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Sanne

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2019

Das tanzende Paar im alten Haus

Solange sie tanzen
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Ada liebt Hans und Hans liebt Ada. So einfach ist das aber nicht im Jahre 1957. Adas despotischer, ewig gestriger Vater verbietet ihr den Umgang mit dem Sohn eines jüdischen Nazigegners. Wie beide ihr ...

Ada liebt Hans und Hans liebt Ada. So einfach ist das aber nicht im Jahre 1957. Adas despotischer, ewig gestriger Vater verbietet ihr den Umgang mit dem Sohn eines jüdischen Nazigegners. Wie beide ihr Lebensglück verwirklichen, beschreibt Barbara Leciejewski anrührend in ihrem Roman. In Rückblenden wird Adas Leben erzählt, mit Höhen und Tiefen. Ein im Abendlicht tanzendes Paar, welches in Ada Erinnerungen hervorruft, wird zum Symbol ihrer Liebe. Erinnerungen schwinden, Gedächtnislücken häufen sich. Sehr behutsam wird das Abgleiten in die Demenz geschildert. Trotz aufopferungsvollem Kümmern seitens der Kinder und einiger Nachbarn verabschiedet sich das Bewusstsein. Sanft, sehr sanft geht Ada der Wiedervereinigung mit ihrem geliebten Hans entgegen.
Gefühlvoll, aber ohne falsche Sentimentalität wird eine anrührende Lebensgeschichte erzählt. Schön, an Adas Erinnerungen teilzuhaben.
Roman aus dem Tinte&Feder Verlag, Amazon media EU.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Nichts ist, wie es scheint

Die Verlobten des Winters
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Anima ist eine der 21 Archen, die nach Zerschlagung der Welt existieren. Sie sind völlig unterschiedlich, in einer leben die Menschen wie in einer großen Familie, in einer anderen gibt es Klans und Hierarchien. ...

Anima ist eine der 21 Archen, die nach Zerschlagung der Welt existieren. Sie sind völlig unterschiedlich, in einer leben die Menschen wie in einer großen Familie, in einer anderen gibt es Klans und Hierarchien. Die Bewohner haben verschiedene Fähigkeiten; können Illusionen hervorrufen und Dinge verzaubern, Räume erschaffen, Gedanken beeinflussen oder die Geschichte von Gegenständen lesen . Ophelia ist eine solche Leserin, tollpatschig, unscheinbar, schüchtern. Ausgerechnet sie soll einen wortkargen, unhöflichen und pedantischen Mann vom Pol heiraten. So wollen es die Ältesten der Archen. Warum? Thorn vom Klan der Drachen prophezeit seiner Verlobten, dass sie in seinem eisigen Land den ersten Winter nicht überleben wird. Wirklich?
Nicht nur andauernde Kälte, auch zahlreiche Intrigen, Neid, Missgunst und Lügen machen Ophelia zu schaffen. So farbenprächtig und üppig Christelle Dabos den Spiegelpalast auch schildert - leben möchte man dort nicht und bedauert die Heldin von Herzen. Nur langsam und schmerzhaft zeigt sich, wer Freund und wer Feind ist.
Ein phantasievolles Märchen mit überraschende Wendungen, interessanten Charakteren und spannenden Momenten - unterhaltsam zu lesen. Ein furioser Auftakt einer mehrteiligen Weltenwandererreihe, der Lust aufs Weiterlesen macht.
Das Lesezeichen im Coverdesign gibt einen informativen Überblick über die Figuren der Saga und ist eine gelungene Beigabe.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ist sie dazu fähig?

Totenrausch
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Wow, was für ein Buch! Immer wieder neue Überraschungen, Blum tut, was man keiner Frau so zutraut. Auch ohne genaue Kenntnis der Vorgeschichte ist man schnell im Geschehen: Brünhilde Blum ist auf der Flucht; ...

Wow, was für ein Buch! Immer wieder neue Überraschungen, Blum tut, was man keiner Frau so zutraut. Auch ohne genaue Kenntnis der Vorgeschichte ist man schnell im Geschehen: Brünhilde Blum ist auf der Flucht; mit zwei Kindern, wenig Geld und ohne Papiere. Ihre Situation wird unhaltbar, also "verkauft sie ihre Seele dem Teufel". Bietet an, für ein neues Leben einen Mord zu begehen. Und da ist Einer, der ihr Angebot annimmt.
Das Buch aus der Hand zu legen, ist enorm schwer. Die beherrschende Frage ist: Wie geht es weiter? Was muss Blum noch durchmachen, wie könnte sie es jemals schaffen, ihre Pläne umzusetzen? Aber - ich hatte sie unterschätzt...
Fesselnd geschrieben; kurze Sätze, knackige Gespräche ohne schmückende Langweiligkeiten, beherztes Handeln. Ein packender Thriller.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Düster und optimistisch

Die Berufene
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Melanie mag ihre Lehrerin. Ist doch normal, oder? Melanie ist ein etwa 10-jähriges Mädchen - Stopp! ....eigentlich eine "Hungernde", die, von einer Infektion befallen, Menschenfleisch, sobald sie es riecht, ...

Melanie mag ihre Lehrerin. Ist doch normal, oder? Melanie ist ein etwa 10-jähriges Mädchen - Stopp! ....eigentlich eine "Hungernde", die, von einer Infektion befallen, Menschenfleisch, sobald sie es riecht, fressen möchte. Deshalb wird sie mit anderen Kindern in einem Bunker unter strengsten und unmenschlichen Bedingungen für Forschungszwecke gefangen gehalten. Sie ist nicht stumpfsinnig wie die erwachsenen Hungernden, sondern hat eine gute Auffassungsgabe und ist zu Gefühlen fähig. Trotzdem sehen die dort Arbeitenden sie als reines Forschungsobjekt; mit Ausnahme der geliebten Miss Justineau.
Der Forschungsstützpunkt wird überfallen und Sergeant, Dr.Caldwell, Private Gallagher, Miss Justineau und Melanie können fliehen. Zum Schutz vor den Hungernden reiben sich die Erwachsenen mit bittereren Chemikalien, die den Eigengeruch übertünchen, ein. Gut auch für Melanie, denn trotz aller Gefühle überkommt auch sie die Fressgier bei menschlichen Gerüchen. Und so machen sie sich auf eine Tour, die sie wieder zu anderen Menschen und in Sicherheit bringen soll. Für Sarge und Gallagher dienstliche Pflicht, für Dr. Caldwell die Chance, Melanie doch noch zu sezieren und zu erforschen, für Miss J. die Suche nach Schutz und Sorge für Melanie. Vor Schrottsammlern muss man sich verstecken, die Hungernden umgehen...Dabei erweist sich Melanie als wertvolle Hilfe, aber ist der Weg in eine Zivilisation zu schaffen? Wie endet das für die kleine Hungernde?

Tolles Thema, sehr interessant und einfühlsam geschrieben. Nicht einfach zu lesen, Denkpausen zwischendurch sind unbedingt zu empfehlen. Gefühle kochen beim Lesen hoch und die Hoffnung, dass dieses Horrorszenario so oder ähnlich nie eintritt.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Alles für die Wissenschaft

Die Frau, die nie fror
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Der Titel erweist sich als zunächst irreführend, trifft aber genau. Pirio Kasparov hält es im kalten Wasser länger aus als trainierte Navy-Seals. Interessant für die staatlichen Behörden. Aber nicht nur ...

Der Titel erweist sich als zunächst irreführend, trifft aber genau. Pirio Kasparov hält es im kalten Wasser länger aus als trainierte Navy-Seals. Interessant für die staatlichen Behörden. Aber nicht nur ihr Durchhaltevermögen in eiskalter Umgebung ist spektakulär... Warum wurde ausgerechnet der Hummerkutter ihres Freundes Ned gerammt und versenkt? Sind ihre vermeintlichen Freunde wirklich fair zu ihr? Wenigstens hat sie aus alten Zeiten ihre Freundin Thomasina, auch wenn diese leichtfertig, alkoholabhängig und labil ist. Aber da ist auch noch ihr sensibles Patenkind Noah, für das sie Verantwortung übernimmt und dadurch erpressbar wird. Ein mysteriöser Gast auf Neds Totenfeier lässt weitere Probleme erahnen.
Ihr Vater, unnahbar und streng, gibt ihr nie die Liebe, die sie ersehnt und fordert Höchstleistungen. Frustrierend, aber anspornend für die Buchheldin.
Ziemlich viele Probleme und noch eine Menge weiterer Herausforderungen warten auf Pirio. Hochachtung dafür, wie sie sich engagiert und was sie erreicht...auch von skrupellosen Geschäftemachern und gewissenlosen Multimilliönären lässt sie sich nicht einschüchtern.
Dieses Buch ist toll geschrieben, fesselnd bis zum Schluss. Immer wieder bauen sich Spannungsbögen auf, man glaubt die Protagonistin verloren, aber immer geht es doch irgendwie vorwärts.
Ich habe diesen Thriller regelrecht verschlungen und empfehle ihn wärmstens für spannende Unterhaltung mir einer eindeutigen Botschaft.