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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2018

Beas hitziges Gefühlschaos

Wie heiß ist das denn?
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Die 44-jährige Wohndesignerin Bea Lindemann besitzt ein eigenes Geschäft mit ausgefallenen Designerstücken und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Auch privat läuft es nicht gerade optimal, denn ...

Die 44-jährige Wohndesignerin Bea Lindemann besitzt ein eigenes Geschäft mit ausgefallenen Designerstücken und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Auch privat läuft es nicht gerade optimal, denn sie hat einen Hang zu miesen Typen, die sie immer wieder im Stich lassen. Gerade erst hat sie wieder einer abserviert und hinterlässt sie wie ein Häufchen Elend. Deshalb verpasst sie sich auch ein Männermoratorium, eine absolute Auszeit vom männlichen Geschlecht. Doch ausgerechnet jetzt stellt ihre 19-jährige Tochter Mona ihr ihren neuen Freund, den Uniprofessor Julian, vor, der eigentlich deren Vater sein könnte und Bea mit erotisch hin geraunten Gedichten anflirtet. Auch Beas Mutter Rosie hat sich einen neuen Galan geangelt, einen wesentlich jüngeren Schönheitschirurgen. Als dann auch noch der attraktive Theo Andrack in ihren Laden kommt, in punkto Design auf der gleichen Welle surft wie Bea und ihr feurige Blicke zuwirft, ist Bea völlig verwirrt. Sie macht es sich zur Aufgabe, erst einmal Mona vor dem „alten Sack“ zu beschützen, auch wenn ständige Hitzewallungen sie fast umbringen...
Ellen Berg hat mit ihrem Buch „Wie heiß ist das denn?“ einen sehr unterhaltsamen und humorvollen Roman vorgelegt, der den Leser schon mit der ersten Seite in seinen Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Der Schreibstil ist locker-flockig und mit einem wunderbaren Witz gewürzt, der dem Leser ständig die Tränen in die Augen treibt und Lachsalven provoziert, so dass man davon Muskelkater bekommt. Von Beginn wird der Leser zum Schatten von Protagonistin Bea und folgt ihr auf Schritt und Tritt durch ihr recht chaotisches Leben, macht Bekanntschaft mit allerlei skurrilen Personen und erhält Einblick in Beas Gefühls- und Gedankenwelt. Der Designerladen ist so wunderbar beschrieben, dass man die einzelnen Ausstellungsstücke nahezu vor Augen hat. Die Autorin versteht es sehr geschickt, Wendungen in ihre Handlung einzubauen, so dass der Leser immer wieder aufs Neue überrascht wird. Auch das Einstreuen von wunderschönen Gedichten und Zitaten sowie eine kleine Einführung in die Welt der Oper machen dieses Buch so besonders, da die ausgesuchten Stellen exzellent zur jeweiligen Situation gewählt wurden. Die Dialoge wirken dadurch sehr spritzig und originell, was den Unterhaltungswert der Geschichte noch steigert.
Bei der Auswahl ihrer Protagonisten hat sich die Autorin mit viel Liebe zum Detail sehr gelungen um Authentizität bemüht. Alle sind lebendig beschrieben und wirken wie aus dem richtigen Leben: ein wenig abgespaced, chaotisch und doch gerade deshalb sehr sympathisch. Bea ist eine Frau, die sich von einem Chaos ins nächste hangelt. Sie träumt noch von der Liebe, wird aber immer wieder enttäuscht, denn sie landet grundsätzlich bei Kerlen, die sich nicht binden wollen. Beruflich hat sie eine seltene Gabe, denn sie kann aus Räumen Wohnträume machen, weil sie schon bei einem Blick auf den Grundriss das Endergebnis vor Augen sieht, was ihr nach und nach eine große Kundenschar beschert, zumal sie selbst auch gern mal mit Farben experimentiert und etwas Altes neu gestaltet. Sie ist eine Vollblutmutter, denn als alleinerziehende Mutter hat sie immer ein Auge auf Töchterchen Mona, auch wenn diese inzwischen bereits studiert. Mona ist die Coole und Flapsige, die ihre Mutter an den Rand der Verzweiflung bringt. Mutter Rosie ist eine 64-jährige, die ihr Alter gern durch kosmetische und chirurgische Anwendungen verschleiert und in einen Jungbrunnen gefallen ist. Wanda ist Beas beste Freundin, die auf Buddha und vegane Ernährung schwört und meist eine Schulter zum Ausheulen bietet. Auch die männlichen Protagonisten wie Julian, Alexandre oder Theo bringen einiges an Schwung und Verwirrung in die Handlung. Beas Tante Ruth und die italienische Sippe dagegen geben der Geschichte den nötigen Ruhepol und sprühen nur so vor mediterraner Lebensfreude.
„Wie heiß ist das denn?“ ist ein rundum gelungener witziger Generationenroman, der mit vielen Verwicklungen, Katz- und Mausspielchen sowie einiger Klischees wunderbar unterhält und nebenbei auch als Liebesroman durchgehen kann. Tolle Unterhaltung, die ihre absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 02.06.2018

Kaffeekusserbschaft

Das kleine Café an der Mühle
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Sophie von Metten lebt in Hamburg und hangelt sich von einem Job zum nächsten, da sie mit ihrem Abschluss in Geografie keine Stelle findet. Nebenbei verfasst sie kleine Zeitungsartikel und hat einen Reiseführer ...

Sophie von Metten lebt in Hamburg und hangelt sich von einem Job zum nächsten, da sie mit ihrem Abschluss in Geografie keine Stelle findet. Nebenbei verfasst sie kleine Zeitungsartikel und hat einen Reiseführer veröffentlicht. Aber hauptsächlich kellnert sie im Ausflugslokal „Captain Class“. Sophie hat einfach keine Ahnung, wohin ihr Leben gehen soll. Da bekommt sie überraschend einen Brief einer Kanzlei, der sie darüber informiert, dass Tante Dotti, die Sophies liebste und leider auch letzte Verwandte, gestorben und sie zur Erbin eines kleinen Cafés an der Mosel eingesetzt hat mit der Auflage, dieses inklusive zugehörigem Grund und Boden fünf Jahre lang zu halten. Da sich die Dinge in Hamburg nicht so entwickeln, wie Sophie es sich erhofft, nimmt sie das Erbe an und zieht an die Mosel. Bei der ersten inspektion des „Mühlencafés“ muss Sophie feststellen, dass hier einiges zu tun ist, bevor sie damit richtig Geld verdienen kann. Zudem liegt das Café ausgerechnet zwischen zwei Gemeinden, die sich spinnefeind sind und sich das Leben gegenseitig schwer machen, aber auch Sophie und ihrem Café. Aber mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden sowie einem sympathischen Nachbarn sollte es doch zu schaffen sein, das Café wieder zum Laufen zu bringen, oder?
Das Autorenduo Barbara Erlenkamp hat mit seinem Buch „Das kleine Café an der Mühle“ einen wunderbar spritzigen Unterhaltungsroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig und mit dem richtigen Humor gewürzt, der ein kurzweiliges Lesen verspricht und den Leser bereits mit den ersten Seiten in seinen Bann zieht, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. An der Seite von Sophie kann man als Leser so einige Überraschungen erleben, sowohl positive wie negative, und das neue Leben in der Provinz ist aufregender als es vorher den Anschein hatte. Die Autoren haben mit viel Geschick und Feingefühl die zwiespältigen Gedanken Sophies in Bezug auf einen Umzug herausgearbeitet, die man wunderbar nachvollziehen kann. Auch die Beschreibung des Zwists der benachbarten Gemeinden sowie die Dorfgemeinschaften werden auf herrliche Art und Weise skizziert, so dass der Leser sich bei der Lektüre köstlich amüsiert und diese dabei deutlich vor Augen hat. Geschickte Wendungen und kluge Schachzüge lassen das Buch rundum zu einem Wohlfühlroman werden, denn es ist nicht immer Sonnenschein, doch am Ende wird alles gut, so wünscht man es sich doch auch im richtigen Leben.
Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail skizziert und mit den nötigen individuellen Eigenschaften versehen, die sie sehr lebendig und real wirken lassen. Sophie wirkt zu Beginn wie eine verkrachte Existenz, sie hält sich mühevoll über Wasser und weiß doch nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. Hamburg gegen Dorf eintauschen – das hört sich fast nach Albtraum an. Aber Sophie ist auch nicht weltfremd, sie kann zupacken und hat den nötigen Biss, etwas zu bewegen, so lässt sie sich die Chance, die sich ihr bietet nicht entgehen. Durch ihre offene und freundliche Art gewinnt sie einige Verbündete, die sie tatkräftig unterstützen. Freundin Miri steht ihr mit Rat und zwei helfenden Händen zur Seite, das stärkt das Selbstbewusstsein. Auch die alten Pokerfreundinnen von Dotti krempeln die Ärmel hoch und lassen Sophie nicht im Stich. Nachbar Peter ist ein attraktiver und hilfsbereiter Mann, der so manchem den Kopf verdrehen kann, wenn man sein Herz nicht schon an seinen Hund verloren hätte. Auch die übrigen Protagonisten wie Henry, Erich oder auch Jean-Pierre treiben die Geschichte auf charmante Art voran und knipsen ein Lächeln in das Gesicht des Lesers.
„Das kleine Café an der Mühle“ ist ein rundum gelungener Sommerroman, der wunderbare Lesestunden nicht nur verspricht, sondern den Leser in eine liebevoll erdachte Welt entführt, aus der man nur wieder auftauchen möchte, um selbst einen dieser köstlichen Kaffeeküsse zu kosten, die anhand der angehängten Rezepte zum Nachmachen einlagen. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 31.05.2018

Ausbruch in ein neues Leben

Helle Nächte am Meer
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Die Irin Imogen Naughton und ihr Mann Vince sind in Dublin für alle das perfekte Paar, sie wirken auf ihr Umfeld so glücklich, das man regelrecht neidisch werden könnte. Aber auf einmal ist Imogen verschwunden, ...

Die Irin Imogen Naughton und ihr Mann Vince sind in Dublin für alle das perfekte Paar, sie wirken auf ihr Umfeld so glücklich, das man regelrecht neidisch werden könnte. Aber auf einmal ist Imogen verschwunden, und niemand, nicht einmal ihr Ehemann, weiß, wo sie ist. Doch Imogen ist geplant untergetaucht und aus ihrer Ehe ausgebrochen, um sich in Südfrankreich am Meer, wo sie als Kind oft gewesen ist, eine Auszeit zu gönnen, um wieder zu sich zu kommen und Entscheidungen für sich zu trefffen. Denn niemand weiß: ihr Ehemann hat sie über Jahre mit seinen Machtspielchen manipuliert und kontrolliert, so dass Imogen sich in dieser Zeit selbst verloren hat und wie in einem Gefängnis lebte. Ihr Verschwinden bleibt allerdings nicht ohne Folgen, denn Vince lässt sich das natürlich nicht bieten und macht sich auf die Suche nach ihr…
Sheila O’Flanagan hat mit ihrem Buch „Helle Nächte am Meer“ einen sehr spannenden, aber auch nachdenklich stimmenden Roman vorgelegt, der so gar nicht mit dem sonnigen und farbenfrohen Cover zu tun hat. Der Schreibstil ist flüssig und weiß von Beginn an zu fesseln. Die Handlung wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, die eine lässt Imogen zu Wort kommen und lässt auch Rückblenden in ihre Vergangenheit zu, wodurch der Leser sehr gut kennenlernt. In der anderen erhält man einen guten Eindruck über Imogens Ehemann Vince, was dem Leser viel Verständnis für Imogens Reaktion abringt. Durch die Perspektivwechsel wird zusätzliche Spannung aufgebaut, was das Buch zu einem regelrechten Pageturner werden lässt. Auch die Örtlichkeiten sind sehr farbenfroh beschrieben, so dass der Leser sich alles gut vorstellen kann und gedanklich selbst eine Reise von Dublin über Paris nach Südfrankreich an einen Meeresstrand unternimmt.
Die Charaktere sind sehr gut und detailliert ausgearbeitet, so dass sie mit ihren individuellen Ecken und Kanten auf den Leser sehr realistisch und authentisch wirken. Imogen ist zu Beginn eine sehr unsichere und zurückhaltende Frau, die ihrer Umwelt etwas vorspielt. Doch sie ist auch eine mutige und entschlossene Frau, denn es zeugt von Stärke, sich unbequemen Wahrheiten zu stellen und selbst eine Veränderung hervorzurufen, um sich in seinem Leben wieder wohl zu fühlen. Die Entwicklung von Imogen ist wunderbar zu beobachten, je länger ihre Auszeit dauert. Unterschwellig ist zwar auch immer die Unsicherheit vor der Entdeckung ihres Ehemanns zu spüren, doch Imogen wird immer selbstbewusster und selbstbestimmter, je länger sie von Vince weg ist. Vince ist ein unsympathischer Mann, der seine eigene Unsicherheit durch das Schikanieren seiner Ehefrau kaschieren will. Er kontrolliert Imogen und setzt sie seinen Manipulationen aus, wodurch er sie über Jahre eingeschüchtert hat und denen sie sich nicht erwehren kann. Mit dem Verschwinden von Imogen fehlt ihm sein Prügelknabe, damit er sich besser fühlt. Zudem stellt es ihn vor seinen Mitmenschen in Frage, denn sicher ist, dass sich alle wundern über das Verschwinden seiner Ehefrau, das er nicht so einfach erklären kann.
„Helle Nächte am Meer“ ist ein sehr unterhaltsamer und fesselnder Roman über den Ausbruch aus einer Ehe, Manipulation, echte Freunde und das Zurückgewinnen von Selbstvertrauen und Stärke. Das Buch regt zum Nachdenken an und zeigt, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, um eine positive Änderung herbeizuführen. Hierfür kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben!

Veröffentlicht am 30.05.2018

Statue of Liberty

Lady Liberty
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1885 Paris/New York. Camille St. Laurent träumte schon immer davon, eine unabhängige Frau zu sein und etwas in der Welt zu bewegen. Deshalb setzt sich über den Wunsch der Eltern hinweg, indem sie als Journalistin ...

1885 Paris/New York. Camille St. Laurent träumte schon immer davon, eine unabhängige Frau zu sein und etwas in der Welt zu bewegen. Deshalb setzt sich über den Wunsch der Eltern hinweg, indem sie als Journalistin für den “Figaro” arbeitet. Als sie von ihrem Chef das Angebot bekommt, über den Aufbau der Freiheitsstatue und die Einweihung in New York zu berichten, die den Amerikanern von den Franzosen zum Geschenk gemacht wurde, greift sie zu. Joseph Pulitzer weiß zwar, dass Camille eine talentierte Schreiberin ist, doch der Artikel soll unter einem männlichen Pseudonym erscheinen, deshalb wird Camille von Patrick O’Sullivan begleitet, der sich mit seiner Art in Camilles Herz schleicht. Dann gibt es zwei Morde, deren Spur zum Aufbau der Freiheitsstatue führen. Für Camille und Patrick ist das die Chance, gemeinsam darüber zu schreiben, was den Mörder auf Camilles Spur bringt…
Annabelle Tilly haben mit dem Buch „Lady Liberty“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der sich gleichzeitig zu einem Krimi entwickelt. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft und fesselnd, der Leser wird schnell in ein anderes Zeitalter katapultiert und darf sich an der Seite von Camille auf eine aufregende Reise vom mondänen Paris in das pulsierende New York begeben und gleichzeitig ein Stück Geschichte miterleben sowie eine abenteuerliche Mörderjagd. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer mehr in die Höhe und lässt keine Wünsche offen. Der historische Hintergrund wurde von den Autoren sehr schön recherchiert und mit ihrer fiktiven Geschichte verwebt, so dass der Leser das Gefühl hat, selbst hautnah dabei zu sein. Gleichzeitig sind im Anhang des Buches zusätzlich viele interessante Informationen für den Leser beigefügt.
Die Charaktere sind wunderbar ausgestaltet, mit Leben versehen und in Szene gesetzt worden. Sie zeichnen sich durch individuelle Eigenheiten aus und wirken durchweg sehr real und authentisch. Camille ist eine sehr sympathische und lebensbejahende Frau, die das Abenteuer sucht und neugierig auf das Leben ist. Sie setzt sich über die damaligen Konventionen hinweg und fordert auf charmante Art ihr Recht als berufstätige Frau, ohne dabei unverschämt oder aufmüpfig zu wirken. Gerade das nimmt den Leser für sie ein, denn sie kämpft für ihren Traum und lässt ihn nie aus den Augen. Patrick ist ein attraktiver irischer Mann, der zuerst mit Camille so seine Probleme hat. Doch die zerstreuen sich bald und verkehren sich ins Gegenteil. Die beiden ergeben ein gutes Team, ziehen sie doch am gleichen Strang. Auch die übrigen Protagonisten wissen durch ihr Auftreten und ihre eigenen Episoden zu überzeugen und geben der Handlung zusätzlich Spannung und Lebendigkeit.
„Lady Liberty“ ist einer dieser Roman, die von Beginn an den Leser für sich vereinnahmen sowie durch wunderbaren Erzählstil und eine fesselnde Story überzeugen können. Der Leser wird auf eine spannende Zeitreise mitgenommen, bei der man am Schluss bedauernd feststellen muss, dass sie leider beendet ist. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.05.2018

Das Leben der Alma Mahler

Die Muse von Wien
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Anfang des 20. Jh. Wien. Als Tochter des bekannten Malers Emil Jakob Schindler in einer wohlhabenden Wiener Familie aufgewachsen, ist die 20-jährige Alma Schindler schon in jungen Jahren eine begehrte ...

Anfang des 20. Jh. Wien. Als Tochter des bekannten Malers Emil Jakob Schindler in einer wohlhabenden Wiener Familie aufgewachsen, ist die 20-jährige Alma Schindler schon in jungen Jahren eine begehrte Frau, da niemand ihrer Schönheit wiederstehen kann. Aber Alma ist auch künstlerisch begabt, liebt die Musik und komponiert selbst. Sie träumt davon, durch ihr eigenes Werk berühmt zu werden. Durch die Kontakte ihrer Familie bewegt sie sich in den besten, aber auch in illustren Kreisen, zu denen bekannte Maler, Literaten und Musiker gehören. Nach einer kurzen Liaison mit dem Maler Gustav Klimt verliebt sie sich auf den ersten Blick in den zwanzig Jahre älteren Musiker Gustav Mahler, als sie einander vorgestellt werden. Auch Mahler ist ihr gleich verfallen und umwirbt sie, macht ihr jedoch auch sofort klar, dass er nur die Ehe mit ihr eingehen wird, wenn sie ihrerseits die Musik aufgibt, so dass es keine Konkurrenz in ihrer Ehe geben wird. Alma lässt sich darauf ein, doch beschert ihr das ein Leben an der Seite eines Egomanen sowie den Verzicht auf die Dinge, die sie immer geliebt hat…
Caroline Bernard hat mit ihrem Buch „Die Muse von Wien“ einen sehr gefühlvollen und spannenden historischen Roman über Alma Mahler (geborene Schindler) vorgelegt und sie dadurch wieder zum Leben erweckt. Der Schreibstil ist flüssig und emotional, schnell taucht der Leser in eine vergangene Zeit und bewegt sich an der Seite von Alma in der Wiener Künstlerszene, erlebt sie beim Musizieren und Komponieren, aber auch dabei, wie sie den Männern reihenweise den Kopf verdreht und genau um ihre Wirkung weiß. Die Autorin hat eine akribische Hintergrundrecherche betrieben und die Historie wunderbar mit ihrer Handlung verwebt. Fiktion und Realität verschmelzen hier auf ganz besondere Weise und lassen neben Alma auch Gustav Mahler und einige andere wiederauferstehen. Ebenso zeichnet die Autorin einen guten Querschnitt durch die damalige Wiener Künstlerszene und die Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die schwierige Lage der Juden in Europa sowie die Reisen und auch die klamme Haushaltslage der Mahlers sind gut inszeniert. Die Streifzüge durch Wien und New York sind lebhaft und farbenfroh und bilden die damalige Zeit wunderbar ab.
Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und mit Leben versehen worden, so dass dem Leser das Empfinden vermittelt wird, bei seiner gedanklichen Zeitreise die persönliche Bekanntschaft dieser illustren Künstlerschar zu machen. In jungen Jahren ist Alma eine lebenshungrige und quirlige Frau, die sich nimmt, was sie will. Sie hat eigene Wünsche, träumt davon, mit ihrer eigenen komponierten Musik einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Doch dann wandelt sie sich völlig, als sie mit Mahler verheiratet ist, denn ihr sind die Hände gebunden. Durch das Versprechen, dass sie Mahler gegeben hat, hat sie sich ihr eigenes Gefängnis geschaffen, aus dem sie nicht mehr herauskommt. Sie gibt alles, was sie einst geliebt hat auf und ordnet sich ihrem Mann völlig unter, der sie oftmals mehr als Bedienstete behandelt, denn als geliebte Ehefrau. Man sieht Alma regelrecht verschwinden und nur noch als Schatten ihrer selbst ihre Pflicht tun. Von der einst sprühenden Frau ist nichts mehr übrig. Gustav Mahler isst ein sehr unnahbarer Mann, der kein anderes Talent neben seinem eigenen akzeptieren kann und will. Er ist ein Abbild seiner Zeit, in dem Frauen nur für den Haushalt, die Kinder und zur Unterstützung des Mannes da zu sein hatten.
„Die Muse von Wien“ ist ein gelungenes Abbild der damaligen Gesellschaft und mit Alma Mahler als tragische Figur derselben. Ein sehr fesselnder Roman, der den Leser mitreißt und mit der Hauptprotagonistin mitleiden lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight!