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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2018

Flucht vor der Gewalt

Ich beobachte dich
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Lindsey flüchtet mit ihrer kleinen Tochter Sophie aus einer obsessiven Beziehung. Ihr Mann Andrew ist Alkoholiker, krankhaft eifersüchtig und gewalttätig. Er versucht noch, die beiden zu verfolgen, aber ...

Lindsey flüchtet mit ihrer kleinen Tochter Sophie aus einer obsessiven Beziehung. Ihr Mann Andrew ist Alkoholiker, krankhaft eifersüchtig und gewalttätig. Er versucht noch, die beiden zu verfolgen, aber weil er dabei einen tödlichen Unfall verursacht, muss er für einige Jahre ins Gefängnis. Lindsey nutzt die Zeit, um sich anderswo eine neue Existenz aufzubauen. Sie arbeitet hart, hat einen neuen, guten Freundeskreis und erlaubt sich vorsichtig den Glauben an eine freie Zukunft. Doch sobald Andrew auf freiem Fuß ist, hat er schon den neuen Aufenthaltsort ausfindig gemacht. Er mietet dort auch ein Haus. Lindsey fällt von einer Panik in die andere, weil schlimme Dinge in ihrer unmittelbaren Umgebung geschehen. Außerdem verschlechtert sich die Beziehung zu ihrer Tochter, die ihre erste junge Liebe erlebt. Doch auch dieser Jared scheint sehr zwielichtig zu sein. Als sich Lindsey endlich in Sicherheit wähnt, geht der Horror richtig los....

Der Roman wird wechselweise aus der Sicht von Lindsey und Sophie erzählt, was sehr zum allgemeinen Verständnis ihrer Handlungsweisen beiträgt. Anfangs gibt es noch einige Rückblenden in die Vergangenheit, die ebenfalls sehr wichtig sind, aber mich zugleich auch verwirrt haben, weil sie nicht chronologisch sind. Der Autor wirft eigentlich fast auf jeden Mann in der Nähe der beiden Frauen einen dunklen Schatten, so dass man sich immer fragt, ob tatsächlich Andrew hinter all den Gemeinheiten steckt, oder nicht vielleicht doch ein dritter ein böses Spiel spielt. Das trägt natürlich einerseits sehr zum Spannungsaufbau bei, aber manchmal ist es dann auch zuviel des Guten. Auch finde ich die Charakterisierung von Sophie und Jared nicht ganz ausgefeilt, weil Sophie oft nicht alterstypisch handelt und Jared ganz plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheint. Dennoch ist Chevy Stevens ein sehr spannender Thriller gelungen. Absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 02.06.2018

Serienmord in Aachen

Aachen Krimi Reihe / Der Racheengel - Ein Aachen Krimi
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"Racheengel" ist ein Regionalkrimi, der in der schönen Stadt Aachen spielt (für meinen Geschmack hätte es ruhig ein wenig mehr Lokalkolorit sein dürfen).

Es geht ein Serienmörder um, dem schon zwei Männer ...

"Racheengel" ist ein Regionalkrimi, der in der schönen Stadt Aachen spielt (für meinen Geschmack hätte es ruhig ein wenig mehr Lokalkolorit sein dürfen).

Es geht ein Serienmörder um, dem schon zwei Männer zum Opfer fielen. Weitere Taten sind fast schon zu erwarten, weil der Täter religiöse Botschaften bei den Leichen hinterlässt. Die Zeit rennt der Mordkommission unter Leitung von Karl Hansen davon. Nur langsam und zäh kommen die Ermittlungen voran, begleitet von den beissenden Kommentaren der Journaille und dem Damoklesschwert einer möglichen Übernahme des Falles durch das LKA.

Dieser Krimi ist durchaus spannend geschrieben und bietet eine überraschende Auflösung. Ich hätte mir mehr Ausseneinsätze und weniger Fallbesprechungen gewünscht, aber ich habe ja die Hoffnung, dass dieser Aachen-Reihe noch weitere Fortsetzungen folgen werden, die dieses kleine Manko umgehen.

Von der äußeren Aufmachung des Buches bin ich begeistert: ein zum Inhalt passendes Cover und ein sehr deutliches Druckbild auf hochwertigem Papier haben mir sehr gefallen.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Genialer Japaner

Inspektor Takeda und die Toten von Altona
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Die Hamburger Kommissarin Claudia Harms, einzige weibliche Beamtin im Morddezernat, vermutet nicht ganz zu Unrecht, dass ihr Vorgesetzter sie aufs Abstellgleis schieben will, als sie zur Betreuerin des ...

Die Hamburger Kommissarin Claudia Harms, einzige weibliche Beamtin im Morddezernat, vermutet nicht ganz zu Unrecht, dass ihr Vorgesetzter sie aufs Abstellgleis schieben will, als sie zur Betreuerin des japanischen Austauschpolizisten Ken Takeda ernannt wird. Der hat sich in Japan schon einen ausgezeichneten Ruf erworben, gerade was Suizide angeht. Pro forma sollen die beiden nun einen eindeutigen Selbstmord in Altona absegnen. Ein in der linken Szene ambitioniert agierendes Buchhändlerehepaar liegt tot im Ehebett. Doch Takedas Scharfsinn findet jede Ungereimtheit. Gemeinsam ist das Duo unschlagbar, Claudia mit ihrem Pragmatismus gepaart mit Bauchgefühl, Ken mit seiner messerscharfen Logik und seiner Kampftechnik. Die Kontraste machen die ganze Handlung sehr spannend, aber den gewissen Kick bekommt sie noch durch Takedas mangelnde Kenntnis der Feinheiten im deutschen Sprachgebrauch. Er nimmt alles wörtlich und zwingt so auch den Leser manches zu hinterfragen. Das sind für mich die liebsten Passagen und ich liebe den feinen Humor, der darin zugrunde liegt. Bislang gibt es zwei Takeda-Bände, und weil ich so begeistert bin, hoffe ich auf baldige Fortsetzung.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Tödlicher Baumschmuck

Tannenglühen
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Franziska Ferstl, eine Wiener Strafverteidigerin, Ende 50, gerade von einer schweren Erkrankung genesen, plant den beruflichen Ausstieg mit einer ausgiebigen Südfrankreichtour auf der geliebten Harley ...

Franziska Ferstl, eine Wiener Strafverteidigerin, Ende 50, gerade von einer schweren Erkrankung genesen, plant den beruflichen Ausstieg mit einer ausgiebigen Südfrankreichtour auf der geliebten Harley Davidson einzuläuten. Der plötzliche Mord an einem Kanzleipartner macht allem einen Strich durch die Rechnung, da ein anderer Seniorpartner direkt von zwei Personen als Mörder beschuldigt wird und sie ihren Max Frank nach all den Jahren freundschaftlicher Zusammenarbeit nicht im Stich lassen kann und will. Da sie einige Zeit aus dem Geschäft aussen vor war, tun sich nun wahre Abgründe vor ihr auf, als sie sich in die Vorgänge einarbeitet. Hinter ihrem Rücken wurden zwielichtige Geschäfte mit den Russen abgewickelt. Mit denen ist alles andere als gut Kirschenessen und auch die Schlinge um Franks Hals zieht sich immer fester zu, während er versucht, seine Franziska im Dunklen tappen zu lassen und irgendwie seine geldverschwendende junge Frau nicht zu verlieren. Nichts ist, wie es scheint, und dann dreht sich alles noch einmal herum.....

Die Handlung ist facettenreich erdacht und die Charaktere schön herausgearbeitet. Besonders gut gefallen hat mir, wie die Autorin das Wiener Flair in den Text einarbeitet. Sie kommt ohne plumpe Dialekt-Dialoge aus. Auch so weiß der Leser durch Feinheiten in der Satzstellung, dass er sich auf österreichischem Terrain befindet. Der Erzählstil unterstützt den Spannungsbogen, schweift nie ab und ufert nicht aus. Überhaupt: der Spannungsbogen hat es in sich, nie kann man seiner Vorahnung trauen, denn ständig kommen neue Indizien ans Licht und schon wechselt die Beweislage wieder. Toll.

Zum kleinen Star in einer Nebenrolle mutiert für mich die junge Kanzleihelferin Nathalie, die sich von Kapitel zu Kapitel vom mürrischen Gothicgirl in eine attraktive und tüchtige Mitarbeiterin verwandelt und hinterher wieder Richtung Gothic tendiert.

Ich finde, die Familiengeschichten rund um Franziskas Schwester hätten ruhig etwas weniger intensiv ausfallen können. Die waren zwar auch bunt und quirlig, auch nicht richtig langweilig, aber irgendwie lief dieser Erzählstrang nebenher ohne wirklich relevant zu sein.

Trotzdem: Tannenglühen ist ein sehr lebendiger Krimi, der Wienliebhaber und Krimifans gleichermaßen anspricht.

Veröffentlicht am 28.05.2018

Mutige Cora

Schwarzbubenland
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An der Journalistin Cora Johannis ist nichts konventionell. Sie hat lange freischaffend aus gefährlichen Krisengebieten berichtet, aber nun muss sie ihren Lebensmittelpunkt wieder im heimatlichen Solothurner ...

An der Journalistin Cora Johannis ist nichts konventionell. Sie hat lange freischaffend aus gefährlichen Krisengebieten berichtet, aber nun muss sie ihren Lebensmittelpunkt wieder im heimatlichen Solothurner Umland einrichten, damit sie ein Auge auf ihre anstrengend pubertäre Tochter Mila werfen kann. Zum Glück lebt noch der erwachsene Sohn Julian mit im Haushalt, der als ausgleichendes Element zwischen den aufbrausenden Frauen fungiert. Die Auftragslage ist schlecht, die Lebenskosten hoch, so schätzt Cora sich glücklich als sie von Herrn vom Staal auf einen Cold Case angesetzt wird. Elisabeth vom Staal ist vor Jahren spurlos verschwunden, und da sie vor der Ehe in einem Bordell gearbeitet hatte und ursprünglich aus Russland stammt, wurde damals der Fall schnell ad Acta gelegt. Man glaubte, Elisabeth hätte nur das Ziel gehabt, ihren Ehemann auszunutzen.

Kein Wunder also, dass sich vom Staal beim Auftauchen von neuen Hinweisen einen privaten Ermittler sucht und eine üppige Bezahlung garantiert. Cora findet tatsächlich eine heiße Spur, die aber nicht nur zwei wichtigen Zeugen den Tod bringt, sondern auch sie selbst allerhöchster Gefahr aussetzt.

"Schwarzbubenland" ist mehr als ein Regionalkrimi, denn trotz der gemütlich schweizerischen Ausdrucksweise, die wirklich äußerst dezent zwischen den Zeilen durchschimmert, entwickelt sich ein Spannungsbogen, der nur hin und wieder durch häusliche Erziehungsscharmützel unterbrochen wird. Auf dem Cover prangt ganz zu Recht ein roter "Bestseller"-Button.