format passt gut zu den Rezepten, aber dieses Buch bietet weit mehr. Wunderschöne Landschaftsbilder, Illustrationen, keltische Symbole, Fotos der Gerichte bieten viel fürs Auge. Hintergrundwissen zum Leben in den Highlands, zur Geschichte der Gerichte, die Modifizierung schwer erhältlicher Zutaten und eine klare Gliederung der Rezepte machen dieses Buch zu einem Schatzkästchen. Viele Inspirationen, nachkochbare Speisen - von mir eine begeisterte Empfehlung. PS: das Short Bread liebe nicht nur ich, sondern auch Familie und Freunde.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Unfassbar

Die unterirdische Sonne
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Dieses Buch zu lesen ist schwer, es spricht die Gefühle an wie selten eines. Jugendliche werden entführt, gefangengehalten und missbraucht. Das Leben im Keller wird beschrieben, der Missbrauch angedeutet, ...

Dieses Buch zu lesen ist schwer, es spricht die Gefühle an wie selten eines. Jugendliche werden entführt, gefangengehalten und missbraucht. Das Leben im Keller wird beschrieben, der Missbrauch angedeutet, allerdings auf so diffizile Art, dass man die Leiden der Opfer absolut nachvollziehen kann. Sie sind schwer traumatisiert, jedes von Ihnen versucht, wenigsten gedanklich aus dieser Realität zu entfliehen und kann doch nicht entkommen. Sie dürfen untereinander darüber und über vieles andere nicht sprechen. Bei Verstößen werden sie brutal bestraft. Fernsehen und damit Nachrichten über ihre Entführungen sind jedoch erlaubt; eine weitere Form zu sagen: ihr kommt nie wieder frei. Seelische und körperliche Gewalt führen so weit, dass die Kinder -jedes für sich- beschließen, Selbstmord zu begehen.

Mitreißend geschrieben, zum Nachdenken anregend und ein wichtiges Thema aufgreifend gehört dieses Buch zu den erschütterndsten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Veröffentlicht am 19.06.2018

Seuchen, Krätze, Cholera

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Seuchen, Krätze, Syphilis
Die Cholera ist in Berlin! Doch nicht nur mit dieser Seuche, auch mit Krätze, Syphilis, Brüchen, Verbrennungen, Amputationen werden die Ärzte in Berlin konfrontiert. Gegensätzliche ...

Seuchen, Krätze, Syphilis
Die Cholera ist in Berlin! Doch nicht nur mit dieser Seuche, auch mit Krätze, Syphilis, Brüchen, Verbrennungen, Amputationen werden die Ärzte in Berlin konfrontiert. Gegensätzliche Lehrmeinungen prallen aufeinander, von Hygiene kann keine Rede sein, Krankenwärter sind rar und unwillig. All diese Dinge und noch viel mehr spielen sich in der Charité ab. Folterhölle? Ort der Wissenschaft? Gesundwerde-Anstalt?
Ein spannender Einblick in die Geschichte dieses berühmten Hauses. Krankenhausalltag aus Sicht der Ärzte und Pfleger. Hierarchien behindern den Fortschritt. Arme Patienten werden zu Versuchskaninchen, aber auch wohlhabende Patienten erfahren oft die Schrecken unausgereifter Techniken. Depressiven Patienten werden bewusst heftige Schmerzen zugefügt, um ihren Geist zu wecken. Trotzdem: engagierte und wissbegierige Ärzte entdecken schonendere Verfahren, gehen neue Wege, tun alles zum Wohl der Kranken. Bessere Operationsmethoden werden durchgesetzt. Und auch bei den Pflegekräften gibt es Veränderungen: eine Art Ausbildung wird eingeführt. Gut für die meist rechtlosen Insassen. Die miserable Bezahlung aber bleibt, Personalmangel führt zu Pflegenotstand. Da hat sich bis heute nicht viel getan.
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz.
Lest selber, es lohnt sich.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Erschütternd

Raum
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Wahrhaft erschütternd, faszinierend, packend - dieses Buch legt man nicht beiseite! Wie kann ein Mensch einem anderen so etwas nur antun - auf knapp 16² m jahrelang eingesperrt sein, ohne Hoffnung, total ...

Wahrhaft erschütternd, faszinierend, packend - dieses Buch legt man nicht beiseite! Wie kann ein Mensch einem anderen so etwas nur antun - auf knapp 16² m jahrelang eingesperrt sein, ohne Hoffnung, total abhängig von der Gnade eines Monsters, zusammen mit einem Kind.... Ma ist unglaublich stark, sie lebt ihr Leben für ihren Sohn, lehrt ihn, schützt ihn, gibt nicht auf. Bewundernswert. Die Hauptperson, Jack, berichtet von seinem fünften Geburtstag an über sein Leben. Er kennt nichts Anderes als "Raum" und seine Ma. Für ihn ist das also normal, Sport macht er auch, es wird viel gebastelt, das Geschehen im Fernsehen ist für ihn eine erfundene Welt, Sonntagsguttis sind ein Höhepunkt. Er muss in einem Schrank schlafen, hungern, frieren, unsichtbar für Old Nick bleiben. Gerade, dass alles so normal für Jack ist, macht fassungslos. Was entgeht dem Jungen, wie tapfer ist seine Mutter, die zudem ständig unter Zahnschmerzen und einem gebrochenen Handgelenk leidet. Aber als der Junge jetzt \ geworden ist, ändert sich einiges, die Situation spitzt sich zu. Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber Jack gelingt die Flucht und seine Mutter wird nach sieben Jahren befreit. Happy End? Bei weitem nicht. Für Jack ein ganz großer Schock. Trotz "Entlügens" seiner bisherigen Welt durch die Mutter als Vorbereitung auf die Flucht ist alles fremd, laut, ungewohnt, anders. Auch seine Ma, die zusammenbricht und einen Selbstmordversuch unternimmt. Aber Jack ist mutig, wissbegierig, er wird betreut und von Verwandten umsorgt, auch wenn diese teilweise gedankenlos und unüberlegt handeln oder überfordert sind. Verständlich, wenn er vertraute Dinge wie den stinkigen Teppich aus "Raum" vermisst. Unglaublich, was dieser kleine Kerl durchmacht. Zu seinem Glück stößt er aber auch auf viel Verständnis, seine Ma erholt sich, sie nehmen das Leben in Angriff. Man kann hoffen, dass sie ihren Frieden finden. Emma Donoghue hat ein großartiges Buch geschrieben. Wie sie Jack erzählen lässt, einfach nur erzählen ohne Wertung, ist absolut packend. Jack registriert ohne Kritik, ohne Verurteilung, ganz sachlich. Er erfindet Worte wie Mungst, zusammengesetzt aus Mut und Angst. Dinge sind seine Freunde. Man steigt ein in seine Welt und ist erschüttert. Ich habe selten ein so tolles Buch gelesen. Absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Eine perfekte Welt?

Kleine Feuer überall
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Shaker Hights ist eine perfekte amerikanische Kleinstadt: alles ist sorgfältig geplant, die Hausfassade hat eine genau festgelegte Farbe, das Gras darf nie höher als 15 cm sein, die Schulen sind perfekt ...

Shaker Hights ist eine perfekte amerikanische Kleinstadt: alles ist sorgfältig geplant, die Hausfassade hat eine genau festgelegte Farbe, das Gras darf nie höher als 15 cm sein, die Schulen sind perfekt ausgestattet. Hier lebt es sich doch schön?
Man sieht es am Beispiel der Richardsons: großes Haus, angesehene Berufe, soziales Engagement, vier Kinder, vier Autos. So wohlhabend, dass die Mieter des kleineren Zweithauses nur wenig Miete zahlen müssen. Gern vermeintlich benachteiligte Mitmenschen. So wie die geheimnisvolle Mia, engagierte, aber wenig begüterte Künstlerin, alleinstehende Mutter mit Tochter Pearl. Sie führte bisher ein unstetes Leben, verweigert sich dem Kommerz, lebt für ihre Kunst und Ihre Tochter. Ihre Bilder könnten viel Geld einbringen, aber das ist nicht Mias Intention.
Moody Richardson ist beeindruckt von Pearl, seine unangepasste Schwester Izzy bewundert Mias Freigeist und ihre ungewöhnlichen Fotos. Pearl hingegen ist fasziniert von Trip Richardson, dem personifizierten Mädchenschwarm und Schwester Lexie, beliebt, schön, gute Noten, stylische Kleidung.
In Shaker Hights ist die vorherrschende Einigkeit dahin: ein Prozess spaltet die Einwohner. Wer darf Baby Mirabelle / Mai Ling aufziehen? Die Mutter, die sie ausgesetzt hat oder die McCulloughs, die eine liebevolle und sorglose Umgebung bieten?
Elena Richardson hinterfragt die Anziehungskraft von Mia und Pearl auf ihre Kinder. Sie möchte Mias Geheimnis unbedingt kennen und schreckt weder vor übergriffigen Nachforschungen oder vor lebensverändernden Folgen zurück.
Auch Lexie stellt eigene Interessen rücksichtslos über die aller anderen.
Ein wunderbares Buch. Schonungslos und mit spitzer Feder entlarvt Celeste Ng Oberflächlichkeit, Selbstgefälligkeit und Arroganz. Gleichzeitig schildert sie Mut, Unangepasstheit, Stärke und Geradlinigkeit. Sie wirft problematische moralische Fragen auf, fordert den Leser, Stellung zu beziehen.
Wunderbar zu lesen.