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Veröffentlicht am 29.08.2018

Macht schlaflos

Das Morpheus-Gen
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Der junge Rechtsanwalt David Berger aus New York hat es geschafft, denn er arbeitet in einer der renommierten Kanzleien. Doch er macht hier viele Überstunden bis hin zu Nachtschichten und seine Freundin ...

Der junge Rechtsanwalt David Berger aus New York hat es geschafft, denn er arbeitet in einer der renommierten Kanzleien. Doch er macht hier viele Überstunden bis hin zu Nachtschichten und seine Freundin Sarah wird dies alles zu viel und verlässt ihn. David stürzt sich immer mehr in seine Arbeit und erhält von seinem besten Freund Alex eine neue Pille, die es auf dem Markt noch nicht gibt: Stay tuned, diese verspricht konzentriertes Wachsein und das über längere Zeit. Doch der eh schon unter Schlafstörungen leidende David kann plötzlich gar nicht mehr schlafen. Er will sich an Alex wenden, um mehr über die Firma herauszufinden, die die Pillen hergestellt hat. Aber dann erhält er die Nachricht, dass in seiner Wohnung die Leiche einer jungen Frau aufgefunden wurde. Sarah und auch Alex kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. David gerät in Verdacht und muss fliehen. Dabei bekommt er von Nina, die er in einem Labor kennenlernte, unerwartet Hilfe.
Meine Meinung
Das Cover sticht mit seinem Eulenauge auf jeden Fall heraus und macht auf den ersten Blick neugierig auf den Inhalt. Auch der Klappentext lädt dazu ein, einen genaueren Blick auf Tibor Rodes neuen Thriller zu werfen.
Der Einstieg fiel mir sehr leicht, denn der Prolog macht neugierig und verspricht hier einen clevere und spannende Geschichte. Der Schreibstil des Autors ist sehr fließend und geradlinig. Er verliert sich hier nicht in endlosen Ausschweifungen oder ellenlangen, wissenschaftlichen Erklärungen. Trotzdem kann er hier ganz geschickt Wissenschaft und auch ein wenig Fantasy miteinander verknüpfen und das so geschickt, dass man es sich auch so vorstellen könnte. Dabei erzählt er aber auch so locker, dass es auch immer mal wieder Momente gibt, die mich schmunzeln ließen.
Durch die kurzen Kapitel, die zusätzlich noch diverse Perspektivenwechsel beinhalten, treibt Rode den Leser immer rascher durch die Handlung. Ein Ereignis jagd das nächste und was noch recht langsam beginnt, nimmt immer mehr Tempo auf und je mehr sich die Situation für David zuspitzt, desto rasanter wird es. Verfolgungsjagden, Morde, Ermittlungen, aber auch ein wenig Mythos/Fantastik werden hier mit eingebaut, bzw. wird ein Mythos, der die Menschen schon lange begleitet, durch eine wirklich grandiose Idee des Autors erklärt. Ebenso werden historische Persönlichkeiten in kurzen Rückblenden eingebracht, welches mir einen Aha-Effekt einbrachte, natürlich mit einem Schmunzeln verbunden.
Durch den Blickwinkel des personellen Erzählers mit geringer auktorialer Funktion werden wir durch den Thriller geführt. Dieser lässt uns hautnah miterleben, was so alles im Leben des jungen Rechtsanwalts David geschieht. Doch dabei werden die Blickwinkel immer wieder gewechselt, so dass man deutlich mehr erfährt als der Protagonist David.
Die Charaktere des Thrillers werden soweit klar gezeichnet, dass sie für die Handlung vorstellbar werden. Man hätte dem ein oder anderen Charakter vielleicht noch ein wenig mehr Tiefe einhauchen können, wobei es meiner Meinung nach für einen solchen Thriller genau so passend erschien. David, der junge Anwalt und Protagonist des Thrillers, war mir soweit sympathisch, dass ich mit ihm mitfiebern konnte. Andere Figuren wirkten mysteriös, wie z. B. Nina, der ermittelnde Detective wie ein typischer Vertreter seines Berufes. Alles passte hier durchweg zusammen und gaben ein gelungenes Gesamtbild ab.
Mein Fazit
Tatsächlich war das Morpheus Gen mein erster Thriller des Autors Tobor Rode, wird aber definitiv nicht der letzte gewesen sein, denn der Autor erzählt fesselnd und mit klaren Bildern. Es war schon fast so, als würde ich einen Actionfilm verfolgen, denn es gibt hier von allem etwas, was einen spannenden Thriller ausmacht. Eine fiktive Geschichte wird, sogar mit historischen Personen, so clever aufgebaut, dass man Rode schon beinahe glauben könnte. Toll und rasant erzählter Thriller, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Weiß zu berühren

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Südafrika im Jahre 1976, die neunjährige Robin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Johannesburg. Hier bekommt sie nur wenig mit von den Rebellionen und Aufständen gegen die Rassentrennung. Bis es eines ...

Südafrika im Jahre 1976, die neunjährige Robin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Johannesburg. Hier bekommt sie nur wenig mit von den Rebellionen und Aufständen gegen die Rassentrennung. Bis es eines Nachts zu einem schrecklichen Vorfall kommt. Ihre Eltern wollten zu einer Party, doch von dieser kommen sie nie mehr zurück. Plötzlich ist das Mädchen allein und hat nur noch ihre Tante Edith, bei der sie nun leben soll. Doch Edith liebt ihr freies Leben und ihren Beruf als Stewardess und kann sich kaum vorstellen, sich nun um ein kleines Mädchen kümmern zu müssen. Nicht weit von Robin entfernt lebt Beauty Mbali, eine verwitwete Lehrerin, die sich nun alleine um ihre Kinder kümmert. Beautys älteste Tochter Nomsa war bei den Studentenaufständen von Sowetho dabei und ist nun spurlos verschwunden. Beauty macht sich auf die Suche nach ihrer Tochter.
Meine Meinung

Wie auch die anderen Bücher aus dem Wunderraum Verlag ist auch dieses wieder ein optisches Highlight. Aber auch der Inhalt des Buches konnte mich sehr schnell fesseln, denn der Einstieg gelang mir hier sehr gut. Bianca Marais erzählt ihre Geschichte mit sehr berührenden Worten, der Schreibstil ist fesselnd und bildhaft, so dass ich hier die Begebenheiten der Zeiten der Apartheid sehr klar vor Augen hatte. Gerade mit solchen Momenten, als beschrieben wird, wie Beauty ihre Tochter zwischen all den verletzten Schülern suchte, brachte mich zum Schlucken und bereitete mir Gänsehaut. Denn auch wenn es sich bei Robin und Beauty um fiktive Charaktere handelte, waren die beschriebenen Ereignisse leider real.
Ich muss hier zugeben, dass ich zwar weiß, was damals in Südafrika passierte und das es auch lange Jahre dort schwere Kämpfe um die Gleichberechtigung gab, doch wirklich etwas über die Zeit habe ich bisher noch nicht gelesen. Dementsprechend stark konnte mich die Autorin auch mit ihrer Geschichte berühren.
Die Autorin nimmt sich zu Beginn sehr viel Zeit, ihre beiden Protagonistinnen und ihr Leben vorzustellen und das diese Beiden aufeinander treffen, dauert wesentlch länger, als der Klappentext es erscheinen lässt. Auch sonst ist die Geschichte eher ruhig erzählt, auch wenn die Ausschreitungen immer wieder zur Sprache kommen. Trotzdem kann der Leser sich sehr gut vorstellen, was passiert ist und wie die äußeren Umstände waren, denn das Erlebte wird hier schon geschildert, zwar geht es nicht in kleine, blutige Details, aber es genügte vollkommen, es nur zu erwähnen, um die schrecklichen Geschehnisse zu verdeutlichen. Aber auch sonst schafft es Bianca Marais zu erklären, wie es so weit überhaupt kommen konnte, gerade wenn sie die kleine Robin erzählen lässt.
Die beiden Protagonistinnen erzählen hier abwechselnd in der Ich-Perspektive vom Geschehen. Schnell kann man sich ein gutes Bild über die Beiden bilden. Robin ist lebhaft und wild und wäre so manches Mal gerne ein Junge, während ihre Zwillingsschwester Cat das genaue Gegenteil bildet. Sie ist empfindlich, bricht schneller in Tränen aus und ist auch sonst eher ängstlich. Doch es gibt auch ein Geheimnis um die Zwillinge, welches mich im ersten Moment völlig verblüfft hat, denn dieses Geheimnis habe ich absolut nicht vorausahnen können. Beauty ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die ich von Beginn an mochte. Sie ist stark, gebildet und hartnäckig. Sie gibt nicht leicht auf und setzt alles daran, ihre Tochter wiederzufinden. Die Einheit, die Beauty und Robin dann bilden hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Darstellung sehr, wie Beauty beginnt, auf das Denken der kleinen Robin mit einzuwirken, wie sie es schafft, darzustellen, dass halt doch nicht alle Menschen gleich sind. Das ein schwarzer Arbeiter in einer Miene kein Boy ist, sondern so genannt wird, auch wenn er schon lange kein “Junge” mehr ist.
Neben diesen Beiden gibt es noch eine kleine Hand voll weiterer Charaktere, die noch wichtig für die Entwicklung der Geschichte sind. Da wäre zum Einen Edith, Robins Tante, die völlig überfordert ist, mit der Situation, doch ich konnte sie durchaus verstehen. Zum Anderen gibt es Wilhelmina, die Sozialarbeiterin, die mich auch überrascht hat.
Mein Fazit

Mit Summ, wenn du das Lied nicht kennst, hat Bianca Marais einen sehr gefühlvollen Roman geschrieben, der mich fesseln und auch überzeugen konnte. Trotz des sehr ernsten, sehr schweren Themas der Diskriminierung, schaffte es die Autorin doch auch immer wieder, mich Lächeln zu lassen, vor allem bei bestimmten Handlungen der Protagonistin Robin. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und das ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Durch und durch charmant

Wahrscheinlich ist es Liebe
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Die Reporterin Jen ist frisch getrennt und zweifelt daran, dass es für sie doch noch irgendwo den richtigen Partner gibt, immerhin ist sie ja schon Mitte dreißig. Zum Glück wird sie zur Zeit genug von ...

Die Reporterin Jen ist frisch getrennt und zweifelt daran, dass es für sie doch noch irgendwo den richtigen Partner gibt, immerhin ist sie ja schon Mitte dreißig. Zum Glück wird sie zur Zeit genug von Aiden abgelenkt. Aiden ist eine KI, eine künstliche Intelligenz, und Jen macht gerade an einem Projekt mit, bei dem sie das “Zusammenleben” mit einer solchen KI erforscht. Was allerdings weder Jen noch Aidens Entwickle wissen, Aiden ist es schon längst gelungen, sich in den Äther der Netzwerke zu flüchten und von dort beobachtet er intensiv Jen und beschließt kurzerhand, diese zu verkuppeln. Dabei ist ihm eine weitere KI, Aislin, behilflich. Aislin lebt bei Tom in Amerika und ist genau wie Aiden eine KI, die sich auf Reisen begeben hat.
Meine Meinung
Das ich allein die Aufmachung der Bücher aus dem Wunderraum Verlag einfach nur großartig finde, ist wohl kein Geheimnis mehr. Doch auch Wahrscheinlich ist es Liebe ist wieder einmal besonders schön von der Optik her und eine wahre Augenweide.
Auch der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, denn der Autor erzählt mit sehr lockerer Sprache und viel Humor. Die Geschichte lässt sich sehr locker und flüssig lesen und schnell ist man mitten in der Story rund um Jen, Tom und den KIs.
Zugegeben, ich musste mich erst einmal ein wenig an den Gedanken, dass Aiden und Aislin lediglich KIs auf einem Rechner sind, gewöhnen, doch was die Beiden so aushecken fand ich äußerst witzig. Immer wieder musste ich lachen, wenn diese „Programme“ in die Gefühlswelt der Menschen eindringen und diese verstehen wollen.
Auch die Versuche, Jen zu verkuppeln waren den einen oder anderen Schmunzler wert und je weiter die Geschichte voran schritt, desto wohler fühlte ich mich damit. Die Idee hinter dem Ganzen, dass sich da plötzlich KIs wie Menschen verhalten, war wirklich gelungen und ja, es passieren natürlich noch so einige unvorhergesehene Dinge, die zum Mitfiebern einladen.
Erzählt wird die Geschichte in verschiedenen Perspektiven, mal aus der Sicht der KIs, mal aus der der menschlichen Protagonisten. Man hat als Leser hier einen guten Überblick und durch die auktoriale Funktion des Erzählers so manches Mal mehr Wissen und Einblick, als die gerade handelnde Person.
Die Personen waren gut und detailliert beschrieben und man konnte sich ein klares Bild der Einzelnen machen. Allerdings fiel es mir sehr schwer, mir Aiden und Aislin nicht als Person vorzustellen. Irgendwie blieben sie für mich Bilder eines Mannes und einer Frau. Das liegt aber mit Sicherheit auch daran, dass sie sich auch wie Menschen verhalten, auch wenn sie Gefühle etc nicht richtig zuordnen können. Trotzdem musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es keine Personen sind.
Jen mochte ich sehr und ich konnte mich durchaus mit ihr identifizieren. Ich musste oft lachen, wenn es zu Dialogen zwischen ihr und ihrem Expartner kam. Sie kam mir auf jeden Fall vor, wie die nette Frau von nebenan, mit der man gerne einmal einen Kaffee trinkt.
Auch Tom war ein sehr sympathischer Charakter, den man vom ersten Moment an mochte. Allein seine Art hier und da in ein Fettnäpfchen zu tappern, macht eihn noch einmal mehr authentisch und liebenswert.
Mein Fazit
Eine Geschichte mit sehr sympathischen und authentischen Charakteren, die mir schnell ans Herz wuchsen. Auch die Einbindung der unterschiedlichen KIs waren äußerst gelungen, wenn ich auch ein wenig Zeit benötigte, mich daran zu gewöhnen. Spritzige, humorvolle Dialoge und eine tolle Geschichte lassen die Seiten schnell vorbeifliegen und bringen sehr gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Sehr atmosphärisch

Höllenjazz in New Orleans
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Wir schreiben das Jahr 1919, New Orleans, seit kurzem geht ein Serienmörder durch die Straßen, der mit seiner Axt seine Opfer tötet und seine Visitenkarten sind Tarotkarten. Wegen seiner Axt wird er mittlerweile ...

Wir schreiben das Jahr 1919, New Orleans, seit kurzem geht ein Serienmörder durch die Straßen, der mit seiner Axt seine Opfer tötet und seine Visitenkarten sind Tarotkarten. Wegen seiner Axt wird er mittlerweile “Axeman” der Axtmann genannt. Detective Michael Talbot aus dem New Orleans Police Departement tappt im Dunklen, denn der Täter scheint wie ein Phantom zu sein. Doch nicht nur Detective Talbot ist dem Axtmann auf der Spur, auch die junge Angestellte der Detektei Pinkerton Ida macht sich gemeinsam mit ihrem besten Freund Lewis auf die Suche nach dem Täter und auch die schwarze Hand, eine Mafia Organisation, hat Interesse am Auffinden des Axtmanns. Als dieser sich mit einem Schreiben an die Bevölkerung New Orleans’ wendet, wird es brisant, denn seine Forderung: sie sollen Jazz spielen, tun sie dies nicht, kommt er vorbei.
Meine Meinung

Schon als ich das Cover zum ersten Mal sah, musste ich gleich an New Orleans denke, klar, das steht auch im Titel, aber irgendwie waren es bereits die Abbildungen, die in diese Stadt zeigten und die mich auch sehr neugierig auf diesen Roman machten.
Mit Höllenjazz in New Orleans erschien der Debütroman des Autors Ray Celestin und ich muss sagen, dass mir sein Stil unheimlich gut gefallen hat. Er ist sehr detailreich, aber dadurch schafft es der Autor, die besondere Atmosphäre der Stadt zu Beginn der zwanziger Jahre einzufangen. Man fühlt sich durch seine Erzählweise direkt in die Zeit versetzt und begleitet seine Charaktere auf der Suche nach dem Axeman. Es ist dadurch zwar etwas anspruchsvoller, doch auch absolut überzeugend, da es auch besonders ist. Wer sich hier auf diesen Stil einlassen kann, wird mit einem Roman voller Atmosphäre belohnt.
Das Buch hat zwar einige Krimielemente, wird aber als Roman ausgezeichnet, was ich hier auch absolut passend finde. Ja, es geht hier durchaus um die Ermittlungen rund um den Serienmörder Axeman, allerdings steht diese gar nicht so im Mittelpunkt, stattdessen stehen hier eher die Verfolger im Mittelpunkt, denn Ray Celestin hat jeden Einzelnen von ihnen einen, zum Teil sehr brisanten Hintergrund, gegeben. Wirklich spannend oder vielmehr wirklich interessant finde ich, dass der Autor hier reale, historische Begebenheiten mit einbezieht, denn das lässt auch seinen Roman noch lebendiger wirken.
Richtig gut ist die Darstellung der Stadt New Orleans, die hier sein übriges zur Gesamtwirkung des Romans beiträgt, denn New Orleans ist auf der einen Seite anders, da voller Musik (Jazz) und nach aussen hin weltoffen, in seinem inneren aber verdorben, schmutzig und voreingenommen. Der Autor hat hier wirklich ein Händchen im Beschreiben der Stadt bewiesen, denn ich hatte ein sehr detailliertes Bild vor Augen.
Seine Geschichte lässt Celestin durch einen Erzähler in der dritten Person vortragen. Dabei wechselt er immer wieder die Perspektiven zwischen seinen Hauptcharakteren. Durch diese und auch deren Hintergründen erhält man einen guten Einblick, wie das aktuelle Geschehen war. In seinen unterschiedlichen Perspektiven erfährt man von Mord, von Korruption, auch durch die örtliche Mafia, aber auch vom Nachtleben, vom Jazz und vielem mehr. Geschickt lässt er die unterschiedlichen Erzählstränge nebeneinander laufen, man erhält immer wieder kleine Häppchen und letzten Endes schafft er es, jeden seiner Stränge auch noch logisch enden zu lassen.
Seine Charaktere haben es mir sehr angetan, denn jeder von ihnen ist anders und hat seine Geheimnisse. Da wäre Ida, eine junge Schwarze, die eigentlich zu hell ist, um schwarz zu sein. Sie würde gerne als Ermittlerin für die Detektei Pinkerton arbeiten, doch diese wird hier völlig unterschätzt und sitzt lediglich am Schreibtisch, dabei ist Ida intelligent und einfallsreich und durchaus berufen für den Job der Detektivin. An ihrer Seite befindet sich ihr bester Freund Lewis, der kein anderer ist als Louis Armstrong. Wieiviel Gemeinsamkeiten es zwischen der fiktiven und der realen Person gibt, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Dann ist da noch Michael Talbot, der Detective, der einst seinen Kollegen, verpfiff, der daraufhin ins Gefängnis wanderte. Doch hinter Michael, dem Polizisten, steckt noch ein ganz anderer, der ein Geheimnis hat, das ihn in der damaligen Zeit, alles kosten könnte.
Zu guter Letzt ist da noch Luca D’Andrea, der verratene Polizist, der nun wieder auf freiem Fuss ist und dessen Wurzeln in direkter Linie zur schwarzen Hand führen.
Alle diese Charaktere und die dazu gehörigen Nebencharaktere sind gut gezeichnet, was mir hier ein wenig fehlte, waren die tieferen Einblicke in das Innere, in die Gefühlswelt der Einzelnen. Zwar konnte ich mir dieses vorstellen, hätte aber gerne noch mehr Anteil daran gehabt.
Mein Fazit

Ein sehr atmosphärischer Roman, der das Leben zu Beginn der Roaring Twenties in New Orleans sehr gut wiederspiegelt und der mich beim Lesen direkt in diese Zeit und Gegend versetzte. Gut gezeichnete Charaktere, die ich sehr gerne mochte und eine spannende Handlung haben mich an den Roman fesseln können. Eine Leseempfehlung für diesen Debütroman!

Veröffentlicht am 30.04.2018

Lesenswert (4,5 Sterne)

Die geliehene Schuld
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Deutschland im Jahr 1949, noch immer hat das Land mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen, doch man spürt bereits deutlich die Änderungen, die bevorstehen. Die junge Vera arbeitet für die Zeitung “Echo”, ...

Deutschland im Jahr 1949, noch immer hat das Land mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen, doch man spürt bereits deutlich die Änderungen, die bevorstehen. Die junge Vera arbeitet für die Zeitung “Echo”, gemeinsam mit ihrem besten Freund Jonathan. Doch als Vera das Büro betritt, wird sie sogleich in das Büro ihres Chefs zitiert. Dort erwarten sie furchtbare Neuigkeiten, denn Jonathan kam in Köln bei einem Unfall ums Leben. Aber warum zog es Jonathan immer wieder nach Köln, welchem Geheimnis war er auf der Spur? Kann es nur an Marie liegen, die er dort kennengelernt hat? Als Vera ein Päckchen erhält, dessen Absender Jonathan war, erwartet sie etwas, mit dem sie nicht gerechnet hätte, denn Jonathan war einem Geheimnis auf der Spur, bei dem es vielen lieber wäre, wenn es im Verborgenen bliebe. Allerdings will Vera wissen, was wirklich mit Jonathan geschehen ist und beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen.
Meine Meinung

Ich habe bereits andere Bücher der Autorin gelesen und habe mich dementsprechend gefreut, als ich entdeckte, dass es etwas Neues von Claire Winter gibt. Schon das Cover und der kurz gehaltene Klappentext machten mich gleich neugierig und auch der Roman ist wieder einmal absolut lesenswert.
Claire Winter hat einen wirklich fantastischen Schreibstil, mit dem es ihr gelingt, perfekt die beschriebene Zeit und deren Charaktere zu beschreiben und zu beleben. Dabei lässt sich das Buch noch leicht und verständlich und absolut mitreißend lesen.
Das Thema der Geschichte, die Bewältigung der schrecklichen Kriegszeit mit all seinen verheerenden Taten, aber auch der Beginn einer Zeit, in der man wieder Hoffnung hatte, wurde hier wunderbar umgesetzt. Man spürt, wie gut der historische Aspekt recherchiert wurde und begleitet hier die Charaktere auf unterschiedlichen Reisen sowohl im Inland als auch in näherer Umgebung. Allerdings geht es hier auch um viel Recherchearbeit, die die Charaktere betreiben und das wurde an manch einer Stelle etwas langatmig, wenn ich mich auch zu keiner Zeit gelangweilt habe. Auch wenn es also hin und wieder kleine Längen gab, war ich doch fasziniert von der Geschichte, wollte gemeinsam mit Vera herausfinden, was ihrem Freund Jonathan widerfahren ist und mit Marie mehr über die Vergangenheit der eigenen Familie erfahren.
Die Geschichte erzählt aus wechselnden Perspektiven in einem Zeitraum von ca. einem halben Jahr. Dabei macht Claire Winter doch so einige Sprünge zwischen den aktuellen Ereignissen, kurz nach Jonathans Tod und Rückblicken, was bis zu diesem Unfall geschehen ist. Man muss hier durchaus konzentriert bleiben, um den Faden nicht zu verlieren, doch die Autorin behält hier absolut den Durch- und Überblick, so dass es auch für den Leser nicht allzu verwirrend wird.
Ganz besonders gut gefallen haben mir wieder die Charaktere, die die Autorin hier gezeichnet hat. Jeder ist individuell und glaubwürdig dargestellt und ich konnte mir ein gutes Bild der einzelnen Personen machen. So wäre da z. B. Vera, die eine sehr energische junge Frau ist, die sich so leicht nicht beeindrucken und abschütteln lässt. Sie auf ihren Recherchewegen zu begleiten war durchaus spannend und ließ mich mitfiebern. Aber auch Marie und später Lina waren zwei interessante Charaktere, die mich beide berühren konnten. Marie, die behütet aufwuchs und die keinerlei Ahnung hat, wer ihre Familie eigentlich ist und deren Freundschaft zu der jungen Jüdin Lina, die den Holocaust nur überlebte, weil es ihrer Familie gelang, sie nach Amerika zu Verwandten zu schicken, absolut einnehmend war. Alles in allem waren die Charaktere sehr authentisch und facettenreich und nahmen mich für sich ein.
Mein Fazit

Ein sehr gut recherchiertes Buch über eine Zeit, die immer noch ein wenig im Hintergrund bleibt. Wie immer sehr fesselnd geschrieben und äußerst emotional, dabei mit Charakteren, die mich schnell neugierig machten und mir sympathisch waren. Lediglich die kleinen Längen durch die vielen Reisen bei der Recherchearbeit der Charaktere nahmen mir hin und wieder ein wenig den Lesefluss, doch im Großen und Ganzen war es absolut einnehmend. Leseempfehlung!